einen Begriff von der Bedeutung der inneren Einrichtung und Ausstattung geben. Hans Heinrich Abbecks erster Quartalzettel beläuft sich auf nicht weniger als 227 fl. 2 21 dl., sein zweiter auf 138 A. 6, 21 dl., sein dritter auf 211 fl. Meister Kaspar Sprinckharts zweiter Quartalzettel erreicht sogar die beträchtliche Höhe von 626 Gulden.403) Von den Kaminen auf den Gängen sind die vier im zweiten Stockwerk besonderer Hervorhebung würdig. Von bedeutenden Verhältnissen, stark hervortretendem architektonischen Aufbau und lebendig in der Behandlung des Bildschmuckes wirken sie auf das vorteilhafteste. An den Seiten unten lehnen sich männliche und weibliche Karyatiden, auf den Voluten lagern symbolische Gestalten, und vorn oben sind Götterfiguren angebracht: Apollo, Venus mit Amor, Juno und Minerva. Mit Recht bemerkt ein gleichzeitiger Berichterstatter, dass sie auf die lebendige Manier possiert und verfertigt<< seien. Er spricht allerdings zunächst nur von den oben seitlich angebrachten Figuren, mit denen Abraham Grass am 30. März 1618 seine Arbeit begonnen, den vier Elementen »in Jungfrauengestalt<«, die, nicht ganz in Lebensgröfse, seitlich an den Kaminen >>zur Zier« ihre Aufstellung gefunden404) haben. Auf dem letzten Kamin ist nun allerdings oben rechts Arethusa mit der strömenden Urne, links eine Göttin, die ein pausbackiges Kindergesicht hält, Wasser und Wind angebracht, Symbole, welchen die des ersten Kamins mögen entsprochen haben, von denen die noch erhaltene Figur links eine Göttin mit Früchten die Erde darstellt. Acht Thonreliefs, je zwei zusammengehörig, schmücken unten die Vorderseite der Kamine. Sie behandeln mythologische oder historische Stoffe: die Landung der griechischen Flotte bei Tenedos, ein Gefecht vor Troja, 405) Aeneas, der den Anchises trägt, die Einweihung Roms mit Romulus und Remus, die von der Wölfin gesäugt werden; links auf der Seite: Curtius, der sich in den Erdschlund stürzt, und den Sabinerraub und darunter das Brustbild Julius Caesars und endlich auf dem vierten Kamin Caesars Ermordung und einen römischen Triumphzug. Eine nicht geringe Verwirrung herrscht wegen der Urheberschaft der Stuckaturen in den Galerien des ersten und zweiten Stockwerks. Murr führt die mythologischen Darstellungen*) und das Gesellenstechen auf Abraham Grafs zurück. Er hat aber für seine Behauptung keinen anderen Beweis, als dass jene mythologischen Figuren mit Blättern des genannten Meisters, von dem er vermutet, dass er in Italien gewesen, Aehnlichkeit aufweisen. Er bemerkt dann selbst, dass unter der letzten der allegorischen Darstellungen die Buchstaben H. K. angebracht seien, wird aber auf den Widerspruch, der hier vorliegt, nicht aufmerksam.406) Lochner verleiten diese Anfangsbuchstaben, einen angeblichen Hans Kern als den Künstler in Anspruch zu nehmen.407) Ein Leonhard Kern, der die vier Monarchien über den Rathausportalen fertigte, ist uns bekannt geworden, später begegnet auch ein Johann Jakob Kern, Sohn des ebengenannten, der aber erst 1656 von seiner Studienreise in Italien zurückkehrt.408) Von einem Bildhauer Hans Kern hingegen verlautet urkundlich nichts. *) Die einzelnen mythologischen Darstellungen s. unter Anmerkung 406. Der Name beruht auf einer willkürlichen und unrichtigen Ergänzung jener beiden Anfangsbuchstaben. So will es freilich erscheinen, wenn man die urkundlichen Zeugnisse zu Rate zieht. Nach einem Ratsverlass vom 8. Oktober 1618 hatten damals die beiden Kalkschneider, wie sie genannt werden, Heinrich und Hans Kuhn von Weikersheim, die Graf Philipp Ernst von Hohenlohe empfohlen hatte, dem Rat ihre Dienste angeboten. Baumeister und Deputierte werden nun beauftragt, sie einige Gemächer sehen und sich darüber aussprechen zu lassen, ob es nicht von Nöten sein werde, solche Arbeit bis auf den kommenden Frühling zu verschieben.409) So weit sich ersehen läfst, traten sie damals noch nicht, sondern erst 1621 in den Dienst des Rats. Die an der unteren wie oberen Galerie angebrachte Jahreszahl 1621 beweist, dass die Stuckaturarbeiten hier im wesentlichen damals schon vollendet waren. Der Ausweis darüber ist mit der Peuntrechnung des Jahres 1621 zu Grunde gegangen. Die Rechnung des Jahres 1622 verzeichnet den Betrag von 180 Gulden von der oberen vnd vnteren Galleria neben dem oberen Stockwerk mit den 2 Turnieren zu weisen. <<410) Der Fehler, der darin liegt, dass hier von 2 Turnieren die Rede ist, während doch nur das eine im zweiten Stockwerk und die allegorischen Bilder im ersten gemeint sein können, thut nichts zur Sache. Es ist hier ohne Zweifel das letzte Handanlegen, Ausbessern und Ueberarbeiten gemeint. Sie müssen dann ihre Arbeiten an den Wänden der oberen und unteren Galerie wieder entfernen und die Wände neu überziehen, wofür ihnen noch 30 Gulden ausbezahlt werden. Von den Stuckaturen sind an erster Stelle jene des zweiten Stockwerks zu nennen, welche das am 28. Februar 1446 zur Verherrlichung der Hochzeit des Wilhelm Löffelholz mit der jungen Witwe Kunigunda Ebner, einer Tochter des Konrad Paumgartner, auf dem Marktplatz abgehaltene grosse Gesellenstechen der jungen Patrizier darstellen. 39 Helme waren damals eingeritten, jeder mit einem Rüstmeister, Stangenführer und zwei Fussknechten, alle in der Farbe ihres Herrn gekleidet. Die Stecher ritten sämtlich in hohen Zeugen durch Wappen, Schild und Helmkleinod ausgezeichnet. Den Stechern hatte die Braut drei Kleinode ausgesetzt, ein Heftlein zu 12 fl., einen goldenen Ring zu 8 fl. und einen Kranz zu 4 fl. Am Montag vor Fastnacht, dem sog. Geilenmontag, ritten die Stecher von der Seite der Frauenkirche aus in die auf dem Markt errichteten Schranken, und es begann nun vor den auf Gerüsten aufserhalb der Schranken stehenden Zuschauern ein fröhliches Stechen, in dem sich Konrad Haller, Berthold Volkamer und Stephan Tetzel die Preise errangen. Als Vorlage für ihre Arbeit diente den Künstlern ein Gemälde, das sich der alte Berthold Volkamer, der selbst mitgestochen, in seiner Behausung in St. Aegydien Gasse in einer grossen Stuben auf ein ausgespanntes Tuch, jeglichen Stecher mit Farben und Cleinodien, mit Fleiss malen lassen, welche Behausung nachmals Herr Christoph Tetzel der Aeltere und Losunger erkauft und das vielgedachte Gestech verneuern lassen.<<< Unter Zugrundelegung dieses Gemäldes*) haben die Künstler ein durchaus selbständiges und bedeutendes Werk geschaffen. In starkem Relief sich abhebend, in einzelnen Teilen sogar völlig vom Grunde losgelöst, erweckt es in seiner bedeutenden Ausdehnung, in seinem Reichtum an Figuren, in der Lebendigkeit der Handlung, endlich in seiner untadelhaften Technik eine hohe Vorstellung von der Gestaltungskraft und Kunstfertigkeit seiner Urheber. Aus der Zeit seiner Entstehung ist wohl kaum etwas zu nennen, wodurch es irgendwie in Schatten gestellt würde, unsere Zeit aber hat nichts aufzuweisen, was ihm an die Seite gesetzt werden könnte. Die Künstler haben ihren Gegenstand völlig durchdrungen und dem Charakter der Zeit gemäss, in der die Handlung spielt, zur Darstellung gebracht. Paare von Stechern, die sich zum Kampfe anschicken, auf einander losrennen, sich bedrängen, eins, das schon die Entscheidung des Kampfes in dem Sturz des einen Kämpfenden zur Anschauung bringt, dazwischen die sonst beteiligten Personen, die Kampfrichter in eifriger Unterhaltung, zu Ross haltende Patrizier, Herolde, Rüstmeister und Stangenführer, Zinkenbläser und Schalksnarren, aufsen an den Schranken die dem Spiel mit Aufmerksamkeit folgenden Zuschauer, während vom Portal der Frauenkirche 3 Zinkenbläser, die hier unter anderen Personen Stellung genommen, ihre lustigen Fanfaren ertönen lassen alle diese Einzelheiten sind zu einem grossen und einheitlichen Bilde zusammengefasst, das eine bedeutende Wirkung hervorruft, ja als ein wahres Meisterwerk bezeichnet werden muss. Dieselben Künstler verfertigten nachweislich die Stuckarbeiten im Stüblein oberhalb der Bürgermeisterstube, das höchst wahrscheinlich mit dem langgestreckten Raume im zweiten Stock zwischen dem grossen und kleinen Hof identisch ist. Hier sind als Hauptstücke die Personifikationen der Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe angebracht. Auch die schönen Stuckaturen an dem oberen Gewölbe der grossen Rathaustreppe sind ihre Arbeiten. Weiterhin überziehen sie die 6 oberen Gemächer, darunter, wie bereits erwähnt, den kleinen Saal und führen die Stuckarbeiten in den beiden runden Gewölben im mittleren Turm und in den Zimmern der beiden Seitentürme und endlich noch jene im unteren Gemächlein am Saal aus. Im ganzen verzeichnet allein die 33. Wochenrechnung der Peunt v. J. 1622 741 fl., die ihnen ausbezahlt wurden, darunter ein Trinkgeld für den Gesellen von 12 fl. und ihnen selbst zur Abfertigung 100 Gulden. 410) Von den Oefen, die jetzt nicht mehr vorhanden sind, scheinen besonders die des zweiten Stockwerks vorzügliche Arbeiten gewesen zu sein. Murr rühmt von ihnen, dass sie den Beifall aller Kunstliebhaber verdienten. Sie waren Es ist dies fast mit Notwendigkeit anzunehmen. Der Ratschreiber Müllner, der ein Zeitgenosse der Künstler war, schreibt über das genannte Gemälde, dass es sich noch in der Behausung an der Egydienstrasse befunden, auch waren »in Stech- und Schembartbüchern viel Copien gemacht worden.« Auch Konrad Haller hatte es in seinem Buch von den Nürnbergischen Geschlechtern malen lassen S. übrigens Lochner in seiner Erläuterung zu dem Nürnberger Gesellenstechen v. J. 1446 etc. radirt und herausgegeben von Phil. Walther. 2. Auflage. Nürnberg. Joh. Leonh. Schrag. Arbeiten der Hafner Georg Vest und Jörg und Christoph Leupold, die sie 1621 und 1622 anfertigten, jener den Ofen im kleinen Rathaussaal, wozu Benedikt Wurzelbauer, wenn wir Murrs Angaben folgen dürfen, die metallenen Bilder der Tiere und die Leisten bereits 1619 gegossen hatte, sowie einen weifsen in der Silberstube, Jörg Leupold die übrigen. 411) Leupold hatte auch Pfalzgraf Johann Friedrich von Pfalz-Neuburg Oefen zu liefern versprochen, hielt aber weder im einen noch im anderen Falle die Zeit ein. Der Pfalzgraf drängte beim Rat, und dieser liefs dann Deputierte und Baumeister vernehmen, was für Arbeit Leupold ins Rathaus zu fertigen habe, und ob sie noch zurückgestellt werden könne. 412) Die Auskunft, welche erfolgte, muss wenig günstig für Leupold gelautet haben. Man liefs ihn nämlich auf einen versperrten Turm gehen«, und auf des Baumeisters Klage, dass er die Arbeiten für den Rat nicht fördere, sondern viel mehr für andere arbeite, zu Rede halten 413). Er wurde zwar nach einigen Tagen auf Ursehde und mit Bezahlung der Atzung der Turmhaft entledigt, zugleich aber ebenso wie Georg Vest unter Androhung des Turms angewiesen, die angedingte Arbeit innerhalb eines Monats auszuführen. Leupold gab man noch besonders zu verstehen, man könne ihm nicht gestatten, fremde Arbeit anzunehmen und dadurch die für den Rat übernommene zu verzögern. Zugleich erhielt der Baumeister den Auftrag, die Platten mit dem ehesten legen zu lassen, damit sich Leupold nicht mehr entschuldigen könne. Pfalzgraf Johann aber bat man um Geduld: Leupold habe nötige Arbeit. Das war am 11. September 1621.414) Am 30. April 1622 waren indes weder die Oefen im Rathaus noch die für den Pfalzgrafen gesetzt. Leupold versprach nun wohl, in den nächsten drei Wochen einen Ofen im Rathaus und in 6 Wochen sechs für den Pfalzgrafen aufzustellen, 415) aber dieser musste sich noch etwas länger gedulden. Am 27. Mai wird nämlich Leupold wieder einmal vom Rat aufgefordert, seinem Erbieten mit Setzung der Oefen im Schloss zu Hilpoltstein in bestimmter Zeit nachzukommen, da ihm der Pfalzgraf bereits Geld geschickt habe. Man werde ihn sonst einen anderen Ernst erfahren lassen. 416) Doch hatte es damit vorläufig noch gute Wege. Im Mai etwa des folgenden Jahres verlangte der Rat man muss dessen Langmut bewundern eine Erklärung von Leupold, worauf dieser sich dahin aussprach, er wolle die Oefen Pfalzgraf Johann Friedrichs zu Hilpoltstein noch vor dem 1. August setzen, von denen des Rats aber könne er vor Winterseintritt nicht mehr als die Kästen fertigen. Diese Erklärung liefs der Rat dem Pfalzgrafen mitteilen, dem Leupold aber eröffnen, er versehe sich zu ihm, dafs er die Oefen auf dem Rathaus noch vor Michaelis vollende. Sollte er aber noch länger säumig sein, so werde man ihn ins Loch einziehen und gar zur Stadt hinausweisen. Es wird ihm noch auferlegt, inzwischen aller anderen Arbeit müssig zu stehen, der Baumeister aber soll sich zu gemeiner Arbeit<« eines anderen Hafners bedienen.417) |