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Partie aus dem Gesellenstechen an der Gangdecke des zweiten Stockes

Meisenbach

von Hans und Heinrich Kuhn.

ganz erkleckliche Summen. Der erste vom 9. März beträgt 58 fl. 4 6 dl., der zweite vom 28. Mai 83 fl. 4 6 dl., der dritte vom 20. September 167 fl. 4 6 6 dl., der vierte vom 23. November erreicht gar die Höhe von 350 fl. 6 9 dl. Christoph Leupold steht nur mit einem Posten von 94 fl. 4 6 dl. unterm 23. November vermerkt. Besonders schön war der grosse weisse Ofen in der oberen Stube oberhalb der Kriegsstube, den der Possierer Georg Vest und Meister Georg Leupold um den beträchtlichen Preis von 300 fl., denen noch 50 fl. als Verehrung hinzugefügt wurden, verfertigten. Endlich sei noch erwähnt, dass auch zwei eiserne Oefen im Rathaus Aufstellung fanden. Christoph Behaim erhielt dafür anstatt der sämtlichen Erben der Katharina Römerin 60 fl. ausbezahlt.418)

Seit dem Abschluss des Rathausbaues im Jahre 1622 bis zu den Erweiterungsbauten in unseren Tagen haben bauliche Aenderungen von Belang nicht stattgefunden. Im Gegenteil, das Rathaus und insbesondere der Saal litten unter der Verwahrlosung, der sie zu Zeiten anheimfielen. Im Saal stieg das Publikum das Gitter hinan, SO dass sich der Rat 1716 zu einer Weisung an den Baumeister veranlasst sah, nach dem metallenen Gitter auf dem grossen Saal sehen zu lassen, ob es durch das Hinaufsteigen der Leute gelitten habe.419) Unbegreiflich aber erscheinen die Zustände, wie sie uns 1727 entgegentreten. Nicht allein, dass der Saal höchst unrein gehalten wurde, es hatten ihn sogar die Hunde zu ihrem Tummelplatze ausersehen, die haufenweise darin herumliefen. *) Fast scheint es demnach, dass er ohne alle Aufsicht offen stand, vielleicht sogar der Thüren entbehrte. Der Rat liefs den Knechten eine bessere Aufsicht anbefehlen und erteilte den weiteren Auftrag, die Hunde durch die Schützen hinwegpeitschen zu lassen.420) Vielleicht legte dieser entsetzliche Zustand, der kaum glaublich erscheinen würde, wenn er nicht durch amtliche Quellen bezeugt wäre, den Gedanken einer Saalrestauration nahe, der um diese Zeit auftauchte, ohne indes zur Ausführung zu gelangen. Ein Bericht des Malers und Akademiedirektors Joh. Martin Schuster,421) den dieser leider ohne Zeitangabe an den Stadtbaumeister erstattete, gibt uns darüber näheren Aufschluss. Danach waren die Gemälde zur Hälfte völlig ruiniert. Die Gerichtsscene und die Malereien über den Fenstern waren kaum noch zu erkennen. Der Berichterstatter meint, die Inskriptionen könnten bleiben, aber es müssten ganz neue Figuren erdacht werden. Dem Triumphwagen dagegen glaubt er durch Abwaschungen, wodurch der Staub und die gröfste Schwärze beseitigt würden, helfen zu können. Meister Wolf könnte ihm dabei helfen, der auch einen Oelkitt zu bereiten wüsste, um damit den Grund, wo er sich gehoben oder abgeschält, wieder zu verstreichen. Er selbst aber gedachte dann in einer Art, die er in Rom gelernt, das Gemälde wieder zu erfrischen, ohne es viel mit Farben zu übermalen. Dies würde nur nötig erscheinen an jenen Stellen, die völlig abgesprungen wären. Dort aber gedachte er das Neue mit dem Alten so zu verbinden, dass man nicht im Stande sein sollte, die Stellen zu entdecken. Nur das Bedenken hatte er, ob das Gemälde die von ihm erwähnte Art aushalten würde, weil nur ein schwacher Grund vorhanden wäre. Es würde sich daher empfehlen, zunächst, um nichts zu verderben, an einem Kopf eine Probe zu machen. Sollte es gelingen, so würde das ganze Werk sehr schön zum Vorschein kommen und beinahe als neu sich darstellen. Aber auf eine weitere Schwierigkeit war er noch gestofsen. Da der Triumphwagen viel Zieraten aufwies mit geschlagenem Gold an der Architektur, wo hinein dann schattiert worden, eine Art, die damals nicht mehr üblich, so war er ratlos, wie das Abgesprungene zu ersetzen wäre. Zwar sei ihm die Art wohl bekannt, das Gold auf der Mauer zu befestigen, nicht aber, wie es mit dem Alten zu vereinigen, ohne fleckig zu werden. Jedoch hoffte er, vielleicht jemanden zu finden, der damit vertraut wäre.

*) Ueber ähnliche und noch ärgere Zustände in den Kirchen s. Siebenkees, Materialien IV., S. 500, 501.

Von dem Bericht ist noch der Schluss für uns von Interesse. Joh. Martin Schuster war durch fleissiges Untersuchen und Nachforschen« zu dem Ergebnis gelangt, dass drei Hände bei den Malereien beteiligt gewesen. Die ganze Invention rühre von Albrecht Dürer und sei von Georg Penz ausgeführt worden. Weil es dann schwarz geworden, woran der schlechte Grund nicht wenig Schuld getragen, habe es Paul Juvenell wieder übermalt und ausgebessert, wie er denn auch an verschiedenen Orten von seiner eigenen Invention hinzugethan, was man noch deutlich erkennen könne. Endlich bemerkt er noch, dass die Figuren im Gericht von viel geringerer Qualität seien, als die übrigen.

Dieser Bericht, der uns manches Neue über das damalige Restaurationsverfahren bietet, ist auch um deswillen von Wichtigkeit, als er zeigt, dass verschiedene Hände, wie wir bereits nachgewiesen, bei den Gemälden im Saale beteiligt waren, und als er ferner den Beweis liefert, dass damals die Gemälde schon manches von ihrer Ursprünglichkeit eingebüfst hatten. Kleinere und gröfsere geschichtliche Verstösse, die sich der Berichterstatter zu Schulden kommen läfst, wollen wir ihm nicht anrechnen, da er nicht in der Lage war, sich nach dieser Richtung hin gründlicher zu unterrichten.

V.

Baumeister, Werkleute und Arbeiter.

Bedeutung des Rathausbaus. Der Rathausbaumeister. Frühere Meinung.
Historische Entwicklung des Baumeisteramts seit dem 14. Jahrhundert. Die Rats-
baumeister ursprünglich Deputierte oder Kommissare des Rats. Das Bauamt ein
Verwaltungsamt. Der Schaffer und Anschicker der Peunt. Die Stadtwerkmeister.
Die Steinmetzen Architekten. Bedeutende bürgerliche Baumeister in Nürnberg.
Bauherrn, Baumeister, Baudeputierte und Werkleute. Entstehung der Fabel von der
Erbauung des Rathauses durch Eustachius Karl Holzschuher. Gründe dagegen. Jakob
Wolff der jüngere der Rathauserbauer.
Baubureau, Arbeitsräume, Steinmetz-
hütte etc. Leben und Stellung der Bauwerkmeister. Die Arbeiter. Arbeitszeit, Lohn-
verhältnisse, Verehrungen und Mahlzeiten.

JAKOB

WOLFF

AS Genie des Baukünstlers hat in dem Nürnberger Rathaus ein Werk geschaffen, das seine Stelle unmittelbar neben den bedeutenderen Bauten jener Zeit einnimmt. Einfach, gross und edel wirkt dieser Bau, der seine Wesenheit und Bestimmung auf den ersten Blick offenbart. Die Façade in einer Ausdehnung von 86 Metern sich hinziehend hat trotzdem nichts Einförmiges. Die drei dorischen Portale in der Mitte, oben und unten, die durch symbolische Bildwerke eine wohlthuende Belebung erfahren haben, dann die drei in breiter Grundlage aus dem Bau emporragenden Türme, von denen der mittlere besonders durch seine Mächtigkeit wirkt, haben ohne Zweifel den Zweck, die Längenwirkung des

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Die obere Abbildung bringt das schmiedeeiserne Oberlichtgitter des mittleren Rathausportals.

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