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Siegel des Handelsprivilegs König Ludwig des Baiers für Nürnberg vom Jahre 1332.

Nach einer pohotographischen Aufnahme.

wurde, der ein Schwert von ausserordentlicher Grösse, einen bleichgelben ledernen Gürtel, ein Paket mit Nähnadeln von sechserlei Art und einen Goldgulden zu überreichen hatte, 10) wodurch ohne Zweifel die Erneuerung der Handels- und Zollfreiheit ausgedrückt werden sollte.

Können nun jene Skulpturen nach der Wahl der Stoffe sehr wohl in die Zeit der Erbauung des Rathauses versetzt werden, so ist ein Gleiches der Fall, wenn man die Form derselben einer näheren Betrachtung unterstellt. Abgesehen von der primitiven Darstellung im allgemeinen, wovon schon oben die Rede war, zeigt sich in der Anordnung und dem Fluss der Gewänder jener Charakter, wie er in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts beliebt war, aber auch schon in dessen erster Hälfte begegnet.

Bezüglich der ehernen Tafel über der Thür am sogenannten Ratsgänglein, auf der die Mahnworte stehen:

Eins manns red ist eine halbe red,
Man soll die teyl verhören bed

hat man geschwankt, ob sie nicht wohl der ältesten Periode des Rathauses zuzuweisen sei.***) Sie kann indes in ihrer jetzigen Gestalt unmöglich so weit zurückreichen. Die vorgeschrittene gotische Schrift mit den verschlungenen Initialen, die sich in scharfem und schönem Gusse vom Grunde abhebt, sowie das fliessende Blattornament, das sie oben einfasst, lässt auf das erste Viertel des 16. Jahrhunderts schliessen; wahrscheinlich ist sie bei der grossen Saalrestauration 1520/21 an Stelle einer älteren eingesetzt worden. Das Vorhandensein einer ähnlichen Tafel vor dieser Zeit bezeugt ein vor dem Ausbruch des ersten markgräflichen Krieges an Pfalzgraf Ludwig bei Rhein ergangenes Schreiben Markgraf Albrecht Achills, 112) worin er seinem Unmut über ein von den Nürnbergern an den Pfalzgrafen gesandtes Schriftstück bezüglich der Heideckischen Händel Worte leiht. Unmöglich, schreibt er, könne das auf dem Rathaus zu Nürnberg gemacht sein; wann wo das wäre, het villeicht ir einer des rats über sich gesehen, da stet geschriben:

Eins manns rede, ein halbe rede,
man soll sie verhören bede.<<<

Schon in frühester Zeit mag auch der vor der Restauration i. J. 1520 auf der Westseite zwischen den beiden Saalthüren angebrachte Pfeiferstuhl bestanden haben, von dem herab die Pfeifer und Posauner oder, wie sie auch hiefsen, die Hofierer zum Mahl und Tanz aufspielten, während unter demselben im 16. Jahrhundert bis 1546 drei von den sogenannten armen oder gemeinen Töchtern des Frauenhauses bei den Tänzen ihren Platz einnehmen durften. Im 15. Jahrhundert und vielleicht auch früher war es allen Weibern des Frauenhauses gestattet gewesen, sich bei den Tänzen auf dem Rathause oder beim Derrer öffentlich zu zeigen. Im Jahre 1496 aber, in welchem der Rat eine strengere Handhabung der sittlichen Ordnung überhaupt eintreten liefs, 113) wurde dieses Privileg zurückgenommen, um dann späterhin in jenem beschränkteren Umfange auf hohe Fürbitte hin wieder eingeführt zu werden. 114)

Man darf annehmen, dass der Rathaussaal von Anfang an durch Gemälde geschmückt war. Sigmund Meisterlein schreibt in seiner Chronik, 115) das Rathaus sei mit Historien, genommen aus Valerius Maximus, Plutarch und Gellius, ausgemalt gewesen, und diese Historien hätten Ratsherren, Richter, Notare und Schreiber zur Gerechtigkeit anspornen sollen. » Aber,« setzt er hinzu, das gemeld hat abgenommen und ist auch veracht das, was es bedeutet. « Urkundlich nachweisen lassen sich Gemälde im Rathause bereits 1378. Für den 17. Mai dieses Jahres steht in der Stadtrechnung für Reinigung des Rathauses, für Abwischung und Säuberung der Bilder ein Posten von 1/2 Heller vorgetragen. 116) In demselben Jahre wurden auf dem Rathause auch »lewhteysen vmb vnd umb zu dem thurney<< angebracht. 117) Damals muss der Saal in seiner alten Holzdecke, in dem Schmuck seiner Gemälde und Banner einen eigenartigen Anblick gewährt haben. Ein gedämpftes Licht fiel durch die nicht klar durchsichtigen, bleigefassten Gläser und milderte den oft grellen Farbenwechsel, der hier auf das Auge wirkte. Ob auch noch ein Teil der Kannen, die der Rat von Zeit zu Zeit anschaffte und mit Schildlein und Wappen bemalen liefs, zu Schmuck und Zier im Saal aufgestellt war, scheint doch ein wenig zweifelhaft. Wie aus einem Rathausinventar v. J. 1585118) zu ersehen, waren sie dem Hauswirt in Verwahr gegeben und wurden bei den mannigfaltigen Festlichkeiten, denen der grosse Saal zu dienen hatte, benützt. Ja, selbst bei den Sitzungen des Rates, wenn sie andauernd und heiss wurden, verschmähte man einen guten Trunk keineswegs.119)

Es mögen auch noch die Armbrüste und Tartschen, welche der Rat von Zeit zu Zeit frisch bemalen und mit neuen Schildlein und Wappen ausschmücken liefs, in der Ausstattung des Saales eine Stelle gefunden haben, 120) obgleich wir über einen solchen Zweck nichts Bestimmtes vernehmen. Paniere und Fähnlein aber liebte man an diesem Orte anzubringen. Das im Jahre 1393 auf Geheiss des Rats entworfene Reichspanier, wofür der Seidennähter Martin Unger 5, 16 Schilling Heller empfing, bekam seinen Platz auf dem Saal, wo auch wohl das 1383 angefertigte grosse Panier und das kleine Rennfähnlein, die, aus Seide und Gold gefertigt, II und 12 Schilling Heller kosteten, mit anderen Emblemen aufgehängt waren. 121) Kriegstrophäen sogar pflegte man zu Schmuck und Ehre in dem Saale anzubringen. Die drei in der Schlacht bei Pillenreuth erbeuteten Banner, von denen das Herzog Ottos mit den Gemälden der Pfalz und Bayerns geschmückt war, und die andern beiden ein kleineres und gröfseres schwarzweifses burggräfliches Panier darstellten, wurden der Jungfrau Maria, deren Name in der Schlacht als Losung ausgegeben war, geopfert und in der Liebfrauenkirche aufgehängt, drei Trommeterbanner aber sollten auf dem Rathause den Sieg der Stadt verkündigen.122)

Bei besonders festlichen Anlässen prangte der Saal in reichem Schmuck köstlicher Teppiche, die dann das Getäfel oberhalb der Sitze bedeckten. 123) So wurde es auch später gehalten, beispielsweise auch im Jahre 1792, als der Rat dem Collegium medicum bei seinem 200jährigen Jubiläum im Rathaussaal die gefärbten Tapeten zur Behängung desselben bewilligte. 124)

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König Ludwig der Baier, Steinrelief an der Ostwand des grossen Rathaussaales.

Nach einer photographischen Aufnahme.

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