die Gemächer der Häuser am Herrenmarkt nicht in der gleichen Höhe lagen. So hätte sich dann die Notwendigkeit ergeben, bisweilen etliche Staffeln ab-, bisweilen aufzusteigen,<< ein Übelstand, der dem Kaiser hätte beschwerlich fallen können. Es blieb daher bei dem herkömmlichen Rathausplatz, nur wurde der Stuhl erweitert, die Herren M. Pfinzing, S. G. Holzschuher, Jer. Tetzel und C. Schlüsselfelder aber beauftragt, die Bürgerschaft zur Huldigung erfordern zu lassen und anzuweisen. Die Ausschmückung des Huldigungsstuhls mit >>Tapezerei< hatte diesmal allem Anschein nach der Rat selbst zu besorgen. Im Juli war ihm durch seinen Syndikus in Würzburg, Bernhard Prätorius, die Nachricht zugekommen, dass er die Burg selbst mit »Tapezerei« werde zieren müssen, ebenso den Huldigungsstuhl, der an den Stellen, wo kaiserliche Majestät stehen oder sitzen werde, mit Sammet zu belegen sei. Der Rat beschliefst nun, zunächst den Kammerfurier zu erwarten, um von ihm zu erfahren, ob gar keine Tapezerei mitgeführt werde, oder ob sie etwa nicht zeitig genug ankomme. In diesem Falle wolle man zusehen, ob man nicht bei einigen Geschlechtern, wie den Imhof, Haller, Pfinzing, Scheurl u. a., Teppiche entlehnen könne, um damit die vornehmsten Gemächer im Schloss und den Huldigungsstuhl zu bekleiden. Der Baumeister aber erhielt den Auftrag, den Stuhl unverzüglich zu richten und an seinem gewöhnlichen Ort aufmachen zu lassen. Selbst die Kaiserkrönung König Sigmunds zu Rom i. J. 1433 wurde durch glänzende Feste in Nürnberg gefeiert. Das Volk zündete auf dem Markte ein Freudenfeuer an, um das es herumtanzte, während Pfeifer und Posauner von St. Sebalds Chor herab musizierten. Am Tage darauf hielt der Rat, um den festlichen Tag noch besonders auszuzeichnen, einen Tanz auf dem Rathause ab.136) Die Anwesenheit der Kaiser pflegte noch durch besondere Lustbarkeiten mit Tanz und Spiel begangen zu werden. 1442 wurde dem Könige Friedrich III. neben den sonst üblichen Ehren noch ein Fest auf dem Rathaus veranstaltet, bei welchem vier Tänze aufgeführt wurden. Der Wein floss in Strömen, dazu reichte man Obst, Konfekt, Trisanet*) und Datteln. Zur Repräsentation und Aufrechthaltung der Ordnung waren 8 Schützen**) auf der Rathaustreppe postiert, zwei im Saale selbst. Zur Beleuchtung dienten Wachsund Unschlittlichter, wofür allein eine Ausgabe von 8 neu und 10 ẞ verrechnet steht. 137) Als er 1471 als Kaiser nach Nürnberg kam, folgte er einer Einladung des Rats mit dem Erzbischof Adolf von Mainz, dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg und der venetianischen Botschaft zum Tanz auf dem Rathaus. So herablassend zeigten sich die hohen Gäste, dass sie bei allen Frauen und Jungfrauen die Runde machten, um ihnen die Hand bieten. Dann setzten sie sich auf die Bank gegen Ruprecht Hallers Haus zu der Südseite des Saales und liefsen die Grafen, Herren, Ritter und Edelleute eine lange Weile tanzen und einen frischen Mut haben. Fast zu *) Trisanet, Trisenet, gebähete Semmelschnitten, mit Wein begossen und mit Zucker und gestossenen Gewürzen bestreut. Schmeller-Frommann I, 675. Adelung, Wbch. **) Polizeiaufseher, Amtsknechte. Schmeller-Frommann II, 493. vorwurfsvoll merkt der Chronist es an, dass für den Kaiser kein besonderes Gestühl aufgerichtet gewesen sei. £38) Bei seinem weiteren Aufenthalt in Nürnberg i. J. 1487 wurde auf Anordnung des Rates das Gestühl für ihn aufgeschlagen, alles Erforderliche für den Tanz vorgesehen und eine Tanz- und Reihenordnung aufgestellt. Ortolf Stromer, Sebald Rieter, Niklaus Gross, der junge, Anthoni Tucher und Gabriel Muffel waren die Festordner. 139) König Maximilian beteiligte sich bei seiner Anwesenheit in Nürnberg i. J. 1491 zweimal an einem Tanze auf dem Rathause. Das erste Mal, am 13. Juni, als der Wolkensteinerin Tochter mit dem jungen Alexius Haller Hochzeit hielt, waren mit ihm auch Markgraf Friedrich von Brandenburg und Herzog Albrecht von Sachsen zugegen. Auf Bitten der Frauen gab damals der König einen Söldnerhauptmann, der sich auf dem Zuge des Königs gegen Ungarn an einer Meuterei beteiligt hatte und nun in Nürnberg auf dem Markte hingerichtet werden sollte, frei. Es wird erzählt, dass er in seiner ritterlichen Art die Worte gesprochen habe: »Hätten uns alle Fürsten und Grafen, Ritter und Knechte für ihn gebeten, ich hätte ihnen keine Gewähr gegeben, aber wir wollen euch gewähren und ihn freigeben. << 14°) Etwa vierzehn Tage später gab der König selbst einen Tanz auf dem Rathause, obschon er am selben Tage ein Gesellenrennen und -Stechen auf dem Markte hatte veranstalten lassen, wobei er in eigner Person im Rennzeug aufgetreten war. Mancherlei Tänze und Spiele auf welsche und niederländische Art liefs er aufführen und Spiel treiben. Er selbst beteiligte sich an einem Schembart. Dann bewirtete er die Frauen bei 240 in der Fünferstube. >>Solcher Schimpf*) des Tags und der Nacht kam ihm auf mehr als 1000 fl. rheinisch zu stehen. <<141) Hohe fürstliche Personen pflegte der Rat ebenfalls auf dem Rathaussaal zu ehren und zu bewirten. 1592 hatte Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg Hans Welser und Melchior Peutner gegenüber auf der Jagd merken lassen, dass er in die Stadt kommen möchte, wenn er eingeladen würde.142) Als der Rat von dieser Aeusserung Kenntnis erhielt, ordnete er noch am selben Tage Hieronymus Kress und David Harsdörffer zum Markgrafen ab und liefs ihn einladen. Der Markgraf entschuldigte sich, dass er am selben Abend füglich nicht hereinkommen könne, er wolle aber am nächsten Tage erscheinen, unter der Voraussetzung allerdings, dass er nicht lange aufgehalten werde. Der Rat traf nun alle Vorbereitungen zu einem fürstlichen Bankett. Der Rathaussaal wurde, wie zur Zeit der Ratswahl, mit Tapezerei bekleidet, in der Mitte oben bei der Ratsstube eine lange Tafel für seine fürstliche Gnaden und zwei weitere Tafeln für seine Amtleute und Hofjunker angerichtet. Bei der Thür, durch die man zur Ratsstube ging, fand eine Kredenz mit ansehnlichem Silbergeschirr Aufstellung. Hinter dem Gitter des Stadtgerichts sollte eine Musica von zwei Chören spielen. Herr Paulus Harsdörffer und Anthoni Geuder wurden verordnet, seine fürstliche Gnaden, wenn sie vor dem Rathaus *) Kurzweil. abgestiegen, zu geleiten. Das Marschallamt befahl man Herrn Hieronymus Kress und beschied die Herrn Jakob Imhof, Martin Haller, Paulus Koler, Hans Nützel, Ernst Haller, Paulus Beheim und Georg Volkamer zur Anordnung anderer notwendiger Dinge. Zu Truchsessen und Aufträgern der Gerichte hatte man dreissig junge Leute aus den ehrbaren Geschlechtern erbeten. Als nun der Markgraf den 22. August mit Graf Wilhelm zu Mannsfeld, Hans Albrecht Freiherrn zu Wolfstein und anderen Adlichen, sechs Trummetern und im übrigen wenig Personen zum Lauferthor in die Stadt gezogen und bei Melchior Peutner *) abgestiegen war, liess ihm der Rat alsbald einen Wagen mit Wein und einen zweiten mit Haber verehren und ihn dann durch die verordneten Herrn auf das Rathaus geleiten. Die Herrn Aeltern waren ihm hier bis zur Thür des Rathaussaals entgegengegangen, wo sie ihn unterthänig nachbarlich empfingen. Entblöfsten Hauptes sprach er hier seinen Dank aus. Dann führten ihn die Herrn Aeltern als einen schweren Herrn <<< zu einem sammeten Sessel, auf den er sich niederliefs, bis man die Speisen auftrug. Unterdes führte er mit den Herrn Aeltern allerlei Gespräche. Nachdem das Wasser gereicht worden, führte man seine fürstliche Gnaden zur Tafel und als dieselbe den obersten Platz eingenommen hatte, wurden auch die Grafen und Amtleute zur Tafel geführt. Seiner fürstlichen Gnaden zur linken sass Endres Imhof, die übrigen Herrn des älteren Rats teilten sich ein, und die jetzt noch vom Rat zur Verfügung waren, warteten auf und sprachen denen vom Adel, die an den beiden anderen Tafeln Platz genommen, freundlich zu und leisteten ihnen gute Gesellschaft. So verlief dieses Bankett »wohl und stattlich<<. Der Markgraf erzeigte sich sehr fröhlich und zog gegen Abend zum Spittlerthor hinaus auf Schwabach zu. Am folgenden Tag veranstaltete er ein Jagen bei Laufamholz und liefs auf der oberen Bürg in Endres Kandlers Behausung ein fürstliches Jägermahl anrichten, wozu er den Nürnberger Rat einlud. Aus dessen Mitte fuhren einige hinaus. Sie wurden auf das stattlichste bewirtet und unter Verehrung von Wildprett vom Markgrafen entlassen, dem dagegen der Rat ein schönes Pferd verehren liefs. Zu erwähnen ist auch das grosse Friedensmahl, das Pfalzgraf Karl Gustav am 25. September 1649 auf dem Rathaussaal hielt, nachdem am 11. September auf dem Pellerschen Schloss zu Schoppershof der Exekutions-Präliminar-Recess zwischen Schweden und den Reichsständen abgeschlossen war. 143) Der Saal war mit kostbaren Tapeten geschmückt, an dem Messingleuchter bei dem Gitter hingen Bildnisse, an jenem bei der Ratsstube das Bild des Königs von Schweden, darüber schwebte ein Engel, unten stand ein Löwe mit zwei Tafeln, worauf die Worte zu lesen waren: >>Mit Gott und ritterlichen Waffen!<< und >>Victoria!<< An dem Ost- und Westende des Saales hingen 6 prachtvolle von dem Zirkelschmied Hans Hautsch gefertigte Festinen aus lebenden in Flittergold eingebundenen Blumen und Früchten, welche sehr lustig anzuschauen. In der Mitte war die Fürstentafel aufgestellt, worüber sich an dem rund *) Karlsstrafse Nr. 23. Jetzt Haus des Herrn Hofbuchdruckereibesitzers Dietz. |