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Ausstattung versehen. Zur Zeit des Ausgangs der Reichsfreiheit der Stadt hingen wenigstens in dem unteren Zimmer der Hausvogtei eine Reihe zum Teil wertvoller Gemälde, und nichts hindert anzunehmen, dass es auch früher für den Empfang der Herren des Rats in entsprechender Weise ausgestattet war. 206)

Ein Gast- und Wirtschaftsbetrieb war übrigens in früherer Zeit mit der Hausvogtei nicht verbunden. Es war dem Hauswirt vielmehr ausdrücklich untersagt, in und auf dem Rathaus Gäste über Nacht zu halten, zu hausen und zu herbergen, nicht minder aber ohne besondere Erlaubnis der Losunger Gäste, Gesellschaft und Zechleute auf dem Rathaus zu setzen oder ihnen das Zechen und Gastereienhalten zu gestatten. Nur die Ratsherrn und das dem Rate verpflichtete Personal durften bei ihm verkehren. 205) Gegen den Rathauswirt Hans Kolmann waren 1600 unter anderen auch Klagen wegen Gästesetzens, nächtlichen Ab- und Zulaufens vom und zum Rathaus und Weinfälschung gestellt worden. 207) Er wurde zu Rede gesetzt, warum er ausser den Ratsherrn und Rathausverwandten soviel Zechleute zulasse, wer es ihm erlaubt habe, warum er den Wein also mische, was für eine Materie es sei, die er in den Reinfal thue, wohin die Schmier, die er angewendet, gekommen, ober nicht wisse, dass ihm letztere verboten worden, und dass er vor anderen gerechte Weine führen solle? Diese Rüge fruchtete wenig. Schon im folgenden Jahre wiederholten sich die Klagen: es sei grosse Unordnung auf dem Rathaus mit täglichem und nächtlichem Zechen, Saufen, Spielen, Poltern« eingerissen, woraus >>dann allerlei Gefahr, sonderlich bei der Nacht, entstehen könne. << 208)

Vom Rathauswirt ist wohl zu unterscheiden der > Weinschenk unterm Rathaus, << der den Wein für den Rat lieferte, aber auch Bier und Brot an ihn und an einzelne Ratsämter und Personen abgab. Er hatte unterm Rathaus eine Weinniederlage, betrieb daneben Weinhandel und übte das Zapfrecht über die Gasse aus. Er durfte übrigens ebensowenig wie der Rathauswirt Gäste setzen. Der Weinschenk unterm Rathaus, Pankraz Pilgram, hatte 1619 an den Rat berichtet, 209) dass der deutsche Hauskommenthur Paulus Odescalco, der Hauptmann Friedrich Koler und der Sohn des Ratsherrn Wolf Harsdörfer im Büttelstüblein ein Zechgelage gehalten. Auf Vorschlag Kolers war der Wache ein Eimer Wein bezahlt worden. Gegen Koler war noch vorgebracht worden, wie er fast täglich dem Fressen und Saufen nachgehe, und wenn er auf die Trinkstube komme, sich ganz hochmütig und unbescheiden erzeige.<< Er wurde darauf ernstlich zur Rede gesetzt, warum er seinen Soldaten zum Uebermass selbst Ursache gebe, da er doch wisse, dass es gegen ihren Artikelsbrief sei, wenn sie sich auf der Wache volltränken oder voll auf die Wache kämen. Dem Pilgram aber wurde angesagt, er solle das Zechen im Büttelstüblein nicht gestatten, da er nur ein Weinschenk sei und ihm das Gästesetzen nicht gebühre. 1622 beklagte man sich im Rat über die grosse Beschwerung, die Pilgram mit seinen Weinen im Rathaus verursache. Durch das Ein- und Ausführen würde das Gebäude beschädigt: deshalb wurde ihm auf Allerheiligen der grosse Keller gekündigt und zugleich das Gästesetzen auf dem Rathaus verboten. 210) 1649 wendet sich der Inhaber des Kellers unterm Rathaus, Friedrich Engelhard, an den Rat um Einräumung des Büttelstübleins. Es sei ihm nicht möglich, sich im Keller allein hinzubringen und zu ernähren«, zumal es nicht jeden Gastes Natur ertragen könne, in einem dumpfen Keller zu zechen. Das

bei der letzten Kälte eingebaute Kabinetlein könne nur mit Kohlen geheizt werden, was zur Folge habe, dass die Gäste mehr durch Rauch und Dampf, als durch Getränke toll würden. 211) Er erhielt aber einen abschlägigen Bescheid. Zugleich wurde bestimmt, dass auch in Zukunft das Zechen im Büttelstüblein nicht geduldet werden solle. 212) 1664 stellte der Rathausknecht, Jobst Windisch, das Gesuch, man möge ihm das Stüblein, das Friedrich Engelhard inne habe, zu einer bequemen Wohnung einräumen, oder aber, wenn es nicht abgegeben werden könne, ihm einen kleinen Bau in der Nachbarschaft accomodieren<<< lassen. 213) Es wurde indes dem Engelhard Keller und Stüblein, die »vorlängst<< schon beisammen gewesen, in fernerem Bestand kontinuierlich belassen, für Windisch wollte man ein leeres Gewölbe unterm Rathaus herrichten, im Fall dies aber nicht thunlich sei, sollte er für Weib und Kind in der Nähe eine Wohnung mieten, er selbst aber auf jeden Fall des Nachts im Rathaus verbleiben und seines Dienstes der Gebühr nach warten. 214) 1683 wurde dem Weinschenken im Rathauskeller, Michael Eschenwecker, der die Weinvorräte von Friedrich Engelhards Wittwe übernommen hatte, auf seine Vorstellung >>um ebenmässige Verstattung des Kaufkellers auf die Ordnung« gewillfahrt, dabei aber erinnert, darauf bedacht zu sein, wie der Weinmarkt, der Bürgerschaft zu Behuf, wieder angerichtet und stabiliret werden möge.<< 215)

Sowol in der Hausvogtei als in dem Rathauskeller, der mit der späteren Wirtschaft zum Löchlein« auf der Ostseite des Rathauses identisch gewesen sein mag, wurde das Wirtschaftsrecht durch die Inhaber im Laufe der Zeit erschlichen. Es kann dies erst im 18. Jahrhundert geschehen sein. Bei Nopitsch sind als Wirtschaften auf und im Rathaus im Jahre 1801 die Rathausvogtei, als Wirtschaft 2. Klasse, das Löchlein und der grüne Frosch oder Lochwirt 216) im Wirtsbuch vom Jahre 1807/8217) der Ratskeller unten, den der Weinhändler Georg Ortner, und der Ratskeller oder die Rathausvogtei, die der Weinhändler Moritz Lochner inne hatte, aufgeführt. Noch im Jahre 1808 musste Joh. Adam Sebastian Ortner, so hiess der damalige Besitzer, der die Wirtschaft auf seines Vaters Namen weiter betrieb, das im Rathaus gemietete und zum Wirtschaftsbetrieb eingerichtete Zimmer mit Keller aufgeben, da ihm die k. Finanzdirektion gekündigt hatte. Er übte dann die auf dem Rathaus ruhende Wirtschaftsgerechtigkeit in seinem Hause, S. 884, dem nachmaligen Wirtshaus zur Stadt Regensburg, unter der Bezeichnung zum unteren Ratskeller aus. 1835 verkaufte der Magistrat die Gerechtigkeit an Leonhard Sucker. 211)

Mit Ausnahme der Losungsstube lagen alle diese Räumlichkeiten im östlichen, einige auch im südlichen Teile des Rathauses. Auf der Westseite war nach der letzten Neuerwerbung auch eine neue Stube« entstanden, an der gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine Ausladung gebaut worden war, die den Nachbarn die Aussicht benommen zu haben scheint. Auf ihre Bitten und unter Beisteuer des wohl in der Nähe wohnenden Stephan Fischer, der von den Unkosten 50 Gulden übernahm, liess sie der Rat 1497 beseitigen.218) Diese neue Stube ist höchst wahrscheinlich eine von den später unter der Bezeichnung >>Regimentsstuben« vorkommenden Räumlichkeiten. Von ihnen befand sich die eine im ersten, die obere«, die den Namen »Regimentsstube« vorzugsweise führte, im zweiten Stockwerk. Die letztere gehörte zu den vornehmsten Gemächern des Rathauses. Ob sie den eigentlichen Herren des Regiments, den 7 älteren Herren, oder etwa den Losungern, oder aber dem Umstande ihren Namen verdankte, dass auch fürstliche Versammlungen in ihren Räumen stattfanden, lässt sich nicht entscheiden. Wenn übrigens einmal von der »Reichsregimentsstube« die Rede ist, so dürfte diese Bezeichnung auf die vorher erwähnte Reichsversammlungsstube zu beziehen sein. 219) Die Regimentsstube wurde von Zeit zu Zeit mit Gemälden und anderen kostbaren Zierstücken bedacht. Dürer verehrte seine berühmten Tafeln, welche die 4 Komplexionen oder Temperamente oder die sg. 4 Apostel darstellen, dem Rat in die obere Regimentsstube.220) Der Maler Nikolaus Juvenell schenkte gegen Ausgang des 16. Jahrhunderts ein Gemälde in die Regimentsstube,221) Hans Jamitzer 1600 das Bild seines Vaters Wenzel Jamitzer, wogegen er vom Rat eine Verehrung yon 50 Gulden erhielt. 222) Das Porträt Kaiser Rudolfs II., welches dieser durch seinen geh. Kammerdiener Joh. Haid 1610 geschenkt hatte, liefs der Rat in seiner Regimentsstube zu anderen kaiserlichen, königlichen und fürstlichen Bildnissen kaiserlicher Majestät zu allerunterthenigsten Ehren<< aufhängen und dem Kammerdiener aus Erkenntlichkeit ein Trinkgeschirr senden.223) Sonst stand noch Martin Behaims berühmter » Apfel<< oder Globus, den er 1492 im Auftrage der obersten Hauptleute Gabriel Nützel, Paul Volkamer und Niklaus Groland angefertigt und der Stadt zum Andenken hinterlassen hatte, in der oberen Regimentsstube. 224) *) Von dem Mathematiker Johannes Prätorius liefs der Rat einen Globus anfertigen, der 1601 hier seinen Platz fand. 225) Als Paulus Pfinzing, der sich viel mit der Feldmesskunst abgegeben und sie auch praktisch ausgeübt, so z. B. beide Reichswälder abgeritten und aufgenommen hatte, aus dem Leben geschieden war, präsentierten seine Erben dem Rat, der ihm schon bei Lebzeiten in Anbetracht seiner Geschäftsversäumnis und vielen Unkosten, die Pfinzing auf Maler und Instrumente hatte wenden müssen, Ersatz und Verehrung versprochen hatte, 1600 die Instrumente und Bücher des Verstorbenen über Feldmessung und Perspektive in die Regimentsstube. Die Aelternherrn beschlossen dann, 226) ihnen für das Präsent, welches alle von ihnen, die es zuvor noch nicht gesehen, selbst zu besichtigen sich erboten, 600 Gulden zu verehren. So war die Regimentsstube eine Art von Museum oder Kunstkabinet, wo man übrigens auch Kunstgegenstände aufstellte, für welche man gerade keinen passenden Platz wusste. Als z. B. der Beheimische Leuchter i. J. 1615 gemalt und vergoldet werden sollte, liefs man ihn im Rathaussaal abnehmen und in die obere Regimentsstube ver

*) Nach Ghillany und Ranner kam er später aus der Regimentsstube auf die Stadtbibliothek. Jetzt befindet er sich im Besitz der von Behaimischen Familie.

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Karl der Grosse. Gemälde Albrecht Dürers in der städt. Sammlung im germanischen Nationalmuseum. Aus H. Knackfuss' deutscher Kunstgeschichte. Bielefeld, Velhagen & Klasing, 1888.

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