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Michel Behaim, »ich lass euch wissen, ihr habt noch 40 kostlicher durchzug vor augen, sein furwar pesser, dann 400 gulden, die will ich fleissig gedachen und wol erheben lassen, wie ich euch jungst geschriben und ir mir also zu thun befohlen habt, alspald ichs neuer*) an den leuten an der arbait halb thun kann«.

Der Umstand, dass die Balken und Säulen von oben hereingelassen werden, läfst erkennen, dass es sich um keinen Neubau handelte. Gingen doch alle diese Bauten mehr aus der Notwendigkeit hervor, dem Bedürfnisse des Augenblickes zu entsprechen, als dass sie einem grossen Plan entsprungen waren. Es waren meist nur Aenderungen, die aus schon Vorhandenem zu machen suchten, was eben zu machen war.

Der Rat empfand es damals als etwas Schimpfliches, dass Botschafter, hohe Herrschaften und andere Persönlichkeiten, die mit ihm in Beziehung traten, oder die sonst gütliche Handlungen und anderweitige Tagleistungen auf das Rathaus führten, auf dem Saal oder an andern Orten stehen und verhandeln sollten. Es stand das nicht im Einklang mit der Bedeutung einer >so tapferen und berühmten commun«, wie der Rat sich ausdrückt. Deshalb beschloss er am 6. April 1508235), oberhalb der Fünferstube eine weitere mit einem ziemlichen Fletz***), wie das durch die dazu verordneten Herren und Sachverständigen des Rats begutachtet, und wozu bereits ein Visier****) und Kostenvoranschag gemacht worden, mit ziemlichsten Kosten zum fürderlichsten« bauen zu lassen. Auch dieser Bau muss, der ganzen Situation des Rathauses nach, auf der Ostseite, in einem der einbezogenen nördlichen Häuser vor sich gegangen sein, wahrscheinlich in jenem, das an den zweiten, den grossen Hof, zunächst angrenzte; denn, wie wir aus dem eben erwähnten Ratsverlasse entnehmen,

war

den geschworenen » Weinkiesern<< ******) im Hof des neuen Hauses<< ein Stüblein eingeräumt worden, das sie nunmehr, weil sie früh vor Tag und spät in die Nacht hinein die Thür offen liefsen, und der Rat merklich Fahrlässigkeit und Beschädigung, so mit Feuereinlegen und anderm auf dem Rathaus, der Kriegsstube oder sonst in künftige Zeit möcht begegnen, befürchtete, aufgeben mussten, um sodann in Lenhard Rumels dem Rathause gegenüberliegender Behausung dem nachmaligen Fünferhaus gegen einen jährlichen Zins sich einzurichten.

Trotzdem zeigte sich immer noch ein Bedürfnis nach weiteren Räumlichkeiten, dem durch die unter Hans Beheims des älteren Leitung in den Jahren 1514 und 1515 hergestellten neuen Gemächer abgeholfen werden sollte. Hans Beheim der ältere, mit seinem vollen Titel: Steinmetz, gemeiner Stadt Werkmeister, Anschicker und Buchhalter auf der Peunt, war ein für jene Zeit hervorragender, äusserst thätiger Architekt. 236) In seiner Hand war das gesamte Bauwesen der Stadt vereinigt; er hatte die Baupläne zu entwerfen und die Ausführung zu leiten, während der Stadtbaumeister, aus ratsfähigem Geschlecht

nur.

**) Hausflur mit gepflastertem oder aus festgestampftem Lehm bestehenden Fussboden. ***) Entwurf. ****) Weinkieser

Weinprüfer oder Koster, verpflichteter Weinuntersucher.

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und Ratsmitglied, die Oberleitung und Aufsicht führte und den ununterbrochenen, lebendigen Konnex zwischen Rat und Amt vermittelte.

Meister Hans Beheims Thätigkeit ist durch eine Anzahl bedeutender Bauten bezeugt. Er war der Erbauer des gewaltigen, dem ehemaligen Zeughause gegenüberliegenden Kornhauses, das 1499 auf dem alten Stadtgraben, da, wo vordem das innere Frauenthor die Stadt abschloss, zu bauen angefangen wurde, des Kornhauses oder, wie es später bei seiner veränderten Bestimmung genannt wurde, der Kaiserstallung auf der Veste, der Herren- oder Fronwage an der heutigen Winklerstrasse und auch des Landauer Zwölfbrüderhauses, das gleichfalls an dem, durch Beseitigung von Mauer und Graben freigewordenen Platze beim Lauferschlagturm entstand. Neudörfer hebt rühmend hervor, dass er, um alle seine Kunst und Architektur und was gewaltiger Visierung der Gebäu, die er zu Nürnberg und an anderen Orten gemacht und aufgerichtet, aufzuführen, sein Verzeichnis zu weit ausdehnen müsse.237)

Um auf seine weitere Bauthätigkeit am Rathause überzugehen, so ist hier zunächst der Beschlufs zu erwähnen, den der Rat am 12. Januar 1514238) fasste. Weil aus Mehrung und Häufung eines Rats täglicher Geschäfte an notdürftigen Gemächern und Stuben Mangel erscheine, derhalben not sei, mehr Gemach zu bauen, solle man das Gebäu im hinteren Gemach des Rathauses fürderlich vornehmen, wie es durch Meister Hannsen Beheim in ein Visierung gebracht und den Herren Aeltern angezeigt sei.

Wieder also war es die Seite nach der jetzigen Rathausgasse hin, die dazumal hinterm Rathaus<< hiess, die eine bauliche Umgestaltung erfuhr. Zuerst wurden wol die beiden nördlich von der Ratsstube gelegenen Häuser für die Zwecke des Rates eingerichtet. Ihre Architektur, wie sie noch jetzt vor Augen, ist auf Hans Beheim zurückzuführen. Besonders beachtenswert ist an dem äusseren Bau allerdings nur das Thor, dessen Laibungen in Stäbe aufgelöst sind, die oben durcheinandergreifen. Das schön gearbeitete Bogenfeld des im Spitzbogen zulaufenden Thores ist unten durch einen ziemlich flachen Bogen abgeschlossen. In demselben erhebt sich auf dem mittleren, erhöhten Schild der kaiserliche Doppeladler, an den sich unten die Nürnberger Wappen lehnen: links vom Beschauer der Jungfrauenadler, rechts der geteilte Schild. Ein vielverschlungenes Band stellt die Verbindung der drei Wappen her und giebt Kunde, dass dieser Bau 1515 vollendet worden. Im zweiten Drittel des Jahres 1515 wurde auch die Ratsstube nach der Strasse hin erweitert. Am 12. April239) traf der vollversammelte Rat die Verfügung, man solle die gemeine Ratsstube<< nach der Gasse hin durch eine Ausladung, wie Hans Beheim angegeben, erweitern, »zum schirsten<«, sofern es ohne Verhinderung des anderen Gebäues geschehen könne. Der Bau war demnach in vollem Gange. Die Ausladung gegen die Gasse hin, worunter keine andere als die jetzige Rathausgasse zu verstehen ist, kann nicht ganz unbedeutend gewesen sein, wenn sie eine irgendwie bemerkenswerte Erweiterung der Stube bewirken sollte. Man hat jene Ausladung in dem spätgotischen Chörlein des kleinen Hofes suchen wollen. 24°) Aber, abgesehen davon, dass dieses nicht nach der Gasse zu liegt, kann es weder auf die Bezeichnung einer Ausladung überhaupt, noch aber insbesondere auf eine solche der Ratsstube, mit der es in gar keiner Verbindung steht, einen Anspruch erheben. Unter Ausladung kann hier nichts anderes gemeint sein, als ein Hinausrücken des Baues in die Gasse hinein. Noch jetzt ist ein solcher Vorsprung gleich am Rathaussaal sichtbar, wo oben ein steinerner Querbalken angebracht ist, den die Volkssage mit der Hinrichtung des Losungers Nikolaus Muffel in Verbindung gebracht hat, der aber bestimmt erscheint, dem vom Thorbogen auf die vorspringende Seite ausgeübten Schub zu begegnen.

Auch bei der Ratsstube ist Beheims Thätigkeit in der äusseren Architektur noch heutigen Tages erkennbar. Während das Erdgeschofs, in dem zwei grosse Thore den Durchgang vermitteln, sich ganz schmucklos darstellt, ist im Gegensatz hiezu der obere Teil in spätgotischer Manier auf das reichste ornamentiert. Die durch beide oberen Stockwerke durchgehenden Fensterpfeiler sind in mehrfach gegliedertes Stabwerk aufgelöst. Die Fensterbalustraden sind doppelt über einander gelegt; zwischen dem unten abgeschrägten und dem oberen aus stark hervortretenden Stäben gebildeten Gesimse ziehen sich von schlanken Säulchen getragene Rundbogen je vier unter jedem der vier Fenster hin. Hinter diesen Galerien kommt das in starkem Relief herausgearbeitete Fischblasenornament auf das wirksamste zur Geltung. Auf der anderen, dem inneren Rathaushofe zugewendeten Seite nehmen das reizende Chörlein und mehrere Ornamente spätgotischen Stiles die ganze Aufmerksamkeit des Beschauers gefangen. Die spätgotische Architektur im grossen Rathaushofe, die in einer weitausladenden Galerie von der südöstlichen Ecke bis über den ersten Thordurchgang des ersten Stockwerks sich ausdehnt, dürfte gleichfalls der Bauthätigkeit des Hans Beheim zuzuweisen sein.

Bezüglich der im Innern vorgenommenen Bauten bemerkt Johann Neudörfer, dass Beheim »das Rathaus inwendig mit solchen nützlichen Gemachen und zweien zierlichen Schnecken in kurzer Zeit ohne Verhinderung aller, so mit Aemtern darauf gewohnet, verfertiget, also dass ers allein ein Flickwerk genannt hat, das doch«, wie er hinzufügt, »von männiglich heutigen Tags für einen schönen Bau geachtet wird.<<<

Die inneren Umbauten erstrecken sich, soweit es noch sichtbar, auf die beiden Häuser nördlich der Ratsstube. Die hier befindlichen Gewölbe und Gänge des ersten Stockes tragen die unverkennbaren Merkmale des dem Hans Beheim eigenen Stiles an sich. Es folgen sich nächst der Ratsstube vier gewölbte Räume, von denen gleich der erste durch die eigenartige Behandlung der Rippenzusammenschlüsse in die Augen fällt. Die Schlusssteine sind durch die beiden städtischen Wappen gebildet; von den Rippen löst sich schwungvoll gearbeitetes Masswerk an den oberen Enden ab und verleiht dem Raume einen freundlichen Charakter. Während das folgende Gewölbe nichts Besonderes aufzuweisen hat, überrascht das dritte wiederum durch die Eigenart seiner Architektur. Getragen von einer in die Mitte gestellten Säule und von Pilastern und Konsolen in den Ecken und an den Seiten, zerfällt es in vier Kreuzgewölbe. Als Schlusssteine sind wieder die beiden Stadtwappen, eine Blume und ein

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