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da gibt ihm der Kaiser einen Hirschen und sagt: Schau, ob es nicht etwa einer ist, der durchgangen ist'. Er bedankt sich und sagt: Ja es wird wol schier einer sein'. Der Kaiser antwort: So gib ein andermal besser Obacht'. Die andern Geistlichen aber bekommen für dasmal nichts und der Frater ladet seinen Hirschen auf seine alte Kalesch und fahrete fort. Die Franziskaner zu Lanzendorf ladeten ihn auf Mittag ein, er aber bedauerte die Geistlichen, dass sie nichts bekommen haben und fahrete mit seinem Hirschen nach Wien in sein Augustinerkloster.

Anno 1735 wurde dem Frater Benignus die Zeit sehr lange. Als der Kaiser wieder in diese Gegend jagen kam, machte sich der Frater eilfertig mit Brod und Wein auf, dem Kaiser entgegen. Der lässt alsobald stille halten und sagt: ,Nu Frater, hast du was, so gibs her! Der bedient den Kaiser zum Ersten mit dem Laib Brod. Er nimmt das Brod in die Hand und sagt: ,Nu, so gib ein Messer auch dazu'. Potz tausend! das Messer hab ich zu Hause vergessen, denn es war allezeit ein eigenes Messer gewesen'. Der Kaiser sagt: ‚Hast du denn kein Taschenmesser nicht?' Der Frater antwort: Ja, Ihro Majestät, allein ich getraue mir nicht recht damit heraus'. Der Kaiser sagt: ,Gibs nur her! Zu allem Glück hatte der Frater das Taschenmesser gut schleifen lassen. Der Kaiser schnitt den Laib an und, wie das Messer gut schneidete, sagt er:,das Messer ist schon einmal geschoben worden?' Der Frater schupfete die Achsel und saget nichts. Der Kaiser weiter: Nun wenn das Messer nicht ist geschoben worden, so schieb ichs halt und steckt das Messer in den Sack hinein. Nach der Jausen reiseten die Herren nach Hause und der Frater bekam auch keinen Hirschen nicht.

Es war über acht Tage lang da jaget der Kaiser etwas in der Weite herum; er überschickt dem Frater einen Hirschen mit 3 Cent. und 30 und lässt sagen:,Er überschicke einen Hirschen für das Messer und das Messer behalte er'.

Anno 1736. Ihre Majestät pflegte auf der Zurückreise von Halbthurn allezeit über unsere Mühlbrucken zu passieren. und der Frater hatte da gar nicht weit ihn zu bedienen. Der Frater hoffte den Kaiser wieder neben dieser Brucken zu erwarten und stellte deswegen den Wein und das Bier in ein Kühlwasser. Auch der Leibwagen des Kaisers war schon da,

weil der Kaiser an diesem Orte immer in einen anderen Wagen zu sitzen pflegte. Nun kam der Einspaniger schon voraus und brachte die Post, der Leibwagen sollte weiter hinaufrücken, der Kaiser würde gleich da sein. Der Frater wusste nicht geschwind, was er mit seinem Kühlschaffel anfangen sollte. Er bittet den Leibkutscher, er sollte ihn mitfahren lassen und weil ihn der kennt und ja sagt, setzt er sich mit seinem Schaffel in den kaiserlichen Leibwagen, damit er ihn besser bedienen kunnte. Aber da geschieht unversehens ein Unglück und er schüttet das halbete Schaffel ausser in den Wagen. Sie erschreckten alle beide und wussten nicht, was sie anfangen sollten. Sie wischeten und putzeten, aber es war alles voll Wasser und der Kaiser kam schon in die Nähe und schaute ihnen zu wie sie so arbeiten. Der nasse Frater steht nun mit seiner verpfuschten Bedienung da und der Kaiser lachet heimlich sehr und betrachtete stets den nassen Frater. Er verspricht ihm auch einen Hirschen, den er auch bekommen mit 3 Cent. 40 und zugleich ein Wildschwein mit 1 Cent. 35 . Anno 1737 war der Kaiser auf der Jagd allhier und wie der Frater wie sonsten aufwartet, sagt ihm der Kaiser: Lasst dich denn der Forstmeister brav Hasen schiessen? Der Frater antwort: Ja, Ihro Majestät, das ist schon der rechte; ich getraute mir nicht einmal einen Spatzen zu schiessen, vielweniger einen Hasen! Der Forstmeister steht dabei und hört alles und die andern fangen an zu lachen. Der Kaiser wendet sich zur Reise und ruft noch einmal zurück: Nun, Frater, gib halt Obacht auf deine Leute! Da seint die andern Jager etwas harb worden über den Frater, weil er schier mehr bei dem Kaiser galt als sie.

Anno 1738. Alle Jahre in den Pfingstfeiertagen kommen die Herrn Forstmeister und Jäger auf Laxenburg den Kaiser zu bedienen und ihrer Schuldigkeit nachzukommen. Während dem schaute der Kaiser alle Forstleute fleissig an und sagt dabei:,Wo ist denn der Frater, dass er nicht auch da ist?‹ Die Herren Forstleute sagen kniebeugend: Ihre Majestät! wir wissen nicht, er wird sich halt nicht getraut haben. Der Kaiser sagt, man solls ihm sagen. Zwei von diesen Forstbeamten kommen nun bei eitler Nacht und sagen, was ihnen der Kaiser befohlen habe, wie es im Jahre 1728 vor der grazerischen Reise geschehen. Der Frater machte sich den

anderen Tag auf mit zwei Laib Brod und setzete sich auf sein Pferd. Dieses war in der Grösse gleich einem Palmesel, und wenn er darauf reitete, musste er stets seine langen Füsse in die Höhe ziehen, sonst ging das Pferd auf sechs Füssen. Bei seinem Reiten war mehr zu lachen als bei einer Komödie. Wie er nun auf Laxenburg kommt, sieht man ihn schon von weitem, obschon er seinen Fuchsen verstecken wollte. Er wünscht dem Kaiser gute Maienluft, und präsentirte die zwei Laib Brod und wünschte, dass er gesund verbleibe. Er bekommt einen Dukaten.

Anno 1739 war Ihre Majestät neben der Mühl auf dem Hirschjagen, und ziemlich gegen Mittagszeit. Der Frater wartete wieder auf wie sonsten. Der Kaiser sagt zu den Cavalieren: Ich möchte heunt schier ein Spanferkel essen', und rufete zugleich dem Frater:,Hast du kein Spanferl? Der sagt: Ihre Majestät, ich habe gute Spanferl; ich will Ihrer Majestät gleich eins braten lassen'. Die Cavaliere sagen: Es ist halt schon gar spät! „Ja freilich,' antwort der Kaiser. Der Frater sagt aber ganz einfältig und demüthig Ihre Majestät sein ein so grosser Herr und können gleichwol nicht thuen, was Sie wollen. Der Kaiser sagt: „Mein lieber Alter, es ist halt schon gar spat; bring du uns morgen eins nach Hof hinein! Den anderen Tag lässt er zwei Spanferkel durch den Hausknecht in einer Putten nach Hof tragen. Wie er zu der ersten Schildwache kommt, wurde er schon aufgehalten. Allein der Gefreite kommt gleich heraus und schreit, man kennt den Frater schon, er kann passieren. So ging er durch alle Wachen, über alle Stiegen, und durch alle obigen Zimmer und die Spanferkel schreien mörderisch in der Putten. Da schauten die Cavaliere und lachten mehr als an einem Fasching. Er geht nun in die Kuchel hinein und der Koch fragt: Wie geht's, mein lieber alter Frater? Denn er war da schon so bekannt wie das schlechte Geld. Er kommt bis zu dem obersten Kuchelmeister. Der Excellenz Graf sagte: das sein schöne Spanferkel und gibt ihm auf Befehl ihrer Majestät zwei Dukaten.

Anno 1740 den 5. September speiste Ihre Majestät der Kaiser allhier zum ersten Male. Der Frater und sein Gespann Frater Andreas wussten schon unter der Hand von dem Forstmeister, dass Ihre Majestät würden hier um ein Uhr speisen. Zwei Tage vorher wurde Alles gericht, das Holz, die Kohlen

und Alles dazugehörige. Den letzten Tag kommen auch drei Wägen mit Speisen und Kuchelgeschirr von Silber und Gold, auch mit Zucker und Backwerk und allerhand Wein, für den Kaiser aber nur ein halbes Flaschel voll Burgunder Wein. Es wurde Alles mitgeführt, auch sein eigenes Tischel. In der Kuchel und dem Backofen wurde Feuer gemacht, auch ausser dem Haus unter freien Himmel, während der Sturmwind schrecklich ging. Um 10 Uhr war schon der Hof voll mit armen Leuten. Dann kommen die Hatschiere und raumeten aus und halten ihre Wacht. Um 11 Uhr kommt der Pater Prior Alibio Zschurtschenthal und um 2 Uhr kommt der Kaiser auf einem Wurstwagen daher gefahren. Wir läuten mit unserer grossen Glocken und warten ihm auf bis an die Stiegen hinauf. Vor dem Essen geht der Kaiser etwas in dem Saale auf und ab. Der Edelknab zeigte dem Kaiser sein Cunterfait und sagt: ,Sehen Ihre Majestät?' Der Kaiser lacht darüber und sagt: Ja, das ist ein Poet. Er geht dann hinüber auf die andere Seit, schaute den Papst Benedikt an und meinte, das ist ein braver Mann gewesen. Bei dem Papst Clemens sagte er: ,den habe ich selbst gekannt'. Er ging darauf zu dem Essen. Der Pater Prior stund etwas zurück, der Frater Andreas an der Seiten. Ihre Majestät speiste in dem Saale, die Cavaliere seitwärts in dem Zimmer, die Forstmeister rückwärts und von den Edelknaben bediente der eine oder andere den Kaiser. Ihro Majestät war recht wolauf. Es musste alles hervor, was in der Jagd vorgangen. Er rufete zweimal: ,Nun, ihr Herren, trinkt's einmal meine Gesundheit aber mit einem Tokayer! Das Essen schmeckt ihm so gut, und ich hätte nie geglaubt, so viel essen zu können. Seine Kleidung war grün, aber ganz schlecht. Die Perucken war ziemlich zerrauft und zottet, seine Kleidung war so schlecht, dass manches Weltkind damit keine Hoffahrt haben konnte. Der Kaiser isst stattlich fort, getrunken aber hat er in Allem nur viermal. Dabei kniet der Edelknab mit einem Knie nieder und hält das Glas. Die Speisen wurden alle zugedeckt aufgetragen und kommen allezeit durch drei Hände und ganz langsam, eine um die andere, bis gegen 40 Speisen. Ganz auf die Letzt kommt erst ein Spanferkel. Der Kaiser sagt: ,das ist brav', fragt aber den Doktor, ob er ein Schwein essen dürft. Der Doktor antwort: Ihro Majestät, das ist halt nicht gesund'. Der Kaiser aber sagt: ‚Du bist ein

Narr, du weisst nicht, was gut ist', schneidet den Kopf selbst ab und isst ihn schier ganz zusammen. Nach diesem ging es allgemach zu Ende. Wie es auf der Uhr gleich drei zeiget, wascht der Kaiser die Hände und strecket selbe aus. Der Doktor stand schon hinter ihm und greift kniefallend den Puls. Der Kaiser aber zieht den Arm geschwind zurück und sagt: Ist schon gut'. Nach Vollendung dessen wurde der Aufbruch gemacht. Der Frater Benignus stand schon hinter der Thür und wie der Kaiser wollt hinunter gehen, kniet er gleich neben der Schildwach nieder und sagt: ,Wenn Euer Majestät beliebeten, die neue Kotzenwalke zu sehen'. Der Kaiser sagt: Mein lieber Alter, ein andermal, heunt hab ich nicht Zeit; gelt, heunt kannst du still sein, ist dein Prior da'. Nach diesem geht er über die Stiegen hinunter und fort. Wir läuten wiederum mit der grossen Glocken. Nach diesem gehen wir und die Mundköche zum Essen, ging Alles glücklich vorbei, Gott sei Dank.

Einstmals ging der Frater Benignus gleich nach dem neuen Jahr nach Hof mit zwei Laiben Brod und stellte sich an einen sicheren Ort, weil der Gottesdienst in der Hofkapellen aus war, dem Kaiser in die Augen zu kommen. Wie der Kaiser kommt, und mit ihm der päpstliche Nuntius, der Kardinal, die Weihbischöfe und Prälaten, Fürsten und Grafen, stand der Kaiser bei dem Frater still und fragte: Was willst du, Frater? Er sagt: Ich wünsche Eurer Majestät ein glückseliges fried- und freudenreiches neues Jahr und einen Prinzen mit krausem Haar und da hab ich zwei Laib Brod; ich habe sonst nichts Eurer Majestät aufzuwarten'. Der Kaiser sagt: Ich bedanke mich und wünsche dir auch ein neues Jahr; wart' ein wenig. Er schicket sogleich nach seinem obersten Kuchelmeister; der kommt sogleich mit einer grossen silbernen Schüssel und holte das Brod ab und der Kaiser lässt ihm sagen, er werde schon mit Nächstem einen Hirschen schicken. Inzwischen schaute der Cardinal den Frater fest an. Er aber kennt ihn nicht. Zwei Grafen aber wetteten gar; der eine. sagte, der Frater wäre ein Dominikaner und der andere, der Frater wäre ein Augustiner. Ich kenne ihn, er kommt öfter zu dem Kaiser. Ja die zwei Grafen schicken ihre zwei Läufer ilfertig dem Frater nach und sie liessen fragen, er solle sagen, was er für eines Ordens wäre, denn ihre zwei Grafen

Archiv. Bd. LX. I. Hälfte.

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