Imágenes de páginas
PDF
EPUB

sischen oder afrikanischen Welt in grösserem Zusammenhange umfassen, mit Stolz zuerst die Deutschen. Es ist in erster Linie die grosse Expedition der österreichischen Fregatte Novara 307), deren uns speciell wichtige Ergebnisse für Anthropologie, Linguistik und Culturwissenschaft das gangbare wissenschaftliche Vorurtheil gegen Weltumsegelungen fast vollständig zerstören könnten, und in der lebendigen Darstellung Carl v. Scherzers das weiteste Interesse auch des grossen Publicums erregten, dass eine Volksausgabe der Reisebeschreibung in einer Auflage von 25,000 Exemplaren veranstaltet werden musste. Die für uns wichtigsten Punkte, welche diese erste österreichische Erdumseglungsexpedition berührte, sind besonders: das Kapland, wo Simonstown als die einzige muhammedanische Colonie dieses Gebietes, welche durch die von den Holländern aus dem Sundaarchipel herbeigezogenen 800 Malaien gebildet wird, unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt; die fast unbewohnten, durch ihren vulkanischen Charakter interessanten südindischen Inseln St. Paul und Amsterdam; Ceylon, Madras und die Nicobareninseln; Singapore, Batavia und Manila; Hongkong, Canton, Shanghai und die Inselwelt des Stillen Oceans. Die grossartigen Sammlungen, welche auf der vom April 1857 bis zum August 1859 währenden Fahrt gemacht wurden, bezogen sich nicht nur auf Naturgeschichte, wie es bei solchen Expeditionen zu geschehen pflegt, sondern Dank der Vielseitigkeit und Energie des durch eigenthümliche Schicksale und Studien vorbereiteten v. Scherzer besonders auch auf Culturgeschichte und Anthropologie im weitesten Sinne; wir werden weiterhin die schönen linguistischen Ergebnisse, wie sie Friedrich Müller mit durchdringendem Sprachsinn zusammengestellt hat, kennen lernen: auf die höchst interessanten Mittheilungen über Waarengattungen und nationalökonomische Verhältnisse zu achten wird allen den Orientalisten förderlich sein, welche in Lassens grosser dem indischen Alterthum zu Gute gekommener Weise das volle Leben der von ihnen studierten Nationalitäten über den Kreis der Handschriften hinaus zu erkennen wünschen. Die einen weit beschränkteren Kreis umschreibende, mit der nachher bei China und Japan zu erwähnenden preussischen Expedition zusammenhängende

307) Reise der österreich. Fregatte Novara um die Erde. Beschreibender Theil von K. v. Scherzer. Bd. 3. Wien, Gerold, 1862, VII u. 457 S. gr. 8. Mit vielen Holzschn. u. s. w. (n. 3 Thlr.) und bereits Bd. I-III, 2. Aufl. Mit 9 Karten, 65 Holzschn., 5 Beilagen; 15 Karten, 76 H., 2 Beil.; 11 Kart., 79 H., 2 Beilagen. Wien, Gerolds Sohn 1864 66, IX, 384; VII, 448; VII, 450 S. gr. 8. in engl. Einbd. (à n 3 Rp.) Dasselbe in einer Volksausgabe in 30 Lief. Bd. I-II (jeder zu 15 Lief.). Ébend. 1863-65, X, 632; VII, 648 S. gr. 8. mit eingedr. Hölzschn., 21 Holzschnitttaf., 3 Karten u. 5 Taf. u. Tabb. (à Lief. 6 Ngr.) Ueber den wichtigen linguistischen Theil der Novara-Publicationen s. unten No. 456; die naturwissenschaftlichen Partien müssen trotz aller Wichtigkeit hier übergangen werden.

Weltreise Wilhelm Heine's 308) zeigt den geübten, malerisch sichern Blick des schon bei der Fahrt des Commodore Perry betheiligten, künstlerisch vorgebildeten Touristen grösseren Stils: das reiche Detail hat natürlich das officielle Werk voraus. Durch den Reichthum künstlerischer Anschauungen und einen in allen Situationen geistesgegenwärtigen Witz noch anziehender erscheinen Eduard Hildebrandt's 309) von Kossak in glänzendem Feuilletonstil reproducierte, durch ausserordentliche Charakteristik sehr werthvolle Reiserinnerungen. Der Maler des Kosmos' hatte nach der ersten, Amerika geltenden Weltreise von 1844-45 den Orient schon 1851 besucht und nach einem kürzeren Aufenthalt in Nordafrika (besonders in Aegypten) in königlichem Auftrage Palästina studiert; wer das Glück gehabt hat, seine farbenglänzenden Aquarellen zu sehen, musste ohne Zweifel den vollen Eindruck des sonnigen Orients empfangen. Abgesehen von andern einzelnen Fahrten kommt aber hier als besonders wichtig in Betracht die fast zweijährige eigentliche Weltreise, welche der Künstler seit dem Herbst 1862 ausführte und deren Ergebnisse er in fast 300 Aquarellen, wie in zahlreichen mündlichen und schriftlichen, von Kossak geschickt bearbeiteten Ueberlieferungen niederlegte. Der Weg führt über Aegypten und Aden nach Indien, Ceylon, Hinterindien, China, Japan und den Philippinen; die mächtigen Centralstädte, wie die heilige Benares und die wunderliche Bangkok, treten kenntlich aus dem Glanz der südlichen Sonne und der tropischen Vegetation hervor; die Ruinen Indiens und Siams scheinen zu reden; die nachdenkliche Schlaffheit der Hindus, die hinterlistige Rührigkeit der Chinesen, die rasch orientierte Arbeitslust der Japanesen rücken uns aus den pikanten Anecdoten mit fast körperlicher Bestimmtheit nahe. Dagegen kommen Geist's 10) Zusammenstellungen gar nicht in Betracht. Als merkwürdige Reiseschilderungen füherer Zeit von einem grösseren Theil Asiens mögen noch die jetzt erst gedruckten Aufzeichnungen zweier Hājji's erwähnt werden 11). Der eine aus Kargali im Oren

308) Eine Weltreise um die nördliche Hemisphäre in Verbindung mit der ostasiatischen Expedition in den J. 1860 und 1861. Von Wilhelm Heine. Zwei Theile. Leipzig, Brockhaus 1864, XXII u. 593 S. gr. 8. (311⁄2 Rf.) Vgl. Ausland 1864 No. 7 p. 161-165, Bl. für lit. Unterh. 1864 No. 3 p. 45-50. 9) Ed. Hildebrandt's Reise um die Erde. Nach seinen Tagebüchern und mündlichen Berichten erzählt von E. Kossak. Berlin, Janke 1867, XVIII und 1022 S. 8. (41/2 Rp.)

10) Dr. G. Geist's Reisen, Abenteuer und Erlebnisse in Asien, Afrika und in den indischen Meeren. Mit Abbild. in Farbendruck. Lief. 1-6. (Vollst.) Dresden, Schöpff 1864. 278 S. gr. 8 Mit 5 lithogr. Taf. (à n. 5 Ngr.)

ایکی حاجی ننك رحلة نامه لاری بری حاجی اسماعيل بيك (11) محمد او علندين وينه بری حاجی محمد امین عمر اوغلندين روايت .4 ,1,862 Kasan اولنغان

Vgl. Dorn in Mélanges asiatiques V (1867) p.

620 No. 69.

burgischen Gouvernement stammende Hajji Isma'īl ging 1751 über Bukhāra, Afghanistan und Indien nach Mekka, der andere aus Jankagischt im Kasanischen Gouvernement, Ḥājjī Muhammed Amīn 1783 über den Kaukasus, die Türkei und Aegypten dahin.

Bei allen solchen ausgedehnten Reisen, auf welchen selbstverständlich sich nicht von selbst die Aufmerksamkeit der Reisenden specialisierend zu centralisieren vermag, sind bestimmte Fragestellungen von grösster Wichtigkeit. Die geographische Gesellschaft in Paris hat daher sehr richtig an d'Abbadie 312) und Remy 13) eigene Instructionen gestellt; Lafond 14) formuliert die Fragen einer Weltreise; auch die Missionare bedürfen solcher Orientierungen 15).

Zu einer zusammenfassenden Darstellung der durch diese ununterbrochenen allgemeinen und noch mehr durch die erst bei den einzelnen Länder zur Besprechung kommenden besonderen Reisen gewonnenen geographischen Resultate für den gesammtenOrient schreitet man bei der undankbaren Schwierigkeit der Aufgabe nur ungern. Um so grösseres Lob verdienen v. Klöden 15a) und Daniel 15b), von denen der erstere in seinem Handbuche der Erdkunde eine grössere Fülle von eigentlich geographischen Daten, der andere ein lebensvolleres und harmonisches Culturbild geliefert hat. Was die neue verdienstliche Bearbeitung des Handbuchs von Stein und Hörschelmann bringt, soll an seiner besonderen Stelle hervorgehoben werden. Eine Zusammenstellung anderer Art haben Eyriès und Jacobs 16) versucht, Killough 17) ein gutes Panorama gegeben; Cortambert's 18) neu aufgelegte, an Maltebrun anlehnende Schrift ist

312) Instructions pour les voyages d'exploration par Antoine Abbadie. (Extr. du Bulletin de la Soc. de géogr.) Paris, Impr. Martinet 1867, 39 S. 8. 13) Instructions données à M. Jules Remy, pour son voyage dans l'Inde, l'Himalaya, le Tibet, la Chine, le Japon et l'Océanie, Bulletin de la Soc. de Géogr. 5e série T. III (1862) p. 32 f.

14) Fragments de voyages autour du monde. Philippines, Chine, Malaisie, Polynésie, Mexique, etc. Par Gabriel Lafond (de Lurey). Paris, Impr. Voisvenel 1864, 234 S. 4. à 2 col. (2 f. 50 c. Publications du Journal ,,Le Siècle.")

15) Pérégrinations en Europe, en Afrique, et au Japon, par X. M. B. missionnaire apostolique, chanoine de L. 4e et 5e. éd, Paris, Giraud 1865, X u.479 S. 12. 15a) Handbuch der Erdkunde von G. A. v. Klöden. Bd. III. Asien, Australien, Afrika und Amerika. Berlin, Weidmann 1862, XII u. 895 S. gr. 8. (n. 3 Rp.)

15b) Handbuch der Geographie von Dr. Herm. Adalb. Daniel. I. Theil. Allgemeine Geographie. Die aussereuropäischen Erdtheile. 2. vielf. verb. Aufl. Leipzig, Fues 1866, XIV u. 944 S. gr. 8.

16) Voyage en Asie et en Afrique d'après les récits des derniers voyageurs. Par Eyriès et Alfred Jacobs. Paris, Furne 1866, IV u. 696 S. gr. 8.

17) Seize mille lieues à travers l'Asie et l'Océanie. Voyage exécuté pendant les années 1858-1861. Par le Comte H. Russell Killough. 1ère et 2de série. Paris 1866, 859 S. 8.

18) Description particulière de l'Asie, de l'Afrique, de l'Amérique et de l'Océanie. Par E. Cortambert. Nouvelle éd. Paris, Hachette 1865, 307 S. 12. (2 fr.)

ein einfaches gutes Schulbuch, was auch von Raffy 319) zu gelten scheint. Sehr interessante und aus den immer noch entlegenen Quellen der chinesischen Litteratur geschöpfte Notizen über asiatische Geographie hat Stanislas Julien 20) uns dargeboten; wir finden darunter Nachrichten über die Uiguren, Matuanlin's Beschreibung Indiens, Lin's Grundzüge einer allgemeinen Erdkunde und über die chinesisch-indischen Reisebeschreibungen.

Unmittelbarer ist die Ethnographie gefördert worden, deren Grundlegung immer auf asiatische Urgeschichte und Sprachenkunde zurückführen wird, wie man aus de Labarthe's 21) Aperçu ersehen kann, der auch über die Fortschritte der orientalischen Ethnographie berichtet hat 22). Je feindlicher sich bisweilen an dieser Stelle die Naturwissenschaft und die geschichtliche Sprachforschung begegnen, die Form des Racenschädels und das Gedankensystem, das darin durch Geschlechter heimisch gewesen ist, von einander abweichen: um so glücklicher fügt es sich, dass auf der einen Seite die physiologische und die sprachgeschichtliche Ethnographie in ihren besondern Richtungen sich einstweilen weiter entwickeln, auf der andern wissenschaftliche Kräfte von verschiedenen Standpunkten aus zu anthropologischen Vereinen sich zusammenfinden. Die Fortschritte der mit der Ethnographie so eng verbundenen Anthropologie in Frankreich hat de Quatrefages 23) in einer auch für den Philologen lichtvollen Weise gezeichnet; besondere anthropologische Gesellschaften bringen in London und Paris das zerstreute massenhafte Material zusammen. Von der englischen liegen zwei Bände mit 44 längeren und kürzeren Abhandlungen vor 24), von denen die Mehrzahl durch ihren specifisch naturwissenschaftlichen Charakter uns ferner liegen, andere dagegen um ihrer historischen oder sprachund culturwissenschaftlichen Bedeutung willen unsere volle Aufmerksamkeit verdienen, wie T. Bendyshe über die Geschichte der

319) Lectures géographiques: Asie et Afrique. Par C. Raffy. Toulouse, Privat 1867, 535 S. 12. (3 fr.)

20) Mélanges de géographie asiatique et de philologie sinico-indienne par Stanislas Julien. Vol. I. Paris 1864, 339 S. 8. (in sehr kleiner Aufl. gedr.)

21) Aperçu général de la science ethnographique. Par Charles de Labarthe, Revue orientale et américaine T. 4. (1866) und besonders abgedr.: Paris, Maisonneuve 1866, 24 S. 8.

22) Rapport annuel sur les progrès d'ethnographie orientale par Charles de Labarthe. Lu à la Séance générale de la Section américaine le 26 févr. 1862. Paris 1862, 8.

23) Recueil de rapports sur les progrès des lettres et des sciences en France. Rapport sur les progrès de l'anthropologie par A. de Quatrefages. Publication faite sous les auspices du Ministère de l'instruction publique. Paris, Impr. Impér. MDCCCLXVII, 570 S. lex. 8. Vgl. M. Briel im Courrier Français vom 14. Oct. 1867.

Vol. I.

24) Memoirs read before the Anthropological Society of London, 1863-64. 1865-66. Vol. II. London, Trübner 1865 und 1866, 542 u. X, 464 S. 8. (à 21 sh.)

-

Anthropologie, Edw. Sellon über den indischen Phallusdienst, Vámbéry über die Derwische, J. Hunt über die Stellung der Neger, welche überhaupt bei diesen Erörterungen sich besonderer Aufmerksamkeit erfreuen (vergl. die anatomischen Beobachtungen von Th. B. Peacock und Gibb) und W. T. Pritchard über die Viti-Inseln und ihre Bewohner. Die Pariser Société d' ethnographie besteht bereits seit 1859 und hat zunächst ihre Sitzungsberichte und Abhandlungen in der 'Revue orientale et américaine' und in einem kleinen 'Annuaire' veröffentlicht, nachher in einer besonderen Zeitschrift 325a); die Herausgabe eines ersten Bandes von 'Mémoires ethnographiques' war vorbereitet. Die Discussionen der Gesellschaft betrafen theils allgemeine Punkte, wie die Classification der Völkergruppen, die Stellung der Sprachwissenschaft zur Ethnographie; theils einzelne Fragen, wie das Dravidische u. S. W. Einen raschen aber anziehenden Ueberblick gewährt mit geschickter Combinierung des Linguistischethnographischen und des Culturgeschichtlichen Diefenbach 25), nicht etwa ein geschlossenes System der Ethnographie, was auch der sehr bescheidene Titel nicht erwarten lässt. Das Morgenländische nimmt hier nur einen äusserlich nicht sehr ausgedehnten Raum, aber bei der Bedeutung desselben für die Grundfragen der hier wenn auch aphoristisch so doch bisweilen geistvoll skizzierten Culturgeschichte eine um so wichtigere Stellung ein. Mit einer ausführlichen Darstellung, wenngleich sie sich auf die s. g. Naturvölker beschränkt, kommt das grossartig angelegte und bedeutende, in Deutschland zum Schmerz des Verfassers, zugleich aber zur Beschämung seines Vaterlandes ziemlich wirkungslos gebliebene Werk von Theodor Waitz 26) an verschiedenen Stellen

325a) Actes de la Société d'ethnographie constituée par deux décisions ministérielles. Recueil publié avec le concours de MM. Delondre, Martin de Moussy, Minoret, Oppert, de Rosny et Schwabe, par Léon de Rosny, Jules Sarazin et Charles de Labarthe. 2ième Série. T. I. Paris, Amyot 1867, 2 Bll. und 396 S. gr. 8. Die,,Comptes-rendus des séances de la Soc. d'Ethnogr. (lère période)" T. I—II. Paris 1860-65. 8. liegen mir nicht vor. Früher war auch ein kleines ,,Annuaire de la Soc. d'Ethn. publié avec le concours de la Commission des travaux littéraires par Charles de Labarthe" 1-3. (Paris, Challamel aîné 1860-62) erschienen; ich weiss nicht ob mehr. Der mir näher bekannt gewordene dritte Jahrgang enthält ausser einigem Ethnographischen auch Japanesisches und Kaukasisches, was an seiner Stelle erwähnt werden soll.

25) Vorschule der Völkerkunde und der Bildungsgeschichte von Lorenz Diefenbach. Frankfurt a. M., Sauerländer 1864, XII und 746 S. gr. 8. (3 P.) Vgl. Anthropological Review no. 10 (1865 July) p. 196 - 202; Baudry in Revue moderne T. 35 (1865) p. 375 f.; Lit. Centralbl. 1865 no. 17 p. 442 f.; Oesterreich. Wochenschrift 1865 No. 11; Th. Benfey in Gött. gel. Anz. 1865 St. 5 p. 176-192, Aur. Buddeus in Bll. f. lith. Unterh. 1865 No. 9 p. 141 f. 26) Anthropologie der Naturvölker von Dr. Theodor Waitz. Fünfter Theil. Auch m. d. T.: Die Völker der Südsee. Ethnographisch und culturhistorisch dargestellt. Erstes Heft.- Die Malaien. Mit einer Karte. Leipzig, Fr. Fleischer 1865, VI und 194 S. gr. 8. (11⁄4, R) Vgl. den Bericht für 1859-61 no. 57.

Jahresbericht 1862-67.

« AnteriorContinuar »