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Offner liegt der grosse Handelsverkehr vor uns, für welchen zwei bedeutende Stationen der alten Levante uns von Tarbox 555a) geschildert werden. Die unmittelbar mit ihm zusammenhängenden Münz- und Maasssysteme hat für die Epoche vor Alexander d. Gr. Joh. Brandis 56) einer höchst bedeutenden Untersuchung unterzogen; abgesehen von zahlreichen hier zum ersten Male in ihrer Bedeutung erkannten Einzelheiten (zu deren Feststellung zahlreiche Wägungen und Messungen in sauberster Weise vorgenommen wurden) tritt aus diesem Werke zweierlei von weitgreifender Bedeutung hervor: der sexagesimale Charakter des international wichtigen babylonischen Maass- und Gewichtsystemsund die Stellung der kleinasiatischen Griechen zur Entwicklung des Münzwesens, zu dessen Herstellung griechischer Kunstsinn und orientalischer Reichthum sich verbinden zu müssen schienen. Auch in Bouchotte's 57) Be

merkungen tritt die babylonische Elle culturgeschichtlich hervor; für die Numismatik ist neben den zerstreuten Bemerkungen von Karabaček 57a) die ausführliche Beschreibung der verschiedenen Münztypen in Holländisch-Ostindien von Netscher und van der Chijs 58) hervorzuheben, welche ein sehr mannigfaltiges Bild darbietet. charakteristischer Unterschied trennt orientalische und altgriechische Münzen dort im Wesentlichen das Streben offiziell beglaubigte Werthe zu bezeichnen; hier die bestimmteste Neigung, ein kleines Kunstwerk darzustellen.

Ein

Die Kunst selbst lässt sich auf dem weiten Gebiete des Orients nur in Aegypten in einer stätigen geschichtlichen Entwicklung beobachten; sonst begegnen wir im besten Falle nur grossartig fragmentarischem. Daher ist es, was die geschlossene Kunstgeschichte z. B. des alten Griechenlands und des neueren Italiens in ästhetischer Selbstgenügsamkeit bisweilen ohne grösseren Schaden für den geschichtlichen Zusammenhang, wenn auch nicht zum Vortheil der strengen Wissenschaft vernachlässigen darf, in der orientalischen

555a) Tyre und Alexandria, the chief commercial cities of Scripture times. By Increase N. Tarbox. Boston 1866, 362 S. 12.

56) Das Münz-. Mass- und Gewichtswesen in Vorderasien bis auf Alexander den Grossen. Von J. Brandis. Berlin, W. Hertz 1866, XII u. 623 S. gr. 8. (n. 4 R. 20 Ngr.). Vgl. E. Curtius in Gött. gel. Anz. 1867 St. 22 p. 850-64; A v. Gutschmid in v. Sybels Histor. Zeitschr. XVI (1866) p. 386 f.; Hultsch in Neuen Jahrbb. f. Philol. u. Päd. Bd. 95 (1867) p. 513-538;,,Erfindung u. älteste Geschichte der Goldmünzen" Ausland 1867 No. 46 p. 1081-86; Lit. Centralbl 1867 No. 18 p. 497 f. und Waddington in Revue critique d'hist. et de litt. 1868 no. 3 p. 33-36.

57) Trois études sur des mesures anciennes: le stade, la coudée babylonienne, le pied de carrières du pays messin. Par Emilie Bouchotte, négociant. Metz, Impr. Blanc 1864, 102 S. 8.

57a) Zur orientalischen Münzkunde von Joseph Karabaček. (Separatabdruck aus den Wiener Numismat. Monatsheften red. von Egger 1867). 8 S. 8.

58) De munten van Nederlandsch Indie beschreven en afgebeeld door E. Netscher en Mr. J. A. van der Chijs, in Verhandelingen van het Batav. Genootschap van K. en W. Deel XXXI (Batavia, Lange & Co. 1864) X u. 230 S. mit 32 lithogr. Tff.

Kunstgeschichte überall geboten, die culturgeschichtlichen Fäden welche die vereinzelt überlieferte künstlerische Thatsache mit der Culturgeschichte, besonders mit der religiösen und technischen verbinden, aufzusuchen. So bezeichnet das tiefsinnige Werk von Schnaase559), welches in einer neuen Ausgabe erscheint, eine Epoche in der kunsthistorischen Litteratur. Der erste von Carl von Lützow neu bearbeitete Band umfasst den alten Orient, nämlich die Kunst der Inder, Babylonier, Assyrier, Perser, Phönizier, Juden und Aegypter; überall ist gewissenhaft auf die neuesten monumentalen Entdeckungen zurückgegangen und (was eben so wichtig ist) das geschichtlich treibende Leben, welches hinter der Fülle der Einzelheiten wie eine organische Einheit wirkt und sich stets neues adoptierend erweitert oder keine Organe findend abstirbt, für die Beobachtung sichtbar dargelegt. In Beziehung auf die Reihenfolge der Völker kann man von dem Verfasser abweichen. Eine solche kann bestimmt sein durch die Priorität der künstlerischen Entwickelung oder durch einen in der einen oder der andern Nationalität realisierten Begriff, sei dieser nun die elementare Einfachheit, von der alles gleichsam auszugehen scheint, oder die vollauf entwickelte einheitliche Mannichfaltigkeit, welche alle übrigen Erscheinungsformen als Fragmente von sich subsumiert. Nach keiner dieser Seiten hat die indische Kunst das ihr von Schnaase verliehene Recht, vorauf zu stehen, so dass als zweite Gruppe die Babylonier, Assyrier, Perser, Phönizier und Juden, als dritte die Aegypter folgen: diesen letzten gebührt die erste Stelle. Durch sie wird Babylon und Assyrien begreiflich und von den Eraniern bietet sich zuletzt ein natürlicher Weg nach Indien. Im Uebrigen aber ist auch um seiner allgemeinen Gesichtspunkte willen das schöne, mit den neuesten Entdeckungen unter Carl von Lützow's Beihülfe fortgeschrittene Werk allen orientalischen Specialphilologen auf das Angelegentlichste zu empfehlen. Weniger durch die philosophische Energie, welche dieses Werk bis in das kleinste Detail durchdringt, als durch eine sinnige Universalität, welche auch die Poesie und das religiöse Leben in den Kreis ihrer Betrachtung zieht, empfiehlt sich Carrière's 60) Kunstgeschichte. Auch sie ist

559) Geschichte der bildenden Künste von Dr. Carl Schnaase. Zweite verb. u. verm. Aufl. I. Bd. Auch m. d. T.: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten von Dr. Carl Schnaase. 2. verb. u. verm. Aufl. I. Bd.: Die Völker des Orients. Unter Mitwirkung des Verfassers bearb. von Dr. Carl von Lützow. Düsseldorf, Buddeus 1866, XIV u. 492 S. gr. 8. mit 67 eingedr. Holzschn. (2 P.).

60) Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwickelung und die Ideale der Menschheit. Von Moriz Carrière. 1. Band. Die Anfänge der Cultur u. das orientalische Alterthum. (Auch m. d. T.: Die Anfänge der Cultur u. das oriental. Alterthum in Religion, Dichtung u. Kunst). Leipzig, Brockhaus 1863, XXI u. 569 S. gr. 8. (3 R). Vgl. Oesterr. Zeitschr. für Wiss. u. Kunst 1863, I p. 624 f.; Bll. f. litt. Unterh. 1863 No. 34 p. 613 f.; Lit. Centralbl. 1863 Nr. 21 p. 480; Westminster Review 1864 Jan. p. 302 f. Desgleichen: Band III Abth. 1. Das christliche Alterthum und der Islam in Dichtung, Kunst und Wissenschaft. Ein Beitrag zur Geschichte des menschl. Geistes. Ebend. 1868, XIII u. 302 S. gr. 8. (11⁄2 R.) Vgl. Lit. Centralbl. 1868 No. 36 p. 961 f.

philosophisch; es ist eine Kunstlehre auf Grund der Philosophie der Geschichte, und der Begriff der Menschheit, ihr innerstes Seelenleben, ihr letztes Ideal, dessen Licht prismatisch zerstreut in den einzelnen Nationallitteraturen und Künsten wiederglänzt, steht in der Mitte des geschmackvoll-idealistischen Ganzen. Der erste Band behandelt die Vorstufen und die Kunstentwickelung des alten Orients: für jene wird sich aus Waitz's Anthropologie der Naturvölker noch mancher neue und fruchtbare Gesichtspunkt gewinnen lassen; für das Alterthum der Chinesen, welche aber nicht zwischen Naturvölker und Culturvölker zu setzen sind, der Aegypter, Semiten und Arier gibt er häufig mit künstlischer Anmut und meist mit religiösem Verständniss treffende Bilder der Haupterscheinungsformen, soweit die orientalische Philologie dieselben einem Philosophen jetzt schon zu erkennen gestattet. Die alten Eranier hätten eine eingehendere Darstellung beanspruchen dürfen. Noch anziehender ist die erste Abtheilung des dem Mittelalter gewidmeten dritten Bandes; neben die Anfänge der christlichen Cultur ist hier der Islam, zum ersten Mal in seinen verschiedenen Lebensrichtungen zusammengefasst, gestellt. Bei der Besprechung der den Muhammedanismus betreffenden Litteratur wird sich Gelegenheit bieten, des Carrière'schen Werkes noch einmal zu gedenken.

Von den einzelnen Künsten hat die Baukunst in ihrer altchristlichen Epoche eine eingehende Darstellung durch Texier und Pullan 561) gefunden: das Byzantinische, auf welches das gemeinschaftliche Werk des Engländers und des Franzosen vorzugsweise ausgeht, ist hier das culturgeschichtliche Bindeglied zwischen Orient und Occident. In dem Zusammenhang einer allgemeinen Geschichte der Plastik, von Lübcke 62) feinsinnig und geschmackvoll entworfen, haben in dem ersten Capitel Inder, Aegypter, Assyrer, Babylonier und Perser ihre Stelle gefunden: auch hier begegnen uns die Inder wieder an der ersten Stelle. Mit der decorativen Kunst oder wie wir passender sagen dürfen, mit dem Kunstgewerbe des Orients, wenigstens Westasiens und Nordafrikas konnte den europäischen Beschauer unmittelbar die grosse Pariser Ausstellung von 1867 bekannt machen und an Bewunderern hat es nicht gefehlt. Adalbert de Beaumont 63) wagt es sogar, seinem Frankreich den orientalischen Unterricht für die Ornamentik zu empfehlen. Aus

561) Byzantine architecture; illustrated by a series of the carliest Christian edifices in the East. By C. Texier and E. P. Pullan. London, Day and Son 1865 Fol. mit 89 Tff. (£ 6. 6 sh.) vgl. Athenaeum 1865 Jan. 21 p. 92 f.

62) Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Von Wilh. Lübcke. Mit 231 (eingedr.) Holzschn. Leipzig, Seemann 1863, XIV und 775 S. gr. 8. (52% Rp.)

63) Les arts décoratifs en Orient et en France. I. L'architecture persane. Pra Adalbert de Beaumont, Revue des deux mondes T. LXV livr. I. (1866, 1. Sept.) p. 5-33 und T. 72 livr. 1 (1867, 1. Nov.) p. 138–160.

seiner reichen Quellenforschung, welche bei ihm schon frühzeitig den gewöhnlich einseitig überschätzten Kreis der Bücher überschritt, hat Reinaud564) eine kleine Notiz über die Kunst der Mosaik bei Byzantinern und Arabern mitgetheilt. Auf das Gränzgebiet der Kunst und der Graphik führt eine interessante Untersuchung von Delitzsch65) über die rothen Tinten im weitesten Sinne. Wie wichtig solche Beobachtungen auch für kritische Zwecke sein können, beweist z. B. der Umstand, dass das mit Purpur geschriebene Evangeliarium in Curzons Besitz wol kaiserlich-byzantinischer Abkunft sein wird, weil der Gebrauch dieses Farbstoffs nicht-kaiserlichen Persönlichkeiten verboten war. Auch die Geschichte der Musik im alten Orient ist selbständig betrachtet worden: Engel66) hat mit schätzenswerther Sorgfalt zusammengestellt, was die archäologischen Entdeckungen in Assyrien, Babylon und Aegypten und die Nachrichten der Alten ergeben. Natürlich fehlen alle Nachweise über den eigenthümlichen Charakter der Tonsysteme selbst; ich zweifle, dass man dem Verfasser Recht geben darf, wenn er sich Rückschlüsse von den Tonreihen der Chinesen und Indern, weil sie ähnliche musikalische Instrumente wie die genannten altorientalischen Völker gebrauchen, auf diese erlaubt und auch bei diesen von einer 'pentatonic scale' redet.

Der bildenden Kunst und der schönen Litteratur gehört gleichmässig ein viel umfassendes aber doch in seinem Detail anziehendes Werk von Thomas Wright67) über die Geschichte der Karikatur und des Grotesken, das in vielen Stücken an die Schriften unseres alten ehrbaren Flögel erinnert. Selbstverständlich liegt sein Inhalt zum grössten Theil ausserhalb des Orientalischen; aber es verdient hier dennoch eine Erwähnung, weil es mit Aegypten beginnt, dessen Neigung zur Karikatur psychologische Rückschlüsse auf sein inneres Leben gestattet. Es würde sich überhaupt verlohnen, einmal der

564) L'Institut, II. Section, T. 27 (1862) p. 86.

65) Ueber die in alten Hds. verwendeten Farbstoffe. Von Prof. Delitzsch, Z. D.-M.-G. XVII p. 673-681.

66) Music of the most ancient nations, particularly of the Assyrians, Egyptians and Hebrews; with special reference to recent discoveries in Western Asia and in Egypt. By Carl Engel. With numerous illustrations. London, Murray 1864 XII und 379 S. 8. (16 sh.). Vgl. Athenaeum 1865, Jan. 21 p. 80 f., Westminster and Foreign Quarterly Review No. 164 (1865 April) vol. 83 p. 617 f. und The Reader 1865 March. 4 p. 264.

67) A history of caricature and grotesque in literature and art by Thomas Wright, M. A. With illustrations from various sources by F. W. Fairholt. London, Virtue 1865, XVI und 494 S. gr. 8. (21 sh.). Französisch: Histoire de la caricature et du grotesque dans la littérature et dans l'art par Thomas Wright. Traduite avec l'approbation de l'auteur par Octave Sachot; éditée par Amédée Pichot; précédée d'une notice de l'éditeur. Paris, Bureau de la Revue britannique 1866, XXXV u. 457 S. 8. mit 258 eingedr. Holzschn. Vgl. Athenaeum 1865 Jan. 28 p. 119 f.; Quarterly Review 1866 Jan. p. 215-250 und 'Ausland' 1865 No. 19 p. 433-436.

Ausbildung und Behandlung des Komischen in den verschiedenen orientalischen Litteraturen und Künsten nachzugehen und seinen Gegensatz zu den hieratischen Grundrichtungen zu erklären.

Die Litteratur mit ihren besonderen Lebensrichtungen, Formen und Stoffen ist mehrfach auch nach ihren hier zunächst zu berührenden allgemeineren Momenten untersucht und besprochen worden. Hier liegt ein sehr fruchtbares Feld für Detailforschung vor. Auch jetzt noch, nachdem mehr als ein Vierteljahrhundert reicher Arbeit seit seinem Tode verflossen ist, verlohnt es sich, die zerstreuten Abhandlungen des Altmeisters Silvestre de Sacy's568) zusammenzustellen, welcher Sammlung Sédillot seine dankenswerthe Fürsorge gewidmet hat: unter den meist die eigentliche Litteratur betreffenden Stücken wird die Arbeit über die Drusen am meisten willkommen sein. Der ähnlichen Sammlung von Quatremère's einzelnen Arbeiten ist schon oben gedacht worden. Bei der Untersuchung des überall wichtigen und interessanten Verhältnisses zwischen den litterarischen Producenten und dem Publikum steht im Orient die durch das Abendland auf das geringste Maass reducierte Mannigfaltigkeit und Schwierigkeit der verschiedenen Schriftarten mit in erster Linie: die grossartigen internationalen Beziehungen der muhammedanischen Litteraturen sind nicht zum geringsten Theile gefördert durch die Herrschaft des arabischen Alphabets. Ueberall wird aber die nationale Besonderheit der Schreibweise nur ungern und schwer aufgegeben: ein interessantes Beispiel mit allgemeinen Gesichtspunkten bietet Colonel Goldsmid68a), wenn er schildert, dass die Volksthümlichkeit und Verbreitung der Litteratur im Sindh durch die Schwierigkeit leide, Muhammedanern und Indern ein einheitliches Schriftsystem beizubringen.

Eine gesteigerte Aufmerksamkeit ist den orientalischen auch über das Abendland verbreiteten Litteraturstoffen zugewendet worden. In den hier nicht weiter zu besprechenden, aber für die westöstliche Litteraturgeschichte in stofflicher Beziehung höchstbeachtenswerthen Schriften Uhland's zur Geschichte der Dichtung und Sage ist eine Fülle von solchen Berührungspunkten aus dem Mittelalter angedeutet, wie Liebrecht69), selbst ein ausgezeichneter Forscher auf diesem Gebiete, gelegentlich hervorgehoben hat. Der Fortschritt der Untersuchungen wird zuletzt keinem der beiden Standpunkte, welche am besten durch die Namen Jacob Grimm und Theodor Benfey charakterisiert werden, ausschliesslich Recht geben; vielmehr

568) Mélanges de littérature orientale par Silvestre de Sacy, précédés de l'éloge de l'auteur par le Duc de Broglie. Paris, Ducrocq 1863, XXXII und 395 S. gr. 8.

68a) On the preservation of national literature in the East. By F. J. Goldsmid, Journal of the Roy Asiatic Soc. of Gr. Brit. New Ser. Vol. I P. 1 (1864) p. 29-41.

69) Vgl. Liebrecht in Gött. gel. Anz. 1865 St. 47 p. 1841 51.

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