Imágenes de páginas
PDF
EPUB

genart höher geschätzt zu werden schien, als entdeckte colossale Länder- und Völkergebiete. Das Jahr 1866 weist unsers Wissens keinen Todestag eines afrikanischen Reisenden und Forschers auf; aus dem folgenden Jahre sind die Namen Charles John Andersson's 149a) der, Sohn eines englischen Vaters und einer schwedischen Mutter, ein halber Romantiker, am 5. Juli 1867 südlich von Cunene starb, und des Baron Henri Aucapitaine 49b) aus La Rochelle, wo er 1832 geboren war, gest. im August 1867, verdient durch mannigfaltige Mittheilungen über die Berbern, besonders in den Zeitschriften der geographischen Gesellschaft von Paris, zu nennen. Allen diesen kühnen Männern müssen wir mit Auszeichnung die wacker thätigen Missionäre anreihen, aus deren gerade auch in Afrika hochzuschätzenden weil auch für die Wissenschaft vorkämpfenden Reihen Robert Moffat, der Schwiegervater Livingstone's, gest. am 8. August 1862 bei Kuruman in Südafrika, und Heinrich Kleinschmidt 149c) aus Westphalen, nach 25jähr. Missionsthätigkeit gest. am 2. September 1864 zu Otjimbingué in Neu-Barmen im Damaralande, geschieden sind. Unter den stilleren Hieroglyphenforschern sind zwei gestorben: im Sommer 1862 in Göttingen Max Uhlemann, ein fleissiger Arbeiter, der viel Mühe und manchen Scharfsinn an ein falsches System gewendet und sich daher, ohne es selbst bestimmt zu wissen, die Freude am Schaffen verbittert hat, und Ende 1867 in Rom der Cardinal Aloysius Maria Ungarelli, der Erklärer der römischen Obelisken (1842).

An Widerspenstigkeit gegen eindringende Forscher ist dem opferverlangenden Afrika Australien nicht unähnlich; für dessen wissenschaftliche Eroberung sind der keckabenteuerliche 42jährige Robert O'Hara Burke und sein wissensdurstiger 28jähriger Begleiter John Wills bald nach Anfang April 1861 des Hungertodes gestorben, nachdem sie eigentlich ihr Ziel erreicht hatten und nur die verabredete oder doch erwartete Unterstützung nicht fanden.

Ohne dem ehrenvollen Gedächtniss aller dieser in stiller ernster Thätigkeit oder für ihren wissenschaftlichen Beruf zum Theil heldenmüthig dahingegangenen Männer irgend zu nahe zu treten, mögen zum Schluss dieser Aufzählung noch drei Namen stehen, deren Träger sich mit unsern orientalischen Studien in Zusammen

149a) Vgl. Charles John Andersson, Petermanns Geogr. Mitth. 1868 Heft VII p. 257-260.

49b) Vgl. Petermanns Geogr. Mitth. 1849 no. I p. 41.

49c) Vgl. über den letzteren: Sieben Zeugen des Herrn aus allerlei Volk. Zur Belehrung und Erbauung von Miss.-Insp. C. H. Chr. Plath. Berlin, W. Schulze 1867, VIII u. 201 S. 8°. (10 Ngr.). Dort ist auch die unter ihren Landsleuten als Missionsdolmetscherin verdiente Kafferin Wilhelmine († 9. Juli 1863) besprochen.

hang gesetzt haben: Benjamin II. 150), gest. zu London am 4. Mai 1864; Constantinos Simonides gest. ebendaselbst im October 1867, und H. J. F. Parrat, gest. am 7. April 1866 zu Bruntrut im Canton Bern, dieser letztere ein ganz ehrlicher Abenteurer der Entzifferungskunst, durch welche er besonders den hieroglyphischen Studien und auch den linguistischen Forschungen neue ungeahnte aber in der That auch ungebahnte Wege öffnete; die beiden andern giengen jedoch absichtlich auf Täuschungen aus, der eine indem er von Städten und Ländern berichtete, die er nicht immer gesehen, der andere, indem er Schriftsteller producierte, welche Niemand vor ihm gelesen hatte und hoffentlich auch Niemand nach ihm mehr lesen wird.

Die einzelnen Forscher und die aus ihnen sich zusammensetzenden gelehrten Vereine sind in dem grossen Haushalt der Wissenschaft das bewegliche Capital an Arbeitskraft; neben diesem verlohnt es sich, auch an die liegenden Gründe unserer Studien zu denken an die wissenschaftlichen Sammlungen. Bei dieser Gelegenheit ist vom Standpunkte ernster orientalischer Forschung eine zwiefache Klage auszusprechen. Zunächst in Bezug auf die Sammlungen unserer D. m. G. Es ist bekannt, dass deren Bestände lediglich dem Wohlwollen von Geschenkgebern zu verdanken sind, sehr selten durch Kauf und noch seltener durch Tausch beschafft werden. Ungeachtet dieser sehr schwankenden Vermehrungsweise (denn auf nichts ist bedenklicher zu rechnen als auf die wohlthätigen Stimmungen der Menschen) hat sich der Besitz unserer Gesellschaft in ziemlich erfreulicher Weise erweitert. Vom Herbst 1861 bis zum Herbst 1867 sind ihr an selbständigen Druckwerken 601, an Fortsetzungen 297 Nummern zugegangen, darunter werthvolle Zeit- und Sammelschriften, die grossen photographischen Prachtwerke über indische Architectur, besonders aber eine schätzbare Fülle von Separatabzügen kleinerer und leicht übersehener, meist schwer erreichbarer Abhandlungen. Die Rubrik Handschriften, Münzen u. s. w. wies in dem gleichen Zeitraum zwar nur 35 Nummern auf, aber darunter höchst werthvolle Stücke. Von dem unserer Sammlungen immer treu gedenkenden Otto Blau erhielten wir eine schätzbare armenische Evangelienhs. vom J. 1224 Chr. und ein arabisches, von ihm selbst in unserer Zeitschrift beschriebenes Majmū' (1099 d. H.); durch andere Geschenkgeber eine Palihs., hindustanische und persische Bilder aus dem Nachlasse A. W. v. Schlegels, sechzehn sorgfältig gemalte Darstellungen von Pflanzen, welche im indischen Cult zur Verwendung kommen, und Anderes. Besonders aber

150) Vgl. Steinschneiders Hebr. Bibliogr. 1864 no. 39 p. 61, und The Reader 1864 no. 72 p. 620. Sein in meinem Bericht für 1857 und 1858 unter No. 51 erwähntes ziemlich apokryphisches Reisewerk erschien noch nach seinem Tode englisch: Eight years in Asia and Africa, from 1846 to 1855. preface by B. Sceman. London 1865, 8o.

With a

sind die Zugänge unserer Münzsammlung hervorzuheben; der Güte eines der ersten Forscher, Freiherrn v. Prokesch-Osten in Constantinopel, verdanken wir eine schöne Reihe von Ispehbeds und von spät - muhammedanischen Münzen; unserm Mitgliede Blau den bei weitem grössten Theil der ausserdem in diesen sechs Jahren uns zugegangenen ummayadischen und 'abbasidischen, wie überhaupt muhammedanischen Stücke. Aber bei der lebhaftesten Dankbarkeit, welche wir allen Geschenkgebern zollen, können wir nicht unterlassen zu bedauern, dass besonders bei den deutschen Mitgliedern der D. M. G. die Eigenthümlichkeit unsrer Bibliothek unberücksichtigt bleibt. Weil sie sich aus Geschenken zusammensetzt, könnte sie bei einiger Bereitwilligkeit sämmtlicher Mitglieder ein wahres Archiv des deutschen Orientalismus werden, dessen fortschreitende Thätigkeit hier von Jahr zu Jahr zu verfolgen möglich wäre. Aber der Berichterstatter über diese Studien kann versichern, dass die nichtdeutschen Gelehrten unsrer Sammlung verhältnissmässig weit liebenswürdiger gedenken als die deutschen, deren Aufmerksamkeit von Neuem und recht nachdrücklich auf diesen Punkt unsres Vereinslebens hingewiesen sein möge.

Eine zweite Klage betrifft den Mangel an Notizen über die Erwerbungen der verschiedenen Bibliotheken, von denen mit Rücksicht auf die für die morgenländischen Studien wichtigen Partien unterrichtet zu sein ein wesentliches Förderungsmittel unserer Wissenschaft sein würde. Aber die Oberbibliothekare und Bibliothekdirectoren haben leider ziemlich selten ein Verständniss für diesen wichtigen Punkt. Am besten werden wir verhältnissmässig von St. Petersburg unterrichtet; das British-Museum hat die Veröffentlichung seiner bei aller Kürze höchst empfehlenswerthen,Lists of additions' leider abgebrochen; alles was wir von hier oder sonst erfahren, beschränkt sich im Wesentlichen auf Notizen im ,Athenaeum' und in der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Es ist nicht zu verlangen, dass jeder Bibliothekar nach der Weise des in dieser Beziehung gewiss nachahmungswerthen Baron de Reiffenberg ein Annuaire veröffentliche, besonders da man, wie nun einmal die gewöhnliche Bildung der Bibliothek beamten ist, nicht bei allen wirklich wissenschaftliche Interessen voraussetzen darf: aber ohne Zweifel würden vorhandene Zeitschriften wie Naumanns,Serapeum' oder Petzholdt's ,Neuer Anzeiger' systematischen Mittheilungen über Accessionen gern ihre Spalten öffnen. Ich weiss, dass bedeutende Handschriftenverzeichnisse veröffentlicht sind oder vorbereitet werden, aber selbst diese werden in der Regel schon unvollständig, indem sie ans Licht treten. Es ist daher nicht meine Schuld, wenn die folgenden Mittheilungen über Vermehrungen der bestehenden orientalischen Sammlungen durchaus fragmentarisch sein werden.

In München sorgt der ausgezeichnete Oberbibliothekar Halm in rühmenswerther Weise für Veröffentlichung der Handschriften

Jahresbericht 1862-67.

6

[ocr errors]

kataloge von Joseph Aumers 151) geschickter und sorgfältiger Hand liegen die Verzeichnisse der arabischen und der persischen Handschriften vor, Arbeiten, welche durch die kurz vorher gegangene Erwerbung der grossartigen Quatremère'schen Sammlung möglich und nothwendig geworden waren. Die arabische Abtheilung umfasst 903 Originalnummern und 34 von Europäern über arabische Litteratur verfasste Stücke; die Bedeutung der Sammlung selbst ist bereits von Roediger in unsrer Zeitschrift genügend hervorgehoben worden. Die persische Abtheilung enthält 351 Nummern, wovon 200 der poetischen Litteratur und Prosadichtung angehören: unter den 71 Geschichtswerken ist ein guter persischer Tabarī beachtenswerth. Der demnächst zu veröffentlichende Band wird die Beschreibung der hebräischen Handschriften von Steinschneider 52) enthalten, der schon gelegentliche Proben mittheilt und auf diesem Gebiete wissenschaftlicher Arbeit schwerlich übertroffen werden kann. In den seit lange berühmten muhammedanischen Sammlungen von Gotha arbeitet Pertsch 53) weiter an seinen ebenso sauberen als gründlichen Handschriftenkatalogen, von denen bereits ein zweiter, die türkischen Handschriften enthaltender Theil mit 276 Nummern vorliegt; der durch die Originalität der arabischen oder persischen Litteratur verwöhnte Gelehrte wird ausser den durch ihren Inhalt werthvollen geographisch- historischen Abtheilungen gleichwohl manches Anziehende finden, wie eine sprachlich beachtenswerthe metrische Bearbeitung der Kalīlah wa- Dimnah' aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrh. d. H. Einen ungleich grösseren Reichthum verspricht das von demselben Gelehrten in Angriff genommene arabische Handschriftenverzeichniss, in welchem dem Vernehmen nach gegen 3000 Nummern zur Beschreibung kommen, mehr als das ältere gedruckte flüchtige Verzeichniss erwarten liess und mit manchen erst durch Pertsch geradezu entdeckten oder auf ihren wahren Titel und Werth zurückgeführten wichtigen Stücken. Der Reichthum Wien's an vorderasiatischen Schätzen ist uns allmählich bekannt geworden; den letzten und

151) Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae regiae Monacensis. Tomi I. Pars II. (Auch m. d. T.: Die arabischen Hss. der K. Hof- u. Staatsbibliothek in München beschrieben von Jos. Aumer). Pars III. (Auch u. d. T.: Die persischen Hss.... beschrieben von Jos. Aumer). München, Palm in Comm. 1866, VIII u. 502; 152 S. gr. 8. (2 Rp. 20 Ngr. u. 24 Ngr.). Vgl. Lit. Centralbl. 1866 Nr. 42 p. 1091 f.; Ewald in Gött. gel. Anz. 1867 St. 17 p. 641–647; A. A. Z. 1868 No. 74 Beilage; Petzholdt's Anzeiger 1866 No. 7 (Juli) p. 226 f.; und Steinschneider in Jeschurun von Kobak V. (1866) p. 180-189; kurz Trübners Record no. 16 p. 293.

52) Hebräische Handschriften in München über arabische Philosophie. Aus einem Schreiben des Dr. M. Steinschneider Serapeum 1867 No. 9 p. 136-141.

53) Die Orientalischen Handschriften der Herzogl. Bibliothek in Gotha... verzeichnet durch Dr. W. Pertsch Th. 2. Die türkischen Hss. Wien 1864, VIII u. 240 S. gr. 8 vergl. Mag. f. d. Lit. des Ausl. 1866 No. 15 p. 205 f.

grössten Beitrag lieferte Flügel 154) in seinem vortrefflichen Verzeichniss muhammedanischer Hss. der k. k. Hofbibliothek, unter deren etwa 16,000 Mss. neben den deutschen grade diese zuletzt durch Hammer-Purgstall's grossartiges Vermächtniss vermehrte morgenländische Abtheilung einen Glanzpunkt bildet. Das umfassende Verzeichniss konnte in der That nur von einem so ausgezeichneten Forscher und vielleicht nur auf Grund einer fast vierzigjährigen, wenn auch mannigfach unterbrochenen Bekanntschaft mit der betreffenden Sammlung mit solcher Sicherheit hergestellt werden. Denn bereits im Frühling 1827 hatte Flügel den Wiener Hss. seine Studien zu widmen begonnen, und nach langjährigen Forschungen in den meisten Bibliotheken in Deutschland und in Paris und vorbereitet durch seine colossalen Arbeiten am Ḥājī Khalifa, 1851 von Wien den Auftrag zur Katalogisierung der arabischen, persischen und türkischen Hss. erhalten. Wir besitzen durch diese schöne Arbeit und durch Krafft's Verzeichniss der Hss. der orientalischen Akademie die ausreichendste Kunde von den grossen Sammlungen Wiens; es bliebe zu wünschen, dass auch die kleineren, an denen die österreichische Kaiserstadt bei ihrer westöstlichen Stellung überhaupt und bei der Theilnahme des alten österreichischen Adels an den Türkenkriegen insbesondere ohne Zweifel reich ist, durch sorgfältige Beschreibungen allgemeiner bekannt werden möchten. Fr. Müller 55) sind wir dankbar, dass er uns Nachrichten von den armenischen Hss. der Hofbibliothek gegeben hat, und Alois Müller 56) für die Beschreibung der phönizischen Münzen im k. k. Antikencabinet. Aus Tübingen erhalten wir von R. Roth 57) eine vollständige Beschreibung der in der dortigen Universitätsbibliothek befindlichen indischen Hss., welche insbesondere durch Gundert, Haeberlin und Mögling zusammengebracht und schon früher kurz theils von Ewald, theils von Roth selbst verzeichnet worden sind. Einen bedeutenden muhammedanischen Zuwachs haben die Tübingen'schen Sammlungen durch Roths Betrieb und des um Berlin und Leipzig bereits verdienten Wetzstein Vermittlung erhalten: 169 von dem Letztern in Damaskus zugleich mit zwei kurdischen, einem

154) Die arabischen persischen und türkischen Handschriften der k. k. Hofbibliothek zu Wien. Im Auftrage der k. k. Behörde geordnet und beschrieben von G. Flügel. Bd. 1, 2, 3 Wien 1865-67, LXXXII u. 1990 S. 4. (nicht im Handel; Leipzig, Brockhaus 15 Rp).

Von

55) Die armenischen Handschriften der kais. Wiener Hofbibliothek. Dr. Fr. Müller, Deutsche Vierteljahrschrift für engl.-theol. Forschung von Heidenheim No. V (Gotha 1863) p. 63-66, No. VI (Gotha 1863) p. 197—200, No. VII (Gotha 1864) p. 346-350.

56) Die phönizischen Münzen des k. k. Münz- und Antiken-Cabinets in Wien. Mitgetheilt von Dr. Alois Müller, Forts., Deutsche Vierteljahrschrift für engl.-theol. Forschung von Heidenheim No. VI (Gotha 1863) p. 201-212. 57) Verzeichniss indischer Hss. der königl. Universitäts-Bibliothek (von R. Roth). Tübingen (Lect.-Cat.) 1865, 24 S. 4.

« AnteriorContinuar »