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gehende Beschreibung von drei in derselben Bibliothek befindlichen astronomischen Instrumenten, durch welche die verwandten Untersuchungen von Morley und Woepcke wesentlich ergänzt werden. Aber nicht allein für das muhammedanische Leben sind die russischen Sammlungen wichtig, sondern auch für das christlich armenische, welches in dem durch eine erneute Beschreibung 201) nahegerückten Lazareffschen Institut zu Moskau besondere Pflege findet; in den politischen Verband des Kaiserreichs gehört das altehrwürdige Edschmiadzin mit der bedeutenden Patriarchatsbibliothek, deren 2340 armenische Hss. in einem seit länger vorbereiteten, 202) von Garenian 203) herausgegebenen Verzeichniss uns näher bekannt werden und welchem die Beschreibung der Hss. der Sanct-Jacobi-Kirche folgen sollen; in Garenians Verzeichniss stossen uns alte Uebersetzungen neuer Stücke des Aristoteles und des Diodorus Siculus auf: zugleich erfahren wir, dass sorgfältige Copien ausgeführt werden.

Spät, aber endlich doch trifft man in der Türkei Fürsorge für die ohne Zweifel bedeutenden Handschriftensammlungen, besonders in Constantinopel, von denen die von Flügel mit grösster Mühe und Sorgfalt zusammengebrachten Verzeichnisse uns doch eine weder vollständige noch im Einzelnen eingehende Kenntniss verschaffen konnten. Der Minister Aḥmed Wefiq Effendi hat in sehr richtiger und von der Wissenschaft hoch anzuerkennender Einsicht befohlen, die Bibliotheken der Moscheen und frommen Stiftungen zu untersuchen, 204) wobei vielleicht unsere Kenntniss der griechischen und lateinischen Litteratur einige Förderung erfahren könnte; ja, es ist sogar der schöne Plan aufgetaucht, die zerstreuten Sammlungen zu centralisieren 205) und dann würde allerdings der Reichthum sich erst überschauen lassen, über welchen wir uns mit dürftigen Nachrichten und dunklen Sagen begnügen mussten.206) In dem muhammedanischen Asien steht die Bibliothek Timurs zu Samarkand immer noch wie ein grosses Räthsel vor uns: der Bericht des Armeniers Chatschatur, an welchen nach Petermanns

201) L'Institut des langues orientales fondé à Moscou par la famille de Lazareff. Ouvrage traduit du Russe et de l'Arménien sur l'édition originale publiée à la typographie de l'Institut Lazareff en 1852, et accompagnée d'une notice historique et descriptive, par Ed. Dulaurier. 2 de éd. corr. et augm. Paris, Franck 1864. 93 S. 8.

2) Vgl. The Reader 1866 Vol. VII p. 467.

3) Catalogue des manuscrits arméniens de la Bibliothèque patriarcale d'Edchmiadzin, par Jacques Garénian. (Armen.) Tiflis 1863, 230 S. 4. Vgl. V. Langlois im Journal asiat. 6e série, T. 8 (1866) p. 439.

4) Vgl. Augsb. A. Z. 1862 no. 31 Beil. und danach Petzholdt's Anz. f. Bibliogr. 1862 p. 104 f.

5) Augsb. Allg. Ztg. 1863 no. 218 p. 3615, Petzholdt's Neuer Anz. für Bibliogr. 183 Heft 9-10 p. 331 f.

6) Les bibliothèques de Constantinople. Lettre de Henri Alkan, Annales du Bibliophile 1862 No. 11 p. 165-169.

Darstellung wieder erinnert wird,207) erweckt dadurch den grössten Verdacht, dass vor Allem merkwürdige armenische Stücke in dem wüsten Kellergewölbe gefunden werden. Bestimmteres erfahren wir durch die englische und die mit ihr verbundene deutsche Wissenschaft aus Indien, wo die grösste Aussicht vorhanden ist, den geretteten Handschriftenvorrath nach und nach beschrieben und auch für die Zukunft gesichert zu sehen, und auch die wachsende Einsicht der Orientalen selbst kommt hier zu Hilfe. Der asiatischen Gesellschaft in Bombay schenkt der Parse Kowājī Jihāngīr mit der seinen Stammesgenossen eignen Liberalität 92 Bände orientalischer Werke; aus Madras berichtet Bühler 208) über Sanskrithss., desgleichen erhalten wir Notizen über Siamesisches und Tamulisches daselbst 209). Von den in Calcutta sich zusammenfindenden Denkmälern des südasiatischen Culturlebens beschreibt Phayre 10) einige Münzen und Medaillen mit Palilegenden in birmanischer Schrift; aber auch arabische und noch mehr persische Stücke sammeln sich hier an, 10a) darunter z. B. der sehr seltene Diwan des Haidar, leider durch die fressende Tinte mannigfach zerstört. Den interessanten Bestand der Sammlungen der Bataviaasch Genootschap an Druckwerken lehrt ein alphabetisches Verzeichniss von van der Chijs 11) kennen: es ist damit wohl die bequemste Uebersicht der holländischen Litteratur über den indischen Archipel gegeben.

In Afrika sind an verschiedenen Punkten erfolgreiche Versuche gemacht worden, wissenschaftliche Sammlungen und zugleich Beschreibungen derselben herzustellen, im entferntesten Süden wie in dem geschichtsreicheren Norden. Der Capstadt hat der Gouverneur Sir George Grey bei seinem Abgange nach Neu-Seeland seine grossartige Sammlung von Büchern und Hss. zum Geschenk gemacht, 12) wodurch die öffentliche Bibliothek in den Besitz aller irgend erreichbaren litterarischen Hilfsmittel für das Sudium der afrikanischen und polynesischen Sprachen gesetzt ist, und Bleek, der zunächst zum Curator dieser Stiftung ernannt ist, wird das Seinige thun, sie den Fortschritten seiner Specialwissenschaft entsprechend vollständig

207) Petzholdt's Anz. f. Bibliogr. 1862 p. 12 f. Vgl. Petermann's Reisen im Orient II p. 231–234.

8) Remarks on the Sanskrit Manuscripts in Madras. By Dr. Georg Bühler, Madras Journal of Literature Third series No. I (1864 July) Art. 4.

9) Description of two manuscripts in the library of the Madras Society: 1, Miscellaneous Laws of Siam; 2, De Bourze's Dictionnaire Tamul-François. Madras Journal of Literature Third series No. I (1864 July) Art. 8.

10) Memorandum on some medals and coins in the Museum of the Asiatic Society, found near Mergui on the Tenasserim Coast. By A P. Phayre, Journ. of the As. Soc. of Bengal Vol. XXXII (1863) p. 271–273 (mit Tff.). 10a) Journ. of the As. Soc. of Bengal Vol. XXXII. (1863) p. 182.

11) Catalogus der Bibliotheek van het Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen door Mr. D. A. van der Chijs Batavia, Lange & Co.; 'sHage, Nijhoff 1864, XX u. 487 S. gr. 8.

12) Vgl. Wissensch. Beil, zur Leipz. Ztg. 1862 nr. 21 p. 104 und danach Petzhold's Anz. f. Bibl. 1862 p. 139.

zu erhalten. Was für ein Reichthum aber hier vorliege, zeigen die sorgfältigen Verzeichnisse, deren Fortsetzung wir erhalten 213). Im Norden hat endlich auf dem unerschöpflich freigebigen monumentalen Boden Aegyptens der Vice-König von seinem Souveränetätsrecht Gebrauch gemacht, die meist mit Zerstörungen verbundene Ausfuhr von Denkmälern zu verhindern und selbst ein Museum zu gründen, über dessen vielversprechendes Gedeihen Mariette 14) und de Saulcy 15) berichten. Eine jüngere Stufe der nordafrikanischen Geschichte, von den Puniern und Römern bis auf den Islām, bezeugen die Sammlungen des Museums von Constantine, dessen Beschreibung in Zeichnungen von Ferrand und Text von Cherbonneau begonnen, aber unseres Wissens nicht weiter geführt worden ist. 16)

An der Erweiterung und Befestigung unsrer Wissenschaft, so weit sie durch Anlegung, Vermehrung, Untersuchung und Beschreibung von Sammlungen sei es von Handschriften oder anderen Culturdenkmälern gefördert werden kann, haben die verschiedenen Nationalitäten verschiedenen Antheil; am bevorzugtesten werden immer diejenigen sein, welche mit dem unmittelbaren Verkehr, in welchen Welt- oder geschichtliche Stellung sie zum Orient gebracht hat, rege wissenschaftliche Interessen verknüpfen. In Beziehung auf Reisen, welche als ein weiteres Förderungsmittel unserer Studien zunächst nach ihrer Ausdehnung über den ganzen Orient oder grössere Gebiete desselben unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, kehrt sich das Verhältniss in manchen Punkten um. Nordamerika, das nicht viel Hss. sammeln kann, macht grosse Reisen; doch werden solche Unterschiede durch die Erleichterungen des internationalen Verkehrs mehr und mehr aufgehoben und das englische wie anglo-amerikanische Reisetalent wird steigende Concurrenz finden. Charakteristisch ist es augenblicklich noch, dass in England Bradshaw's 17) Führer zur Ueberlandreise nach Indien

213) The library of His Excellency Sir George Grey, K. C. B. Presented by him to the South African Libray. Vol. III p. 1. Manuscripts and Incunables. London, Trübner 1863, 24 S. 8. Vergl. meinen Bericht für 1857-58 No. 36. D. M. Z. XIV p. 146.

14) Notices des principaux monuments exposés dans les galeries provisoires du Musée d'antiquités égyptiennes de S. A. le Vice-roi, à Boulaq, par Aug. Mariette-Bey. Alexandrie 1864, 304 S. 8. Vgl. Journal des Savants 1866

Janv. p. 74 f.

15) Le musée du Caire. Par de Saulcy, Revue archéol. Nouvelle série T. VI, 1 (1864 Jan. Juni) p. 313-322.

16) Album du Musée de Constantine, publié sous les auspices de la Soc. archéol. Dessins de L. Ferrand, interprète de l'armée. Texte explicatif de A. Cherbonneau. Cahier 1. Constantine et Paris, Challamel aîné 1862, 21 S. klein Quer 4. mit 11 Tff.

17) Bradshaw's Railway, etc. Through route and overland guide to India, Turkey, Persia, Egypt, Australia, New Zealand, China, and Japan; or, the Travellers manual of How to reach and how to live in the tree presidencies of India. With maps and engravings. New edition. London, Adams 1865 und wieder 1867, LIV u. 270 S. gr. 16. (5 sh.).

bereits eine zweite Auflage erlebt hat; aber auch in Deutschland geben sich bereits die weiterhinzuerwähnenden Reiseaufzeichnungen Schuchardt's 217a) als ein Reisehandbuch wenigstens für die Levante. Für die Geschichte der Reisen, welche zugleich ein Stück westöstlicher Culturgeschichte ist, wird Zusammenhängendes gethan werden können, wenn erst die älteren Berichte vollständiger vorliegen. Für das engere Gebiet Palästinas werden wir bei der Reiselitteratur dieses Landes ein mustergültiges Werk von Tobler kennen lernen; für die Geschichte der Indienfahrer Italiens gibt de Gubernatis 18) sehr beachtenswerthe Mittheilungen; allerlei Nachrichten über moderne Reisende finden sich bei Cortambert 19) und mit geistreichem litterarischem Beiwerke in der durch ihren Titel leicht irreleitenden Sammelschrift von Ph. Chasles 20).

Aus der alten Periplus-Litteratur haben die wichtigsten Stücke sorgfältige Untersuchungen durch Reinaud 21) und Thomas 22) erfahren. Der erstere hat aus der vollen Kenntniss der östlichen und westlichen Litteratur Zeitalter und Bedeutung des Periplus des rothen Meeres festgestellt, Thomas den des schwarzen Meeres in einer kritisch zuverlässigen Gestalt nebst anderen Stücken gegeben. Den h. Hieronymus, der in seinen jetzt von Bernard 23) im Zusammenhange betrachteten Reisen wie in seiner ganzen Thätigkeit Orient und Occident verband, zeigt eine realistisch-anmuthige Abhandlung Thierry's 24) in Palästina und Aegypten. Für das Mittelalter bietet in reinlichem und schön ausgestattetem Text der

217a) Vgl. weiterhin no. 282.

18) Memoria intorno ai viaggiatori italiani nelle Indie orientali dal secolo XIII a tutto il XVI, compilata dal dott. Angelo de Gubernatis. Firenze, Fodratti 1867, 8.

19) Peuples et voyageurs contemporains.

Gay 1864, 363 S. 12. (4 fr.)

Par R. Cortambert. Paris,

20) Orient. Voyages d'un critique à travers la vie et les livres, par Philarète Chasles. Paris, Didier 1865, XLV u. 422 S. 12. Vgl. Journ. des Sav. 1865 p. 461 f; Athenaeum 1865 April 15 p. 519.

21) Mémoire sur le Périple de la mer Erythrée et sur la navigation des mers orientales au milieu du IIIe siècle de l'ère chrétienne, d'après les témoignages grecs, latins, arabes, persans, indiens et chinois. Par Reinaud, Mémoires de l'Acad. des inscr. Vol. XXIV, P. 2. (Paris 1864, 4.) und daraus besonders abgedr. Paris 1864, 54 S. 4. Vgl. Lit. Centralbl. 1864 no. 24 p. 581 f.

22) Der Periplus des Pontus Euxinus. Nach Münchener Hss. von G. M. Thomas. [Mit einer Karte]. Ingleichen der Paraplus von Syrien u. Palaestina u. der Paraplus von Armenien [des Mittelalters]. (Aus den Abhh. der k. bayer. Ak. d. Wiss.) München, Franz in Comm. 1864, 63 S. gr. 4. (n. 11 Rp.).

23) Les voyages de Saint-Jérôme. Thèse par l'abbé Eugène Bernard. Paris, Douniol 1864, VIII. u. 500 S. 8.

24) Récits de l'histoire romaine aux IVe et Ve siècles. III. Un pèlerinage en Palestine et en Egypte de 386-387. Jérome et Paule dans la ville des Saints. Par Amédée Thierry, Revue des deux mondes T. LVII (Mai 1865) p. 7-43.

Jahresbericht 1862-67.

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in diesen Forschungen bewährte Laurent 225) vier Reiseberichte, von ihnen zwei überhaupt zum ersten Mal, die beiden andern nach authentischen Grundlagen gedruckt. Dem dreizehnten Jahrhundert gehören die beiden niedersächsischen Mönche, Wilbrand von Oldenburg (um 1212) und der treffliche Burchardus (um 1270-80) an; auf der Gränze des 13. und 14. steht der hochgebildete, auch in morgenländischen Sprachen bewanderte Florentiner Riccoldus; in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um 1330) wirkte Odoricus von Friaul, nach Waddings 'Annales Minorum' auch in Indien thätig, dessen palästinensischer Bericht nicht in der ursprünglichen Aufzeichnung, sondern nach einem Dictat an Guilhelmus de Solagna vorliegt. Diese Pilger sind in der Begränzung ihres geographischen Gebiets auf Vorderasien, insonderheit auf Palästina und Aegypten, die Vorbilder für die spätere erbauliche Touristenlitteratur, welche sie bei allem frommen Grundzug ihres Wesens aber an positiven Daten weit überragen. Ebenfalls für die Epoche der Kreuzzüge und als Augenzeuge für Aegypten und Palästina wichtig stellt sich der Zeit nach zwischen Wilbrand und Burchard Jacob von Vitry, über welchen in etwas ungeschicktem Latein, anlehnend an Junkmanns Darstellung des gleichzeitigen Oliverius Scholasticus, gründlich Matzner 26) gehandelt hat. Als ein einzig gearteter Mann überragt durch Kühnheit des Unternehmens und durch Wahrhaftigkeit der Beobachtung bahnbrechend Marco Polo alle Reisenden des Mittelalters. Nachdem von Bartoli 27) der italiänische Text seiner Aufzeichnungen verbessert herausgegeben worden, auf welchen italiänischen Text Thomas 28) zurückkommt, liefert jetzt Pauthier nach einer Untersuchung über des Verfassers Leben 29) und

225) Peregrinatores medii aevi quatuor: Burchardus de Monte Sion, Riccoldus de Monte Crucis, Odoricus de Foro Julii, Wilbrandus de Oldenborg, quorum duos nunc primum edidit, duos ad fidem librorum mstorum recensuit J. C. M. Laurent. Leipzig, Hinrichs 1864, VIII u. 199 S. hoch 4. (n. 4 Rp. 24 Ngr.) Vgl. Ewald in Gött. gel. Anz. 1864 St, 47 p. 1846-55; Haneberg im Theol. Lit. Bl. von Reusch 1866 Nr. 3; (Wiener) Allg. Lit. Ztg. 1865 No. 17 p. 151 f.; Ausland 1865 no. 4 p. 85 f. und Satudary Review 1865 Jan. 21 p. 93. Zu einzelnem vgl. schon meinen Bericht für 1859-1861 No. 996 u. 997; zu Burchard s. Toblers Bibliogr. p. 27 f., zu Riccoldo dens. p. 30 f., zu Oderico desgl. p. 34 f. und zu Wilbrand p. 24.

26) De Jacobi Vitriacensis crucis praedicatoris vita et rebus gestis. Dissertatio historica ser. Franc. Leop. Matzner. Monasterii, Typ. Theissing 1863. 8. Vgl. Wiener Allg. Lit.-Ztg. 1864 No. 11 p. 98.

Bibliogr. p. 23 f.

Dazu Toblers

27) I viaggi di Marco Polo secondo la lezione del codice Magliabechiano più antico, reintegrati col testo francese a stampa per cura di Adolfo Bartoli. Firenze, Le Monnier 1863, LXXXIII u. 439 S. 12. (It. L. 4).

28) Zu Marco Polo, aus einem Codex ital. Monacensis von Thomas, Sitzungsberichte der kgl. bayr. Ak. der Wiss. 1862, I p. 261-270.

29) A memoir of Marco Polo, the Venetian traveller to Tartary and China (translated from the French of M. G. Pauthier). Chinese and Japanese Repository by Sommers and Rost I (1863) p. 124–129.

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