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denn sie sind es, die sie schreiben, wann sie wollen, und sie legen ihnen Zeiten bei1), damit sie sie aus den alten bringen und Grund haben, diese Einfältigen zu täuschen". Besser allerdings vergleicht man den Text des griechisch erhaltenen Fragments des Osterbriefs, mit dem übrigens auch die Vorlage des syrischen Bruchstücks identischen Wortlaut gehabt hat 2): ovdaμov tov άлoκρύφων μνήμη· ἀλλὰ αἱρετικῶν ἐστιν ἐπίνοια, γραφόντων μὲν ὅτε θέλουσιν αὐτά· χαριζομένων δὲ καὶ προστιθέντων αὐτοῖς χρόνους, ἵν' ὡς παλαιὰ προφέροντες πρόφασιν ἔχωσιν ἀπατᾶν ἐκ τούτου τοὺς ἀκεραίους. Der Satz χαριζομένων δὲ καὶ προστιθέντων αὐτοῖς χρόνους hat wohl nur zu besagen, daß die Verfasser jener nach Belieben angefertigten Bücher in betrügerischer Absicht ihnen auch nach Gutdünken Entstehungszeiten beilegen". Herr C. Schmidt hat (Nachrichten 1898 S. 182 Anm. 11) darauf aufmerksam gemacht, daß der sahidische Text, den er herausgegeben hat, xaoitoμévov dé übergeht. Die syrische Uebertragung, die Herr Professor Dr. Alfred Rahlfs mit mir durchzugehn die Güte hatte, macht daraus einen besondern Satz und sagt: „und legen ihnen Güte (ṭaibûthâ = zápis) bei, indem sie ihnen hohes Alter zuschreiben". Eine ähnliche Satzteilung hat auch die boheirische Paraphrase, nur liegt ihr, wie es scheint, eine Auffassung zu Grunde, bei der zαqıçouέvov passivisch genommen und auf die heiligen Männer, die für Urheber der apokryphen Bücher ausgegeben werden, als auf notorisch „Begnadigte", bezogen worden ist. Eine Wiedergabe von ἵν ̓ ὡς παλαιὰ προφέροντες πρόφασιν ἔχωσιν vermißt man allerdings, um so üppiger ist aber das ἀπατᾷν ἐκ τούτου τοὺς ἀκεραίους ausgestaltet: „Denn hiermit haben wirklich (ảλŋdõs) sich selber mit zwei Schändlichkeiten geschändet die sich erdreistet (toluav) haben in solcher Weise diese Bücher zu schreiben, weil sie, die Meister in einem erlogenen und verworfenen Wissen, nämlich (yág) unwissende und harmlose Laien mit ihrem argen Truge (xlavý) abgelenkt haben von ) dem rechten und in jeglicher Wahrheit befestigten und vor Gott-richtigen Glauben". Einige Reminiszenzen aus andern Stellen des Osterfestbriefs laufen allerdings hier mit unter, wie eine Vergleichung mit Schmidts Ausgabe ohne weiteres erkennen läßt.

Die boheirische Lebensbeschreibung Theodor's fährt dann fort:

1) ceoreg-xpопос eрooт.

2) Nebeneinander Nova Bibliotheca patrum Tom. 6 S. 155 u. 157.

3) choλ ga- hier in dem Sinne, in dem es auch in einem Beispiel vorkommt, das Stern, Gramm. § 545 Nr. 6 anführt.

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'Darum also, meine geliebten Brüder, laßt uns allezeit Gott danken, der für uns auch sorgt jetzt und allezeit, aber (21ά) laßt uns wachsen und uns besonnen halten 1), auf daß (iva) wir nicht lesen in jenen unächten (λaoτóv) Büchern der unsaubern Häretiker und jener Gottlosen und der wahrhaft (aindos) Ruchlosen (ά¤ɛßýs), auf daß (iva) wir unsererseits nicht ungehorsam werden gegen Gott, der jetzt zu unserm Vater Athanasios und allen denen die ihm ähnlich sind sowie denen die ihm nachfolgen werden spricht 2): >wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf« ); und die Heiligen) sind die beharren auf dem rechten Glauben unsrer Väter, den) sie uns gelehrt haben. Nun also, meine Brüder, bin ich euch Zeuge 6) vor Gott und seinem Messias (xoloτós), daß es

1) Amélineau: soyons enracinés (dans la foi) et veillons sur nous. parr bedeutet jedoch vorzugsweise das Aufsprießen der Pflanze, ihr Wachsen. In ru steht y für n und ist der Nasal, der in griechischen Wörtern vor Doppelkonsonanz häufig eingesetzt wird (Stern, Gramm. S. 419). In dem Titel einer Rede die Kyrillos von Alexandrien zugeschrieben wird, giebt Zoega (Catal. S. 28) †meр-пуn wieder mit vigilantia, und ihm folgen E. Revillout (Revue de l'hist. des religions T. 8 S. 551) und Amélineau (Mémoires publ. p. les membres de la mission archéol. T. 4 S. XXVIII u. 165). Nýgɛv im übertragenen Sinne kommt ja der Bedeutung „wachsam sein" ganz nah. 'Eyonyogos und vŋpaléos sind beinah synonym, decken sich aber nicht vollständig, sie werden vielmehr, z. B. von Johannes Chrysostomus, nebeneinander als nicht ganz gleichwertig verwendet. Für výpɛiv in der Reflexiv form, die es hier erhält, möchte ich darum die Uebersetzung sich besonnen halten" vorziehn. Gut übersetzt Amélineau das Wort -rup, das in diesen Texten häufig ist, mit être sur ses gardes im Leben des Pachomius S. 95.

2) Amélineau weniger wörtlich: qui dit maintenant de notre père Athanase, de tous ceux . . . Vergl. Stern, Gramm. § 508. „Er spricht über" jemand lautet grш uuoc cobe; vergl. Röm. 10, 21.

3) Matth. 10, 40. Joh. 13, 20.

4) Amélineau et ces saints sont affermis . . . Es ist н- in н- zu ändern, und na gehört zu errasрнojт.

5) Für eрon lies epoy.

6) Amélineau: je vous prends à témoin en présence de Dieu et de sa bonté. Die Stelle ist eine Reminiszenz an Sirach 46, 19, wo der Cod. Sinaiticus neμαqτύρατο ἔναντι κυρίου καὶ χριστοῦ αὐτοῦ liest. Vergl. auch tep-ueepε απειθο upnost neu-пxрiетос (1. Tim. 5, 21. 2. Tim. 4,1) διαμαρτύρομαι ἐνώ= μαρτυρῶ

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πιον τοῦ θεοῦ καὶ χριστοῦ und tep-ucepe rap παο (Rom. 10, 2) γὰρ αὐτοῖς. Et de sa bonté ist nur aus Versehn in Amélineau's Uebersetzung stehn geblieben, da er das pc (= zenorós) der Handschrift, das übrigens für sich allein auch nichts anderes als eine incorrecte Schreibung von zolotós ist, die in boheirischen Handschriften (vgl. Mingarelli reliqu. S. 242; Valperga Rudim. S. 58) auch sonst vorkommt, in corrigiert hat,

möglich ist, daß ein einziger Psalm für uns hinreicht, uns zu erretten, wenn wir ihn recht (xal@g) verstehn und ihn befolgen und ihn innehalten, vollends (uáliora) 1), dann wenn die heiligen Evangelien unsres Herrn Jesu Christi in unsern 2) Händen sind allstündlich und die Gesammtheit aller heiligen Schriften (yoaqý; Plur.), samt deren Erkenntnissen (vónua; Plur.), gemäß (xarά) dem Gleichnisse (αoαẞon), das er mit eigenem Munde uns gesagt hat von dem kostbaren Edelstein, den zu erwerben der Kaufmann alle seine Habe veräußert des ihm innewohnenden Wertes wegen'" 3).

Die letzten Zeilen geben eine Umdeutung des Gleichnisses von der kostbaren Perle, ohúriuos pagyagirns, Matth. 13, 45/46, der man mit mehrfachen Modificationen auch sonst in der christlichen Literatur und bis in die neueste Zeit begegnet'). Sie führt zuletzt zu dem Satze Regnum coelorum dicuntur Scripturae; und wer hat die Schlüssel zu diesem Reiche, der Klerus. Die boheirische Catena, die Lagarde herausgegeben hat, sagt zu dieser Stelle des Matthaeus: „Der Kaufmann also (ovv) das ist der Chorus (χώρος zooós) der Apostel und aller die geglaubt haben aus dem Volke der Juden. Die Perlen (de) das sind die Propheten. Die kostbare Perle aber (dé) das ist der Messias (xo1OTÓS)“. Und als Gewährsmann für diese Erläuterung wird in der boheirischen Catena Chrysostomus angeführt. Wäre diese Angabe richtig, so würde diese Gleichnisauslegung ja noch vor Ablauf des vierten Jahrhunderts entstanden sein können, aber keineswegs noch so rechtzeitig, daß Theodorus 367 mit dieser Entlehnung eine Besprechung jenes Osterfestbriefs ausstaffieren konnte. Johannes Chrysostomus gehörte damals noch gar nicht dem geistlichen Stande an.

Auch läßt, soviel ich festzustellen vermocht habe, aus den vorhandenen Schriften des Chrysostomus diese angeblich von ihm. gefundene Deutung sich nicht belegen. Da, wo davon am ersten

1) Nämlich ist es aber möglich gerettet zu werden.

2) So der Text; Amélineau: en vos mains.

3) Amélineau weniger wörtlich: afin de l'acheter et de tirer le profit qu'elle est capable (de donner).

4) So giebt der Index parabolarum zu Migne's Patrologia latina als Bedeu tung des Gleichnisses (T. 219 S. 266): Bonae margaritae, quas quaerit institor, lex et prophetae sunt et notitia Veteris Instrumenti. Una autem est pretiosa Margarita, scientia Salvatoris et sacramentum Passionis illius et resurrectionis arcanum; quem cum invenerit homo negotiator, omnia legis prophetarumque mysteria et observationes pristinas, in quibus inculpate vixerat, quasi purgamenta contemnit et quasi quisquilias, ut Christum lucrifaciat.

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etwas zu erwarten sein würde, in den Homilien über Matthaeus (hom. 47 Tom. 2 S. 21-22 ed. Fr. Field) giebt er dem Gleichnisse eine andere, den modernen Begriffen von Exegese näher stehende Bedeutung. Die kostbare Perle und der Schatz im Acker sind nach ihm das ýovyuα. Er ist das die beglaubigte Auffassung des Johannes Chrysostomus, der es an Verbreitung nicht gefehlt hat. Als Erläuterung zu Matth. 13, 45/46 steht sie sowohl in der griechischen Matthaeus-Catena des Corder als auch, und zwar mit mehreren andern derselben Homilie entnommenen Stücken, in der griechischen Catena zu Matthaeus und Marcus, die J. A. Cramer herausgegeben hat. Daß die Bezeichnung der Urheber der Erklärungen in den Catenen vielfach ganz falsch und daß gerade von den Aussprüchen, die Chrysostomus zugeschrieben werden, eine Menge in dessen Werken nicht nachweisbar ist, darf ja als bekannt gelten.

An der erwähnten Stelle der von Corder veröffentlichten Catena des Niketas von Serrai wird unter dem Namen 'Isidorus' eine andere Erklärung aufgeführt. Sie stammt aus einer der Episteln des Isidorus von Pelusium, also eines Kirchenvaters, der für die Zeit des Osterfestbriefs noch nicht in Betracht kommen kann, und lautet in der Ausgabe Mignes (lib. 1 ep. 182): O tòv лolvτíμητον μαργαρίτην ζητήσας καὶ πάντων αὐτῷ τῶν προσόντων ἀντισταθμίσας ὁ νέος ἐστὶ τοῦ κυρίου λαὸς, τῆς πατρας καὶ οὐσίας καὶ θρησκείας καταφρονῶν καὶ τὸν κύριον τῆς δόξης ζητῶν. Μαργαρί της δὲ ') κέκληται, ἐπειδὴ τῷ βύθῳ τῆς θεότητος ἥνωται καὶ μόνος τοῖς ἁλιεῦσι καὶ τοῖς αὐτοῦ ὑποφήταις ἐγνώρισται. Aehnlichkeit mit dem was die boheirische Catena Chrysostomus sagen läßt besteht unleugbar. Ja, man würde versucht sein, die Erklärung, welche in die boheirische Catena aufgenommen wurde, für eine vergröberte Wiedergabe der Worte des Pelusioten zu halten, wenn nicht in einem Punkte, der hier die Hauptsache ist, die boheirische Catena eine Abweichung hätte, nämlich darin, daß nach ihr die Propheten nicht, wie die voñτaι des Isidorus, Auffinder der kostbaren Perle sind, sondern selber als Perlen gerechnet werden sollen. Hierin berührt sie sich auch mit der Auffassung, die in den boheirisch überlieferten Aeußerungen des Theodorus auftritt, mit der Auffassung, daß die kostbare Perle des Gleichnisses die Heilige Schrift bedeute.

Ich möchte hier nun ein Bild erwähnen, dessen Johannes Chry

1) Die Catena schaltet hier ein: ὁ Χριστὸς διὰ τοῦτο,

sostomus sich nicht selten bedient 1). Ich vermag nicht anzugeben, ob es bei ältern Kirchenvätern bereits vorkommt. Dem nutzlosen Tande der in den Augen des weltlich gesinnten Menschen so unerhörten Wert hat und mit so großen Mühsalen der Meerestiefe abgewonnen wird, sind als die wahren Perlen, als das wahrhaft Besitzenswerte und Erwerbenswürdige die Heiligen Schriften gegenüberzustellen. Auf das Gleichnis des Evangeliums bezieht diese Vergleichung sich nicht. Frei ersonnen ist sie jedoch auch nicht, sie wird vielmehr eigens belegt mit dem Psalmwort (18, 11) in dem es von den κρίματα κυρίου heißt: ἐπιθυμητὰ ὑπὲρ χρυσίον καὶ λίθον τίμιον πολύν und das Johannes Chrysostomus eigens in der Form citiert Επιθυμητὰ τὰ λόγια σου ὑπὲρ χρυσίον καὶ λίθον τίμov пoдúv. In diesem Citat aber, möchte ich annehmen, haben wir die Brücke welche von dem Gleichnisse Matth. 13, 45/46 sowohl zu der Auslegung, die ihm Theodorus gegeben haben soll, als auch zu der welche die boheirische Catena, wie es scheint, mit Unrecht auf Chrysostomus zurückführt, hinüberleitet.

war.

Den λίθος τίμιος πολύς und den πολύτιμος μαργαρίτης einander gleichzusetzen war leicht, war um so leichter, je weniger man im Altertum der Verschiedenheit des Ursprungs beider Gattungen von Kleinodien einen unterscheidenden Wert beizumessen gewohnt Stand aber auf der einen Seite schon für das Alte Testament die Vergleichung der λόγια des Herrn mit dem λίθος τίμιος лоlús schriftmäßig fest, so war auf der andern Seite damit auch die Bedeutung des πολύτιμος μαργαρίτης erschlossen, so hatte nachweislich das Gleichnis von der Beschaffenheit des Himmelreichs nichts anderes zu besagen als daß die Aussprüche der Propheten den Suchenden hinführen zu den Lehren Jesu.

Von erheblichem Belang würde sein, nachzuforschen, wo die Gleichsetzung, von der diese Schlußfolgerung ausgeht, zuerst auftaucht; von den Kirchenvätern des Abendlandes ist der älteste, der sie hat, meines Wissens Hilarius von Poitiers 2). Aber auch abgesehn von dieser Belegstelle aus der Mitte des 4. Jahrh. ist nicht daran zu zweifeln, die Methode der Schriftauslegung, auf welcher jene Gleichsetzung beruht, dies Festnageln des Sinns eines Bibelworts mit Hülfe des andern, dieses Ermitteln von tiefsinnigen Identitäten aus Gegenüberstellung vermeintlicher Paralleltexte gerade Alten und Neuen Testaments, ist alt, älter als Chry

1) Vergl. besonders in cap. II Genes. homil. 14,1; auch in cap. I. Genes. homil. 9,1 und dazu in Genes. sermo 3.

2) in Matth. 13, 8; vergl. auch tract. in psalm. 118, 10.

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