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späteren 15. Jahrhundert dürfte die Taxenbücher-Sammlung der Apostolischen Kammer schon ziemlich vollständig gewesen sein. Die stete Berufung auf dieselben in den Cameralregistern und Rechnungsbüchern, «juxta taxationem antiquam » und «juxta taxationem modernorum temporum», oder Ausdrücke wie «ad quos dicta ecclesia reperitur taxata», oder «<ex expeditionibus ecclesiarum, monasteriorum et prioratuum in libris Camerae taxatorum» u. s. w. deuten auf die wichtige Rolle hin, welche den Taxenbüchern für das Rechnungswesen der Camera apostolica zukam.

In dem Archivkatalog des Michel Lonigo finden wir eine ganze Reihe Beneficialtaxenbücher aufgeführt. 1) Dieselben waren demnach zur Zeit Pauls V. im Vaticanischen Archiv vorhanden und werden also wol auch jetzt noch dort zu finden sein. Die mit allgemeinem Titel, wie «Liber taxarum omnium ecclesiarum et monasteriorum totius Christiani orbis», «Liber sive tabula ad reperiendum debita Camerae apostolicae et solutiones dictorum debitorum per regna, per provincias et per dioeceses totius orbis Christiani» u. s. w. müssen wir hier wegen des Fehlens der Zeitangabe bei Seite lassen. Es ist möglich, dass sie schon dem 16. Jahrhundert angehören. Vor Leo X. aber datieren schon dem Titel nach folgende drei: 1) «Liber continens taxas decimarum et monasteriorum et ecclesiarum omnium regni Siciliae citra Farum, confectus sub Clemente 6° anno 1345.»

2) << Taxationes beneficiorum provinciae Rhemensis sub Urbano V.»

3) «Liber Petri Griphi Pisani protonotarii apostolici collectoris in regno Angliae sub pontificatu Julii 2, in quo describuntur jura et obventiones Camerae apostolicae in regno Angliae.»>

Döllinger hat in seinen «Beiträgen zur politischen, kirchlichen und Culturgeschichte der letzten sechs Jahrhunderte >> (Bd. II. 1-276) ein unzweifelhaft ächtes Taxenverzeichnis für die Confirmationstaxen von Bistümern und exemten Abteien aus der Stadtbibliothek von Bologna veröffentlicht. Ueber einen anderen im 15. Jahrhundert geschriebenen «<Liber taxarum omnium ecclesiarum et monasteriorum diligentissime emendatus ad exemplar libri sacri collegii et camere apostolice», der im Cod. Sessorianus F. XLVI. der Bibl. nazionale in Rom enthalten ist, macht J. P. Kirsch Mitteilung im Hist. Jahrb. IX. 300 ff. Eine fernere «Taxa ecclesiarum cathedralium», sec. XV., 13 Octav

1) Studi e documenti di storia e diritto, Ao. VIII (1887), p. 37 f.

blätter füllend, fand ich im Florentiner Staatsarchiv, Carte Strozz., Fa. 361, fol. 15.

Mit dem Zehnten, den die Geistlichen bezahlen mussten, wurde im 15. Jahrhundert sehr oft zugleich den Juden der Zwanzigste aufgelegt. Wir haben in unserm Bericht über die Cruciat - Rechnungsbücher Sixtus IV. (oben S. 61.) schon mitgeteilt, dass die Juden eines Ortes häufig sich zusammengethan und mit dem päpstlichen Collector oder Commissar eine contingentirte Pauschalsumme, ein Fixum für die gesammte Judenschaft des Ortes verabredet haben, welche Summe sie ihrerseits dann auf die Einzelnen umlegten. Wo das nicht geschah, war die Kontrole über die Richtigkeit der Angaben, welche die zur Zahlung des Zwangzigsten Verpflichteten von dem Umfange ihres Vermögens und ihrer Einkünfte zu machen hatten, sehr erschwert. Betrügerische Declarationen dürften da nicht selten gewesen sein. Sixtus IV. setzte deshalb in der Bulle über den Judenpfennig vom 21. Febr. 1472 gleich eine Strafe von vier Ducaten vom Hundert für diejenigen fest, so den Collectoren falsche Ängaben machten, und diese Strafgelder kamen den «inventores fraudis >> zu gute. 1) Leo X. gab im J. 1514, als er erfahren, dass die Juden in Ferrara dem päpstlichen Collector daselbst sogar gefälschte Geschäftsbücher vorgelegt und auch anderer Uebelthaten sich schuldig gemacht hatten, ebendemselben Collector, Latinus Juvenal, die Vollmacht, alle Juden, so oft es ihm nötig schiene, wiederholt zur Darlegung ihrer gesammten Geschäftsbücher und der dazu gehörenden Rechnungsbelege zu zwingen, gegen Betrug und andere Vergehen derselben strafend vorzugehen und überhaupt alles zu thun, was das Interesse der Christenheit hier erheische. 2)

Für geleistete Zahlung stellten die Collectoren den Zehntund Zwanzigstpflichtigen, wie überhaupt allen Schuldnern der Kammer eine durch Siegel erhärtete Quittung aus. Jedoch scheint dafür noch eine kleine Gebühr erhoben zu sein; denn Pius II. ermahnte in seiner Cruciatbulle für Irland und Schottland vom 17. Februar 1459 die Collectoren, dass für Quittung und Siegel über die geleistete Decima niemand mehr als einen <<bolondenum» bezahlen soll. 3) Diese Quittung diente nicht blos dazu, die geleistete Zahlung zu beweisen, sie hatte sehr

1) Arch. di stato, Liber decimarum d. Sixti ppe. IIII. exactarum per d. Petrum Antonium... in provincia patrimonii.

2) Hergenröther, Reg. p. 477, nr. 7504.

8) Bull. Pii II. lib. IX., fol. 76.

fol. 3.

oft auch den Zweck gegen höhere Besteuerung bezw. Taxirung zu schützen. In einer solchen Quittung, welche Finke in den «Papsturkunden Westfalens» mitgeteilt hat, und in welcher der päpstliche Collector Raynerius de Orio im J. 1278 bekennt, vom Kloster Gravenhorst eine Mark als jährlichen Beitrag erhalten zu haben, ist dieser Zweck ziemlich deutlich dadurch ausgedrückt, dass der Collector eigens seinem eventuellen Nachfolger bekannt giebt, dass das genannte Kloster nur eine Mark bezahle. 1)

Mit der Prüfung der aus den untergeordneten Rechnungsstellen eingehenden Recheneibücher wurden in der apostolischen Kammer gewöhnlich, und zwar von Fall zu Fall, zwei Kammercleriker beauftragt, denen als Zeugen bei der Aufnahme des Schlussprotokolls mindestens zwei weitere Cleriker assistirten. Die eidliche Erklärung des betreffenden Schatzmeisters, Collectors oder Depositars, die stets lautete: <<contenta in dictis libris vera esse et alia computa diversa ab illis non habere», war durch einen Notar in Gegenwart der Cleriker zu Protokoll zu nehmen. Die Protokolle sind in die Rechnungsbücher selbst zu Schluss der Einträge eingeschrieben. Sie haben alle eine feststehende Form, die sich schon aus dem oben mitgeteilten Rechnungsabschluss der stadtrömischen Verwaltung von 1459 ersehen lässt. Der Band 426 der Introituset Exitus Reihe, der nicht in diese gehörend, wie oben berichtet, der Provinzial-Thesaurarie von Borgo S. Sepolcro entstammt, enthält auf Seite 179-179 folgende zwei Revisions-Protokolle : 1) «MCCCCLV. Indict. III., die Vta. mensis Maii Franciscus Benedicti de Burgo sti. Sepulcri, fe. re. Nicolai ppe V familiaris, produxit in Camera apostolica huiusmodi computa in presenti libro contenta et juravit non habere alia computa diversa ab ipsis presentibus computis, et tunc R. d. Epus. d. Barchinonensis, S. D. Nr. ppe vicecamerarius, ipsa computa commisit venbus. viris dnis Sulimano de Sulimanis et Antonio de Furlivio ipsius Camere clericis videnda et examinanda et calculanda ac in dicta Camera retinenda et approbanda. Actum Rome in Camera apostolica presentibus dominis Roberto de Cambrai et Nicolao de Luca dicte Camere clericis testibus, et (andere Hand:) me Gerardo) de Vulterris Apostolice camere notario.»

2) fol. 179: «Visis et diligenter axaminatis suprascriptis computatis (sic) per predictum Franciscum de Burgo retentis et in Camera apostolica presentatis et juratis, ut moris est,

1) Finke a. a. O. I. 340 nr. 714.

Repertum est Introitum eorundem computorum, qui incipit in folio secundo et finit in folio sexagesimo primo 1) et continetur in paginis sexagintatribus et postis septingentis trigintatribus, quarum prima incipit: da la communita de laspra de lisola, et ultima: dal conto de le decime 2), ascendere ad florenos auri de camera septuagintaduomiliaducentosquadragintaquatuor (sic), bolendinos quinquagintatres, denar. octo, Monete currentis in Urbe, Exitum vero eorundem computorum, qui continetur a folio centesimotrigesimoquarto usque ad folium centesimumseptuagesimumnonum in paginis quadragintaquinque et postis ducentisseptuagintaquinque, quarum prima incipit: A nicoloso corso adi V. di febraro et ultima: Al conto de le gente darme etc., admissis tribus postis descriptis supra in folio septuagesimooctavo et nono, ascendere ad similes florenos auri de Camera septuagintaduomiliaducentosoctuagintaunum et bolendinos sexdecim predicte monete. Et sic exitus superat introitum in florenis similibus trigintasex bolendinis trigintaquatuor, denariis octo ejusdem monete, jure calculi semper salvo. Et sic approbamus nos Sulimanus de Sulimanis et Antonius de Laciosis de Forlivio, dicte Camere clerici et commissarii suprascripti.

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Rome in Camera apostolica presentibus R. in Christo patre domino Jacobo Episcopo Barchinonensi locumtenente, et d. P. Clementis, D. N. pape soldano3), et N. de Valle et Jacobo de Muzarellis (sic) dicte Camere clericis et G. de Vulterris notario, die undecima Julii MCCCCLVo. pontif. S. D. Nri. D. Calisti divina providentia ppe tertii anno primo.

Et ita ut supra continetur approbo ego Antonius clericus et commissarius suprascriptus manu propria.

Et sic ut suprascriptum est approbo ego Sulimanus suprascriptus manu propria.»

Alle Revisionsprotokolle lauten mutatis mutandis in dieser Weise die genaue Beschreibung des kontrolirten Registers konnte vollständiger und gewissenhafter nicht gegeben werden. Sie war so genau, um jede nachträgliche Aenderung, Zusätze u. dergl. unmöglich zu machen.

Der Collector, Thesaurar u. s. w., dessen Bücher die Revision passirt hatten und für richtig befunden waren, erhielt eine vom Cardinal - Camerar ausgestellte Quittung eingehändigt. Auch diese bezeugte den geleisteten Versicherungseid des be

1) Das erste leere Blatt ist mitgerechnet.

2) Im Origin. in gleicher Schrift.

3) Zugleich Depositarius: s. oben S. 45 (111).

treffenden Collectors oder Thesaurars, beschrieb genau den Zustand seiner Rechnungsführung, das Rechnungs- und das Revisionsergebnis. 1)

Ueber das Resultat der Revisionen war in einer Collegialsitzung der Kammer zu berichten. Meistens, besonders von den auswärtigen Collectorieen, verlangte auch der Papst selbst Bericht. Es ergiebt sich das sowol aus einer Menge apostolischer Breven, welche Mahnungen an Legaten und Collectoren enthalten, die in den Secretärregistern gebucht sind, als auch aus Einträgen in den cameralen Mandatsregistern, wie folgender: «Jacobo de Pelegattis in terris et dominio Marchionis Ferrarie s. Cruciate Collectori: . . . . Tibi mandamus, ut te cum computis et libris tuis . . . ad cruciatam pertinentibus ad nos conferas, ut omnibus plene cognitis... de iis referre possimus S. D. Nro. (Dat. 10. Oct. 1464).» 2) Aehnliche Aufforderungen wurden in jenem Jahre auch an die Communen gerichtet, welche die Beitreibung des Türkenzehnten selbst übernommen hatten. *)

Die Kontrole der in der apostolischen Kammer selbst bezw. beim Generaldepositar geführten Rechnungsbücher lässt sich alle Serien hindurch, besonders aber in der Introitus- et Exitus-Reihe, von Band zu Band verfolgen. Sie erstreckte sich sowol auf die einzelnen Einträge, als auf die Monats- und Halbjahrs-Abschlüsse.

Die Einzelkontrole der Einträge wechselt von Monat zu Monat unter den Kammerclerikern, «et idem mensis Marcii (1431) assignatus fuit veni viro domino Nicolao de Valle, apostolice Camere clerico » heisst es z. B. im ersten Annaten - Register Eugens IV. Jedem der beiden parallel geführten Libri Introitus et Exitus war ein eigener Approbator zugeteilt. Der Kontrolvermerk und die Namensunterschrift finden sich vor jedem einzelnen Posten am vorderen d. h. am linken Rande, während am rechten wie erwähnt, die betreffende Summe der Ducaten (Floren), Solidi und event. Denare jedesmal herausgeschrieben ist, um die Summirung der Seite zu erleichtern. Diese ist gewöhnlich an das untere Ende der Seite geschrieben. Der Kontrolvermerk besteht in dem Worte «concordat» oder «docuit», oder «ita est» mit dem jeweiligen Namen des Kontrolführers. Es wäre auf diese Weise leicht, eine Liste der Kammercleriker vom ganzen Jahrhundert anzufertigen. Um zu zeigen, in welcher

1) Theiner, Monum. Slavor. I. 340 nr. 490.
2) Arch. di stato, Pauli II. cruciata, fol. 4.
3) Ebenda ff.

Dr. A. Gottlob, Camera apostolica.

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