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wurde dieser jedoch zum Cardinal creirt 1) er erhielt die Titelkirche der heil. Nereus und Achilles und das Schatzmeisteramt ging nun durch Breve vom 28. December 1505 an den Erzbischof Heinrich (Bruno) von Tarent über. 2) Das Erzbistum sowol als auch die Thesaurarie wurden durch den Tod dieses im J. 1509 wieder frei, und beide Stellen erhielt dann der bisherige Titularbischof von Nazareth, Orlando de Rovere. Den Camerlengo Riario vertrat damals der Bischof Claudio von Polignano, der den Titel eines Locumtenens camerarii führte.

Leo X. (1513-1521) übertrug die Thesaurarieverwaltung zuerst provisorisch dem Bernardus de Bibiena. Als dieser aber schon im September des ersten Pontificatsjahres zum Cardinal erhoben war, wurde der Magister und päpstliche Notar Ferdinand Ponzetto am 23. desselben Monats zum Generalschatzmeister ernannt. 3) Derselbe erhielt unterm 15. Mai 1514 auch Canonicate in Lüttich und Antwerpen. 4)

Wir sind am Ende unserer Aufzählung. Stabilität und ruhige Arbeit sind in den obersten Verwaltungsstellen der Camera apostolica offenbar nicht zu Hause gewesen. Es ist ein ewiges Kommen und Gehen. Nur die Camerlengi haben verhältnismässig wenig gewechselt. Die Schäden, die sich aus solcher Handhabung des Beamtenernennungsrechtes seitens der höchsten Stelle für die Verwaltung ergeben haben müssen, liegen auf der Hand. Das Gefühl der Selbständigkeit und Verantwortlichkeit, des Organisiren- und Ordnungschaffen - Wollens konnte wenigstens bei den Schatzmeistern, den technischen Leitern und obersten Vollzugsbeamten der Geldverwaltung, nie aufkommen. Der unselige Nepotismus und die Parteibegünstigung drohten ihnen stets mit der Nachfolge eines andern, falls sie jenen herrschenden Maximen sich nicht unterzuordnen verstanden. Die Selbständigkeit der Finanzverwaltung, die ja, wie wir gesehen, in gewisser Weise vorhanden war, ist durch die schnelle Aufeinanderfolge von immer neuen Ernennungen beeinträchtigt und zum mindesten für die Entwickelung der Verwaltung selbst wertlos geworden.

2) Ebenda III. 408.

3) Das Ernennungsbreve steht: Julii II. officia, cod. 989, fol. 182b. 4) Hergenröther, Reg. p. 284 nr. 4647.

5) Ebenda, p. 458 nr. 8744.

II.

Die Entdeckung der Alaunlager von Tolfa und das päpstliche Alaunmonopol.

Der Finder der alaunhaltigen Berge von Tolfa, Johann de Castro, hat ein Ereignis geschaffen von grösserer politischer und wirtschaftlicher Bedeutung, als wir heute anzunehmen geneigt sind. Er wurde von Dichtern besungen. Auch die Statue, die ihm Pius II. zugedacht hatte, wäre nicht unverdient gewesen.

Der Alaun findet bekanntlich eine ausgebreitete technische Verwendung in der Färberei, ferner zur Lederbereitung und auch, was hier weniger in Betracht kommt, in der Medizin. Im 15. Jahrhundert, der Blütezeit der Färberei in Italien, wusste man noch nicht, dass das Aluminium eigentlich auf der ganzen Erdoberfläche verbreitet ist, freilich in chemischen Verbindungen, die zu lösen damals ebenfalls noch unmöglich war. Wer von den grossen Kaufherren, die ihre eigenen Schiffe nach Kleinasien gehen liessen, um dort den Alaun zu holen, hätte damals geglaubt, dass gar die heimische Thonerde den künftigen Geschlechtern das ihnen so kostbare Mineral liefern würde! Weil wir heute den Erwerb desselben so billig haben, überdies die Verwendung gegen früher eingeschränkt und vielfach auf andere Weise ersetzt ist, deshalb fehlt uns der Massstab, die Bedeutung des mittelalterlichen Alaunhandels zu schätzen.

Das genuesische Haus Zaccaria, durch mehrere Generationen im Besitze der unschätzbaren Alaungruben von Phocaea am nördlichen Eingang des Golfs von Smyrna, verkaufte im Jahre 1298 650 Centner Alaun um die ungeheure Summe von 1.300,000 Lire. 1) Manuele Zaccaria († 1288) hatte durch den Handel mit Alaun Reichtümer erworben, die sich der Schätzung entziehen. Er konnte selbst eine eigene Flotte zur Verfolgung der Seeräuber ausrüsten. 3) Die Alaungruben von Phocaea waren im Besitze von Genuesen bis zum J. 1455. Ein ausgebreiteter

1) Wilhelm Heyd, Gesch. des Levantehandels im Mittelalter, Bd. I. Stuttgart 1879, S. 507.

2) Ebenda, 482.
3) Ebenda, 489.

Alaunhandel wurde ferner über Ephesus, Milet, Lesbos betrieben. Constantinopel und Alexandrien waren Hauptstapelplätze, letzteres besonders für Alaun, der aus Oberägypten oder Arabien auf den Markt gebracht wurde. Im übrigen möge man die Ausführungen Wilhelm Heyds, des gelehrten Oberbibliothekars von Stuttgart, über diesen Zweig des «Levantehandels im Mittelalter» (a. a. O. und Bd. II. 384 ff., französ. Ausgabe, Leipzig, Otto Harrassowitz, 1886, II. 565 ff.) nachlesen. Wir entnehmen denselben nur noch die Angabe, dass die türkischen Sultane aus dem Alaunhandel Kleinasiens allein jährlich die Summe von ungefähr 100,000 Goldducaten in Form von Tribut, Abgaben u. s. w. bezogen.

Die Auffindung des Alauns von Tolfa erzählt Pius II. selbst in den «Commentaren» 1) in folgender Weise:

Um diese Zeit (es ist von 1461 die Rede) kam nach Rom Johannes de Castro, dem Papste schon von Basel her be-kannt, da er dort Handelsgeschäfte getrieben und dem Papste Eugen als Depositar gedient hat. Sein Vater war Paulus de Castro, der berühmte langjährige Rechtslehrer von Padua, der in ganz Italien als Rechtsbeistand begehrt gewesen. Auch der ältere Bruder des Johannes ist Jurist. Er selbst hat philologische Wissenschaften studirt, dann aber ist er auf Wanderschaft gegangen. In Constantinopel hat er die Färbung italienischer Zeuge betrieben und war dadurch zu grossem Reichtum gekommen. Auch die Gewinnung und Zubereitung des Alauns hat er dort kennen gelernt. Bei der Eroberung der Stadt durch Muhamed, 1453, verlor er seine ganze Habe und war froh, selbst mit heiler Haut zu entkommen. Er ist mit dem neuen Papste (Piccolomini) noch verwandt und wandte sich also nach dessen Erhebung gen Rom. Er wurde Generalcommissär des Papstes über alle Einkünfte der apostolischen Kammer in und ausserhalb der Stadt und im Patrimonium. Jetzt sucht er alle Berge und Hügel ab, ja selbst in der Erde Eingeweide dringt er in rastlosem Entdeckungstrieb. Umherschweifend in den waldund quellenreichen Bergen, die sich unweit Civitavecchia bis nahe dem Meere hinziehen, findet er endlich in der Mark von Tolfa ein Kraut, das auch auf den alaunhaltigen Bergen KleinAsiens wächst, dann weisse Steine, die der salzige Geschmack und erst recht die Auskochung als Alaun erweist. Er eilt zum Papste und verkündet ihm das Geschehene: «Heute bringe ich Dir den Sieg über den Türken; denn mehr als 300,000 Ducaten

1) Frankfurter Ausgabe von 1614, p. 185-186.

presst der jährlich den christlichen Alaunhändlern ab. Ich habe nun aber sieben Berge voll Alaun gefunden, Alaun in solcher Menge, dass es wol für sieben Erdkreise genügen möchte. Wenn Du nur Alaunkocher anzuwerben, Kessel aufzustellen befiehlst und der Betrieb in richtiger Weise angefasst wird, dann kannst Du ganz Europa mit dem nötigen Alaun versehen, dem Türken aber seinen Gewinn nehmen. Was Dir zum Nutzen, muss jenem doppelten Schaden bringen. Jetzt erst kannst Du den Türkenkrieg vorbereiten. Wasser ist auch in genügender Menge vorhanden. Einen Hafen hast Du in Civitavecchia in erwünschter Nähe. » redete de Castro im Entdeckerglück noch vieles. Dem Papste schienen seine Worte Wahnsinn. Er hielt. das Ganze für eitelen Alchymisten-Traum. Nicht anders dachten anfangs die Cardinäle. De Castro hatte Mühe sich noch ferneren Zutritt zum Papste zu verschaffen. Aber er ruhte nicht. Er wollte dem heil. Vater die Auskochung des Alauns selbst zeigen. Pius zog Sachverständige bei; sie bestätigten die Reinheit des Minerals. Man schickte, um jeden Betrug auszuschliessen, zu den bezeichneten Stellen und liess neue Steine holen. Auch diese bestanden die Probe. Ganze Flöze des Gesteins wurden gefunden. Alaunkocher aus Genua, die einst in den asiatischen Gruben gearbeitet hatten, wurden hergeholt, und sie weinten vor Freude und priesen Gott auf den Knieen, als sie die ungeheuren Lager des Alaunsteines sahen. Ja, sie fanden den Alaun von Tolfa sogar viel besser als den asiatischen. Achtzig Pfund hatten den Wert von Hundert Pfund türkischen Alauns. 1)

Auch heute noch ist der Alunit von Tolfa und der daraus gewonnene sogen. römische Alaun hochgeschätzt. Die wissenschaftliche Formel des Tolfaer Alaunsteines ist: K2 SO4, Al.2 (SO4)36 H, O. Er krystallisirt in Rhomboedern. Die Bereitung ist folgende: Man erhitzt den Alunit in Oefen, bis er schweflige Säure zu entwickeln anfängt und behandelt den Rückstand mit Wasser. In diesem löst sich der gewöhnliche Alaun unter Hinterlassung von Alaunerde. Durch Abdampfen der Lösung erhält man denselben in Würfeln krystallisirt, welche gewöhnlich durch mechanisch beigemengtes Eisenoxyd rötlich gefärbt sind. Dieses Oxyd schadet für die Anwendung des Alauns in der Färberei nicht, falls es beim Auflösen des Alauns ungelöst zurückbleibt. 2) Der römische Alaun ist nun gerade

1) Vgl. Voigt, Enea Silvio de'Piccolomini, III. 547.

2) Freundliche Mittheilung meines geschätzten Freundes, Herrn Apotheker Block in Heiligenstadt.

deshalb wertvoller als der gewöhnliche, weil er kein lösliches Eisenoxyd enthält.

Für uns kommt hier des weitern nur die finanzielle Ausbeutung des unerwarteten Glücksfalles durch die päpstliche Verwaltung in Betracht.

Der Papst musste zunächst die Eigentumsrechte an den zu eröffnenden Minen ordnen. Tolfa gehörte im 14. Jahrhundert der Familie Baldi. Doch schon 1331 unterwarfen sich die drei Brüder Cappello, Locio und Raniero Baldi den Grafen Francesco und Orso Anguillara. Sie schworen diesen am 28. April Treue und Heeresfolge. 1) Von da ab erscheint Tolfa stets unter den orsinischen Besitzungen. Eugen IV. bestätigte dem Stadtpräfecten Francesco Orsini Tolfa als «perpetuum et nobile feudum», und Nicolaus V. wiederholte diese Bestätigung am 12. April 1451.2) An den Gründen, wo der Alaunstein gefunden wurde, scheint auch die Comune Corneto Eigentumsrechte gehabt zu haben. Die Herren von Tolfa leisteten in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Corneto gewöhnlich einen Vasallitätseid 3), und noch Johann de Castro schloss am 23. August 1461 mit den Cornetanern einen Vertrag um die Erlaubnis, dort Gruben anlegen zu dürfen. 4) Ferner war das Hospital und Kloster S. Spiritus in Sassia dort begütert. Es bezog von seinen Viehweiden daselbst eine Jahresrente von 600 Ducaten, die der dohanerius pecudum patrimonii noch unter Alexander VI. regelmässig ausbezahlt. 5) In der Burg Tolfa sassen damals die beiden orsinischen Barone Petrus und Ludwig, letzterer ein Schwager des Herzogs Orso von Ascoli. 6) Pius hielt sie für den Grund und Boden bei den Minen schadlos und gestand ihnen sogar einen Anteil am Gewinn zu. 7) Dem Petrus della Tolfa liess der Papst am 25. Mai 1464 auch «zur Unterstützung für die Brautaussteuer einer seiner Töchter» ein Geschenk von 500 Goldducaten durch die apostolische Kammer überreichen. Da die Burg am Flüsschen Minio auf einer Anhöhe so gelegen

1) Regestro delle pergamene della famiglia Anguillara (im römischen Comunalarchiv): Gius. Coletti im Arch. della R. società Romana di storia patria, Bd. 10, p. 246, nr. XIII., XIV., XV.

2) Arch. S. Sedis, officior. lib. XI. fol. 135.

3) C. Calisse, i prefetti di Vico: Archivio della R. società Romana

di storia patria, Bd. 10 (1887), p. 397.

4) Theiner, Cod. dipl. III. p. 419 nr. 365.

5) Alexandri VI. Mandata (Arch. di stato), fol. 58.
Gregorovius, Gesch. der Stadt Rom, VII. 225.

7) Pii II. Commentarii, p. 186.

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