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Zu Pactus Alamannorum III, 3-4.

Von Burkhard von Bonin.

Die genannte Stelle ist offensichtlich verderbt, sie lautet:

'Si maritus uxorem suam dimittet, 40 solidos ipse componat et de mondo suo non habeat potestatem et omnia ei reddat, quod ei per lege obtingit. Si reportat aliquid, potestatem habeat femina ipsa habet solidos 12 solvat.

De una rem a nastula sua iure, quod super fuerit, maritus iuret aut reddat'.

Zu 'habet' bemerkt Lehmann in nota c: 'eadem manu corr. debet c.; corruptum videtur; fortasse ponendum est maritus'. Als Vergleichsstellen nennt Lehmann aus der Lex Art. 52 und 54, 3; von jenem kommen jedoch nur die ersten Worte in Betracht:

'Si quis filiam alienam disponsatam dimiserit et aliam duxerit, componat eam, quod disponsavit et dimisit, cum 40 solidis

Art. 54, 3 lautet:

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'Si autem ipsa femina dixerit: 'Maritus meus dedit mihi morginaghepha', conputat, quantum valet aut in auro aut in argento aut in mancipia aut in equo pecunia 12 solidos valente. Tunc liceat ad illa muliere iurare per pectus suum et dicat: 'Quod maritus meus mihi dedit in potestate et ego possedere debeo'. Hoc dicunt Alamanni 'nasthait'.

Art. 52 entspricht offenbar dem Anfange der PactusStelle; die materielle Aenderung, dass hier von der entlassenen Frau, in der Lex von der Braut gesprochen wird, beruht darauf, dass in der Zwischenzeit das Christenthum zur vollen Herrschaft gelangt ist; dementsprechend kann auch das mundium nicht mehr erwähnt werden. Nur die Busse von 40 Schillingen für die Lösung des Lebensverhältnisses bleibt dieselbe. Der mondus hat aber an dieser Stelle nicht die Bedeutung der ehemännlichen Gewalt

denn dass er diese bei der Dimission aufgiebt, ist selbstverständlich, sondern die der dos: über sie soll er nicht mehr verfügen können, wie er auch alles andere, was ihr kraft Gesetzes zukommt, herauszugeben hat. Ob dabei schon an eine Art von Morgengabe zu denken ist, wie mitunter angenommen wird, mag hier dahingestellt bleiben.

Die Verwandtschaft mit Art. 54, 3 ist dagegen geringer, denn in ihm handelt es sich um den Nachlass des Mannes; will der nächste Mage Stücke der Morgengabe nicht herausgeben, so hat die Witwe bis zur Höhe von 12 Schillingen den Nesteid: dies steht deutlich in der Lex. Im Pactus aber hat die entlassene Frau, wenn der Mann Ein ihr zukommendes Stück nicht herausgeben will, das Beweisrecht; sind mehrere Stücke umstritten, so behält es der Mann; wer den Prozess verliert, hat eine Busse von 12 Schillingen verwirkt. Die Verwandtschaft der Stellen besteht also darin, dass in beiden Fällen die Frau rechtsfähig und selbmündig ist bis zu einer Streitsumme von 12 Schillingen.

Halten wir dieses fest, so löst sich das Räthsel des zu 'debet' verbesserten Wortes 'habet' in der Pactus-Stelle: die potestas, welche femina ipsa habeat, si reportat aliquid, ist die Selbmündigkeit ad hoc. Obwohl der Schreiber des Codex im Allgemeinen sehr sorgfältig war (vgl. Sohm, Lex Rib. f. 195 f.), hat er sich an dieser Stelle verschrieben, indem er 'habet' setzte; dass er 'ha' in 'de' verbesserte, ist aber ein Zeichen, dass 'de' unfehlbar richtig ist. Da nach dem Satzbau vor 'solidos 12 solvat' eine Kopula zu erwarten ist, spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die unverbessert gelassenen Buchstaben 'et' ebenfalls richtig sind. Es bleibt also nur noch das fehlerhafte b; denn es steht entsprechend der in Satz 1 genannten potestas de mondoan Stelle des Objektes der in Satz 2 genannten potestas, der Selbmündigkeit: d. h. des Wörtleins 'se'. Damit erhalten wir als Schlusssatz von Pact. Alam. III, 3:

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'Si reportat aliquid, potestatem habeat femina ipsa. de se et solidos 12 solvat'.

In dieser Form passt der Satz stilistisch und inhaltlich in den Rahmen des Pactus.

Ein erhaltener Brief

aus der verschollenen Fuldaer Briefsammlung.

Von Ernst Perels.

Ernst Dümmler gebührt das Verdienst, zuerst in neuerer Zeit auf die Fragmente der Fuldaer Briefe des 9. Jh. aufmerksam gemacht, sie als Sammlung hergestellt und veröffentlicht zu haben 1. Die Excerpte, welche wir nun gesammelt besitzen, rühren aus der Materialsammlung der Magdeburger Centuriatoren, insbesondere ihres Hauptes, des Flacius Illyricus, für ihre grosse Kirchengeschichte her. Die Briefe selbst sind verschollen und es ist mit Recht beklagt worden, dass wir nur Bruchstücke, eben nur diese Auszüge des Flacius Illyricus aus der uns nicht erhaltenen wirklichen Briefsammlung besitzen; denn schon das Erhaltene deutet uns an, dass wir aus den vollständigen Briefen wichtige Aufschlüsse auf verschiedenen Gebieten zu erwarten haben würden. Obwohl Dümmler am Schlusse seiner Ausführungen noch der Hoffnung Ausdruck gab, dass die Sammlung selbst, der volle Wortlaut der Briefe, noch einmal wieder ans Licht kommen möchte, ist die Aussicht hierauf so gut wie geschwunden.

Bei Vorarbeiten zu einer kirchenrechtshistorischen Arbeit ist es mir gelungen, wenigstens zu einem Excerpt des Flacius Illyricus den wirklichen, vollständig erhaltenen Brief, der gleichfalls im fünften Bande der Epistolae aus dem Cod. Vindob. n. 751 abgedruckt ist, aufzufinden. Aus den hier folgend angeführten Texten geht die Zusammengehörigkeit beider Stücke wohl deutlichst hervor:

I. Excerpt in den Fuldaer Brieffragmenten (MG. Epp. V, 529). Et Frontinus Hattonem presbyterum partem decimarum promissam petentem flagellavit et iurare coegit, quod

1) Zuerst in Forsch. zur Deutsch. Gesch. V, 369-395 (Ergänzung dazu in Forsch. XXIV, 421-425), dann in den MG. Epp. V, 517-533. 10

Neues Archiv etc. XXX.

numquam ea de re ad imperatorem queri velit, ut patet ex Hattonis epistola ad Ludovicum.

II. Vollständiger Brief (MG. Epp. V, 339 n. 25).

Reclamatoria epistola.

In nomine Domini nostri Iesu Christi. Hludowigus Magnus Imperator. Dominationi vestrae, domine mi, quod loqui non audeo, sed pro magna necessitate mea peto sanctitatem vestram. Ego Atto tam indignus presbiter et de nativitate mea servus vester sum. Modo peto sanctitatem vestram, ut dignetis consolationem vestram in me peccatorem impendere; quia non habeo refugium ullum, nisi ad vos et ubi tota gens refugium habet.

Frotwinus clericus habet eclesiam unam in comitatu Erkengario. Deinde ortavit me Frotwinus cantare in illa ecclesia; et super omnia habere debuissem medietatem de illa decima. In eo modo sic servivi ad illam ecclesia annum et dimidium, quo nihil inde accepi, unde nos conventionem habuimus. Postea rogavi illum partem meam de illa decima. Et ille exarsit nimio furore in animo suo super me; et venit per nocte super me cum parentibus suis Albrico et Kebahardo et Wolframmo; sic flagellaverunt me, usque dum vix anima dimiserunt in corpore meo. Ego miser miserrimus petivi Dei misericordiam et sanctum Remedium, et reclamavi per nomen vestrum. Et illi dixerunt, nec sancti nec homo ullus me liberare debuisset de manibus eorum. Postea traxerunt me ad altare sancti Remedi et fecerunt me iurare, stabilitatem ad illa ecclesia. Et alium sacramentum fecerunt me iurare, ut non debuissem a diebus meis reclamare me ad vestram pietatem nec ad missum vestrum, si me fecissent iustitiam. Tunc petivi iustitiam meam ad illos, sed minime inveni. Modo timeo in consecrationem meam, timeo, quod illi non timuerunt. Propter hoc deprecor sanctitatem vestram, ut iustitiam meam valeam pervenire. Quod non possum invenire nec iustitiam nec misericordiam apud illos, nisi per misericordiam vestram; et pro redemptione animae patris vestri, cui servus antea fui.

Wir erhalten hier vor allem einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise des Flacius Illyricus; wir können erkennen, wie er excerpierte, wofür uns bisher jeglicher Massstab fehlte. Und man kann nach seinem Excerpt nur sagen, dass er den Inhalt des Briefes in knappster Form, aber durchaus zutreffend, alles wirklich Wichtige heraushebend, wiedergegeben hat. Die wenigen Worte, die er giebt, machen thatsächlich den Inhalt des ganzen Briefes

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