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Dr. B. Sepp als Licht und Leuchte der Legenden

forschung.

Von Br. Krusch.

Dr. B. Sepps litterarische Fruchtbarkeit hat sich nach Ausbeutung des h. Florian mit liebevoller Theilnahme meinen Studien über den h. Haimhramm zugewandt und verspricht, auch darüber eine erkleckliche Anzahl von Büchertiteln für Kürschners Litteratur-Kalender zu liefern, der Interessenten bekanntlich über ihre Erträge stets gewissenhaft auf dem Laufenden erhält, denn schon zum zweiten Male1 binnen kurzer Zeit tritt sie an die Oeffentlichkeit und setzt mich so abermals in die erfreuliche Lage, mich mit ihren Erzeugnissen beschäftigen zu müssen. Eine ganz überraschende Erklärung des so sehr 'geeigneten' Geschichts- und Legendenforschers ist aber in seiner neuesten Publication zu finden. Darnach hat er 'sofort' nach dem Erscheinen meiner Ausgabe der V. Haimhrammi sein früheres Urtheil dahin 'abgeändert', dass dem Texte A die 'Priorität' gebühre, und hält 'nur' noch daran fest, dass auch die in B vorliegende Umredigierung von Arbeo herrühre. Wie man sich erinnern wird, bestand gleich der Anfang seiner Besprechung meiner Ausgabe, die meine Antwort, N. A. XXIX, 333 ff., hervorgerufen hat, in einem heftigen Angriff auf den von mir bevorzugten barbarischen Text A, in der Anzweiflung seiner Echtheit, in Ausdrücken des Befremdens, dass ein Freisinger Bischof um 770 'nicht einmal richtig deklinieren und konjugieren konnte'. Und nun erklärt derselbe Sepp, dass er diesem von ihm angegriffenen Text sofort die Priorität eingeräumt Auf das lebhafteste kann ich da nur bedauern, dass er seine Zustimmung zu meinem Texte in eine Form gekleidet hat, die gewöhnliche Sterbliche als eine scharfe Missbilligung auffassen mussten, und alle meine Mühe, die

1) Kruschs Antwort auf die Besprechung seiner Ausgabe der Vita Haimhrammi des Arbeo. Beleuchtet von Dr. B. Sepp (S. A. aus Hagiogr. Jahresbericht 1903, Kempten 1904, S. 8-25).

ich auf die Widerlegung seiner übrigens ziemlich faden Argumente verwandt habe, hätte ich mir ersparen können, wenn er für seine Gedanken den adäquaten Ausdruck zu finden verstände. Dass er von der Unhaltbarkeit seiner Ansicht selbst überzeugt war, hatte ich allerdings aus gewissen Indicien bereits entnommen und wohl bemerkt, dass er überall den Text nach meiner abfällig beurtheilten Ausgabe citierte und nicht nach seiner Musterarbeit. Eine solche Erklärung hätte man aber doch kaum erwartet! Nachdem der Gegensatz in unsern Ansichten eine so 'verblüffende' Aufklärung gefunden hat, wird man fragen dürfen, ob Sepp nicht besser daran gethan hätte, statt meiner Antwort seine eigene Besprechung hinterher noch einmal gründlich zu beleuchten', ob nicht auch in andern Punkten sein früheres Urtheil Aenderungen erfahren hat, durch die seine Polemik gegen mich gegenstandslos geworden ist. Hatte ich aber in der Beurtheilung der beiden Recensionen im Widerspruch zu seiner eigenen frühern Ansicht das Richtige getroffen, wie sein abgeändertes Urtheil anerkennt, so verdiente natürlich nicht meine Kritik den Tadel, den er auszusprechen beliebte, sondern die eines andern, und die ungeeignete Persönlichkeit' für die Legendenforschung wäre ich also nicht. Also nur die verspätete Veröffentlichung seiner 'sofortigen' Sinnesänderung ist, wie man sieht, für mich verhängnisvoll geworden und hat zu der Herabsetzung meiner wissenschaftlichen Leistungen geführt, für die mir sein jüngstes Werk in gewisser Hinsicht Genugthuung gewährt.

Die liebevolle Behandlung, die Sepp den Opfern seiner Kritik zu Theil werden lässt, wird nur noch übertroffen durch die Unbefangenheit, mit der er sich diejenigen ihrer Ergebnisse anzueignen pflegt, die ihm in sein System zu passen scheinen. Auch bei Gelegenheit der V. Haimhrammi sah man ihn in diesen Bahnen wandeln, und mein Erstaunen über sein Verfahren habe ich einige Male nicht zu unterdrücken vermocht. Da bin ich nun freilich bei ihm schlecht angekommen. Die Benutzung der MG.', bemerkt er in belehrendem Tone, 'steht jedermann frei', und entrüstet wirft er die Frage auf, ob er meine Ergebnisse etwa hätte ignorieren sollen. So schmeichelhaft mir auch die Werthschätzung meiner Ausgabe ist, die in diesem Geständnis ganz im Widerspruch zu seiner veröffentlichten Kritik abermals zu Tage tritt, so muss ich mir doch zu bemerken erlauben, dass seine Entlehnungen heimliche, ohne Quellenangabe waren, und er seine Dankbarkeit für

die Lieferung des Stoffes in eigenartiger Weise zum Ausdruck gebracht hat, indem er nämlich seine Quelle öffentlich herabsetzte. Diese Art der Benutzung steht Niemandem frei, weder mit Rücksicht auf die MG., noch auch sonst. Ein directes Plagiat hatte er sich bei Benutzung des Werkes von Specht zu Schulden kommen lassen, und zwar ein Plagiat unter Aenderung eines Wortes zu Gunsten seiner Ansicht über den hohen Bildungsgrad Arbeo's. Die Aufdeckung dieser Beziehungen ist ihm peinlich, und er behauptet jetzt, seine Ansicht einer Schrift des P. Benedict Braunmüller1 'entnommen zu haben, der von Arbeo's 'tüchtiger Schule' spricht. Aber den Ausdruck 'hervorgingen' gebraucht dieser neue Gewährsmann nicht, sondern eben Specht, und wie ihm dessen Worte bei der Benutzung der andern Schrift in die Feder gekommen sind, bleibt bei seiner Darstellung des Sachverhalts noch dunkel. Dem trefflichen Braunmüller hat er aber noch viel mehr zu verdanken. Zur Polemik gegen meine Textkritik hatte er sich in sehr geschickter Weise der von mir nachgewiesenen Belegstellen für Arbeo's Benutzung von Gregors Dialogen bedient. Mit ein paar allgemeinen Worten hatte schon Braunmüller auf Anklänge an diese Quelle hingewiesen, und siegesgewiss ruft Sepp aus: 'Dies ist also keine Entdeckung von Krusch'. Das mag sein. Eine Entdeckung Sepps wäre es aber, wenn er aus Braunmüllers kurzer Bemerkung die Parallelen zu Arbeo und ihre Verwerthung für die Textkritik hätte ersehen können, die meine Ausgabe und meine Vorrede vor Augen führt. Noch 9 Jahre nach dem Erscheinen der Braunmüllerschen Schrift hat Sepp in seiner Textausgabe mit keinem Worte verrathen, dass er eine Ahnung von Arbeo's Verhältnis zu Gregors Dialogen hatte. Was soll man da eigentlich zu seinem Ausrufe sagen: 'Catholica sunt, non leguntur'? Meint er sich selbst damit? Liest er grundsätzlich keine katholischen Schriften oder vielmehr, liest er sie immer erst hinterher, wenn ihm die protestantischen Beschwerden machen? Vermuthlich würden seine früher entwickelten Ansichten erheblich modificiert worden sein, wenn er die Quelle der Schrift gekannt hätte, die er bearbeitete. Auf Braunmüller geht endlich nach seinem neuesten Geständnis die phantasiereiche Annahme zurück, dass Bischof Sindpert die Vita veranlasst habe. Seine Quelle hat er erst jetzt der Oeffentlichkeit übergeben,

1) Braunmüller, Namhafte Bayern im Kleide des h. Benedict (Jahresber. der Studien - Anstalt Metten 1879/80).

Neues Archiv etc. XXX.

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nachdem er bemerkt hat, welche Beurtheilung so nichtige Vermuthungen finden. Vielleicht hätte es unter solchen Umständen einen bessern Eindruck gemacht, wenn er sie erst recht für sich behalten hätte.

Nicht geringes Aufsehen dürften Sepps Entdeckungen auf dem Gebiete der Eigennamen - Forschung erregen, und im Vordergrunde der Discussion steht natürlich sein eigener Familienname. Meine Herleitung aus dem Hebräischen hat ihn in sichtliche Erregung versetzt, und er beeilt sich, diese Schmach durch folgende tiefsinnige Betrachtung abzuwaschen. Wäre Sepp ein 'kernhebräischer' Name, so müsste er nach seiner Logik viel verbreiteter sein, als er es in Wahrheit ist, und er weiss, dass alle Träger dieses Namens unter sich verwandt sind. Diese vornehme Familie der Sepps ist nun mit dem gemeinen Sepp (Joseph) bei Leibe nicht zusammenzubringen, sondern hat romanischen Ursprung, und stolz weist er auf den 'A. Seppius A. f.' (aus Capua) und die 'Seppia' hin, die das CIL. zieren. Wie mag nun dieses edle Blut unter das barbarische Bayernvolk gekommen sein? Sollten wir hier die längst gesuchten Spuren eines Zusammenhangs mit der christlich-romanischen Bevölkerung aus Severins Tagen endlich gefunden haben? Schon der Gedanke an diese Consequenz lässt unser Herz höher schlagen, und ehrfurchtsvoll blickt jeder empor zu dem Träger dieses erlauchten Namens. Nur der h. Haimhramm steht traurig zur Seite ! In schnödem Egoismus hat nämlich Sepp das hebräische Gewand, das er eben für sich und seine Familie zu schlecht fand und mit Entrüstung zurückwies, seinem Schutzpatron angezogen, für den es noch gerade gut genug war. Dieser deutscheste der deutschen Namen soll hebräisch sein, und dafür beruft sich Sepp auf das thörichte Gerede der Regensburger Juden zur Zeit des Chronisten Laurentius Hochwart um die Mitte des 16. Jh., der übrigens schon selbst aus seiner Missbilligung dieser Ansicht kein Hehl machte. Ganz im Ernst erinnerte Sepp an Amram, den Vater des Moses, und fand den deutschen Ursprung 'keineswegs ausgemacht'. Inzwischen hat er sich etwas anders besonnen: nicht seine eigene Ansicht hat er damit zum Ausdruck bringen, sondern nur meiner kategorischen Behauptung sein Bedenken entgegensetzen wollen; dass dies nichts werth, ja lächerlich war, verschlägt bei seiner Forschungsmethode nichts. Arbeo's Nationalität hatte er wegen seines 'kerndeutschen' Namens als nichtromanisch bezeichnet. An seiner deutschen Herkunft hatte auch ich nicht gezweifelt und nur den

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