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rescriberem. Et paulo post: Sed etiamsi quid grave intolerandumque committeret, nostra erat exspectanda censura, ut nihil esse prius decerneres quam quid nobis placeret agnosceres. Quod nos quoque de Rothado vobis non irrationabilius dicere possumus, quia dum octo fere annos ventilaveritis, nec ratio vobis nec necessitas fuit in id quod mensuram vestram excederet deviandi. Sed etiamsi quid grave intolerandumque committeret, nostra erat expectanda censura, ut nihil prius decerneretis quam quid nobis placeret

agnosceretis'.

Migne 905 A folgen die beiden anderen Sätze in der zweiten angeblich von Müller hergestellten

Fassung:

'Aut certe, si episcoporum iudicia sunt maiora negotia, iuxta Leonem liberum vobis esse debuit haec sub nostrae sententiae exspectatione suspendere; aut si persona iudicandi tale aliquid mereretur, exspectandum vobis fuerat quid ad vestra consulta rescribere m'.

Wie aus den gesperrt gedruckten Partien sogleich zu ersehen ist, handelt es sich also nicht um eine willkürliche und tendenziöse Aenderung der Fassung durch Müller; sondern der Papst selbst, der zunächst Stellen aus Leo d. Gr. citiert, wendet dieselben sodann thatsächlich unmittelbar auf die gallischen Bischöfe und ihr Verhalten in der Sache Rothads' an, und ändert dementsprechend die Fassung. Wenn Schrörs sagte, dass durch die Aenderungen Müllers die Meinung erweckt werde, als ob der Papst dies gethan habe, so wird also durch die oben wiedergegebene ganze Partie des Briefes und den Zusammenhang zwischen den verwandten Sätzen unzweideutig erwiesen, dass dieses in der That hier das Verfahren des Papstes gewesen ist. Was Schrörs in seinem Texte citiert, waren, wie er selbst sagt, nur Citate aus dem Schreiben Leo's, nicht direkte Aeusserungen des Nikolaus. Dass aber diese 'direkten Aeusserungen' dann etwas weiter in dem Briefe in der den Verhältnissen entsprechenden veränderten Formulierung, in welcher sie auch Müller in seinem Aufsatze wiedergiebt, folgen, hat er gänzlich übersehen. Das ist der Fall bezüglich aller

1) A. a. O. S. 662. 2) Dass dies geschehen konnte, ist um so unerklärlicher, als Schrörs gerade diesen Brief einer überaus eingehenden

Demnach erscheint der von Schrörs

er

drei Stellen. hobene Vorwurf als durchaus unzutreffend und ungerechtfertigt.

Es galt hier lediglich richtigzustellen, nicht in der Streitfrage selbst Partei zu ergreifen wie es auch für die obigen Darlegungen nicht in Betracht kam, ob es sich in diesem Falle um die Benutzung falscher oder echter Dekretalen handelt 1 1 -; das Eine muss dennoch betont werden durch solche Art der Beweisführung dürfte Schrörs eine neue und sichere Stütze für seinen Standpunkt schwerlich gewonnen haben.

Kritik unterzieht und selbst wiederholt (z. B. S. 21) aus den weiteren Theilen des Briefes citiert. S. 20 giebt er sogar die Stelle Migne 905 A selbst als Citat aus Leo d. Gr. an! 1) Vgl. Schrörs a. a. O. S. 21.

Der Bericht Otto's von Freising über die Erhebung Oesterreichs zum Herzogthum.

Von M. Tangl.

Gleichzeitig mit meinem Aufsatz, in dem ich gegenüber dem Angriff Erbens die Echtheit des österreichischen Privilegium minus verfocht1, erschienen drei Besprechungen2, die sich in Ton und Inhalt nahe mit meinen Ausführungen berührten, in der warmen Anerkennung von Aufbau und Durchführung des wuchtigen Angriffs sowohl, wie in der Ablehnung des Hauptergebnisses selbst, am nächsten Uhlirz, der zum Theil regestartig dieselben Gründe aufzählt, die ich näher ausführe, während Schreuer zwar die gleichen rechtsgeschichtlichen Gegengründe vorbringt wie ich, aber auf halbem Wege stehen bleibt, indem er schliesslich doch zugesteht, dass Erben 'die Möglichkeit einer Interpolation zu einer wissenschaftlich discutierbaren Frage erhoben' und das 'bisherige Dogma erschüttert' habe.

1) Die Echtheit des österr. Privilegium minus, Zeitschr. d. SavignyStiftung f. Rechtsgeschichte. German, Abtheil. XXV. 258-286. 2) Schreuer an gleicher Stelle 382-388; Uhlirz, Hist. Zeitschr. XCIV, 147–150, Brandi, GGA. 1904, S. 991-999. 3) Es dürfte Schreuer zum Trost gereichen, dass die Gründe des Angriffes auch noch für andere als 'für den Rechtshistoriker nicht immer durchschlagend' waren. Vielleicht entschliesst er sich auch, über die vollkommene Ueberflüssigkeit der Mahnung nachzudenken, die er einer anderen Besprechung (über Srbik, Die Beziehungen von Staat und Kirche in Oesterreich) beifügt, a. a. O. S. 391: 'So wäre wohl auch hier wieder . . . . die allgemeine Frage aufzuwerfen, ob es sich nicht empfehlen würde, die jungen Historiker, die sich mit rechtsgeschichtlichen oder wenigstens rechtsantiquarischen Fragen befassen wollen, etwas bei den zünftigen Juristen, Rechtshistorikern in die Schule gehen zu lassen, ein Verfahren, dessen Gegenstück: historische Schulung der Rechtshistoriker bereits reichliche Früchte getragen hat und bis zu einem gewissen Grad zu den Selbstverständlichkeiten gehört'. Diesen guten Rath befolgten die jetzt alten und alternden Historiker schon, als sie noch junge Historiker waren, und halten ihre Schüler zu gleicher Uebung emsig an; er kommt daher so unberufen wie verspätet. Herr Schreuer möge die Reihe der mittelalterlichen Historiker von Below bis Werminghoff und Zeumer einfach alphabetisch durchgehen. Nur gelingt die Mischung, zu deren eifrigsten Befürwortern ich zähle, in beiden Lagern nicht immer gleich gut.

Auch darin berühre ich mich mit den drei Recensenten, dass wir alle den Bericht Otto's von Freising aus der Reihe der ins Gewicht fallenden Gegenbeweise strichen; nur thaten sie dies mit der Begründung, dass Otto aus dem Gedächtnis und deshalb ungenau erzählte1, während ich (S. 278) absichtliches Verschweigen infolge der bestimmten Tendenz des höfischen Geschichtsschreibers annahm.

Dass Otto die Urkunde in der That nicht vor sich hatte, scheint aus seinem eigenen Geständnis, mit dem er seinen Bericht einleitet, unwiderlegbar hervorzugehen: 'Erat autem haec summa, ut recolo, concordiae'.

Prüfen wir aber doch noch einmal Bericht und Urkunde; ich thue dies in der Weise, dass ich die einzelnen Sätze und Satztheile, wie sie da und dort erscheinen, gegenüberstelle:

Privilegium minus: dux Austrie resignavit nobis ducatum Bawarie

quem statim in beneficium concessimus duci Saxonie.

Dux autem Bawarie resignavit nobis marchiam Austrie cum omni iure et cum omnibus beneficiis, que quondam marchio Leupoldus habebat a ducatu Bawarie.

Ne autem in hoc facto aliquatenus minui videretur honor et gloria dilectissimi patrui nostri, de consilio et iudicio principum Wadizlao illustri duce Boemie sentenciam promulgante et omnibus principibus approbanti

Gesta Friderici imp. II, 55:

Heinricus maior natu ducatum Baioariae septem per vexilla imperatori resignavit. Quibus minori traditis

ille duobus cum vexillis mar-
chiam Orientalem cum comi-
tatibus ad eam
tatibus ad eam ex antiquo
pertinentibus reddidit.

Exinde de eadem marchia cum predictis comitatibus, quos tres dicunt, iudicio principum ducatum fecit

1) Uhlirz S. 149: 'denn der Chronist, in solchen Fragen ohnehin wenig zuverlässig, hat, als er seinen Bericht niederschrieb, das Privileg nicht zur Hand gehabt und beschränkt sich auf die Schilderung der äusseren Vorgänge'. Brandi S. 996: 'Er berichtet eben nur die summa concordiae, wie er sagt, ut recolo'. Schreuer S. 387: 'und insbesondere das Referat über das Privileg ist aus dem Kopfe niedergeschrieben'.

Privilegium minus:

bus, marchiam Orientalem in

ducatum commutavimus

Gesta Friderici imp. II, 55:

et eundem ducatum cum omni eumque non solum sibi sed iure prefato patruo nostro et uxori cum duobus vexillis Hainrico et prenobilissime tradidit.

uxori sue Theodore in bene

ficium concessimus.

Hiermit hört jeder Anklang an das Privileg zunächst auf; es ist genau die Stelle, an der die Aufzählung der vom Kaiser verliehenen besonderen Vorrechte beginnt: 'Perpetuali lege sanctientes, ut ipsi et liberi eorum post eos indifferenter filii sive filie iam dictum Austrie ducatum hereditario iure a regno teneant et possideant. Si autem predictus dux Austrie patruus noster et uxor eius absque liberis decesserint, libertatem habeant eundem ducatum affectandi cuicumque voluerint. Statuimus quoque, ut nulla magna vel parva persona in eiusdem ducatus regimine sine ducis consensu vel permissione aliquam iusticiam presumat exercere. Dux vero Austrie de ducatu suo aliud servicium non debeat imperio, nisi quod ad curias, quas imperator in Bawaria prefixerit, evocatus veniat, nullam quoque expedicionem debeat, nisi quam forte imperator in regna vel provincias Austrie vicinas ordinaverit'.

Der Anklang stellt sich aber an der Stelle, die in der Urkunde auf die Aufzählung dieser Vorrechte folgt, bei Otto aber sich unmittelbar an den oben stehenden Bericht anreiht, nochmals ein:

Ceterum ut hec nostra im- ! Neve in posterum ab aliquo perialis constitucio omni evo successorum suorum mutari rata et inconvulsa permaneat, posset aut infringi, privilegio presentem inde paginam con- suo firmavit. scribi et sigilli nostri impres sione insigniri iussimus. Folgen die Zeugen.

Dat. Ratespone XV. kal. Octobr. indict. IIII. anno dominice incarnationis MCLVI. regnante domno Friderico Romanorum imperatore augusto; in Christo feliciter amen; anno regni eius quinto, imperii secundo. cundo.

Acta sunt haec anno regni eius quinto, imperii se

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