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während der grössere, werthvollere zeitenweise in einem benachbarten Schlosse niedergelegt wurde. So lagen bereits vor 1308 300 000 Goldgulden im Schlosse Duras bei Agen und später (nach 1313) in dem von Pertuis in der Provence, Schlösser, welche dem Neffen des Papstes, Bertrand de Got, angehörten 1; so geschah es auch zur Zeit des Concils von Vienne.

Wie gewöhnlich während seines Aufenthaltes in Avignon (1308-1311, 1312-1313), verbrachte Clemens 1311 die Zeit von Mai 2 bis November in dem in den Vorbergen der Alpen am Fusse des Ventoux gelegenen Priorate von Grozeau 3 bei Malaucène in der Diöcese Vaison (in prioratu de Grausello prope Malausanam Vasionensis diocesis). Es galt nun, die letzten Vorbereitungen für die auf den 1. October 1311 festgesetzte Eröffnung des nach Vienne berufenen Concils zu treffen. Hierfür zog Clemens unter anderm auch mehrere, in verschiedenen Conventen von den Collectoren deponirte Geldsummen ein 5; befahl sodann Ende Juli seinem Schatzmeister Bischof Robert von Salerno, den ihm anvertrauten Schatz nach dem nahe bei Vienne gelegenen Schloss Bastide zu schaffen, und am 2. August benachrichtigt er hiervon den Erzbischof von Vienne, den Besitzer des Schlosses, mit der Weisung, dem Schatzmeister bei

1 S. oben S. 83, Z. 27. König Robert erst im J. 1313.

Das Schloss Pertuis erhielt Bertrand von

2 Im J. 1311 datirte Clemens am 28. Mai noch von Avignon (Regestum ed. monach. s. Ben., n. 6852), am 31. Mai von Bédarrides (Biteritae 1. c. n. 6856), am 4. Juni von Caromb (apud Caronum 1. c. n. 6958), am 6. Juni von Grozeau (1. c. n. 6956).

3 Von dem Priorate ist nur eine Kapelle erhalten. Sie liegt neben der mächtigen Quelle des Flüsschens Grozeau (gros eau), welche lebhaft an die Quelle der Sorgues im benachbarten Vaucluse erinnert.

4 Auch im J. 1310 kehrte Clemens Ende October von Grozeau nach Avignon zurück. Am 1. November datirt er von Pernes (Regestum Clementis V., n. 6164, 6165), am 7. Nov. von Caumont (1. c. n. 6161, 6162). Er war also um jene Zeit nicht in Roquemaure, wie Wenk (Clemens V. und Heinrich VII., S. 158) mit Berufung auf den von Bouteric aufgefundenen Gesandtschaftsbericht schreibt, während aus demselben sich deutlich das Gegentheil ergibt.

5

Vgl. Regestum Clementis V., n. 6298, 6301.

6 Vgl. diese Zeitschr. I, 7 und Regestum Clementis V., n. 7601.

der Ausführung des Befehles beizustehen. Vor dieser Uebertragung unterzog jedoch der Cardinalkämmerer Bertrand de Bordis den Schatz sowie sämmtliche Rechnungsbücher einer genauen Revision, um die Gesammtsumme der während des ganzen Pontificates an die päpstliche Kammer eingezahlten Gelder festzustellen. Er bediente sich hierbei der Hilfe des nachmaligen Schatzmeisters Raimund Fabri und des Clerikers der Kammer Oddo de Sermineto. Es ergab sich die Summe von 1 300 000 Goldgulden 1.

Wohl gleich nach dieser Revision, sicher noch in den ersten Tagen des August 1311 wurden in Grozeau eines Abends zehn Saumthiere mit Geldkisten und Kostbarkeiten schwer bepackt und hierauf während der folgenden Nacht nach dem benachbarten, bereits in der Grafschaft Venaissin gelegenen Schlosse von Pernes (castrum Paternarum) geführt 2. War dies der für Vienne bestimmte Schatz? Da Pernes von Grozeau aus in der entgegengesetzten Richtung von Vienne liegt, so ist dies nicht sehr wahrscheinlich. Vielleicht sollte dieser Theil des Schatzes für die Zeit des Concils im Schlosse von Pernes in Sicherheit gebracht werden; vielleicht irrte sich unser Berichterstatter in betreff der Richtung, welche der Transport nahm. Um den 15. September 1311 verliess auch Clemens Grozeau und traf am 30. September in Vienne ein3. Alsbald nach der dritten und letzten Sitzung des Concils (6. Mai 1312) brach er am 11. Mai von Vienne auf und eilte über Romans und Bollène nach seiner geliebten Sommerfrische in Grozeau 4.

1 S. oben S. 88, Z. 32.

2 S. oben S. 86, Z. 37; vgl. S. 82, Z. 14.

3 Am 18. und 19. September datirt er von Monteux (1. c. n. 7310, 7309), am 18. von Donzère (Donzere n. 7301), am 22. von Livron (Liberoni n. 7327), am 23. und 24. von Etoile (Stelle n. 7306, 7311), am 23. von Valence (n. 7304), am 29. von S. Vallier (apud S. Valerium n. 7343), am 30. von Vienne (n. 7618). Hiernach sind die Chronisten zu ergänzen (bei Baluze,

Vitae pap. Avenion. I, 43, 107).

Er datirt am 11. Mai 1312 noch von Vienne (1. c. n. 7983), aber auch schon von Roussillon (n. 7974 u. a.), am 12. von S. Vallier (n. 8073), am 14. von Romans (n. 8210 s.), am 19. von Bollène (n. 8785), am 23. von Grozeau (n. 8030).

Hier fühlte wohl Clemens seine bereits durch die schwere Krankheit von 1307 gebrochenen Kräfte infolge der Anstrengung und Aufregung der Concilsarbeiten immer mehr schwinden 1. Daher begann er alsbald nach seiner Ankunft 2 in dem Priorate seine letztwilligen Bestimmungen zu treffen. Mit wem er sich in dieser Angelegenheit berieth, ist aus dem Processe nicht zu ersehen. Nur der Vicomte von Lomagne gesteht 3, dass Clemens mit ihm wenigstens über eine der hauptsächlichsten Verfügungen gesprochen habe.

Das Schriftstück, in welchem der Papst seinen letzten Willen aufzeichnete, ist vom 9. Juni 1312 datirt. Für die Ausfertigung 5 bediente er sich wohl der Beihilfe seines Schatzmeisters Raimund Fabri. Doch zur Rechtskräftigkeit bedurfte es auch der Untersiegelung des Actenstückes durch einige Zeugen. Hierfür forderte Clemens in jenen Tagen gelegentlich die Siegel von den drei seinem weiten Familienverbande angehörigen Cardinälen Arnald de Pelagru, Raimund de Fargues und Bernard de Jarre, sowie seiner Neffen, des Bischofs von Toulouse Gaillard von Preisac, des Vicomte Bertrand (de Got) von Lomagne und Auvillars, der Ritter Raimund Wilhelm von Budos und Arnald Bernard von Preisac, Herrn von Uzeste. Doch legte er ihnen bei dieser Gelegenheit das zu untersiegelnde Schriftstück nicht vor, sondern theilte ihnen nur mit, er habe seinen letzten Willen gemacht. Dagegen liess er sich von ihnen durch Eidesschwur versprechen, sie würden für die pünktliche Ausführung desselben nach Kräften sorgen 7 und in betreff desselben bis zu seinem Tode unverbrüchliches Stillschweigen beobachten. Erst später theilte er in zufälligem Gespräche dem einen oder andern der obigen Cardinäle eine seiner Verfügungen mit 9. Es besass also wohl nur Raimund Fabri zu Lebzeiten Clemens' volle Kenntniss des Actenstückes.

1 Vgl. Tolomeo von Lucca in Baluze 1. c. I, 55.

2 S. oben S. 7, Z. 9.

3 A. a. O.

4 S. oben S. 26, Z. 25.

5 Für die Untersiegelung steht dies aus den Zeugenaussagen fest; s.

oben S. 12, Z. 17.

6 Vgl. oben S. 9, 11, 12, 13, 89.

8 Vgl. oben S. 10, 11, 12, 89.

7 Vgl. oben S. 9, 11, 12, 89.

9 S. oben S. 10, 11, 12.

Dasselbe wurde, so viel sich den Zeugenaussagen entnehmen lässt, in höchstens drei Exemplaren ausgefertigt. Die einzige in rechtskräftiger Form gemachte Ausfertigung kam später in in den Besitz des Vicomte von Lomagne1. Dieselbe wurde auf Verlangen Johanns XXII. am 12. Juli 1320 durch einen von Bertrand eigens von Avignon abgesandten Boten zur Prüfung herbeigeholt. Wahrscheinlich kehrte sie später wieder in das Familienarchiv zurück. Wenigstens findet sich in einem im 17. Jahrhundert angefertigten Inventar dieses später an die Armagnacs und die Alençons gekommenen Archivs ein Testament Clemens' V. verzeichnet 2. Eine formlose Abschrift sandte der päpstliche Schatzmeister während des Conclaves in Carpentras (Mai bis 24. Juli 1314) an Cardinal Arnald Pelagru; eine zweite behielt Raimund ohne Zweifel bei sich 5, auch als er nach Bordeaux zog, wo er noch eine Unzahl von Legaten auszuzahlen hatte.

Dies vom 9. Juni 1312 datirte Actenstück war nach seiner juristischen Form nicht ein Testament, sondern eine 'donatio mortis causa' 6; die Bezeichnung Testament schloss Clemens nach der Aussage des Cardinals Bernard de Jarre 7 ausdrücklich aus. In ihm verfügte der Papst über die Summe von 814 000 Goldgulden. Dieser für jene Zeit gewaltige Schatz, so bestimmt Clemens, sollte mit seinem Tode in den Besitz des Vicomte übergehen, jedoch so, dass er sich verpflichtete, das Geld in der ihm bezeichneten Weise zu verwenden, und es dem Geber bis zu seinem Tode freistehe, die für die Verwendung getroffenen Bestimmungen beliebig zu ändern, ja die Schenkung selbst an den Vicomte zurückzunehmen oder zu beschränken. Was

1 S. oben S. 97.

2 Inventaires sommaires des archives departementales.

Basses-Pyrénées (Pau) t. IV, p. 4.

3 In dieser Zeitschr. I, 8, wird der 27. Mai erwähnt.

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* Ueber die stürmische Auflösung des Conclaves s. Baluze, Vitae pap.

Avenion. II, 286, und Recueil des historiens des Gaules XXIII, 202; endlich

Rymer, Foedera II, 1 p. p. 254.

5 S. oben S. 98, Z. 10.

7 S. oben S. 34.

Vgl. oben S. 12, 32, 33, 51.

8 S. oben S. 16 f., 51.

sodann die Verwendung jener Summe angeht 1, so theilt er 300 000 Goldgulden dem Vicomte selbst zu, auf dass er sich mit 500 Rittern vom gasconischen und venaissinischen Adel auf einem allgemeinen Kreuzzuge zwei und ein halbes Jahr in den Dienst des heiligen Landes stelle. Mit weiteren 314 000 Goldgulden will Clemens seinen Dienern und seiner weitverzweigten Verwandtschaft ihre Dienste und ihre Anhänglichkeit lohnen. Endlich bestimmt er 200 000 zum Heile seiner Seele für die Armen, die Kirchen und Klöster. Diese beiden letzten Bestimmungen enthalten eine Unzahl genau formulirter Legate, welche Clemens doch wohl kaum ohne die Beihilfe des Vicomte und des Schatzmeisters festgestellt hatte.

Von Grozeau kehrte Clemens auch in diesem Jahre (1312), wie es seine Gewohnheit war, im November nach Avignon in sein gewohntes Absteigequartier im prächtigen Dominikanerconvent 2 zurück. In den folgenden Monaten sanken seine Kräfte immer mehr unter der Unsumme von Kummer und Arbeit, welche sein hohes, verantwortliches Amt ihm auferlegte. Als im folgenden Sommer (1313) selbst die frische Gebirgsluft von Grozeau die ersehnte Kräftigung und Linderung nicht brachte, kehrte Clemens im Herbst gegen seine Gewohnheit nicht nach Avignon zurück, sondern ging zunächst nach Châteauneuf-Calcernier, einer am linken Rhoneufer gelegenen Besitzung des bischöflichen Stuhles von Avignon 3, und am 13. December über Carpentras nach dem Schlosse von Monteux (castrum de Montiliis) 5, welches sein Neffe, der Vicomte von Lomagne, vor kurzem käuflich erworben hatte 6.

1 Vgl. oben S. 16 f.

2 Derselbe wurde leider mit seiner mächtigen dreischiffigen Kirche im J. 1840 niedergerissen, so dass jetzt nur noch die 'porte (und rue) S. Dominique' am Westende beim Rhoneufer an die Stätte erinnert, welche er einnahm. Nach Canron (Le palais des papes à Avignon, 3me ed. Avignon 1884, p. 19) wären noch einige Mauerreste in der rue S. Dominique und den anstossenden Strassen sichtbar.

3 Die daselbst bestehenden Gebäulichkeiten wurden, wie die von Sorgues, von Johann XXII. erweitert; vgl. Faucon in den Mélanges d'archéologie et d'histoire VI, 88. 4 Vgl. Regest. Clementis V., n. 10 078.

5 Von dort datirt Clemens am 16. December; vgl. 1. c. n. 10 703.
Am 8. Mai 1313; vgl. Baluze 1. c. I, 618. Nach dem Inventar der

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