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sammelt. Dort waren sie wohl schon eine oder die andere Woche eingeschlossen, als gegen Ende Mai Raimund den für das heilige Colleg und die römische Kirche bestimmten Theil des Schatzes von Monteux nach Carpentras brachte. Im Auftrage der übrigen Cardinäle befahlen der Cardinalkämmerer Arnald von Auch und Cardinal Napoleon Orsini, Senior des Collegs und Haupt der italienischen Partei, am 27. Mai von der Thüre des Conclaves aus dreien der angesehensten Hofbeamten, dem Bernard Royardi, Auditor contradictarum, dem Bischof Petrus von Spoleto und dem Kammerauditor Petrus de Verdala, den gesammten Schatz der römischen Kirche genau zu verzeichnen und gemäss der Constitution Gregors X. dem Cardinalkämmerer zur Aufbewahrung zu übergeben 1. Mit der Anfertigung dieses Inventars wurde sofort am folgenden Tage begonnen. Da uns dasselbe noch in mehreren gleichzeitigen Abschriften 2 erhalten ist, so wissen wir ganz genau, was Raimund Fabri nach Massgabe der letztwilligen Bestimmungen Clemens' V. von Monteux aus an die römische Kirche ablieferte 3.

Die Hauptsache bildeten ausser dem bereits verzeichneten 'alten Schatz' die goldenen Geräthschaften aus dem Haushalt Clemens' V. im Gewichte von 700 Mark 5 und 70 000 Goldgulden, von welchen die eine Hälfte dem künftigen Papste, die andere dem Cardinalscollegium zugedacht war; ferner drei Kisten mit

1 Vgl. diese Zeitschr. I, 8.

2 Im Vaticanischen Archiv Instrum. miscel. 1314, Regest. Aven. Clementis VI., t. 28, f. 358 b—375a, ja in Inventaria n. 467 drei Abschriften. Vgl. oben S. 86, Z. 22.

8 Am Schlusse des Inventars, in welchem der von Johann XXII. bei seinem Regierungsantritt in Empfang genommene Schatz verzeichnet ist, findet sich folgende Summirung (in Regest. Avenion. Joan. XXII. tom. 43, f. 265 a): 'Summa summarum totius auri ponderati contenti in presenti inventario M IIIIC LXXIX march., III unc., III quart. auri ad pondus curie genti IIM IIC LXXXX march., III unc., III cart.'

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Diese goldenen Geräthschaften waren wohl ein Geschenk des Königs von England. Wir lesen wenigstens (in den Chronicles and Memorials) in Thomas Walsingham, Ypodigma Neustriae p. 236: 'Rex autem Angliae misit domino papae omnia utensilia, quibus ministrabatur in camera et in mensa ex auro puro per episcopum Lichefeldensem et Wigorniensem et comitem Lincolniae'. Vgl. Wil. Rishanger, Chronica p. 227.

5 Vgl. oben S. 67. 6 Vgl. oben S. 40, 43, 45, 79, 67, 80.

den Registerbänden der letzten drei Päpste 1, sowie einige Säcke und Koffer mit Actenstücken 2. Ein Kästchen mit Edelsteinen und dem Fischerring war schon während der Trauerfeierlichkeiten dem Cardinalscolleg zugestellt worden 3.

Den ihm anvertrauten Schatz der römischen Kirche übergab seinerseits der Cardinalkämmerer dem Bischof von Carpentras in Verwahrung. Derselbe rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen vollkommen. Dies bescheinigte Johann XXII. den Erben desselben auf ihr Verlangen am 1. September 1321 in einem eigenen Schreiben. Für diese Treue legt auch das in einen der avignonesischen Registerbände 5 eingebundene Inventar Zeugniss ab, welches am Ende 1316, bald nach der Krönung Johanns, angefertigt wurde, als der Schatz dem erwählten Bischof von Avignon und nachmaligen Cardinal Jakob Deuse übergeben wurde.

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Von allem, was aus dem Besitze des Verstorbenen an Cardinal Pelagru ausgeliefert wurde, konnte Amelius de Beronio ein genaues Verzeichniss vorlegen. Aus ihm verdient vor allem Erwähnung das reiche Silbergeräthe im Gewichte von 908 Mark 7, welches Clemens für die nach dem Urtheil des Cardinals Jakob Colonna dürftigsten Kirchen Roms bestimmt hatte. Zur Ausführung dieser Verfügung wurde es dem Cardinal Pelagru ausgehändigt und von ihm dem Florentiner Bankhaus der Bardi in Verwahrung gegeben. Johann befahl, es zu verkaufen und den Erlös für den Wiederaufbau der im J. 1308 abgebrannten Laterankirche dem päpstlichen Legaten Cardinal Petrus Colonna einzuhändigen. Ferner kam an Cardinal Pelagru die Privatbibliothek Clemens' V. 10 (mit Ausnahme eines 16 Bände umfassenden Prachtexemplars der Heiligen Schrift) 11. Dieselbe füllte freilich nur vier oder fünf Kisten 12. Doch kamen die in grosser

1 S. diese Zeitschr. I, 42; II, 14.

2 S. oben S. 55, 60, 79; vgl. diese Zeitschr. I, 42 f.

3 S. oben S. 65, 40, 55.

Regest. Avenion. Joannis XXII., t. 14, f. 454b.

5 Regest. Avenion. Joannis XXII., t. 43, ff. 251-265.

• S. oben S. 79.
9 S. oben S. 55, 58, 67.

11 Vgl. oben S. 74, 67.

8 S. oben S. 29.

7 S. oben S. 79, 67.
10 Vgl. oben S. 67.
12 Vgl. oben S. 79, 58.

Schrift (litterâ grossâ) angefertigten juristischen Werke an die Kammer 1, einige andere nahm Johann XXII. an sich 2, noch andere von geringerer Bedeutung wurden zu Gunsten der Armen verkauft 3.

Wie ich schon oben bemerkte, lag der sämmtliche Schatz und die ganze Ausführung der letztwilligen Bestimmungen Clemens' V. in den Händen der Gascogner. Wenn nun schon die Vertheilung von Legaten an eine zahlreiche, brodlos gewordene Dienerschaft kaum je ohne Unzufriedenheit, Anschuldigungen und Streit zu bewerkstelligen ist, in welchem Grade musste solche Erregtheit in den eben erwähnten Umständen zu Tage treten! Als daher gegen Ende Juli 1314 die Nachlassangelegenheiten hinlänglich geordnet waren und der Vicomte von Lomagne und der Ritter von Budos mit ihren Gascognern zum Abzug rüsteten, waren die Geister in Carpentras zu einem Auftritt wie der vom 24. Juli nur allzu sehr vorbereitet. Da uns über denselben nur der Bericht der italienischen Cardinäle vorliegt, so lässt sich die eigentliche Bedeutung desselben nicht mit Sicherheit feststellen. Wollten die Gascogner wirklich in ihrem Uebermuth die Wahl eines ihrer Cardinäle erzwingen? 5 Oder hatte die italienische Partei ihrem Schmerz über die Uebervortheilung durch Neckereien und Stichreden Luft gemacht, welche ihre Gegner mit den Waffen beantworteten? 6

Für unsern Gegenstand ergibt sich aus dem erwähnten Bericht, dass der Vicomte von Lomagne Ende Juli sich in Car

2 S. oben S. 55.

3 S. oben S. 55.

1 S. oben S. 41. Baluze, Vitae pap. Avenion. II, 286 s.; Johann XXII. nennt in seinem Schreiben (1. c. II, 388) die Gascogner nicht.

5 Nach der 'Continuatio' Guil. de Nangiaco, ed. H. Géraud I, 406 soll der Auflauf in favorem cardinalium Vasconum et ex certa scientia' angestiftet worden sein. Dies ist an und für sich wenig glaublich, denn für diesen Zweck war denn doch ein solcher Tumult ein höchst ungeeignetes Mittel. Bei der oben geschilderten Stimmung bedurfte es gar keines besondern Zweckes.

6 Baluze 1. c. c. 287: 'Vascones . . . ex deliberato atque proposito, tamen sub palliato colore deferendi videlicet corpus eiusdem papae in copiosa peditum et equitum armatorum multitudine convenerunt . . . sub ordinatione Bertrandi de Guto et Raymundi Gullermi [de Budos] domini papae nepotum.'

Nach einer m. E. wenig glaubwürdigen Angabe hätte ein nach dem

pentras und Monteux zum Aufbruch rüstete, seine Mannschaft zusammenzog und verstärkte. Es galt vor allem, in würdiger Weise die Leiche Clemens' V. an ihre eigentliche Ruhestätte in der von ihm gestifteten Collegiatkirche von Uzeste, einem unbedeutenden Flecken der Gascogne, im Gebiete des Ritters Arnald Bernard von Preissac, zu übertragen 1. Dieser Kirche hatte Clemens mit Aufgebung der anfangs hierfür ausersehenen Kathedrale von Bordeaux diese Ehre zugedacht 3. Mit diesem Trauerzuge wurde kluger Weise der Transport des in Monteux übrigen Schatzes verbunden.

Wirklich wurde, wie ein Augenzeuge uns berichtet 4, im August 5 (1314) in dem genannten Schlosse ein Wagen mit Geldkisten so schwer beladen, dass vier bis fünf starke Pferde ihn nur mit Mühe fortbewegten. Es waren dies wohl die für den Kreuzzug bestimmten 300 000 Goldgulden, sowie ein noch sehr beträchtlicher Theil der den Verwandten, Kirchen und Armen zugewandten Legate 6. Das kostbare Geräth und der Rest des Schatzes wurde auf Saumthiere verpackt 7. Raimund Fabri8 und drei Cleriker der Kammer9 leiteten den Transport.

Derselbe gliederte sich bald in den ungleich zahlreicheren Zug ein, welcher die Leiche Clemens' V. von Carpentras weithin durchs Land nach der Gascogne zur letzten Ruhestätte brachte. Ihn befehligte wohl der Vicomte von Lomagne. Der Sarg wurde, sobald der Zug gegen Abend eine Stadt erreichte, in

24. Juli zwischen den Canonikern von Useste und Carpentras ausgebrochener Rechtsstreit die Uebertragung der Leiche verzögert und eine Feuerbrunst diese selbst beschädigt.

1 S. oben S. 26, Z. 34.

3 S. oben S. 28, Z. 35.

2 S. oben S. 28, Z. 22.

4 S. oben S. 75.

5 Der Zeitgenosse Bernard Gui schreibt: 'revectum corpus eius ultra Rhodanum apud Carpentoratam civitatem, cum cardinales cum alia curia residebant. Sequenti vero mense augusti de Carpentorate fuit transvectum corpus eius in Vasconiam patriam suam, fuitque sepultum, sicut elegerat, in ecclesia b. Mariae de Usesta diocesis Vasatensis'. Baluze, Vitae pap. Avenion. I, 60, 80.

7 Vgl. oben S. 75.

6 S. oben S. 81, 47. 8 S. oben S. 81. Amelius de Beronia (nur bis Roquemaure; s. oben S. 79), Johann Lascopone (S. 67, Z. 29) und Petrus de Caunis (S. 82).

der Hauptkirche niedergelegt, mit goldgewirkten und seidenen Tüchern bedeckt, ringsum brannten die ganze Nacht zahlreiche Kerzen. Wenn am folgenden Morgen nach feierlichem Todtenamt die Reise fortgesetzt wurde, so blieben die kostbaren Tücher, welche den Sarg geschmückt hatten, der Kirche als Geschenk 1.

Wahrscheinlich berührte der Zug oder wenigstens eine von ihm abgezweigte Abtheilung das Schloss Duras in der Diöcese Agen, um daselbst einen Theil der kostbaren Bürde niederzulegen. Dies erzählen wenigstens mehrere Berichterstatter 2. Hierauf wandte sich der Vicomte nach Uzeste und dem Schlosse Villandraut, beide in der Diöcese Bazas. An ersterem Orte bestattete er am 27. August 3 in der Collegiatkirche U. L. Frau + Clemens V., zunächst in einem provisorischen Grabmal.

Der letzte Rest des Schatzes wurde, wie es scheint, in der Heimat Clemens' V., auf dem Schlosse von Villandraut in Sicherheit gebracht 5. Es waren dies aber wohl im wesentlichen nur die Kreuzzugsgelder, denn von den Legaten wurden nach Bordeaux vom Schatzmeister grosse Summen ausbezahlt und unter anderm wurden auf dem Platze vor dem erzbischöflichen Palast (in prato domini archiepiscopi) an eine ausserordentliche Menge von Armen reiche Spenden ausgetheilt ".

Bald nachdem Raimund Fabri auf diese Weise die noch übrigen Bestimmungen des letzten Willens seines verstorbenen Herrn getreu ausgeführt hatte, erkrankte er in Bordeaux und starb kurz nachher 7. Damit ging für den Process von 1318 derjenige Zeuge verloren, welcher allein im Stande gewesen wäre, über alles genauen Bericht zu erstatten.

1 S. oben S. 57, 40, 78, 81.

2 S. oben S. 56, 50, 47.

3 Dies Datum findet sich in der im J. 1359 (s. unten S. 138) am Grabmal angebrachten Inschrift. Sie lautet in dem von Müntz (s. unten S. 137, Anm. 2) genau revidirten Texte: 'Hic iacet felicis recordationis dominus Clemens papa V., fundator ecclesiarum de Asesta (!) et de Vilhendraudo, qui obiit apud Rupem Mauram Nemausensis dyocesis die XX aprilis, pontificatus sui anno IX, portatus vero ad istam ecclesiam Beatae Mariae XXVII. die augusti tunc proxima (!) sequenti, anno domini MCCCXIIII et sepultus die . . . M CCC LIX'.

* Erst Johann vervollständigte ihre Ausstattung; s. Baluze 1. c. II, 298; 1,684. 5 S. oben S. 82. S. oben S. 63, Z. 25. 7 S. oben S. 82.

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