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Von den 320 000 Goldgulden, welche Clemens den Königen. von Frankreich und England geliehen hatte, scheinen die Philipp dem Schönen geliehenen 160 000 nie zurückerstattet worden zu sein. Dies wird auch an mehreren Stellen obigen Processes deutlich ausgesprochen 1. Doch steht die Schuld selbst aus dem Registerband E. 237 des Departementsarchivs von Pau fest, da in demselben ein vom 8. Januar 1313 datirter Schuldschein verzeichnet ist 2. König Eduard verpfändete mit ausdrücklicher Erlaubniss des Königs von Frankreich 3 dem Papste 'tanquam personae privatae' oder an seiner Stelle seinen Verwandten + die Einkünfte von Aquitanien, der Gascogne, kurz aller seiner französischen Besitzungen mit Ausnahme der Grafschaft Ponthieu (Pontivi). In dem obengenannten Registerbande werden mehrere diese Rückzahlung betreffende Actenstücke aufgeführt. Nach

1 S. oben S. 40, Z. 22; S. 57, Z. 20.

2 Da die Blätter dieses Bandes nicht gezählt sind, ist ein genaueres Citat unmöglich. Vgl. oben S. 56, Z. 6 f.

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3 Rymer, Foedera, ed. 1706, III, 447. Der Abschluss dieser Anleihe scheint nach der dem König von Frankreich gewährten, im Sommer 1313 erfolgt zu sein. Im Januar (20. und 23.) bittet Eduard noch in mehreren Briefen um die Anleihe (Rymer, Foedera III, 376, 378). Am 4. März 1313 dankt er bereits für die Gewährung (Rymer 1. c. p. 394). Doch die Ausbezahlung scheint erst im Sommer erfolgt zu sein. Dies besagt eine Stelle obigen Processes (oben S. 44, Z. 34). Ferner ist die Verpfändung der Einkünfte vom 28. October 1313 datirt.

Den Cardinälen Arnald Pelagru, Raimund de Fargues und Bernard de Jarre, ferner dem Vicomte Bertrand von Lomagne und Herrn von Budos. Rymer, Foedera III, 446; vgl. 480, 490 und oben S. 80, Z. 21.

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6 Ich theile dieselben hier mit: [1318. 11. Mai.] - Item deux instrumens d'un decret interposé par l'arcevesque de Bourdeaux, signé de notaire le unziesme jour de may l'an mil CCC dix huict par lequel appert, que de la somme de cent soixante mil florins d'or, qui avoient estez prestez par le pape Clément au roy d'Angleterre Edouart, duc d'Acquitaine restoit a payer IIIIXX IXм Vc XXVII livres, II s.; IIII d. ob. tournoys. Cotez EEE. [1318. 16. Mai.] Item ung instrument, par lequel messire Bertrand de Guot, vicomte de Lomaigne et d'Aubillar, tant pour luy, que pour les cardinaux S. Marie in Porticu, S. Marie Mont (!) et S. Agathe (!) recongnent et ratiffia les comptes et paymens faictz de cent soixante mil florins d'or, lesquels avoient esté assignés par le roy d'Angleterre sur les yssuz de Guyenne; et consentit ledit de Guot vicomte, que doresnavent les yssuz de

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de Courcelles 1 erhielt der Vicomte Bertrand von Lomagne 100 730 Goldgulden von diesem Guthaben seines Onkels ausgezahlt. In dem von Johann XXII. mit Bertrand abgeschlossenen Compromiss wurde diese Summe nicht erwähnt. Es blieb also ihre Verwendung der Gewissenhaftigkeit Bertrands anheimgegeben. Wie es scheint, verwandte derselbe wenigstens einen Theil, der letztwilligen Bestimmung seines Oheims entsprechend, für fromme Zwecke 2.

Allem Anscheine nach verfügte Bertrand nach dem Tode seines Wohlthäters über bedeutende Geldmittel. Bereits am 17. December 1314 leiht er König Eduard 60 000 kleine Goldgulden (parvorum florenorum auri) 3; am 18. Juni 1315 gibt er, wie der Registerband von Pau bezeugt, 68 750 Turenser Pfunde (livres tournoys), oder wie es in obigem Processe 4 heisst, 10 000 Goldgulden dem Könige Ludwig X. von Frankreich, wofür dieser ihm die Einkünfte von Rovergne verpfändet; ja einer der Kammercleriker spricht ausserdem noch von einer demselben Fürsten gewährten Anleihe von 100 000 Goldgulden 5. Ein vom 26. Mai 1315 datirter Schuldschein für 20 000 dem Grafen Karl

lad. duché de Guyenne fussent levés par le connestable de Bourdeaux. Et fut passé led. instrument à Marmande l'an mil troys cens dix huict et le seizieme jour de may. Signé ledit instrument par maistre Pons Bouchart et maistre Jehan ds Lezia notaires. Coté au doz V.

[1319. 9. Mai.] Item une lettre faicte le IX me de may mil CCCXIX signée de notaire, contenant l'instrument du second compte des yssus de la duchée de Guyenne, rendu a messire Bertrand de Guot vicomte de Lomaigne et d'Auvillar, lequel est scellé. Coté au doz IIC XXII.

[1320. 26. Janvier.] Item une lettre de ratiffication faicte l'an mil CCCXIX et le XXVI me de janvier par messire Bertrand du Gout vicomte de Lomaigne et d'Auvillar comme procureur du pape Clément son oncle touchant la coustume de Bourdeaux et yssues de Guyenne par le roy d'Angleterre audit pape Clément en payement de cent soixante mil florins d'or, jusque a fin de paiement d'iceux. Cotée au doz H.

1 Histoire généalogique et héraldique des pairs de France. VI, 23. Vgl. oben S. 57, Z. 20; S. 68, Z. 25; S. 80, Z. 21.

2 S. oben S. 80, Z. 25.

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Rymer, Foedera III, 504.

4 S. oben S. 72, Z. 26; vgl. S. 82, Z. 6; S. 72, Z. 35.
5 S. oben S. 72, Z. 34.

von Valois und Alençon durch Bertrand geliehene Goldgulden kam durch dessen Tochter an den Grafen Johann von Armagnac 1. Diese so bedeutenden Summen dürften doch wohl kaum. einzig den Einkünften der allerdings ausgedehnten Besitzungen Bertrands entstammen.

Im übrigen vergass Bertrand seinen Wohlthäter nicht. Auch in dieser Beziehung erweisen sich die Chronisten und ihre blinden Nachschreiber als unzuverlässig. Alsbald nach seiner Rückkehr in die Heimat, wohl Ende 1314 oder anfangs 1315, beauftragte er den Goldschmidt Johann de Bonneval von Orleans im Vereine mit mehreren seiner Kunstgenossen mit der Anfertigung eines mit Gold, Silber und Edelsteinen reich geschmückten Sarkophages 2. Von der Pracht desselben zeugt, dass derselbe später auf 50 000 Goldgulden geschätzt wurde, eine Angabe, für welche auch obiger Process einen gewissen Anhalt bietet 3.

Aber obgleich die Arbeit bereits vor 1319 vollendet war, kam sie doch noch lange nicht zur Verwendung, sondern blieb, wohl infolge der fortwährenden Kriegsunruhen, im Schlosse Villandraut in Verwahr. Beim Tode Bertrands (1324) gelangte der Sarkophag in den Besitz des Grafen Johann von Armagnac, des Gemahls der einzigen Tochter Bertrands. Da auch er zögerte, denselben seiner Bestimmung gemäss zur Verwahrung der sterblichen Ueberreste Clemens' V. nach Uzeste zu übertragen, so mahnte Johann in einem eigenen Schreiben den Grafen hierzu. Ich theile dies bisher unedirte Schreiben mit.

Iohanni comiti Armaniaci. Fidedigne relationis assertione nuper accepimus, quod quondam Bertrandus de Guto vicecomes Lomanie

1 In dem Registerband von Pau sind zwei hierauf bezügliche Actenstücke (das eine coté IICLXXVIII, das andere IX XX XVIII) verzeichnet; vgl. auch oben S. 82.

2 Vgl. für das Folgende de Laurière-Müntz, Le tombeau du pape Clément V. à Uzeste in Mémoires de la Société des antiquaires de France, tom. XLVIII (1888), besonders S. 21 f. des Sonderdruckes. Die daselbst angeführten Belegstellen aus dem Inventaire des archives des comtes d'Armagnac sind dem oben erwähnten Registerband E. 237 des Departementarchivs von Pau entnommen.

3 S. oben S. 41, Z. 20.

quandam capsam argento et auro lapidibusque preciosis ornatam, precio quinquaginta milium florenorum auri et ultra fecit, dum viveret, super tumulum felicis recordationis Clementis pape V. predecessoris nostri patrui eius in ecclesia beate Marie de Usesta Vasatensis diocesis, ubi corpus predecessoris eiusdem existit reconditum, reponendam ac ipsam, quam morte preventus nequivit supra dictum tumulum reponi facere, in castro suo de Vinhandiano Burdegalensis diocesis sic fabricatam dimisit tempore mortis sue; quodque postmodum eodem vicecomite, sicut domino placuit, vita functo, tu fili, ad quem bona ipsius devenerunt, prudenter attendens, quod propter guerrarum fremitus, que tunc in eisdem partibus ingruebant, eadem capsa irrecuperabiliter perdi posset, eam fecisti ad castrum tuum de Lavardenxiis Auxitane diocesis, ibidem tucius, donec guerris huiusmodi cessantibus valeret commode supra dictum collocari tumulum, custodiendo transferri. Super quibus tue sinceritatis in hac parte providentiam multipliciter in Domino commendantes, nobilitatem tuam rogamus attencius et hortamur, eidem sano nichilominus consilio suadentes, quatinus perducens huiusmodi tue laudabilis intentionis propositum in effectum, nunc sedatis guerrarum ipsarum commotionibus, dictam capsam memorate ecclesie de Usesta, cessante cunctatione qualibet, supra dictum reponendum tumulum facias assignari; prudenter et diligenter advertens, quod si serpentino quorumcunque seductus consilio te in hac parte ledi permitteres avaritie cecitate, quod absit, erga defunctos, a quibus tot percepisse bona dinosceris, notari posses ingratitudinis vitio ac deum et sedem apostolicam graviter offenderes tuisque non parum saluti detraheres et honori. Quare precibus et exhortationibus adicimus, ut talium consiliis nullatenus acquiescas; rescripturus nobis nichilominus intentionem tuam et quicquid egeris in hac parte. Datum Avinione xu kalendas februarii, anno quartodecimo. [Regesta Vaticana Ioannis XXII., litterae secretae an. 13 et 14 (n. 115), tom. 7, f. 125 (329b), epist. 1728.]

Dieser Mahnung wurde, wie es scheint, wirklich Folge geleistet. Etwa 40 Jahre später liess Cardinal Gaillard de la Motte, gleichfalls ein Neffe des verstorbenen Papstes, diesen kostbaren Sarg in einen grossen, mit acht schönen Jaspissäulen geschmückten Steinsarg aus schwarzem Marmor legen, dessen oberer Deckel mit einer aus weissem Marmor gemeisselten Statue des Papstes geziert ist. Die Arbeit wurde jedoch erst nach dem Tode des Cardinals († 1357) von dessen Testamentsvollstreckern im Jahre 1359 vollendet und seiner Bestimmung

übergeben 1. Die Calvinisten von Bazas, welche 15772 das Grab erbrachen, erbeuteten einen bedeutenden Schatz an Gold, Silber und Edelsteinen 3.

IV. Zur Beurtheilung Clemens' V., seines Testamentes und der Ausführung desselben.

Es ist hier nicht meine Aufgabe, ein Charakterbild des ersten avignonesischen Papstes zu liefern; ich habe nur jene Züge zu sammeln, welche in den oben mitgetheilten Processacten enthalten sind. Der Natur der Sache gemäss beleuchten dieselben weniger den politischen Charakter des Kirchenfürsten als sein Privatleben, dessen Kenntniss uns freilich das innerste Wesen des Mannes deutlicher offenbart als seine von vielen auswärtigen Factoren beeinflussten Regierungsacte.

Die Geschichtsschreibung pflegt uns in der Regel mehr Schwächen und Fehler als hervorragende Eigenschaften von Clemens zu melden. Dies geschieht freilich selbst noch in den neuesten Darstellungen Renans und Wenks, ohne dass die oft sehr zuversichtlichen Behauptungen und Urtheile durch hinreichende Belege begründet werden. - In Bezug auf sein Privatleben werden Clemens vor allem Nepotismus und wenig sorgsame Verwendung der eifrig gesammelten Geldmittel zum Vorwurf gemacht. Zum nöthigen Erweis dieser Anklagen reichen beim Schweigen der Zeitgenossen (Tolomeo's von Lucca, Bernard Gui's und des Fortsetzers Wilhelms von Nangis) weder die aus Villanis Schreibereien schöpfenden italienischen, noch auch die fünfzig bis hundert Jahre später schreibenden französischen und englischen Chronisten hin. Leider bieten wohlverbürgte Thatsachen mehr als hinreichendes Material zu der noch fehlenden Begründung jener Anschuldigungen.

Von seinen Verwandten erhob Clemens fünf zur Cardinalswürde: Raymund de Got, Raimund de Fargues, Bernard de Jarre,

1 Vgl. Baluze, 1. c. I, 734; de Laurière-Müntz 1. c. (daselbst eine Beschreibung und Abbildung der gegenwärtigen Gestalt des Grabmals). 2 Nach andern 1568.

3 G. de Lurbe, Chronique Bourdeloise, Bordeaux 1619, p. 23 s.

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