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Inhalt des 3. Heftes (V. Band).

Die Heimat Meister Eckeharts, von Denifle .
Quellen zur Gelehrtengeschichte des Carmelitenordens im 13. und
14. Jahrhundert, von Denifle

Aus den Acten des Afterconcils von Perpignan 1408, von Ehrle.

I. Die Belagerung Peters von Luna im päpstlichen Palaste in
Avignon (1394 bis 1403) und die einschlägigen Verhandlungen
.II. Jean und Geoffroy Le Meingre Boucicaut und ihre Be-
ziehungen zu Peter von Luna und der Stadt Avignon.
Zur Kritik Froissarts.

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Von dem Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters" erscheint jährlich ein Band von 4 Heften oder 2 Doppelheften. Preis pro Jahrgang M. 20. Einzelne Hefte à M. 6. Ein Doppelheft M. 12.

Dritter Band. 1887.

Erster Band. 1885. (Vier Hefte.) gr. 8o.
Zweiter Band. 1886. (Vier Hefte.) gr. 8°.
(Vier Hefte.) gr. 8°.

(IV u. 642 S.)

M. 20.

(IV u. 687 S.) M. 20. (IV u. 650 S.) M. 20.

Vierter Band. 1888. (Vier Hefte.) Mit Unterstützung der Görres

Gesellschaft. gr. 8°. (IV u. 631 S.) M. 20.

Die Heimat Meister Eckeharts.

War Meister Eckehart ein Strassburger, oder aber ein Thüringer? Darüber wurde in letzter Zeit nicht wenig disputirt, ohne dass sich, beim Mangel ganz bestimmter Anhaltspunkte, eine der beiden Ansichten hätte Bahn brechen können.

Preger1 nahm die Behauptung Quétifs 2, dass Eckehart ein Sachse war, auf und erkannte Thüringen als Eckeharts wahrscheinliche Heimat. Eine Bestätigung seiner Annahme fand er in den Worten des im Jahre 1303 zu Besançon abgehaltenen Generalkapitels: 'Volumus et ordinamus quod fratres de provinciis diversis ad suas provincias, unde traxerunt originem, revertantur, et absolvimus illos qui in officiis prioratus, subprioratus, lectoratus vel in aliis erant ante.' 3 Nun aber erfahren wir, dass Eckehart unmittelbar nachher auf dem Provinzialkapitel zu Erfurt zum Provinzial der sächsischen Provinz, die auch Thüringen umfasste, erwählt wurde. Der Schluss liegt nahe, dass Eckehart eben zur sächsischen Provinz gehört hat. Dazu stimmt die Beobachtung, dass Eckehart in jener Epoche, in der wir ihm zuerst

1 In Zeitschrift für historische Theologie, 1869, S. 63, und dann in Geschichte der deutschen Mystik, I, 326, Anmerkung. Vgl. auch Allgemeine deutsche Biographie, V, 618; Baumgartner in Wetzer und Welte's Kirchenlexikon, 2. Aufl., IV, 112; Martin in Wackernagels Literaturgeschichte, I, 424, Anm. 19; P. Odilo Rottmanner in der Literarischen Rundschau, 1884, S. 327. 2 Quétif-Echard, Scriptores Ord. Praed., I, 507.

3 Bei Martène, Thes. nov. anecdot. IV, 1889, no. 18.

✦ 'Anno Domini MCCCIII in capitulo provinciali apud Erphordiam fuit electus primus provincialis Saxoniae magister Echardus, qui fuit absolutus apud Neapolim anno Domini MCCCXI, et missus Parisius ad legendum.' Liste der Provinziale der sächsischen Provinz bei Martène-Durand, Veterum SS. coll. VI, 343. Eckehart kam im Jahre 1311 zum zweiten Male nach Paris. Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte. V.

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begegnen, Prior des Klosters zu Erfurt und Vikar von Thüringen war 1. Gewöhnlich habe man den Prior aus den Brüdern des eigenen Conventes gewählt.

A. Jundt griff eine ältere Tradition auf, nach der Eckehart ein Strassburger war 2, und suchte Pregers Gründe für Thüringen zu entkräften. Dem Zeugniss Quétifs hält er das ältere Peters von Nimwegen aus dem Jahre 1543 entgegen, demzufolge Eckehart aus Strassburg' war. Quétif sei auch, und Jundt ist hierin vollständig im Rechte, über die Lebensumstände Eckeharts weit weniger unterrichtet gewesen als wir; Quétifs Kenntnisse hätten sich bloss auf fünf Jahre bezogen. Das angezogene Generalkapitel schliesse kein Verbot in sich, dass ein Auswärtiger, der nicht zur Provinz gehörte, unter Umständen irgend ein Amt übernehmen durfte, namentlich, wenn die Provinz keine tauglichen Individuen zu denselben besass. Auch der dritte Grund Pregers sei nicht stichhaltig, denn Preger selbst gebe zu, dass Eckehart im Jahre 1320 Prior zu Frankfurt, d. i. in der deutschen, nicht in der sächsischen Provinz gewesen sei. Uebrigens sei die Sprache Meister Eckeharts die hochdeutsche, wie sie am Oberrhein, nicht aber in Sachsen oder Thüringen gesprochen wurde. Auch werde Eckehart in der Aufschrift des Tractates über Schwester Kathrei ausdrücklich von Strazburc' bezeichnet, denn es heisse: 'Daz is swester Katrei, meister Ekehartes tohter von Strazburc.'3 Pfeiffer selbst sei in Folge davon für die Ansicht eingestanden, dass Eckehart ein Strassburger Kind gewesen sei. Im Jahre 1310 wurde endlich Eckehart zum Provinzial der deutschen Provinz erwählt, obwohl nicht bestätigt 5. Wie dieses Factum erklären, wenn er der sächsischen Provinz angehört hätte?

1 Bei Pfeiffer, Deutsche Mystiker, II, 543.

2 Zuerst in Essai sur le mysticisme spéculatif de maître Eckhart, Strasbourg 1871, p. 39 sqq. Ausführlicher in Histoire du Panthéisme populaire au moyen âge et au seizième siècle, Strasbourg 1875, p. 57 sqq. Vgl. noch Wackernagel a. a. O.; C. Schmidt in Herzogs Realencyklopädie, 2. Aufl., IV, 26. Auch Pfeiffer war dieser Ansicht. S. Anm. 4.

3 Bei Pfeiffer, Deutsche Mystiker, II, 448.

In einem im Jahre 1862 an C. Schmidt gerichteten Schreiben bei

Jundt, 1. c. p. 69, und Deutsche Mystiker, II, XIII.

5 Liste der Provinziale der deutschen Provinz bei Jundt.

Wie nicht unschwer zu ersehen ist, handelt es sich bei Jundt grossentheils um subjective Gründe, Pregers Aufstellungen dagegen können so lange nicht völlig überzeugen, als sie nicht durch irgend eine äussere Thatsache gestützt werden. Ich wenigstens wusste nie, welche Partei ich ergreifen sollte, und ich habe mich niemals darüber ausgesprochen. Zweifelsohne erging es anderen ebenso wie mir. Durch eine sichere Notiz erhalten die Gründe für Eckeharts thüringische Abkunft überzeugenden Werth, und es wird durch sie Jundts Raisonnement für Strassburg zu nichte gemacht.

In der Handschrift der Amploniana zu Erfurt F. 36 steht auf der Rückseite des zweiten Vorsetzblattes eine lateinische Predigt Meister Eckeharts, mit Schriftcharakter des beginnenden 14. Jahrhunderts, die am Schlusse folgende Nachricht enthält: 'Iste sermo sic est reportatus ab ore magistri Echardi de Hochheim die beati Augustini Parisius.'

Es war im Mittelalter sehr gebräuchlich, zum Personennamen den Geburtsort oder die Diocese, in der man geboren wurde, zu setzen. Merkwürdigerweise gelang es nie, eine ähnliche Notiz hinsichtlich Meister Eckeharts aufzufinden. Bei Bernard Guidonis wird er nur als Theutonicus erwähnt. Allerdings steht in einigen Handschriften: 'meister Eckehart von Paris'. 1 Allein durch diese Bezeichnung wird Eckehart nur als Pariser Magister vorgeführt 2. Es konnte denn doch niemanden in Deutschland in den Sinn kommen, Paris sei die Heimat Meister Eckeharts gewesen. In der oben beigebrachten Aufschrift des Tractates über Schwester Kathrei lesen wir allerdings: 'von Strazburc'. Allein dieser Beisatz bezeichnet doch wohl, wie schon die Wortstellung andeutet, den Aufenthalt der Schwester, nicht aber die Heimat Eckeharts.

Ganz anders verhält es sich mit unserer Notiz. Sie bezieht sich vorerst auf die früheste Zeit Eckeharts als Meister zu Paris, wohl auf die ersten Jahre des 14. Jahrhunderts 3, wie auch die

1 Bei Pfeiffer, II, Predigten no. 105-110; und im 3. Tractate 394, 9; 399, 34; 414, 34.

2 Am besten erhellt dies doch aus der S. 354, Anm. 1 abgedruckten Urkunde vom Jahre 1305, in der es heisst: magister Eckardus Parisiensis. 3 Eckehart erhielt im Jahre 1302 den Licentiat. S. dieses Archiv, II, 211, no. 51.

Behandlungsweise des Schrifttextes und des Themas uns schliessen lässt. Dann ist die Ueberlieferung eine gleichzeitige. Endlich bezeichnet der Zusatz 'de Hochheim' unzweideutig den Geburtsort oder das Geschlecht, denn was auch immer für ein Hochheim hier gemeint sein will, so kann damit doch nicht angedeutet werden, Eckehart sei dem Kloster in Hochheim zuständig gewesen, denn in keinem Hochheim gab es ein Predigerkloster. Auch eine Thätigkeit Eckeharts daselbst konnte mit dem Zusatze nicht bezeichnet worden sein, denn der Meister Eckehart von Hochheim war damals in Paris thätig. Für die Angabe des Geburtsortes oder des Geschlechtes spricht auch die Präposition 'de'.

Es handelt sich nur mehr darum, zu ermitteln, welches Hochheim wir hier zu verstehen haben; Eckeharts Heimat ist dann gefunden, und wir haben dem Streit ein Ende gemacht. Denn es wird wohl kaum jemand behaupten, der Schreiber habe sich beim Zusatz 'de Hochheim' geirrt und einen falschen Namen hinzugesetzt. Dieser Einwand hätte vielleicht bei bedeutenderen Ortschaften, als die Hochheim sind, einigen Sinn. Wie konnte aber jemand auf den Ort Hochheim verfallen, wenn derselbe nicht wirklich zu Eckehart in Beziehung stand? Uebrigens würde einem solchen Einwande durch eine andere Notiz die Spitze abgebrochen, wie sich sogleich ergeben wird. Ebenso wenig wird man aber behaupten, es handle sich hier vielleicht um einen von dem unseren verschiedenen magister Eckhardus. Denn es gab anfangs des 14. Jahrhunderts nur einen deutschen Meister Eckehart zu Paris, nämlich unsern. Auf ihn weist auch die Predigtweise hin.

Vor allem wird durch obige Nachricht die Strassburger Abkunft Eckeharts für immer ausgeschlossen. Auch im übrigen Elsässischen haben wir in Folge davon Eckeharts Heimat nicht zu suchen. Führt uns aber das Hochheim vielleicht nach Thüringen? Nicht ausschliesslich, denn, um von zweien im Mittelalter kaum genannten unbedeutenden Hochheim und den Hoechheim in Bayern abzusehen, liegt sowohl im Nassauischen als in Rheinhessen ein Hochheim. Thatsächlich existiren aber auch im Thüringischen zwei Hochheim, und zwar eines (jetzt katholisches Pfarrdorf) an der Gera, eine Stunde westlich von

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