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Inhalt des 1. Heftes (V. Band).

Seite

desselben

von

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Der Nachlass

Clemens' V. und der in Betreff

Johann XXII. (1318–1321) geführte Process, von Ehrle

Mittheilungen.

. Die 25 Millionen' im Schatze Johanns XXII., von Ehrle

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Von dem Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters" erscheint jährlich ein Band von 4 Heften oder 2 Doppelheften. Preis pro Jahrgang M. 20. Einzelne Hefte à M. 6. Ein Doppelheft M. 12.

Erster Band. 1885.
Zweiter Band. 1886.
Dritter Band. 1887.

(Vier Hefte.) gr. 8°. (IV u. 642 S.) M. 20.

(Vier Hefte.) gr. 8°. (Vier Hefte.) gr. 8°.

(IV u. 687 S.) M. 20. (IV u. 650 S.) M. 20.

Vierter Band. 1888. (Vier Hefte.) Mit Unterstützung der Görres-Gesellschaft. gr. 8°. (IV u. 631 S.) M. 20.

Der Nachlass Clemens' V. und der in Betreff desselben von Johann XXII. (1318–1321) geführte Process.

Trotz des Eifers, mit welchem zahlreiche und hervorragende Kräfte, zumal seit der Eröffnung des Vaticanischen Archivs, sich der Bearbeitung der mittelalterlichen Papstgeschichte zugewandt haben, blieb doch bis jetzt ein Theil dieses Gebietes, die Geschichte der päpstlichen Hofhaltung, fast gänzlich unbebaut. Was wissen wir von den päpstlichen Hofämtern und der Reihe ihrer Inhaber, vom Finanzwesen, von der Geschäftsordnung der verschiedenen Verwaltungszweige? Und doch um wie viel klarer und anschaulicher würde uns mancher kirchenpolitische Vorgang, manche einflussreiche Persönlichkeit, wenn wir sie in ihrem natürlichen Zusammenhang, mitten in ihrem historischen Hintergrund erblicken und prüfen könnten!

Manche interessante Notiz findet sich in den zahlreichen kunsthistorischen Arbeiten von Müntz, welcher als der erste nach Marini von den päpstlichen Rechnungsbüchern ergiebigen Gebrauch gemacht hat. Noch weit mehr verspricht dessen umfangreichere Arbeit über die Künste am Hofe der avignonesischen Päpste. Weitere bedeutende Beiträge stellt Gottlob in Aussicht. Mit einigen Mittheilungen kam Faucon der Arbeit Müntz' zuvor.

Meine Studien über die päpstliche Bibliothek unter Clemens V. führten mir die Acten des Processes in die Hände, welchen Johann XXII. in Betreff des Schatzes seines Vorgängers führte. Dieselben enthalten in der eben bezeichneten Richtung des Interessanten so vieles, dass mir ihre Veröffentlichung trotz ihres nicht geringen Umfanges wünschenswerth schien.

Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte. V.

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Wir finden hier vor allem das Testament Clemens' V., das älteste, ja überhaupt eines der wenigen Actenstücke dieser Art, welche uns erhalten sind. Dasselbe ist selbstverständlich für die Beurtheilung des persönlichen Charakters dieses Papstes, seiner kirchlichen und politischen Anschauungen, zur Kenntniss seiner Umgebung und seiner Vertrauten, des Stammbaums und der Geschichte seiner Familie von hervorragendem Werth. Nicht minder wichtig ist diese letztwillige Verfügung und noch weit mehr die ausführlichen Verhöre der Cardinäle und anderer Hofbeamten für die Erforschung des Finanzwesens und der Hofhaltung der Päpste jener Zeit. Auch für die Geschichte der Kreuzzugsbestrebungen, welche sowohl unter Clemens V. als unter Johann XXII. die päpstliche Diplomatie beschäftigten, ergeben sich nicht unwichtige Beiträge.

Die Acten besagten Processes blieben bis jetzt nicht nur ungedruckt, sondern wurden sogar noch nie für die Geschichte Clemens' V. und Johanns XXII. verwerthet. Raynaldus bemerkt in Betreff dieses Processes nur: 'qua de re acta iudiciaria extant', und dazu am Rande: 'Reperta sunt in archivo Avin. sign. n. 203.' Auch Baluze kann in Betreff der eigentlichen Protokolle nur diesen Hinweis des Raynaldus wiederholen3.

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Ich fand bisher vier Handschriften, welche bedeutendere Bruchtheile der Acten bieten. Die Verhörsprotokolle sind in zwei Bänden des Vaticanischen Archivs enthalten.

1. Archiv. Avenion. Inventaria n. 467; es ist dies einer der Bände, in welche der bis zum 17. Jahrh. in kleineren losen Fascikeln verwahrte Bestand des avignonesischen Kammerarchivs zusammengebunden wurde. Diese Neuordnung erfolgte theilweise zwischen 1594 und 1671 - ob in Avignon vor ihrer Uebertragung nach Rom oder nach derselben, ist mir unbekannt; ist vermuthe ersteres. Der 1594 auf Befehl des Cardinals Octavius Aquaviva verfertigte Catalog verzeichnet

1 Ad an. 1314, n. 14. 2 Vitae pap. Avenion. I, 619.

3 Am Ende des vorigen Jahrhunderts muss jedoch in Frankreich eine Abschrift der letztwilligen Verfügungen Clemens' V. bekannt gewesen sein. Ich finde wenigstens in einer genealogischen Arbeit über die Familie Durfort die Legate erwähnt, welche Mitgliedern dieses Hauses zugewiesen wurden; s. De la Chenaye-Desbois et Badier, Dictionnaire de la noblesse, 3o éd. Paris 1865, VII, 113.

noch die losen Fascikel und zwar auf Blatt 12 unter der von Raynaldus citirten n. 203: 'Processus super inquisitione eorum, qui post obitum domini Clementis V. eius thesaurum diripuerunt et praesertim contra Bertrandum vicecomitem Leomaniae, qui a Clemente V. trecenta et amplius millia florenorum acceperat expendenda in passagio Terrae Sanctae et de eis reddere rationem renuebat.' Im Catalog von 16711 sind bereits grossentheils die Bände registrirt, in welche unterdessen jene Bündel zusammengebunden worden waren. Der uns hier beschäftigende Process wird unter n. 1315 und 1316 auf Blatt 74a erwähnt?. Während in diesem Catalog noch sämmtliche Bände des Kammerarchivs mit einer einzigen fortschreitenden Numerirung bezeichnet waren 3, sind sie nun in drei Abtheilungen (Collectoriae, Inventaria et processus, Introitus et exitus) geordnet, von welchen jede ihre eigene Zahlenreihe hat.

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Der Band trägt auf dem Rücken den Titel: 'Inventarium bonorum mobilium Clementis V. et processum contra usurpatores eorum 1314, 1320'; er zerfällt demgemäss in zwei Theile. Der erste (Blatt 1-45) enthält ein 1314 in Carpentras angefertigtes Inventar des päpstlichen Schatzes, über welches ich weiter unten berichten werde. Der zweite (Bl. 45—124) bietet die uns hier beschäftigenden Processacten, und zwar Bl. 46 bis 52 erstes Verhör der Cardinäle vom 6. Juli 1318; Bl. 52 bis 68 Testament und Codicill Clemens' V.; Bl. 68 bis 73 Fortsetzung obigen Verhörs; Bl. 74 bis 79 Anordnung weiterer Verhöre und Schreiben Johanns XXII. Ex iniuncto nobis apostolico officio vom 8. Mai 1320; Bl. 79 bis 90 Verhandlungen mit dem Vicomte von Lomagne; Bl. 90 bis 110 von neuem Testament und Codicill Clemens' V.; Bl. 110 bis 113 Prorogation des Termins für den Vicomte; Bl. 113 bis 119 Schreiben Johanns Cum venerabiles fratres vom 8. Mai 1320; Bl. 119 bis 124 Verhör und Unterwerfung des Vicomte.

Selbstverständlich haben wir hier sowie in der folgenden Handschrift officielle, für den Gebrauch der Curie zur Zeit des Processes

1 'Indice delle scritture d'Avignone, che hora stanno nella sala di sopra l'archivio secreto nell' palazzo apostolico di S. Pietro in Vaticano 1671.' Er verzeichnet Bl. 1 bis 13 Introitus et exitus camerae, Bl. 13 bis 27 Introitus et exitus locorum particularium, Bl. 27 bis 49 Introitus et exitus collectorum, Bl. 49 bis 57 Quietantiae et obligationes, Bl. 57 bis 69 Diversorum, Bl. 69 bis 74 Processus.

2 Später befand er sich eine Zeit lang ausserhalb dieser Sammlung im Armarium LVII, n. 7.

3 Auf sie beziehen sich die Citate Marini's, Archiatri pontificj, Waddings und aller älteren Autoren. 4 Unten im zweiten Kapitel.

angefertigte Abschriften vor uns, in der damaligen Cursive der päpstlichen Kanzlei.

2. Regest. Avenion. Joannis XXII. tom. 43, ff. 183 bis 250 enthält zunächst von neuem das Schreiben Johanns Cum venerabiles fratres vom 8. Mai 1320 und sodann den weitaus wichtigsten Theil der Verhöre. Derselbe wurde, wie so manches interessante Stück, durch ein Versehen mitten in einen Registerband mit Schreiben aus dem Jahre 1332 hineingebunden.

Eine Reihe wichtiger, auf den Process bezüglicher päpstlicher Schreiben finden sich in zwei Registerbänden Johanns XXII:

3. In cod. 4114 der Nationalbibliothek von Paris (ehemals cod. 829 der Bibliothek Colberts), Blatt 93 bis 96, 212 bis 214, aus welchem sie Baluze mitgetheilt hat.

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4. Regest. Vatic. Joan. XXII. secret. an. 1-4, tom. 2 (n. 110), pars 2a, ff. 49. 50. 75. 79. 80. Aus ihm veröffentlichte Theiner das Schreiben Cum venerabiles fratres.

5. Endlich finden sich noch im Vaticanischen Archiv im Armar. C, fascic. 8, n. 1. 2. 3 drei Original-Ausfertigungen des den Process abschliessenden Compromisses vom 11. und 18. Juli 1321, über welche unten das Nöthige folgt 3.

Ich theile vor allem die Processacten, soweit sie mir bekannt geworden sind, mit. Dieselben zerfallen in zwei sehr ungleiche Hälften. Nur ein kleiner Theil gehört zu der im Jahre 1318 erfolgten Eröffnung des Processes; der bei weitem grössere bezieht sich auf die Wiederaufnahme und Zuendeführung 1320 bis 1321. Zur leichtern Orientirung mache ich die einzelnen Theile durch Ueberschriften kenntlich.

Erst an zweiter Stelle werde ich in drei Abschnitten den historischen Gehalt der Acten zusammenfassen. Hier werde ich auch die sonstigen Ergänzungen und Erläuterungen einfügen,

1 Vitae pap. Avenion. II, 374-403.

2 Codex diplomatic. patrimonii s. Petri II, 492.

3 Nach einem für mich (beim Mangel der einschlägigen Litteratur in den hiesigen Bibliotheken) nicht controlirbaren Citate Anselme's (Histoire généalogique II, 174) befanden sich einige auf diesen Process bezügliche Actenstücke im Archiv von Lectoure: 'Inventaire cit. (des titres d'Armagnac à Lectoure), registre des dons faits par les rois de France depuis 1330 jusqu'en 1352, cotte M, fol. 65.' Vgl. Druilhet, Archives de la ville de Lectoure, Paris 1886.

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