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Ochon die Erwägung der Möglichkeit einer Omar'schen Maassregel und welches Zeitalter ist gegen dieselbe vollkommen geschüzt? sollte zur Vervielfältigung jedes, auch nur einigermassen bedeutsamen, archivalischen Schazes durch den Druck verpflichten. Dieser Obliegenheit nachzukommen, sind unsere Tage günstiger, als jeder andere Zeitabschnitt seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts.

Was damals einzelne Fürsten thaten, um den »Lustre« ihres Hauses zu wahren, was reiche Stifter, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, das ist jezt in bescheidenem Maassstabe als Erbschaft auf das Volk übergegangen, welches an der Geschichte seiner Vergangenheit, auch in ihren kleinsten Zügen, sich zu erfreuen und zu belehren beginnt.

So haben namentlich in Baden die Vertreter des Volks der Regierung namhafte Summen bewilligt, um die Quellen unserer Geschichte zum Gemeingute Aller zu machen und auch denjenigen, welche aus eigenem Antriebe und aus eigenen Mitteln oder auf eigene Gefahr zu der Landesgeschichte irgend welchen Beitrag herausgegeben, fehlt es nie an einem bescheidenen Leserkreise.

Dieses hat denn auch den Verfasser dieses Werkes seit einer Reihe von Jahren ermuthigt, von Zeit zu Zeit einen Abschnitt der Geschichte des heutigen Grossherzogthums zu bearbeiten und herauszugeben.

Es hat ihm dabei denn auch weder an allerhöchster Ermunterung noch an freundlicher Theilnahme und Beurtheilung seiner Leistungen von Seiten der Leser je gefehlt.

Es wäre daher schon dieser Umstand allein hinreichend gewesen, ihn zur Herausgabe eines seit Jahren gesammelten Schazes alter, völlig unbekannter, oder nur in Regestenform veröffentlichter Urkunden zu bewegen, die theils Zufall, theils frühere Quellenforschung zu anderm Zwecke ihn hatte finden lassen, zumal da diese Urkunden durch ihr Alter sowohl, als durch ihre nahen Beziehungen zur Geschichte des badischen Fürstenhauses und Landes der Bearbeitung und Herausgabe besonders würdig schienen.

Er wurde aber auch noch mit so reichlicher Unterstüzung von Seite der hohen Grossherzoglichen Regierung bedacht, dass daraus die Auslagen für Aufsuchung der Urkunden und selbst zu den Kosten der Herausgabe nicht unansehnliche Beiträge bestritten werden konnten.

Er fühlt sich daher gedrungen, Seiner Königlichen Hoheit, dem Grossherzog, Höchstwelcher Selbst dem Unternehmen Seine gnädigste Theilnahme zu schenken geruhte und der hohen Staats-Regierung seinen ergebensten Dank auszudrücken.

Für die Mittheilung mancher dieser Urkunden kann er nur noch der Manen des hochverdienten Forschers über Geschichte und Literatur Schwabens, des verewigten Freiherrn Joseph von Lassberg danken, der aus seinem >> Cartularium Lassbergianum« auf der alten Mersburg mit freundlichster Gefälligkeit die in seiner Weise eigenhändig gemachten Abschriften der Urkunden des

IX-XIII. Jahrhunderts mittheilte, welche jezt in den Besiz Seiner Durchlaucht des Fürsten Carl Egon von Fürstenberg übergegangen sind.

Bei weitem der grösste Theil der vierundfünfzig Urkunden, deren Abdruck und Erklärung wir gegeben haben, stammt aus dem Staatsarchive und dem Klosterarchive zu Schaffhausen.

Und hier muss ich denn mit lautem Danke die seltene Liberalität rühmen, mit welcher die Regierung des Cantons mir, dem fast unbekannten Fremdling, die Benüzung des Staats-Archives gestattete. Wer schon auf archivalische Forschungen, selbst mit Empfehlung der eigenen und befreundeter Regierungen, ausgegangen ist und den ersehnten Hort noch viel grimmiger bewacht und verwehrt sah, als den der Nibelungen, wird den Werth einer solchen Freundlichkeit zu schäzen wissen und mir vollkommen beistimmen, wenn ich dem Herrn Regierungs-Rath Wintz, welcher jene Erlaubniss mir vergönnte, meinen ergebensten Dank in die Ferne sende.

Die wohlwollende Absicht der hohen Cantons - Regierung wurde durch das freundlichste Entgegenkommen des Archiv - Personals vollkommen erfüllt.

Leider muss ich auch hier meinen Dank einem Hingeschiedenen bringen, dem verehrten Staats-Archivar Mosmann, welcher die Vollendung des Druck's der damals gesammelten Urkunden nicht mehr erlebt hat. Mit aufopfernder Bereitwilligkeit hatte derselbe auch die Stunden seines Berufes vermehrt, um meinen Aufenthalt nach Möglichkeit zu kürzen und mit freundschaftlicher Theilnahme nahm er an meiner Freude Antheil, wenn wieder ein »>würdig Pergamen« aus dem X. oder XI. Jahrhundert sich vor unsern Blicken entrollte.

Gleiche Freundlichkeit wie der Verstorbene dem Gegenwärtigen, hat dessen Nachfolger, Herr Amman-Kuhn, dem Abwesenden erwiesen. Durch Vergleichung und Ergänzung zweifelhafter Stellen meiner Abschriften, durch Mittheilung der selbstgefertigten Abschrift einer Urkunde, die ich nur noch im Regeste besass, hat mich derselbe zu ergebenstem Danke verpflichtet.

Und damit ich in Erfüllung der angenehmen Dankesverbindlichkeit fortfahre, erwähne ich der vielfachen Verpflichtung, welche mein hochverehrter Freund, der classische Geschichtschreiber Schwabens, Herr Oberstudienrath und Oberbibliothekar von Stälin in Stuttgart auf mich gehäuft hat, nicht nur durch seine Ermunterung zur Herausgabe, durch seine Aufklärung über manche Orts- und Personen-Namen, sondern auch durch die überaus gefällige Durchsicht der meisten Druckbogen des urkundlichen Theils.

Auch Herr Archiv-Rath Dr. J. Bader in Carlsruhe kann mit Recht auf die dankbare Anerkennung seiner freundlichen Aufmunterung und der gefälligen Aufklärung über manche Orts-Namen zählen.

sagen.

Noch bleibt mir übrig, über die Anordnung und Ausführung des Werkes einige Worte zu

Dasselbe besteht aus zwei, durch besondere Seitenbezeichnung getrennten Abtheilungen, der Einleitung und den Urkunden.

Die leztern sind für den Fachmann der wichtigere Theil des Werkes, die erstern sind dazu bestimmt, das Verständniss des in den Urkunden mannigfach zerstreuten Stoffes auch einem grösseren Leserkreise näher zu bringen.

Die Urkunden waren mit Ausnahme von Nro. II. bei Beginn des Druckes sämmtlich unedirt, oder nur im Auszuge bekannt geworden.

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Während des ohne unsere Schuld sich verzögernden Druckes wurden durch Herrn Archivrath Dr. Joseph Bader drei andere, die Verhältnisse des Salemer Gutes Runstal und der Stadt Villingen betreffende Urkunden, es wurde eine Kaiserurkunde Friedrichs II., die Weissenauer Pfründe an der Bregenzer Pfarrkirche berührend, in de Luynes Hist. dipl. durch den Druck bekannt. Von diesen haben wir nur noch zwei aus unserer Sammlung entfernen können, glauben aber hoffen zu dürfen, dass durch die Erklärung der übrigen zwei der Leser doch nicht eitel Bekanntes erhalten werde.

Diese Erklärung strebte nämlich an, jedes in der Urkunde berührte Personen- und SachVerhältniss, so weit es der Erklärung bedarf, oder diese in das Gebiet des Möglichen gehört, aufzuhellen und dem Verständnisse auch desjenigen Lesers nahe zu bringen, welcher den Oertlichkeiten ferne steht, oder sich mit Einzelforschung über die berührten Geschlechter nicht abgegeben hat.

In lezterer Beziehung haben wir den dornenvollen Pfad der genealogischen Forschung mehrmals betreten müssen und werden derselben auch einzelne Abschnitte dieser Einleitung widmen.

Wir verkennen durchaus nicht, dass es hier leichter ist, kritisch zu verfahren, als aufzubauen, aber wir sind ebensowohl überzeugt, dass es die Pflicht des Geschichtforschers sei, Stammbäume frischweg zu pflanzen, selbst auf die Gefahr hin, dass später sich finde, man habe Kirschen auf einen Birnbaum gezweigt.

Wir sind hierin z. B. Neugart für die Geschichte der Schwäbischen Geschlechter den grössten Dank schuldig, wenn gleich schon Stälin an mehr, als einem Orte nachgewiesen, wie sehr manchmal der ehrwürdige Forscher geirrt hat.

Es wurde übrigens in den Anmerkungen zu unsern Urkunden die Aufstellung der Stammbäume, wo möglich durch gleichzeitige Beweisstellen zu stüzen versucht; wo dieselben nicht für vollkommen zureichend befunden werden, darf der gemachte Versuch mit um so mehr Recht einen Anspruch auf Nachsicht erheben, je weiter er in Zeiten einzudringen gewagt hat, die noch in tiefem Dunkel begraben liegen und je weniger Vorarbeiten dabei benüzt werden konnten.

Was endlich diese Einleitung betrifft, so haben wir für das Beste erachtet, den darin behandelten Stoff in einzelne Abhandlungen aufzulösen, welche theils topographische und genealogische, theils ethnographische und sprachliche Gegenstände behandeln, für die in den Urkunden theilweise Anregung, theilweise Aufklärung zu finden ist.

Von diesen Abhandlungen dürfte was über den Kampf des rhätischen und deutschen Elementes und die ältesten Verhältnisse des obern Rheinthals gesagt ist, vorzüglich die Forscher des österreichischen Kaiserstaates berühren, die jezt - Dank der Fürsorge der kaiserlich-königlichen Regierung für Stiftung und Erhaltung der Academie der Wissenschaften - ebenso zahlreich, als rührig sind. Was über die ältesten Zustände von Schaffhausen und der Nellenburger gesagt ist, wird wohl in Helvetien Anklang finden, wo der Geist geschichtlicher Forschung rühmlich mit Allem wetteifert, was irgendwo dafür geschieht. Allein auch Baden, welchem das Topographische und die genealogische Abhandlung über die Zäringer vorzugsweise gilt, wird durch diese Nellenburg'sche Urgeschichte nahe liegende Interessen berührt finden, wie ja auch ein badischer Forscher das Geschlecht zuerst wissenschaftlich zu behandeln begonnen hat. Die Aufzählung und Deutung der in den gegebenen Urkunden vorkommenden Orts- und Personen-Namen endlich möge man als einen kleinen Beitrag zur Sprachforschung annehmen, deren Schöpfer die Gebrüder Grimm in unsern Tagen geworden sind.

I.

Deutsches und Keltisch-Romanisches Sprachelement

im Kampfe um ihr Gebiet.

Es hat vor mehrern Jahren eine der gelesensten deutsehen Zeitungen in einer Reihe von Aufsäzen nachgewiesen, dass, obschon die politische Losung der >>Crociati«<, das italienische Banner auf den Höhen des Brenners aufzupflanzen, vor dem Klange der deutschen Kriegstrompete verstummen musste, dennoch die wälsche Sprache und Sitte immer weiter gegen den Alpenwall im Etschthale heraufrücke und es wurde die Regierung des Kaiserstaates aufgefordert, diesem Umstande ihre Aufmerksamkeit nicht zu versagen.

Zugleich hat ein gelehrtes Werk *) nachgewiesen, dass unsere äussersten Vorposten gegen das wälsche Lager, die sieben und zwölf Gemeinden der »>Cimberleut<< bei Vicenza und Verona wirklich schon zum »>enfant perdu« geworden, d. h. in Sprache und Sitte vom heimisch deutschen Boden losgerissen sind.

Gleichwohl aber dürfen wir zugestehen, dass wir hier sowohl, als näher an unserm Heerde, wo die romanische Zunge noch einen durchaus unentschiedenen Kampf mit der unsrigen kämpft, nur erobertes Land aufgegeben haben; ein Umstand, der uns vom Kampfe für unsern Besiz nicht abhalten wird, sondern ganz geeignet ist, unser Selbstgefühl in diesem Kampfe zu erhöhen.

Einen Beitrag zum Belege des oben ausgesprochenen Sazes zu geben, ist der Zweck dieser Abhandlung.

Wir müssen uns dabei vor Allem bescheiden, dem neuerdings entstandenen Streite über die Sprachen Europa's ferne zu bleiben und die Entstehung des Römischen Momsen und seinem Gegner, die Frage, ob die Kelten Deutsche seien, Holtzmann und den Wortführern der gegentheiligen Meinung zu überlassen.

Doch sei uns unsere Ansicht auszusprechen erlaubt, dass der leztere gelehrte Streit, welcher die süddeutsche Geschichtsforschung zunächst angeht, durch Gerlach's vermittelnde Ansicht für's Erste zu Ende gebracht sein dürfte.

Wir nehmen also immerhin an, dass, soweit die geschichtliche Kunde zurückreicht, von den helvetischen bis zu den schwäbischen Alpen, vom Vosegus bis zum Abnoba-Gebirge das kunstverständige Volk der Kelten seine Wohnsize aufgeschlagen hatte, das Volk der Metallarbeiter, dessen Streitmeisel und Halsringe, dessen Lanzenspizen und eherne Schwerter über die christliche Zeit zurückreichen, sowie ja auch der makedonisch-griechische Charakter vieler seiner Münzen, wie Lelewel schlagend nachgewiesen hat, weit über die Zeit Caesars hinauf weiset.

Wie das Volk selbst aber durch den gewaltigen Andrang der von Nordosten einbrechenden germanischen Sueven theils zur Seite geschoben, theils geknechtet wurde, je nachdem seine Wider

*) Schmellers Idioticon der Sette Communi, herausg. von J. Bergmann. S. dessen vortreffliche Einleitung.

standsfähigkeit und sein Kriegsglück war; so verwischten sich auch in dem oben bezeichneten Gebiete nach und nach die Spuren ihrer Anwesenheit in Sprache und Sitte. Und als zulezt beide kämpfenden Völker den siegreichen Adlern von Rom unterworfen waren, erscheint, wenigstens auf unserer Seite des Rheins, der gallische Ansiedler in vereinzelter Einstreuung unter den zahlreichen Germanen.

Beide aber hatten für eine geraume Zeit an dem erobernden Volke einen neuen Lehrer in Sprache, Sitte und Lebensgewohnheit angenommen. Die Gelehrigkeit des Schülers ist aus den Grabfunden dieser Periode, aus den Schriften der Steindenkmäler, aus den einheimischen Töpferarbeiten und vor Allem aus den heutigen Benennungen der Ackereintheilung, des Weinbaues u. s. f. klar zu erkennen, wie, namentlich in lezterer Beziehung, Mone in seiner vortrefflichen badischen Urgeschichte bis in's Einzelnste nachgewiesen hat.

Es waren indessen auch die Römer die trefflichsten Lehrmeister. Ihr welterobernder Beruf zeigte sich, wie bei den ältesten Lehrern der christlichen Kirche, wenn diese Vergleichung herbeizuziehen gestattet ist, vorzüglich darin, dass sie den fremdartigen Stoff an Sprache und Sitte, den sie zu überwältigen hatten, nicht zu Staub zertrümmerten, um in diesen Staub den neuen Samen zu legen, sondern dass sie denselben anfänglich nur mit dem, was sie brachten, verschmolzen. Sie erklärten nach irgend einer äussern, oder innern Aehnlichkeit die Gottheiten und religiösen Gebräuche, zu deren Sturze sie gekommen waren, mit den ihrigen für eins und heiligten sie durch Annahme bis die Nachkommen auch die Erinnerung an die alte Eigenthümlichkeit verloren und ganz zu Römern wurden.

Als aber dann ein neuer Sturm über diese künstliche Pflanzung hereinbrach, trug die Zerstörung einen andern Charakter; das Alte wurde nicht gebeugt, sondern geknikt und mit den Wurzeln ausgerissen.

»Mein Sohn, willst du dir in der Welt einen Namen machen, so reisse die >>grossen Bauwerke der Römer nieder und vertilge die Einwohner, denn weder »schönere Gebäude kannst du aufführen, noch durch Kriegsruhm jenes Volk über>>treffen.<< 1)

Mit diesen Worten, welche an den Alemannenkönig Chrokus seine Mutter richtete, ist die Art und Weise bezeichnet, wie vom Rheinthal bis zum Bodensee und den Voralpen gehaus't wurde.

Aber mochten auch die stattlichen Colonien, Städte, Landhäuser und Casernen der ehemaligen Herrn der Welt in Staub und Asche sinken, mochten die meisten altkeltischen Wohnorte bis auf die Spur ihres Namens verschwinden); es hafteten doch die alten Namen an den Bächen, die aus den Bergen hervorströmen, an den Bergen selbst, soweit ihre Gipfel von der Ebene erblickt werden können.

Vom Main zum Neckar, zur Elsenz, Alb, Enz, Pfinz und Murg, von der Kinzig zur Elz, von der Dreisam zum Neumagen, von der Wiese zur obern Murg und Alb und zur Werra, überall keltische Namen, die aus deutschen Wurzeln nur mittels sprachforschlicher Kraftanstrengung, oder (wenn man nicht nur die Wurzel sondern auch die alte Formbildung betrachtet), gar nicht erklärt werden können.

Dass der Odenwald den gleichen Charakter trage, zeigen die Fluss- und Thalnamen der Elz, der Mümling, der Gersprenz und Weschnitz, wenn gleich von den Bergen nur der Melibocus und Oelberg den altkeltischen Namen beibehalten haben, während die andern von ferne sich unterscheiden

1) Fredegar. excerpt. ex Idatio bei Bouquet II. 464.

Nimmt man

2) Mone hat dieselben (Urgeschichte und keltische Forschungen) an vielen Orten nachgewiesen.
nun auch eine Anzahl hinweg, die aus der alemannischen Sprache gedeutet werden können, so bleiben doch
immerhin noch ziemlich viele übrig, bei denen dieses nicht stattfindet.

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