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den Spizen, der Heiligenberg und Königsstuhl ihre jezigen Namen von spät mittelalterlichen Verhältnissen entlehnten. Im Schwarzwalde erhielten sich die Grinten und der Knibuz, der Kandel, der Kibfels, der Felperch und die, wahrscheinlich aus gleicher Wurzel gebildeten, Namen des Blauen und Belchen.

Wenden wir uns aber zu der Gegend am Bodensee und zu dem obern Rheinthal, wohin uns die unter Ziffer I. der zweiten Abtheilung dieses Werkes aufgeführten Urkunden weisen, so treffen wir als besonders hervorragende Erscheinung die lange Dauer altrhätischer sowohl, als römischer Sitte, Sprache, Lebensgewohnheit.

Der Nachweisung dieser Erscheinung möge ein kurzer geschichtlicher Ueberblick vorausgehen. So weit die geschichtliche Erinnerung zurückreicht war der nordöstliche Alpenzug und das an ihn sich lehnende Gelände von Rhätischen Völkerschaften besezt, die dem Gebirge selbst ihren Namen gaben, zugleich aber auch einen Zweig unter dem Namen Vindelicier bis in die Ebene hinaus sandten.

Von ihnen hatte der Bodensee den Namen des Brigantinischen, oder es war vielmehr die alte Niederlassung Brigantia (Bergveste), welche ihren Namen erst auf den obern Theil des See's, dann auf die ganze Wasserfläche übertrug. Von ihnen stammten im obern Rheinthale nicht nur die verhältnissmässig spärlichern Bergnamen von der Loräna-Alpe und der Canisfluhe bis zur Szesa plana, vom Camorn zum Calanda, sondern die meisten Bäche, Thäler und Ortschaften führten, oder führen noch Namen, die aus dem Germanischen nicht erklärt werden können.

Wir erinnern an Frutz, Laterns, Ill, Alfenz, an Montavon, Gargellen, Ganera, an die Dörfer Schlins, Satteins, an Damüls, Tschagguns u. A., um aus der grossen Menge auch nur einige hervorzuheben, die gerade im Gedächtnisse sind.

Gegen sämmtliche Stämme des Rhätischen Volkes begann unter der Regierung des Augustus ein Vernichtungskrieg, welcher die Sicherung einer Reihe von Kriegsstrassen zum Zwecke hatte, die von Italien zu den jungen Eroberungen am Oberrheine und an der Donau geführt werden mussten, um den Besiz derselben zu sichern.

Die Stiefsöhne des Kaisers, Drusus und Tiberius, wurden mit dieser blutigen Sendung beauftragt.) Jener vom Süden, dieser von Westen her drängten sie von Thal zu Thal die Feinde zurück; auf dem Bodensee lieferte Tiberius ihnen eine Seeschlacht, und gab so die Hauptentscheidung für den bald folgenden gemeinsamen Sieg.)

Doch behielt von dem jüngern Bruder das heutige Illthal Jahrhunderte lang den Namen »Vallis Drusiana.<<

In ruhigem Besize behaupteten sich nun die Römer fast ununterbrochen, bis unter den Stürmen der Völkerwanderung ihre auswärtige Herrschaft zusammenbrach.

Es mag auffallen, dass in Rhätien, auch in den dichter bevölkerten Bezirken des Rheinthals, die Ueberbleibsel ihrer Herrschaft an Gebäuden, Strassen und Denkmälern geringer sind, als in gleich grossen Bezirken entfernterer Länder.

Der Grund liegt wohl darin, dass die Bevölkerung nur den schmalen Linien weniger Heerstrassen folgte, dass zu grössern Städteanlagen hier weniger Raum sich darbot, als anderwärts, dass endlich die frühe Verschmelzung der Rhätier mit dem erobernden Volke, lezteres, wie es auch in

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1) Vg. Bergmanns treffliche Beiträge zu einer kritischen Geschichte Voralbergs. Denkschrift d. Phil. hist. Classe
d. k. Academie d. Wissensch. Bd. IV.; auch besonders abgedruckt.

2) So dürfte die Stelle bei Horaz Carmin IV. 14

>>Major Neronum mox grave prælium
Commisit immanesque Rhætos

Auspiciis pepulit secundis<

zu deuten sein.

Ober- und Mittel-Italien bemerklich ist, weniger dazu drängte, seinen Namen durch Bauten und Inschriften zu verewigen.

Diese Verschmelzung der beiden ersten von den Römern jenseits der Alpen eroberten Länder, der Provence und Rhätiens, und der lezten Eroberung, die am frühesten wieder verloren. ging, Dacien's, geschah aber so vollständig, dass einerseits die Sprache der Rumänen am KarpathenAbhange, andererseits sowohl das »Ladin« als das »Romonsch« der Thäler Graubündens und zum Theil Tirols sich nur aus dem Lateinischen erklären lässt.

Selbst in der Bauart der Wohnungen unterscheidet sich das romanische Graubünden von den deutschen Sprachinseln und Randgebieten fast auf den ersten Blick, durch Mauerwerk und Steingesimse, durch schmale Fensteröffnungen und grosse Rundbogen der Thüren und Thore.

Die Zähigkeit, mit welcher das Rhätische Volk an der Römischen Sprache und Sitte hieng, zeigt sich vorzüglich auch darin, dass es dieselbe beibehielt, ungeachtet schon frühe der Sturm der germanischen Völkerwanderung über seine Thäler hereinbrach.

Schon zur gleichen Zeit, da Dacien verloren ging, unter der Regierung des elenden Gallienus, durchbrachen die Alemannen den römischen Grenzwall, ward Rhätien von ihnen erobert 1) und der Zug jener angeblich 300,000 Mann starken alemannischen Horden, die unter Gallienus bei Mailand geschlagen wurden ), hatte aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Ausgang von den Gegenden des Bodensees genommen.

In Rhätien sind wenigstens theilweise die Iuthungen zu suchen 3), welche für einen Stamm der Alemannen gehalten werden und die Grenzen Italiens bedrohten, als die Trennung in zwei Monarchien das von den Constantinen wieder befestigte römische Reich auf's Neue geschwächt hatte. Mit, oder noch vor ihnen, hatten die Lentienser, deren Name noch im Linzgau übrig geblieben ist, Angriffe gegen das Römische Gebiet in und durch Rhätien unternommen, hatten die Reiterei das Arbetio, 355, besiegt und waren nur mit Mühe (nach Bergmann in der Nähe von Hohenems) geschlagen worden. 4)

Die Sicherung der Rheingrenze durch Julian und den Kranz von Befestigungen, welchen Valentinian von den Quellen des Stroms bis zu seiner Mündung anlegte, gaben dem Rhätischen Lande auf kurze Zeit Ruhe.

In diese Zeit möchte ich die Erbauung der Kapelle der heiligen Aurelia zu Bregenz sezen, welche wieder herzustellen der heilige Gallus Veranlassung fand. Denn das Christenthum konnte doch wohl jezt erst in dem manigfach bedrohten Grenzlande sich entwickeln, in welchem bis auf die Zeit der Constantine ihm gewiss, wenigstens in einer kaiserlichen Festung, keine öffentliche Cultusstätte geworden wäre.

Den Schuz des Landes im Gebirge (Rhaetia prima) und in der Ebene (Rhaetia secunda) war einem Herzoge mit dem Ehrentitel Comes, die Verwaltung je einem der sieben Oberbeamten Italiens anvertraut, welche den Namen »Präsides« führten; die Besazung bildete die dritte italische Legion, deren Reitergeschwader in buntem Gemische aus Spaniern, Britten, Sequanern, Pannoniern und Phry

1) Um 260 (Sub principe Gallieno) amissa Rætia. Eumen. panegyr. Constant. 10.
2) Zonaras 12, 24.

Sie verschwinden mit dem

3) Ammian XVII. 6. Juthungi, Alemannorum pars, italicis conterminans tractibus.
Jahr 430, da Aëtius sie bekriegt hatte. Sidon Apollin. Carm. VII. 233. Idatii chron. ad a 430 bei Stälin
W. G. I. 123.

4) Ammian. Marcellin 15, 4. 31, 10. Bergmann Urkunden über die vorarlb. Hersch. etc. S. 16 des bes. Ab-
drucks aus dem Archiv f. Gesch.-Quellen in d. Sch. d. k. Academie der Wissensch. Bd. III. u. IV.

giern bestunden, während die eingeborne Mannschaft in den Gebirgen Armeniens und bei den Pyramiden Egyptens diente. 1)

So konnte Rhätien als ein Theil Italiens betrachtet werden, was für seine spätern Schicksale entscheidend wurde.

Doch kaum hatte dieser Zustand einer geordneten Verwaltung nahezu ein Jahrhundert gedauert, als in neuem Völkersturme durch die mit den Hunnen verbündeten Alemannen die Grenzfestungen Pfin (ad fines), Arbon und Bregenz in Schutthaufen verwandelt wurden. 2)

Erst als das trozige Volk, welches seine Grenzen

»Vom Römisch Rhätischen Bergjoch<<

bis zu den Schluchten des Mittelrheins und den Thalgründen der Mosel ausgedehnt hatte, dem Ungestümme der Franken unter Chlodwigs Führung erlegen war, mochten sich die Verhältnisse Rhätiens noch einmal günstiger gestalten.

>>Dietrich von Bern«, der mächtige König der Ostgothen, welchem Italien gehorchte, sprach sich in dem Briefwechsel mit Chlodwig bei aller diplomatischen Feinheit der Abfassung dahin aus, dass Rhätien, also auch der von den Alemannen besezte Theil der ehemaligen Provinz unter seine Herrschaft gehöre und die Grenzen von dem Rhätien der Ebene reichten bekanntlich bis zu den Donauquellen und der Wasserscheide des Schwarzwalds.

Nach diesem Verhältnisse, dessen Aufklärung wir der feinen Beobachtung Stälins verdanken 3), darf es uns nicht mehr wundern, dass eben von Theoderich die leztmalige Besezung der Stelle eines Herzogs der beiden Rhätien, »der Bollwerke Italiens und der Schutzmauern des Landes<, an seinen Feldherrn Servatus ausgeht.

Wie aber mit dem Tode Theoderichs das Ostgothische Reich überhaupt schnell seinem Untergange entgegeneilte, so brachten die demselben folgenden Verhältnisse noch vor der Vollendung dieses Schicksals die Einverleibung Rhätiens mit dem Frankenreiche hervor.

Als Preis jenes trügerischen Bündnisses mit dem Frankenkönige Dietberht wurde von dem Ostgothen Vitiges »das gothische Gallien<< abgetreten, was offenbar nur von dem Lande der Burgunder und dem Gebiete der Rhäter und der Alemannen zu verstehen ist, die sich in demselben niedergelassen hatten.

Von diesem Zeitpunkte (532) an beginnt eine Zeit geschichtlicher Verwirrung über die Verhältnisse Rhätiens, welche erst in den Tagen Karls des Grossen einer klaren Einsicht weicht.

Schon die erste Frage: »Hatten die Alemannen früher auch das hohe Rhätien in Besiz genommen und fiel dieses unbestritten in die Gewalt der Franken?« unterliegt bedeutenden Schwierigkeiten. Ein Weg zur richtigen Lösung derselben wäre, wenn man die Strasse kennen würde, auf welcher die alemannischen Herzoge Leutharis und Butilinus nach Italien zogen, um im Auftrage des fränkischen Königs den Gothen gegen Narses beizustehen.*)

Leider aber sprechen die Quellen nicht vom Hinwege; nur die Andeutung, dass Leutharis als er eben sich zur Heimkehr rüstete, einen grossen Theil seines Heeres am Gardasee durch Krankheiten verlor, scheint dafür zu sprechen, dass sie die ostrhätische Strasse über Insbruck - Velidena

und den Brenner nach Trient auch auf dem Hinwege eingeschlagen hatten.

1) Nach der Notit. Imp. bei Stälin I. 138. 142.

2) Sidon Apollin. Carm. VII. 342. V. 373. Eugippi vit. S. Severini Sect. 20 ff.

3) W. Gesch. I. 150. Auf massenhafte Einwanderung der besiegten Alemannen in diese Länder bezieht sich

die Stelle aus Ennodius Panegyr. Theodor. ,,Alamanniæ generalitas Italiæ terminis inclusa."

4) Die Zeit wird von Paulus Diaconus selbst unrichtig angegeben. Vg. Stälin I. 171 ff.

Einen andern Fingerzeig geben die Kriege desjenigen Volkes, welches dem byzantinischen Hofe den Besiz des eben gewonnenen Exarchats streitig machte, der Langobarden, gegen die Franken.

Gerade zur Zeit, als der Einfall Alboins in Italien geschah, war das fränkische Reich nach dem Tode Lothar I., 561, in vier Königreiche zerfallen und so unmächtig, in die Angelegenheiten Italiens einzugreifen, dass vielmehr die Langobarden, obwohl nach Cleph's Ermordung, 574, ohne gemeinsames Oberhaupt, Einfälle in das fränkische Gebiet in Gallien machten.

Diese Einfälle aber nahmen ihre Richtung über die Meer-Alpen in die Provinz1) und als zur Wiedervergeltung die Franken, wie es scheint mit vereinigten Kräften, einen Gegenstoss ausführten, brachen sie theilweise auf den gleichen Strassen über die Alpen, wie die Abtretung von Aosta und Susa2) andeutet, machten aber auch einen Angriff auf der oben erwähnten Oststrasse, wo sie anfänglich bei Anagnis (sicher das heutige Egna) siegten, dann aber bei Salurn geschlagen wurden und sich gefallen lassen mussten, dass die lombardische Grenze von der alten Stelle bei Deutsch- und Wälsch-Mez nach Egna zurückgedrängt wurde, weswegen der Ort den Namen Neumark erhielt.)

In allen diesen Verhältnissen ist indessen das Rhätien der spätern Zeit, das heutige Graubünden und Vorarlberg, nicht erwähnt, obwohl auch durch dieses eine Heerstrasse über Maienfeld, Cur, Marmels (Lapidaria?) und an den Meilenzeigern des Julier (Cunus aureus) vorüber nach Chiavenna zog. Nur vom Rande des Landes haben wir durch die Lebensbeschreibung des hl. Gallus einige Kunde. Da ist Bregenz um 600 eine öde Trümmerstätte, auf welcher in der Kapelle der hl. Aurelia Alemannische Götzenbilder die Zeichen der christlichen Gottesverehrung verdrängt haben; da sind zu Arbon und Grabs christliche Priester, aber die Abhängigkeit der Gegenden von den Alemannischen Volksherzogen ist so geringe, die beiden irischen Glaubensboten werden so spät erst in ihrer neuen Niederlassung bemerkt und gestört, dass wir uns nicht enthalten können, die ganze Gegend als einen bestrittenen Grenzbezirk anzusehen, auf welchen bald von dieser, bald von jener Seite Zugriffe gemacht werden, je nachdem Laune oder zufällige Gunst der Umstände dazu ermuthigten.

Wäre es denn nun nicht möglich, dass nach dem Sturze der Gothischen Herrschaft der von Theoderich eingesezte Graf von Rhätien, wenigstens hinter dem Wall seiner Berge, eine Unabhängigkeit zwischen den eifersüchtigen und streitenden Mächten diesseits und jenseits der Alpen dadurch zu hehaupten gesucht hätte, dass er die Verlegenheiten eines Jeden benüzend, bald diesem, bald jenem sich anschloss?

Dass in Rom eine solche Politik des Schwankens zwischen den Byzantinern und Longobarden, zwischen diesen und den Franken ganz ähnliche Verhältnisse bewirkte, ist bekannt. Sie sind auch bei der Auflösung des Weströmischen Reiches in Spanien, Gallien und Brittanien bemerklich. In OberItalien haben wir davon mehrere Beispiele.

Während die Longobarden schon die oben erwähnten Einfälle in Gallien machten, hielt sich zu Susa noch ein Befehlshaber, der dem Namen nach das byzantinische Banner führt, in der That aber mit den Longobarden unterhandelt und später wohl auch den Franken Tribut bezahlt. 4)

Noch zur Zeit des Autharis behauptete ein byzantinischer Unterbefehlshaber die Insel Comacina wahrscheinlich den sumpfigen Gebirgsrand am Einfluss der Adda, wo die Spanier später zur Beherrschung beider Nordstrassen das Schloss Fuentes erbauten - und wurde erst nach langer Belagerung zum Abzuge nach Ravenna genöthigt. 5)

1) Paul Diac. III. 1 ff. Greg. Tur. II. 42, 45 ff.

2) Fredegar c. 45.

3) Paul Diac. III. 9 ff. Deutsch-Mez sind die Metae Teutonicae, Welsch-Mez Metae Longobardicae.

4) So muss wohl die Nachricht bei Paul. Diacon. III. c. 8, über Sisinnius., und über den Tribut bei Fredegar, c. 45, vereinigt werden.

5) Paul. Diac. III. c. 27.

Und ist es erlaubt, auch von der Sprache, die in ihrer Eigenthümlichkeit sich jezt erst klarer trennte, einen Schluss auf ein staatliches Verhältniss zu machen, so reichte die unmittelbare Herrschaft der Longobarden gegen Rhätien hin nur bis zu den Abhängen des Stelvio, des Bernina, des Maloja, des Gothard und des Bernardino, wie denn überhaupt als ein Fehler ihrer Politik von Flegler der Umstand bezeichnet wird, 1) dass sie sich bei ihrer Eroberung der Alpenpässe nicht versicherten, wozu die Zeit nach dem Tode Lothar I., wie wir oben andeuteten, die günstigste gewesen wäre.

Jenseits des erwähnten Alpenwalles aber spricht für eine von den Franken, wenigstens in der ersten Zeit nach der Auflösung des ostgothischen Reiches, fast unabhängige Stellung des Rhätischen Volkes eine im Abendlande ganz eigenthümliche geschichtliche Erscheinung.

Wir meinen die auf Realta herrschenden beweibten Erbbischöfe, oder Bischof-Grafen von Rhätien, die Victoriden.

Zwar sind die marmornen Särge und Grabschriften, die von ihnen Kunde gaben, aus ihrer Stiftung, dem Kloster zu Kätzis, und St. Luciensteig verschwunden, allein die davon gemachten Abschriften sind zweifellos ächt, wie aus ihrer ganzen Fassung erhellt.

Bei der ersten Betrachtung dieses eigenthümlichen Vorkommens möchte man geneigt sein, auf ein Longobardisch-Arianisches Bisthum zu schliessen. Freilich müsste denn doch auch bei diesem Volke die Unterordnung der Diöcese unter eine Metropole stattfinden, nach welcher denn doch der Vater sein Bisthum nicht geradezu vererben konnte.

Daher sind wir geneigt, anzunehmen, es haben die ihre Unabhängigkeit, wenigstens im Rhätischen Hochlande, glücklich behauptenden Grafen, um sich auch die Macht kirchlichen Ansehens zu geben, die bischöfliche Würde angenommen und je auf ihre Nachfolger vererbt.

Seie aber dieses Verhältniss im Hochlande gewesen, welche es wolle; im Flachlande hatte der Kampf zwischen Alemannisch-Fränkischer und Rhätisch-Romanischer Zunge um die Zeit der Victoriden (im 8. Jahrhundert) schon längst begonnen, wie gewöhnlich angenommen wird.

Sein Schauplaz war zunächst jene Fläche, die später als Rheingau vom Walchengau, oder wälschen Gaue, unterschieden wurde, vom Bodensee bis nahe zur Einmündung des Drususthal in das Rheinthal. Ja es müsste, wenn wir der Legende des hl. Fridolin folgten, diese Strecke schon zur Zeit Chlodwigs, oder kurz nach seinem Tode vollständig deutsch geworden sein.

Denn als ein deutscher Bruder »Landolf« den Antheil an Glarona (Glaris), welchen sein Romanischer Bruder Ursus dem irischen Glaubensboten geschenkt hat, für sich in Anspruch genimmt, so wendet sich Fridolin an den »Landgravius« jener Gegenden, den Deutschen »Baldeberch«<, der zu Ranckwile« zu Gerichte sizt, und bringt zur Gerichtsstätte den verstorbenen Ursus, damit er daselbst seine Schenkung bezeuge.)

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Diese Umstände für richtig angenommen, hätten wir fast am Südpunkte des spätern Rheingaues eine ordentliche Fränkisch - alemannische Mallstätte, wohin Angelegenheiten zur Entscheidung bracht werden, die den grossen Zürichgau der Carolingischen Zeit, oder das hohe Rhätien der vorhergegangen Periode betreffen.

Die besonnene Kritik wird aber in dieser Darstellung viel Unächtes entdecken, was, wie schon Neugart3) bemerkt hat, in die im 10 Jahrhundert verfasste, ursprüngliche Legende des Mönch's Balther eingeschoben worden ist

Hiezu zählt zunächst der »Landgravius«, ein Verhältniss, welches erst aus dem 13. Jahrhun

1) Das Königr. der Longobarden in Italien.

2) Vita S. Fidolini bei Mone Quellens. I. c. 40. Man bemerke, dass der Thalnahme Glarona am sichersten wohl aus Hilar = Illar und dem keltsichen on = Mann (Mone Forsch. S. 235) erklärt wird.

3) Ep. Const. I. S. 7.

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