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Die altdeutsche Sprachwurzel Hlid heisst Bergabhang; die Umwandlung des Selbstlauters in den tiefern Laut hat z. B. schon der Name Leitha, während die Verbal-Formen gleiten und glitschen (provinc.), wie sie aus gleichem Stamme kommen, so auch die gleiche Formbildung erlitten haben. Es wäre uns also der Kletgau, der Gau des Bergabhanges, was auf die Lage desselben von der Höhe des Randengebirges bis zur Thalsohle des Rheines vollkommen passt. 1)

Die Frage nach dem ältesten Vorkommen des Gaues und den Grafen, welche denselben verwalteten, gibt ebenfalls nur ein spärliches Ergebniss.

In der ersten Erwähnung, von 806, ist ein Theil seiner Grenze gegen den Hegau in dem >> locus qui dicitur Enga«, d. h. jenem Engpass angegeben, der zwischen der ersten Erhöhung vom Rheinufer und der lezten Abdachung des Randengebirges zum Rheinfall führt und jezt durch den >>Engebrunnen« bezeichnet ist.

Im Jahr 827, 27. Dec. schenkt Hucpert zu Lotstetten in der Grafschaft Landfrieds sein Besizthum Richasterhub zu Ruedlingen bei Eglisau. *)

Im Chlegovve in der Grafschaft Adelberts schenkt Rinloz sein Besizthum zu Lauchringen unter der Bedingung, dass er sein Erbgut zu Tezeln im Alpgau vom Kloster zurückerhalte. 5)

863, 13. Febr. Ulm. Wolfen jübergibt das von seinem Vorfahren gestiftete, in ihren Erbstreitigkeiten fast zerstörte Kloster Rheinau dem Schuze König Ludwigs und übergibt ihm Güter zu Loifen im Thurgau. 4)

871. Jestetten. Wolfen der Abt zu Rheinau übergibt dem Kloster sein Eigenthum im Chlegow zu Altenburch und im Walde Lotstetin, im Alpgau Mettingen und Banholz und Nussbaumen im Thurgau um 100 Pfd., die das Kloster aus der Erbschaft des Grafen Adalbert zu Tortona empfangen hatte. 5)

876. August. Montags. Zu Eschenz durch den Sendboten Adalbert vertauschen Carl der Dicke (für das von Wolfen, vir illustris, ihm geschenkte Kloster Rheinau) und dessen Abt Wolfen mit dem Grafen Gozbert die thurgauischen Güter in der Laufarr March zu Langenwiesen, Flurlingen, Mörlen, Tachsheim und die Chlegow'schen zu Lotsteten und Raffz gegen die Güter und die Kirche zu Erzingen und Balb und den Zehenden zu Jestetten und Hofstetten und seinen Antheil an dem Schwaben. 6)

1) Auch »Laith< Leid Lad = Led, infestus hat die nemliche Formbildung durchgemacht. Vgl. Förstemann Altd. Namenbuch I. 826 ff. Für Hlid und seine Ableitung II. 746. Einer andern Ableitung müssen wir noch gedenken. Sie geschieht von einem altdeutschen (?) Gleg, welches kleines Fahrzeug bedeute und es wäre dem zu Folge der Klettgau ein »Weidlinggau« oder Fergengau. Nun hat merkwürdigerweise eine Variante zu Caroli M. capit. bei Pertz III. 141 statt chletgowe »Vergonree« Flussfähre, oder fahrbarer Fluss, was so vollkommen entweder zur nothwendigen Fähre bei Schaffhausen oberhalb des Falls, oder dem unterhalb desselben hingleitenden Strome passt. Sollte es mit dem obenerwähnten »Glegg seine Richtigkeit haben, oder dem N. H. D. gleiten ein alter Stamm >>Chlete entsprechen, wie Fähre und Fahren sich ergänzen? Vgl. Wanner a. a. O.

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2) Neug. Nr. 232. So glaube ich den Ausdruck »trado . . in villa Ruodiningen Richasterhoba. . Actum in
Lotstat deuten zu müssen. Neugart denkt an Riedhof.

3) Neug. Nr. 308. Im Alpgau ist wahrscheinlich der in der Urkunde genannte Gozpert Graf. Rinloz dürfte dem
Geschlechte der nachmaligen Krenkinger angehören, von denen zu Tezeln ein Chorstift begründet wurde.
4) Neug. Nr. 417. Kal. Febr. 13 eiusd. mens. könnte mit Zwang auch auf 21. Jän. gedeutet werden. Wolfen
wird von den Rheinauern als Angehöriger der Familie der Welfen betrachtet, von denen ein Zweig sich um
diese Zeit in Frankreich ansiedelt. Der unter den Zeugen zuerst genannte Gozpert dürfte der Klettgau-
Graf sein.

5) Neug. Nr. 462. Den Adalbert hält Neug. für den Thurgau-Grafen.

6) Neug. Nr. 500. Die Klettgau'schen Ortsnamen lauten in der Urkunde Lozestetin, Raffo, Arcingen, Jestetin Hovestetin, Suobaowa. Wolfen »idem ven. abbas ist der vir illustris derselben Urkunde.

888, 17. Juni. Rheinau vor dem Grafen Gozpert. Udalger übergiebt als Tausch mit dem Gute zu Schlatt und der Nuzniessung von Basendingen an Kloster Rheinau, wo Gozpert vorsteht, sein Besizthum im Thurgau zu Apelhusen und Ezweiler mit Ausnahme von Richlingen. 1)

892, 18. Juni, im Thurgau im Hunresloh. Gozpert, jetzt Abt in Rheinau, verschenkt die in der Urkunde v. 876 genannten Thurgauischen Güter, doch so, dass sein Schwager Adilprecht sie um 2 Pfd. in zwei Jahren wieder zurückkaufen kann und zugleich das Gut Bietingen im Hegau unter der Bedingung, dass er oder sein Sohn Folker es um einen Denar zurückerkaufen könne und sein Besizthum zu Rheinheim mit Rückkaufsrecht von 1 Solidus. *)

911, 11. Jänner. Bodmann. König Conrad schenkt auf Verwendung des Bischofs Salomo von Constanz und der Grafen Erchanger, Conrad, Uodalrich und Hugo das Gut Münchingen im Klettgau an St. Gallen. Aus der Stellung unter den übrigen Grafen schliesst Neugart, dass Erchanger (wohl der bekannte Kammerbote) Graf im Klettgau gewesen. 3)

912, an einem Freitag im October. Haslach. Pabo vertauscht mit Abt Rupert von Rheinau und seinem Vogt Hilterad Güter, die er zu »Hasela im Gau Chlegowe« von seinem Herrn (Senior) Wolfen empfangen gegen des Klosters Güter in Osterfingen (Ostrolvingen). 4)

Mit diesen wenigen Thatsachen muss sich die Geschichte des Kletgaues für eine Zeit von nahezu siebenhundert Jahren begnügen.

Um die Mitte des eilften Jahrhunderts tritt plötzlich auch der Ort Schaffhausen aus dem geschichtlichen Dunkel hervor.

Wenn wir dem Leben des Grafen Eberhard von Nellenburg folgen, so war er nur das einzelne Haus eines Fergen inmitten eines ungeheuren Waldes, der allgemein durch die Mordthaten berüchtigt war, die in ihm geschahen und ihm den Namen Schachwald gaben.

Erst als, durch ein Traumgesicht angetrieben, Graf Eberhard beschlossen hatte, hier eine Kapelle zu bauen, fing er an, den Wald auszureuten. 5)

Selbst wenn wir diese düstere Schilderung für Wahrheit nähmen, so müsste doch eine Strasse entweder längs des Rheins, oder quer gegen seine Ufer aus dem Hegau und Zürichgau gezogen sein, denn wozu sonst die Fähre, und weswegen Raubmorde, wenn keine Reisende durch den Wald zogen?

In der That ist durch die Zähheit der Volksüberlieferung dem »Schachen«, auf dem linken Rheinufer zwischen den Klöstern St. Katharinenthal und Paradies nicht nur der alte Name geblieben, sondern durch den alten Ruf von Unsicherheit wurde noch der Verfasser in seiner Jugend geschreckt, und ein Raubmord neuerer Zeit scheint denselben noch auf spätere Tage fortpflanzen zu wollen.

Die Geschichte aber stimmt nicht ganz zu jenem düstern Gemälde, durch welches mönchische Romantik vielleicht einen Gegensaz zu dem Frieden und der Sicherheit einer klösterlichen Zelle geben wollte.

1) Neug. Nr. 589. Das Verhältniss Gozperts zum Kloster scheint nur das eines Laienabtes zu sein, welches in dieser Zeit häufig vorkommt.

2) Neug. Nr. 600.

3) Neug. C. D. Nr. 680. Der Graf Hugo dürfte der Sohn Liutfrieds und Graf der Ortenau gewesen sein. Vgl. die Urkunde von 902 bei Dümge Reg. S. 5.

4) Wolfen für den Regenerator von Rheinau anzunehmen, wie Neugart thut, passt kaum zur Zeit. Ein Wolfin (Welfin) kommt 926 auch im Breisgau vor. Dümge Reg. S. 6.

5) Leben des Grafen Eberhard III. von Nellenburg, in Mone's Quellensammlung I, 86-87 . . . »und von dem unmässigen morde das als dikke da innen beschach, da hiess man in der Schâchwalt in allem Lande; nu was er als ungehüre das en kayn man, buwe noch menschliche wonung e dar inne war, won da nun das Kloster lit, da sass ein armer man bi dem Rine in ainem armen hüselin, der fuorte die lüte über und her wider umb lon und sprach man demselben hus e ze Schafhusen. Die Ableitung des Namens ist allerdings von Scapha, Kahn, im Volksmunde jetzt noch Schäff.‹

Allerdings zog vom Randen herab bis zum Rheine ein Reichsforst, in welchem Kaiser Heinrich III. dem Grafen Eberhard von Nellenburg die niedere und hohe Jagd verlieh.

In diesem Walde aber und an dessen Rande waren schon einzelne Gehöfte oder Ortschaften bemerklich. Da war das, wahrscheinlich mit einem festen Hause versehene, Gut Roderichstein, oder Rudelinstein im Rinhard, da war Riedern und Gartesburg, ebenfalls wahrscheinlich durch einen Thurm geschüzt. 1)

Schaffhausen selbst aber ist schon im Jahr 1045, also geraume Zeit vor dem Baue des Klosters ein ansehnlicher Ort, zwar nur mit dem vieldeutigen Namen einer Villa bezeichnet, dennoch aber so wichtig, dass Graf Eberhard für denselben das Münzrecht sich erbittet und erhält. 2)

Eine solche Vergünstigung wäre kaum denkbar, wenn nicht Schaffhausen schon zugleich durch Handel und Verkehr dieselbe verdient, wenn es nicht auch Marktgerechtigkeit gehabt hätte, welche sonst gewöhnlich mit der Münze zugleich ertheilt wurde. 3)

Damit stimmt denn auch die Erwähnung Schaffhausens in der ersten Schenkungsurkunde des Grafen Eberhard des Seligen vollkommen überein. Wir sehen in derselben eine Ortschaft, deren getheilter Besiz ihre grössere Ausdehnung, deren Herbergen und Schenken ihren lebhaften Verkehr beweisen. *)

Nur in einem Punkte schien der aufblühende Ort unter seiner Bedeutung zu stehen; er war in kirchlicher Beziehung der eine Stunde weit nach Osten entlegenen Pfarre Kilchberg oder Kirchberg untergeordnet und es dauerte noch zwei Jahrhunderte, bis die Stadt durch Einverleibung jener Pfarre mit dem Kloster Allerheiligen aus dieser kirchlichen Abhängigkeit gelöst wurde. 5)

Indessen darf dieses Verhältniss nicht in Erstaunen sezen. Ueberlingen, schon im 7. Jahrhundert der Wohnsiz eines Herzogs von Alemannien, dann aus einer Welfenstadt Hohenstaufisch und im XIII. Jahrhundert reichsfrei geworden, wurde erst ein halbes Jahrtausend nach seiner ersten urkundlichen Erwähnung von seiner Pfarrkirche Aufkirch getrennt und mit eigener Pfarre begabt. 6)

Gerade dieses Verhältniss mochte den Grafen Eberhard bewogen haben, dem kirchlichen Bedürfnisse Schaffhausens so weit Rechnung zu tragen, als es ohne Störung eines schon vorhandenen Rechtsverhältnisses geschehen konnte.

Derselbe scheint nemlich, wenn wir seiner Lebensbeschreibung folgen, zuvörderst in der Art an das kirchliche Bedürfniss seines Ortes gedacht zu haben, dass er in demselben zur Abhaltung der Messe und Tageszeiten eine Zelle mit drei Geistlichen stiftete. Die Erbauung dieser Zelle lässt schliessen, dass Eberhard abwechselnd mit seinem Schlosse Nellenburg und mit Zürich', wohin ihn wohl die Geschäfte der Grafschaft riefen, auch in Schaffhausen das Jahr über öfters seinen Wohnsiz hatte; hier und in Grafenhausen vielleicht wenn er sich am Fischfang und der Jagd erfreuen wollte, wozu später in der nächsten

1) Urkunde Heinr. IV. v. 1069, II. Abth. Nr. IX. Herr Staatsarchivar Amman - Kuhn vermuthete den Rodrichesstein im Rhein unterhalb Stein, allein die Urkunde Eberhards III. v. 1050, II. Abth. Nr. VI., verglichen mit der Urkunde Bisch. Otto des Heiligen v. Bamberg v. 1122, II. Abth. Nr. XXIII. kennzeichnen ihn als ein Gut Eberhards III. bei Hilzingen.

2) Urk. Heinr. III. v. 1055, II. Abth. Nr. V. Die Zahl der Häuser war bei der Klosterweihe 112. Kirchhofer älteste Vergab. bes. Abdruck. S. 8.

3) Vgl. u. A. die Urkunde Otto III. für Villingen v. 999 bei Dümge Reg. Bad.

4) Kirchhofer a. a. O. S. 8; ebenders. über den Theilbesitz des Grafen Adalbert von Heigerloch und den Ankauf von dessen Antheil.

5) Zweite Abtheilung. Urk. Nr. XLI.

6) Vgl. u. A. Heid Osanna S. 41. Die Urk. im Salemer Copeibuche. Indessen kaufte die Stadt schon 1241 die Wallfahrtkirche Altbirnau, beziehungsweise das dazu gehörige Gut von Salem. (3. non, maii. Durch Schultheiss Werner und die Stadträthe Ulr. Ahuser. Heinr. v. Bizzenhovan. Sifrid Maurus. Burchard Winmann. Heinr. v. Alspach. Heinr. Simler. Heinr. d. ä. Sohn des Stadtvogts und Hermann d. Goldschmid.)

Nähe von Schaffhausen das Geschenk der hohen Jagdgerechtigkeit durch Kaiser Heinrich III. bequeme Gelegenheit bot. 1)

Jene Kapelle wurde der Auferstehung gewidmet, ihr Bau wurde auf einer Romfahrt des Grafen Eberhard beschlossen; die Weihe derselben verrichtete Papst Leo IX., ein Graf von Egisheim, Verwandter des Stifters, bei seiner Anwesenheit in Deutschland, nach den Jahrbüchern von Schaffhausen, 22. Nov. 1052. Wir wollen versuchen, die Zeit dieser ersten Stiftung näher zu bestimmen. Nach dem Biographen Eberhards hätte dieser den Entschluss erst gefasst, als von seinen sechs Söhnen ihm nur noch der einzige Burchard in der Welt übrig war. 2)

Da aber nach der Angabe des gleichen Schriftstellers zwei seiner Söhne auf kaiserlicher Seite in einem Kriege in Sachsen fielen und dieses von Eberhard und Heinrich von Nellenburg erst in der Schlacht bei Hohenberg an der Unstrut, 1075, nachgewiesen ist, so muss offenbar ein Irrthum des Lebensbeschreibers hier unterlaufen sein. 3)

Denn da Papst Leo der frühere Bischof Bruno von Toul die Auferstehungskapelle, oder wenigstens ihren Hauptaltar, weihte, so ist die Gründung derselben in die Jahre 1049-1054 zu sezen.

Bruno von Egisheim, Bischof von Toul, wurde im December 1048 von Kaiser Heinrich III. auf die Bitte römischer Gesandter zum Papste ernannt, reiste auf Ermahnung des Abts von Clugny und des Mönchs Hildebrand, des nachmaligen Papstes Gregor VII., als Privatmann nach Rom, liess sich dort von der Geistlichkeit nochmals wählen und erhielt 12. Februar 1049 als Leo IX. die Weihe. 4)

Der Papst besuchte im Herbst 1049 seine deutsche Heimath, hielt hier im October die KirchenVersammlung zu Mainz, weihte den 21. November die Kreuzkirche zu Reichenau, kehrte über Augsburg nach Italien zurück und wiederholte noch zweimal diesen Besuch 1050-1051, zulezt 1052-1053. 5)

Hat nun während der ersten Anwesenheit in Deutschland die Weihe stattgefunden, oder ist dem Annalisten Bernold zu glauben, welcher in das Kloster Schaffhausen als Mönch eingetreten und dort zu Ende des XI. Jahrhunderts verschieden ist, also in den Zeitangaben wohl unterrichtet sein konnte?)

Der Nachricht der Schaffhauser Annalen widerspricht die Angabe unserer Urkunde von 1050, indem hier schon vom Baue des Klosters S. Salvator die Rede ist, was die ganze Zeitrechnung des Lebensbeschreibers Eberhard III. stören würde, indem diese ganz bestimmt sagt, die Kapelle »zur Urstende sei früher als das Kloster gebaut worden.

Gesezt aber auch, Bernold hätte sich im Jahre geirrt, so konnte er im Tage sich nicht wohl täuschen, da dieser ja durch das Fest der Kirch weihe für die spätesten Zeiten bezeichnet und sicherlich im Kalendar des Klosters aufgeschrieben war.

1) Leben d. Gr. Eberhard III. v. Nellenburg bei Mone Quellens. I. c. 10. 12. 13.

2) Ebendas. c. 9. a. E. »Und.. do im nicht mêre süne belaip die weltlich werin won allain der sälig grave
Burkart do gedächt er, ob es got dankbar von im were, das er im ain Goteshus etswa uf sinem aigen wolti
stiften« etc.

3) Duo Filii Eberhardi comitis de Nellenburg« . . . Die Stellen aus den gleichzeitigen Schriftstellern bei Stälin
I. S. 501. Ich muss hier den Irrthum berichtigen, der durch die Verwechslung der Flüsse, Streve und
Unstrut und der in beiden Schlachten erwähnten Grafen Eberhard in meine Schrift »Berhtold der Bärtige.<<
Mannh. 1856. S. 71 eingeschlichen ist. Markgraf Diepold von Giengen fiel 1078 in der Schlacht bei
Mellrichstatt.

4) Platina vit. Rom Pontif. unter Leo IX.

5) Höfler deutsche Päpste II. Bd. S. 65.

Weidenbach Calend. S. 216.

Stälin I. 583. Am klarsten ist das Itinerar Leo's auseinander gesezt in Dr. C. Will Anfänge der Restauration der Kirche S. 26 ff. S. 47 ff. S. 97 ff. 6) Mone Einl. zu dem Leben Eberh. a. a. O. S. 80. Stalin II. S. 7.

Auch ist die Zeitfolge für das Jahr 1052 nicht so günstig. Leo verweilte den 6. November noch zu Tribur. ) Besuchte er von hier aus seine Verwandten in Calw und verrichtete er die der Stiftung von Hirschau vorangehenden Unterhandlungen, 2) so dürfte die Zeit zum Eintreffen am 21, November in Schaffhausen zu kurz angesezt sein, während der Resuch zu Schaffhausen den 22. November, einen Tag nach der Kirchweihe zu Reichenau fast unerlässlich scheint.

Freilich eine naheliegende Veranlassung konnte auch im Jahr 1052 der Papst haben, den Grafen Eberhard, seinen Verwandten, zu besuchen. Wahrscheinlich wurde gerade damals Adalbert von Wintertur, ebenfalls ein Verwandter Eberhards, wie wir zu schliessen berechtigt sind, 3) zur Hilfeleistung gegen die Normannen bewogen, gegen welche er im folgenden Jahre seinen Tod fand.

Eine passende Lösung dieser Widersprüche finden wir in folgender Annahme.

Im Jahr 1049, vielleicht gerade durch den heiligen Leo, seinen Verwandten bewogen, dem ja auch Hirschau seine neue Gründung verdankt, beschloss Graf Eberhard das Kloster S. Salvator und Allerheiligen zu Schaffhausen zu erbauen. Da aber schon die Bevölkerung des Ortes einen eigenen Gottesdienst an der Stätte des Baues selbst erforderte, so hatte wahrscheinlich nur aus Holz und Mauerwerk der Graf die Kapelle zur Urstände schon früher errichtet und ihr Hauptaltar konnte schon 22. Nov. 1049 durch Papst Leo geweiht werden.

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Der Bau des Klosters wurde wahrscheinlich im Anfang des Frühlings 1050 in Angriff genommen; vielleicht darf gerade der 11. Februar, der Jahrestag der Weihe, welche den ersten Alemannen auf den Stuhl Petri berief, als Tag der Grundsteinlegung angenommen werden. 4)

Vollendet wurde der Bau nach der Legende Eberhards 1060, acht Jahre nachdem Papst Leo die Kapelle der Urstände geweiht hatte.

Dass auch in dieser Zeitangabe die Legende sich geirrt habe, wurde schon von Mone vermuthet; die inzwischen von Kirchhofer herausgegebene Erzählung der Weihe sezt diese auf den Tag nach den Festen, durch welche die katholische Kirche das Gedächtniss aller Heiligen und der hingeschiedenen Mitchristen begeht, den 3. November 1064. 5) Es ist dieses ein Umstand, der in offenbarem Zusammenhange mit dem Namen des Klosters »Zum Erlöser und Allen Heiligen steht. Die Weihe vollzog der Bischof Rumwalt (Rumold, Rumolf, Arumolf) von Constanz in Gegenwart der Aebte Hermann von Einsiedeln, Imo von Pfäfers, Heinrich von Weingarten, Gerung von Rheinau und Werinher von St. Blasien.

Den Bau hatte ein Geistlicher des Grafen Eberhard, Namens Liutbolt, entworfen und ausgeführt. 5)

1) Die Bulle VIII. Id. Nov. bei Mansi XIX. 687. 693.

2) Stalin I. 583 nimmt an, der Papst sei 1049 von Mainz über Calw nach Reichenau gereist. Die Zeitfolge
wäre wohl noch genau zu untersuchen.

3) Vgl. meinen Odalrich v. Kiburg. Mannheim 1856. S. 17. Für die Ansicht, dass die von Leo IX. geweihte
Kapelle zum Kloster selbst gezogen wurde, spricht die Urk. A. bei Kirchhofer S. 23, dass sie eigene -Ver-
waltung gehabt habe, geht aus der Bestätigung ihrer Güter durch Graf Burchard hervor. Mone Anz. 9 a. a. 1102.
4) Wenn wir den Papst auch als Förderer des Werkes annehmen, so ist dieser Anfang des Klosters nicht
unwahrscheinlich. Auf welcher Romfahrt Graf Eberhard den Bau einer Kirche zu Schaffhausen beschlossen
habe (Leben Eberh. c. 10.) dürfte nicht mehr zu ermitteln sein. Wahrscheinlich geschah es 1017, wenn der
Graf den Kaiser auf seinem Römerzuge begleitete, was freilich die Legende als eine Wallfahrt darstellt.
5) Mone a. a. O. Kirchhofer älteste Vergabungen, bes. Abdr. S. 23, wo auch die nächst folgenden Angaben
stehen.
6) Ebendas. Der Lucebald der Urkunde ist nemlich nur Dialektform von Liutbald. Vgl. Förstemann
Namenb. I. 878.

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