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seit 1811) mit einem Areal von zunächst über 200 000 iugera, d. h. über 500 qkm (Liv. XL 34), das aber 169 (Liv. XLIII 17) noch erweitert wurde, also einen erheblichen Teil der Küstenebene vom Tagliamento (Strab. V I, 8) bis zum Timavo (Plin. n. h. II 225) umfaßte.

Gegen Ende des zweiten oder früh im ersten Jahrhundert ist eine Verschiebung eingetreten durch einen Stoß von Südosten, bei dem die Japuden sich auf dem Karst zwischen Karner und Taurisker eindrängten und liburnische Stämme den Ostrand Istriens besetzten. Die Frage, ob die nach Nordwesten vorgehenden Japuden dabei im Südosten Gelände aufgaben, wie die Ausbreitung von Liburnern bis Istrien nahelegt, bleibt zunächst noch offen.

Wir wenden uns zu Plinius. Er nennt III 126 f. die Flüsse von Aquileia als letzte in Venetien und bezeichnet die Gegend als das Gebiet der Karner und das anschließende der Japuden, kennt demnach die letzteren auf dem Karst, d. h. den jüngeren strabonischen Zustand 2). Sechs römische Meilen jenseits Triest liegt die Grenze Istriens gegen Italien vor der augusteischen Neuregelung, das ist die strabonische Grenze von Karnern und Istriern, die Grenze, die Caes. Bell. Gall. VIII 24, 3 besteht: sie liegt am Risano-Fluß. Es folgen III 129 die interessanten Doppelangaben über die Länge der Küstenstrecken östlich Triest, genau wie Strabon solche an gleicher Stelle bot. Letzterer hatte, in km umgerechnet, einen лagáлlovs von ca. 230 km für die Istrier, ca. 180 für die Japuden und 180+x für die Liburner. Eine andere Quelle gab ca. 140 für die Strecke vom Golf von Triest bis Nesactium. „Einige“ Autoren, die Plinius vorlagen, hatten ähnliche Zahlen, sie wissen von einer japudischen Küste „a tergo Istriae" von 195 km, der eine längere liburnische von 225 km folgt. Das ist eine Parallele zu Strabons einer Version mit geringfügiger Zahlendifferenz. Andere Autoren kennen nach Plinius kein japudisches Küstengebiet, sondern geben den Liburnern 270 km, der Umfang Istriens wird in den beiden Fällen auf ca. 340 bezw. 190 km angegeben. Die Zahlen differieren von den strabonischen um 10-20%, wie bei einem Land mit tiefen Fjorden, die man mitrechnen oder abvon Gurkfeld a. Save (CIL. Ill. 3915) verpflanzt und nicht alte Karner sind (so Zippel, Römerherrsch. i. Illyr. 126), ist kein Zweifel möglich. Der keltische Ortsname Neviodunum wird tauriskisch sein.

1) Livius hat die Gründung zweimal: 183 und 181 (XXXIX 55; XL 34); Velleius I 15, 2 paßt zu letzterem Jahr.

2) III 38 erscheinen die Japuden ebenfalls zwischen Karnern und Istriern an oder nahe der Küste; das ist das gleiche Bild, nur summarischer.

streichen kann, natürlich ist 1). Aber auch hier haben wir zwei Zahlen, deren eine die ganze istrische Halbinsel bis etwa Fiume, die andere das augusteische Istrien bis zur Arsia bei Nesactium meint. Uns geht hier an, daß das aus Strabon gewonnene Bild sich genau wiederholt: einmal drei Völker an der Küste, Istrier, Japuden, Liburner, das zweite Mal sind die Japuden verschwunden und die Istrier eingeschränkt, beides zu Gunsten der Liburner. Es handelt sich immer wieder um dieselbe Wanderungsbewegung. Die nächsten Paragraphen bei Plinius verstärken das Bild: er hat einen zerstörten karnischen Ort Okra Strabon deutet an, daß die Okra den Karnern durch die Japuden verloren ging. Ein Ort Segesta, ebenfalls früher karnisch und jetzt zerstört, wird kaum Siscia sein, das zur Zeit des Plinius und seiner Hauptquellen ein sehr lebendiges Zentrum war, sondern ein Platz auf dem Karst, den wir nicht identifizieren können. Noreia als (vor seinem Verfall) im Gebiet der Taurisker belegen, sagt uns nichts Neues.

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Plinius III 133 gibt eine Illustration zu CIL. V 698 (o. S. 4). Er nennt weitere Stämme, die bei dem japudischen und, wie wir jetzt sagen können: zugleich liburnischen Vorstoß in Nordistrien einbrachen und sich in der linken Flanke des eigentlichen Japudenlandes festsetzten. Ob der einzelne Stamm als japudisch oder liburnisch zu rechnen ist, bleibt freilich offen. Jene Inschrift nannte die Rundicten zwischen Triest und Fiume, Plinius nennt als illustres populi (also neben anderen bei ihm übergangenen) die Fecussi, Subocrini, Catali und Menoncaleni in der Richtung von SO. nach NW., wie der Fortgang (Karner - Taurisker) zeigt. Die Catali sind nach CIL. V 532 von Augustus zugleich mit den Karnern Triest attribuiert worden, also in der Nachbarschaft dieser Stadt zu suchen, womit die Reihe ungefähr eingehängt ist und die Subocrini richtig an den Fuß der Okra kommen. Genaueres ist nicht zu geben, da Plinius nur die wichtigsten Gaue nennt, zwischen die sich auch außer den Rundicten manche obskure einschieben können.

Mit § 139 kommt Plinius zu den Küstengebieten östlich der augusteischen Grenze an der Arsia, wo die Liburner beginnen, seitdem die Istrier zurückgedrängt und die Japuden von der Küste verschwunden sind. Sie reichen von der Arsia bis zum TityusFluß, wo die Dalmater anfangen. Letzterer ist nach 140 f. der

1) Die Distanz Pola-Ancona ist ca. 40 km größer als bei Strabon (180 km gegen 140), und doch ist dieselbe Strecke gemeint. Die Zahlen bei Plinius mögen auch z. T. verderbt sein, die benachbarte für die Entfernung Aquileia - Triest (§ 127) ist es jedenfalls.

Fluß von Scardona, 48 m. p. jenseits Zara, also die Kerka 1). Hier tritt der Name der Japuden wieder auf, die Kerka ist zugleich die Grenze Dalmatiens gegen die Japuden (141), der Fluß Tedanius aber trennt Liburner und Japuden. Die Karte erklärt die Angaben die Liburner haben nordwestlich der Halbinsel von Zara nur einen schmalen Küstenstreif besessen, entsprechend dem Lauf der Wasserscheide zwischen dem Meer und dem Tal der Lika. Breitere Ausdehnung gewannen sie erst auf der Halbinsel von Zara, deren Hinterland sie bis zur Zermanja (Tedanius) besetzt hielten, die in das Meer von Novigrad an der Wurzel der Halbinsel mündet. Die Japuden haben über den Oberlauf der Zermanja hinüber gereicht bis an die Kerka bei oder oberhalb Scardona. Bei Plinius sieht es so aus, als ob die Liburner nördlich, die Japuden südlich der Zermanja saßen; schaltet man dies Mißverständnis aus und dreht die Stämme um, so ist alles in Ordnung und die römische Konventseinteilung rationell: zu Scardona gehören nach Plinius japudische und liburnische Gebiete, beide reichen vor die Tore der Stadt. Wir lernen hier den Umfang des Zurückweichens der Japuden im Südosten bei ihrer Bewegung nach Nordwesten kennen: er war sehr gering). —

Bei Ptolemaios ist die alte Ethnographie verwischt durch seine grundsätzliche Anwendung der römischen Verwaltungseinteilung. Einiges schimmert aber auch dann noch durch: III 1, 22 liegen die Mündungen des Tagliamento und Natisone im Gebiet der Karner, im Inneren gilt das Gleiche von Forum Julium, Concordia, Aquileia (§ 25; dazu nach II 13, 3 Julium „Carnicum"), während Ptolemaios § 23 Triest zu Istrien rechnet, das auch hier bei Nesactium endet. Diese Zuteilung von Triest wird nach dem oben S. 4 f. Gesagten Sprachgebrauch aus Ptolemaios' eigener Zeit sein (vgl. CIL. V p. 1), keine alte Grenze; ob Concordia westlich des Tagliamento als karnisch, was Polybios und Strabon widerspricht, mehr bedeutet, läßt sich nicht sagen, ist aber nicht unmöglich. Denn Ptolemaios' Stammesgrenzen zeigen die Japuden als Nachbarn der Istrier (II 16, 5). Das ist der Zustand des ersten Jahrhunderts bis

1) Der Konsul Sempronius Tuditanus (129 v. Chr.) hat auf seiner Siegesinschrift (Plin. III 129) die Entfernung Aquileja - Tityus auf 1000 Stadien angegeben: viel zu niedrig. Offenbar ist er nicht entfernt so weit gekommen (gegen Nischer, Römer im Bereich des ehemal. Österreich-Ungarn 14).

2) Die Liburner umfassen bis in die Zeit Caesars als südöstlichsten Punkt Promona (App. Illyr. 12; vgl. 25), das sie damals an die Dalmater verlieren. Promona ist eben in der Gegend von Scardona zu suchen, der Berg Promina liegt 20 km nö. Scardona (vgl. Zippel 129; Nischer a. a. O. 16).

zu den Kriegen des Augustus; es mag sein, daß die von der Expansion der Japuden betroffenen Karner nach Westen ausgewichen sind und die Veneter zeitweilig zurückgedrängt haben.

Die Stämme an der kroatischen und dalmatinischen Küste bieten Ptol. II 16, 2 f. das gleiche Bild wie bei Plinius. In § 5 haben wir ein paar weitere Stammesnamen im Hinterland von Fiume und Triest, eine Ergänzung zu denen bei Plinius und CIL. V 698 (oben S. 9). Das Bewußtsein, daß Liburnien - abgesehen von Zara nur ein schmaler Küstenstrich und das Hinterland japudisch ist, ist verloren II 16, 6f. werden die Orte des Binnenlandes je nach ihrer Lage zu den Liburnern oder Dalmatern gerechnet.

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Geographen wie Skymnos oder Dionysios mit Eusthatios sind zu oberflächlich, um ihre Verse auf die Goldwage zu legen, von älteren kommt aber Skylax in Frage. Er hat eine merkwürdig „moderne" Einteilung der Küste: Istrier, Liburner (bis zum Katarbates-Kerka: Patsch, Österr. Jahresh., Beibl. 1903, 74 f.) 1), Illyrier (= Dalmater), also ganz wie bei Strabons jüngerer Quelle, Plinius und Ptolemaios ohne das japudische Mittelstück, aber auch — und das ist für uns neu ebenfalls ohne die Karner zwischen Venetien und Istrien. Die Erklärung liegt zu Tage: zu seiner Zeit fand die keltische Invasion der Ostalpen erst statt, die karnischen Kelten hatten die Adria noch nicht erreicht, die Japuden mit ihrer von Strabon betonten keltisch-illyrischen Mischkultur waren noch keine völkische Individualität, die sich von den Liburnern unterschied 2).

II.

Es erhebt sich die Frage nach den Handelswegen und ihren Schicksalen in den Jahrhunderten vor der augusteischen Zeit. Strabon nennt V 1, 8 Aquileia als Zentrum des Handels nach den Donaugebieten, der Wein und Öl gegen Sklaven, Vieh und Felle austauscht (so ist es sicher gemeint; daß die letzten drei Posten

1) Die Hyller saßen dann s. ö. der Kerka, nicht bei Zara, wie Zippel S. 9 wollte. Sie gehören in der Tat weiter nach Osten, wie noch Plinius III 141 verrät: westlich Traú.

2) Die Japuden nennt Strabon zweimal (o. S. 1) ein keltisch - illyrisches Mischvolk, was er einmal dahin interpretiert (VII 5, 4), daß ihre Bewaffnung, also eine Seite ihrer materiellen Kultur, keltisch sei. Der Kern des Volkes wird danach illyrisch gewesen sein und als illyrisch erscheint das Volk bei Steph. Byz, s. v. 'Iάлodes, vielleicht nach Artemidoros. Dazu paßt vorzüglich der archäologische Befund: keltische Waffen und unkeltischer Hausrat in Nassenfuß und St. Michael; Deschmann, Mitt. d. Wien. Anthrop. Gesellsch. 1885 (71) ff.; Hoernes, ebda. 1888, 217 ff. und (2) ff., speziell (5); Schmid, Österr. Jahresh., Beibl. 1922 bis 1924, 279 f.

italischen Import darstellen, hat Strabon nicht klar ausgesprochen). Die Quelle aus dem ersten Jahrhundert (IV 6, 10) kennt den Verkehr Aquileia-Nauportus-Save-Siscia, d. h. die bekannte Straße an der Wippach entlang und durch den Birnbaumer Wald nach Oberlaibach (vgl. Cuntz, Österr. Jahresh., Beibl. 1902, 130); dieselbe Straße meint die ältere Quelle VII 5, 2, die außerdem noch eine Route von Triest über die Okra zum Дovyɛov los hat. Daß das letztere das Laibacher Moor ist, hätte nie bezweifelt werden sollen: Strabon schließt als Fortsetzung den Weg von Nauportus stromabwärts an, was nur hier Sinn hat, nicht am Zirknitzer See 1).

Ob diese Handelswege in der Zeit der Japudenherrschaft angedauert haben (die Quellen berichten nur über die Zeit vor und nach ihr), ist nicht zu sagen. Archäologische Indizien sind spärlich und nicht ganz eindeutig. Die campanische Bronzesitula aus dem ersten Jahrhundert in Idria di Bača (Willers, Neue Untersuchungen zur römischen Bronzeindustrie, S. 10, Nr. 44) ist zu weit westlich gefunden, um die Frage zu beantworten. Das Isonzotal war auch bei einer Sperrung des Karst für italische Händler frei. Auch chronologisch ist sie nicht sicher voraugusteisch, die verwandten Stücke bei Fiume und in Siscia (Willers a. a. O. 39 ff.) stehen jedenfalls in einer Linie mit den Funden in dem Böhmen Marbods (a. a. O. S. 9) und gehören in die Zeit, da Octavian nach der Niederwerfung der Japuden durch die Gründung von Emona die Straßen nach dem Nordosten weit öffnete 2). Ein neuer Fund italischer Bronzen von z. T. in der Kaiserzeit ungewöhnlichen Formen aus Polhogradec (Billichgrätz w. Laibach) im Museum von Laibach, den hier zu erwähnen mit Dr. J. Mal freundlichst gestattet, wird doch als frühestens spätaugusteisch erwiesen durch einen Terra Sigillata - Teller mit dem Stempel Gell. fec. (Schuhsohlenstempel). Gellius ist sicher der bekannte Fabrikant aus Arezzo (Oxé, RE. VII 1000; zur Zeitbestimmung vgl. Ihm, Bonner Jahrb. CII, 123; Oxé, Rhein. Mus. LIX 139)3).

1) An diesen dachte Veith, Österr. Jahresh., Beibl. 1922-1924, 483; das Richtige bei Pick-Schmid ebda. 2879; CIL. V p. 75. Diese Triester Straße muß über Präwald-Adelsberg geführt haben, vgl. Schmid-Pick 288; ein Weg vom Zirknitzer See nach Laibach existierte auch (a. a. O. 303); ihn meint Strabon aber nicht.

2) Diese Stadtgründung (Österr. Jahresh. Beibl. 1919, 164) unterhalb von Nauportus setzt voraus, daß der Oberlaibacher See zu versumpfen begann; der Umschlagplatz folgte dem abwärts ziehenden Ende der Flußschiffahrt. Seine Bedeutung als lebendiger Handelsplatz hat Nauportus aber noch bis in das erste Jahrhundert n. Chr. behalten (Tac. Ann. I 20).

3) Ein weiterer Stempel des Gellius ist in Graz, aus dem Handel; vermutlich aus Ossero in Dalmatien (Mitteilung von W. Schmid).

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