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in Nürnberg berathen und beschlossen werden: 1) wie man im nächsten Sommer gegen die Ketzer zu Felde ziehen, 2) wie man Gerechtigkeit Friede und Gnade in Deutschen Landen machen möge. Über sein Kommen nach Nürnberg spricht sich Sigmund mit so viel Vorbehalt aus daß er für seine Zusage eventuell zu erscheinen sicherlich wenig Glauben im Reich gefunden hat. Dann aber als er von dem verheerenden Einbruch 5 der Hussiten in Sachsen Thüringen und Franken Kunde erhielt, schrieb er Febr. 14, daß er sofort aufbrechen werde um auf dem Nürnberger Tag anwesend zu sein, und daß er, falls dieser der Hussiten wegen nicht abgehalten werden könne, doch bei den Deutschen bleiben und für Reich und Christenheit alles einsetzen wolle. Daran knüpfte er die dringlichste Aufforderung alle Bewaffneten kriegsbereit zu halten und ihm zur Ver- 10 fügung zu stellen (nr. 293). Er konnte freilich dieses Versprechen nicht halten, da er in Ungarn durch die in einer Stärke von 10000 Mann anrückenden Waisen festgehalten wurde (vgl. v. Bezold 3, 61-62). Zu der Versammlung, welche gemäß nr. 290 in Nürnberg tagen sollte, fanden sich nur wenige Reichsstände ein. Erst gegen Ende April kamen Kurfürsten und kurfürstliche Räthe nach Nürnberg (s. u. bei D). Am 15 29 April gieng von hier aus eine kurfürstliche Einladung widerum nach Nürnberg auf 17 Mai (nr. 294), welche sowol vom königlichen Kanzler Bisch. Johann von Agram als auch von der Stadt Nürnberg nachdrücklichst empfohlen wurde (nr. 295 und 296). Bevor wir aber den Verhandlungen, welche im Mai gepflogen wurden, näher treten, sind noch zwei Zusammenkünfte aus dem Februar und Merz 1430 kurz zu besprechen. 20 Windeck l. c. 1219 spricht von einem Reichstag, den der König auf 23 April nach Nürnberg anberaumt habe. Dies ist jedenfalls ein Irrthum; vielleicht liegt eine Verwechslung vor mit der oben berührten Versammlung, welche gemäß dem Beheimsteiner Vertrag zu der angegebenen Zeit in jener Stadt tagen sollte.

B. Vorhergehende Tage nr. 297-312.

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Sowol für eine Versammlung der Schwäbischen Reichsstädte 19 Febr. 1430 zu Ulm als auch für einen Fürsten- und Städtetag zu Aschaffenburg 14 Merz bildete der bevorstehende Nürnberger Reichstag einen sehr wichtigen Berathungsgegenstand (nr. 298 und 307). Die Haltung der Städte auf dem Presburger Reichstag hatte die Unzufriedenheit der Fürsten in so hohem Grade erregt daß in städtischen Kreisen befürchtet 30 wurde, es möchten sich die Fürsten rächen und bei den Verhandlungen über Anschlag und gemeinen Frieden städtefeindliche Bestimmungen durchsetzen (nr. 298). Daher betonte Ulm in dem Schreiben, mit welchem es die Städte seines Bundes auf 19 Febr. zusammenberief, nachdrucksvollst, von welcher Bedeutung der Nürnberger Reichstag gerade für sie werden könne, daß darum die Städteboten für ihr Auftreten in Nürnberg 35 zu instruieren seien, und wie nöthig es sei die Instruktion gründlich vorzubereiten und weislich abzufassen (nr. 298). Zwei Städtegruppen sollten zu der angegebenen Zeit in Ulm tagen: der Schwäbische Städtebund und die zur Vertheidigung der Reichsunmittelbarkeit Weinsbergs gegen Konrad von Weinsberg vereinigten Städte. Zu letzteren gehörte Wimpfen, dessen Schreiben an Ulm (nr. 299) über den Städtetag 19 Febr. und 40 über den Reichstag 19 Mrz. um so willkommener ist als es von einer Stadt herrührt, von welcher so selten eine politische Kundgebung zu verzeichnen ist. Von der erwähnten Versammlung 19 Febr. wissen wir nichts weiter zu melden. Dagegen haben sich etliche Schriftstücke erhalten, aus denen man etwas über den von Kurmainz und Kurpfalz auf 14 Merz nach Aschaffenburg ausgeschriebenen Fürsten- und Städtetag erfährt (nr. 303- 45 312). War auch in dem kurfürstlichen Ausschreiben nur zur Theilnahme an Berathungen, wie den Hussiten zu widerstehen sei falls sie mit verstärkter Macht hereinbrechen, aufgefordert (nr. 303), so stand doch auch die Nürnberger Reichsversammlung

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19 Merz auf der Tagesordnung (vgl. nr. 307). Man frägt sich billig, warum von kurfürstlicher Seite jener Einladung nr. 303 so wenig Beachtung geschenkt wurde daß nur ein Kurfürst, der mitausschreibende Erzbischof von Mainz, in Aschaffenburg erschien? Die Quellen geben keine Antwort darauf. Die beiden Berichte über den Tag 5 nr. 310 und 311 sagen über das Ergebnis der Besprechungen übereinstimmend aus, daß nichts beschlossen und alles dem Nürnberger Reichstag vorbehalten worden sei; die städtische Aufzeichnung nr. 311 bemerkt ausdrücklich wanne ... die kurfürsten ußbeliben sind, deshalb sei nichts erzielt worden.

C. Geleite nr. 313-316.

Je mehr man auf dem Nürnberger Tag auszurichten beabsichtigte und hoffte, um so stärker mußte, wie man glauben sollte, für die einzelnen Kurfürsten der Antrieb sein persönlich zu erscheinen. Der Markgraf Friedrich von Brandenburg verweilte in der ersten Hälfte des April in Nürnberg (nr. 342 art. 2). Von zwei seiner Kollegen den Erzbischöfen von Mainz und Köln läßt sich nachweisen, daß sie gewillt waren selber 15 zu kommen. Sie begehrten von dem Nürnberger Rath Geleitsbriefe, die sie denn auch erhielten (nr. 316). Bedeutungsvoller als diese Schriftstücke sind die von einigen Fürsten und der Stadt Nürnberg den Hussiten gegebenen Geleitsbriefe nr. 314 und 315. Der Tag, für welchen sie ausgestellt wurden, ist freilich kein Reichstag, daher gehören sie streng genommen nicht in unsere Sammlung; sie sind aber, wie in den Ausführungen 20 bei v. Bezold 3, 46f. klar gelegt ist, von solcher Tragweite für die Entwickelung der Böhmischen Frage und damit auch von so großer Wichtigkeit für die Deutsche Reichsgeschichte daß sich ihre Aufnahme gewiß rechtfertigen läßt (vgl. auch oben S. 373). Praktische Bedeutung erlangten freilich diese Geleitsbriefe nicht, da die Nürnberger Konferenz 23 April nicht abgehalten wurde. Wenn die Nachrichten aus Böhmen, 25 welche die Aschaffenburger Versammlung erhielt, richtig sind, so sprachen sich die Ketzer, ihrer Macht bewußt und stolz auf ihre unerhörten kriegerischen Erfolge, gar geringschätzig über das zugesagte Geleite aus: es sei nicht nöthig daß man sie nach Nürnberg geleite, sie seien in der Lage sich selber zu geleiten (nr. 310). Ihre Drohung, mit einem Heere herauszukommen in die Nähe von Nürnberg vorzurücken und der 30 teidinge also in dem here zu warten (nr. 310), mag immerhin dazu beigetragen haben daß der auf 19 Merz ausgeschriebene Reichstag so schwach besucht wurde.

D. Präsenzlisten nr. 317-318.

Die beiden Präsenzlisten versetzen in eine Zeit, welche ziemlich weit abliegt von dem 19 Merz dem Tage an dem die Reichsversammlung eröffnet werden sollte. Hin35 reichenden Ersatz in Betreff der Monate Merz und April bieten unsere Auszüge aus dem Schenkbuch (nr. 342 art. 1-3); auch den Schreiben Nürnbergs nr. 327; 330; 333 und 334 lassen sich manche Nachrichten über die Gäste der Stadt entnehmen. Aus der kleinen Anzahl der im Merz und in den ersten drei Wochen des April nach Nürnberg gekommenen Fürsten könnte man, wenn auch sonst keine Zeugnisse vorlägen, mit Sicher40 heit schließen daß damals keine Reichstagsgeschäfte vorgenommen worden sind. Solange der König noch nicht in Sicht war, hielten sich auch die Kurfürsten ferne (nr. 294). Im Laufe des Monats April lauteten die Nachrichten über sein baldiges Kommen immer bestimmter (vgl. nr. 327; 329; 296), am 12 April traf sein Kanzler Bischof Johann von Agram ein (nr. 333), vierzehn Tage später ziehen dann endlich Kurfürsten kur45 fürstliche Räthe und Fürsten in Nürnberg ein (nr. 336; 334; 294; 317; vgl. Windeck bei Mencken l. c, 1220). Sie fanden hier die Gesandten einiger Städte, die schon lange

vergeblich auf den König gewartet hatten, die große Mehrzahl der Städteboten war abgereist und kehrte erst im Mai zurück (nr. 336 und 342 vgl. nr. 339 und 318). Das Verzeichnis nr. 317, welches nicht vor April 30 zusammengestellt worden ist, führt gar keine Städte auf, wol aber die Liste nr. 318 die der zweiten Hälfte des Mai angehört. Die Straßburger Gesandten berichteten über die Anwesenden auf Grund von nr. 317 in nr. 336, und mit Benützung von nr. 318 in nr. 339 nach Hause. Die Zwischenbemerkung in nr. 318 über die Reise des Kurf. von Brandenburg nach Eger zu den Böhmen Mai 16 ist in nr. 339 nicht weiter ausgeführt ja nicht einmal aufgenommen, und da man auch sonst vergeblich nach Aufschluß über Vorgeschichte Verlauf und Ergebnis der im Auftrag der Kurfürsten (cf. v. Bezold 3, 59 nt. 3) unter- 10 nommenen Mission sucht, so sind wir gerade über einen sehr wichtigen Punkt im Dunkel. Wir kommen unten bei F noch einmal auf die Egerer Konferenz zu sprechen.

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E. Beschlüsse nr. 319-322.

Über die zu Nürnberg gefaßten Beschlüsse unterrichtet in Kürze nr. 319. Nach 15 diesem offiziellen Schriftstück solle 1) ein gemeiner mächtiger Zug ausgeführt werden; 2) es solle, da man jetzt einen solchen Zug nicht ins Werk setzen könne, ein täglicher Krieg organisiert werden (nr. 319 cf. nr. 349); 3) in Anbetracht der gegenwärtigen politischen Lage in Böhmen könne man sich von einer raschen Expedition in Feindesland viel versprechen, zu einer solchen (einen treflichin rit nr. 320, ainer strichenden raise 20 nr. 349) sollen verschiedene Städte Truppen in bestimmter Stärke stellen (nr. 320; 346; 348; 349), welche, nachdem sie dieser nächsten Bestimmung gemäß verwendet worden, zu den für den täglichen Krieg aufgestellten Kontingenten zu stoßen hätten (nr. 320). Diese Beschlüsse werden nur von den Fürsten und Herren nebst dem Kanzler des Königs gefaßt (nr. 319) oder von den Kurfürsten (nr. 320) nicht aber auch von den 25 Städten; letzteren werden sie zur Kenntnisnahme mitgetheilt (als euch das danne auch zugeschriben ist nr. 320 vgl. nr. 346), und auf Grund der Beschlüsse werden die Städte, die bei ihrer Fassung nicht betheiligt waren, zu kriegerischen Leistungen herangezogen. Wie Fürsten und Herren zu gesonderter Berathung in Nürnberg zusammentreten, so auch die Städte ihrerseits (nr. 322). Die Besprechung der letzteren 30 galt nicht einem Angriff auf die Hussiten sondern der Vertheidigung gegen dieselben. Mit welchem Erfolge sie tagten, ist aus den unter H vereinigten Schriftstücken zu ersehen.

F. Briefwechsel über den Tag nr. 323-340.

Die Korrespondenzen, welche man unter F findet, reichen ziemlich weit zurück 35 und auch weit hinaus: sie geleiten uns von Ende Febr. bis gegen den Schluß des Reichstags hin. Für die Schlußberathungen sind die Briefe Ulms an Nördlingen nr. 349 und Nürnbergs an 3 Fränkische Städte nr. 346 beizuziehen, welche in die Gruppe H einzureihen waren, da sie zu dem Ulmer Städtetag im Juni gehören. Das Hauptthema der vor Ende April geschriebenen Briefe bilden die Nachrichten vom 40 königlichen Hofe, welche zu Vermuthungen über Sigmunds Kommen oder noch längeres Ausbleiben Anlaß gaben (vgl. nr. 327f.). Dann folgen Briefe mit Notizen über das allmälige Eintreffen von Fürsten und Städten in Nürnberg (nr. 334, 336 und 337), und über die kurfürstliche Anberaumung eines neuen Tages auf 17 Mai (nr. 336f.). Vor diese Versammlung fällt die schon unter D kurz berührte Konferenz mit den 45

Hussiten Mitte Mai zu Eger. Von Deutscher Seite nahmen Theil der Fürst der den Beheimsteiner Vertrag geschlossen Kurf. Friedrich von Brandenburg, der Nürnberger Diplomat Peter Volkmeir, und was wol zu beachten ist ein Vertrauensmann sowol des königlichen Kanzlers als des ersten Reichsfürsten des Erzbischofs von Mainz 5 (nr. 318 und 338). Wir wissen über die Zusammenkunft gar nichts. Hätte sie zu einer friedlichen Vereinbarung geführt oder wenigstens eine solche vorbereitet, so wären wol nicht eine Woche später auf dem Nürnberger Reichstag so kriegerische Beschlüsse gefaßt worden wie aus nr. 319 und 320 vgl. nr. 340 und 349 zu ersehen ist. Es ist aber die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß es sich nicht um eine Zusammenkunft 10 mit den Ketzern sondern um eine Besprechung mit Anhängern der königlichen Partei in Böhmen handelte. Heißt es auch in nr. 318, der Markgraf sei mit seinen Begleitern gen Eger geritten zu den Hussen, so spricht die rechnerische Notiz über die Reise bei v. Bezold 3, 59 nt. 2 nur davon daß er gen Eger geritten sei, und der Frankfurter Gesandte schreibt, der Markgraf habe sich nach Eger begeben und etliche von Böhmen 15 dahin,,beschieden" (nr. 338). Diejenigen, die ihn soeben aus seinem Lande vertrieben und deren Selbstgefühl sich bis zum Übermuth gesteigert hatte (vgl. nr. 310), konnte der besiegte Fürst doch nicht wol zu einer Konferenz bescheiden. Und wozu eine solche in so engem Kreise, wie nach nr. 338 angenommen werden müßte? Welcher Art die Versammlung war, die von den Ketzern erwartet werden konnte, wissen wir. In dem 20 Beheimsteiner Vertrag war ihnen ja zugesichert, daß von Deutscher Seite Doctoren und Gelehrte der sechs Deutschen Kirchenprovinzen zu einem Gespräch mit ihren Abgeordneten gestellt werden. Wäre ein solches zu Stande gekommen, so wäre dies ein so bedeutsames Ereignis gewesen daß sich doch irgend eine Spur davon erhalten haben müßte. Dagegen ist vielleicht die Vermuthung gerechtfertigt, es haben die Deutschen 25 Fürsten, im Begriff in ernste Berathungen über Eröffnung eines Feldzuges gegen die Hussiten einzutreten, Fühlung mit der Royalistenpartei in Böhmen gesucht und sich mit ihnen über die Situation im Ketzerlande und die zweckmäßigste Art der Kriegführung besprochen. Vielleicht sind es Anhänger der genannten Partei,,die redlichen und trefflichen Leute", welche im Hinblick auf die Verhältnisse in Böhmen einen tref30 lichin rit vor der zit empfahlen d. h. den Rath gaben, daß noch vor Beginn des Feldzuges rasch eine Expedition in Feindesland ausgeführt werde (nr. 320). Gerade im Frühjahr 1430 waren die Hussiten nicht nur durch kriegerische Unternehmungen in Anspruch genommen sondern auch durch innere Zwistigkeiten zerklüftet (v. Bezold 3, 62f.). Ein kühner energischer Feldherr an der Spitze einer kriegsgeübten gutdiscipli35 nierten und wolorganisierten Schaar und im Bunde mit den ihrem Glauben und ihrem Könige treugebliebenen Böhmischen Herren, in Eilmärschen gegen die Hauptstadt des von seinen Vertheidigern verlassenen Landes vordringend konnte gewiß auf große Erfolge hoffen. Derartige Erwägungen waren es wol von denen aus die Kurfürsten an Straßburg schrieben, das danne wol mercliche sachin im lande zu Behemen zu enden 40 weren (nr. 320).

G. Städtische Kosten nr. 341-344.

Die Auszüge aus den Nürnberger Stadtrechnungen sind bei dem vorliegenden Reichstag, für welchen wir zwei Präsenzlisten und in den Korrespondenzen zahlreiche Nachrichten über Kommen und Gehen der Theilnehmer an der Versammlung haben, nicht 45 so werthvoll als in anderen Fällen in welchen sie die Stelle von Verzeichnissen der Besucher des Tages zu vertreten haben. Sie sind aber insofern wichtig als aus ihnen zu ersehen ist wie wenig Reichsstände sich bewogen fanden rechtzeitig in Nürnberg zu erscheinen, und wie erst nachdem die Kurfürsten vorangegangen die Zahl der Anwesen

Deutsche Reichstags-Akten IX.

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den einigermaßen wächst. Lähmend wirkte vor allem daß der König seine immer und immer widerholten Versprechen zu kommen nicht einlöste, so daß endlich, nachdem trotz der drangvollen Lage 6 Wochen ungenützt verstrichen waren, die Kurfürsten vorgiengen ohne länger auf Sigmund zu warten (vgl. nr. 319).

H. Anhang: Städtetag zu Ulm 24 Juni 1430 nr. 345-352.

Die Nachricht, daß die Hussiten eine neue Heerfahrt nach Deutschland beabsichtigen, veranlaßte die der kurfürstlichen Einladung nr. 294 gemäß in Nürnberg erschienenen Städteboten über die „harten schweren Sachen" sich zu unterreden (nr. 348). Es kam bei diesen Besprechungen die Überzeugung zum Ausdruck, daß die Städte der drohenden Gefahr nur dann begegnen können, wenn sie sich zu gegenseitigem Schutze an 10 einander anschließen, damit jede angegriffene Stadt wisse was von den anderen zu ihrer Vertheidigung geschehen werde (nr. 322 art. 1; nr. 346; 348; 350). Zur Berathung und Beschlußfassung über Bedingungen und Art einer solchen gegenseitigen Hilfeleistung (für den Fall daß eine Stadt von den Hussiten belagert werde und sich der Feinde nicht selber erwehren könne), wurde die Abhaltung eines großen Städtetages in Ulm 15 auf 24 Juni beschlossen (nr. 322; 346; 348; 349). Ausgeschrieben wurde er auf Anordnung der Städte von Ulm (nr. 347; 348; vgl. 340). Welche Städte dem Ausschreiben Folge leisteten ist aus der Aufzeichnung nr. 350, welche wegblieben aus nr. 355 cf. nr. 351 zu ersehen. Das Ergebnis der Berathungen über gegenseitigen Beistand bei einem Hussiten-Einfall ist in der eben angeführten nr. 350 niedergelegt. Es waren „Be- 20 rathungen" nicht,, Vereinbarungen", denn wir haben doch den dingen nach irer gestalt diczmals nicht nåher komen múgen, schreibt die Versammlung an Straßburg (nr. 351). Auf einer späteren Zusammenkunft 24 Aug. zu Ulm wollte man die Sache weiter verfolgen (nr. 350 art. 9 vgl. 351). Inzwischen trat der in nr. 350 art. 11 cf. art. 6 vorgesehene Fall ein daß der König die Städte zusammenrufe (vgl. das Schreiben Nürn- 25 bergs an Ulm 1430 Aug. 18). Trotzdem wurde der Städtetag 24 Aug. abgehalten; er wird uns bei dem Reichstag zu Straubing unter B begegnen.

Außer der Vereinigung zu gegenseitiger Hilfeleistung standen auf der Tagesordnung 24 Juni zu Ulm noch zwei andere sehr wichtige Angelegenheiten: 1) das Landfriedensprojekt der Fürsten, welches von den Städten in Nürnberg zurückgewiesen worden 30 war (nr. 349 art. 1 cf. nr. 338 und 339 art. 2), und 2) die ebendort von den Fürsten gestellten Truppenforderungen für eine Expedition gegen die Hussiten, welche auch keine beifällige Aufnahme bei den Städteboten gefunden hatten (nr. 349 art. 2 und 3; nr. 348; nr. 346; nr. 340; nr. 338). Welche Stellung die Versammlung zu diesen Artikeln der Tagesorduung einnahm, ist nicht bekannt. Beunruhigender als die von Böhmen her $5 drohende Kriegsgefahr war jedenfalls für manche unter den Städten der Versuch des Grafen Eitel Friedrich I von Zollern, an der Stelle der von den Städten 1423 zerstörten Burg auf dem Berge Zollern einen neuen Bau aufzuführen. Die Sache wurde vor die Juni 24 in Ulm versammelten Städte gebracht, wie aus einem Schreiben Ulms an Nördlingen nr. 356 erhellt. Hier können wir dem Streit nicht weiter nachgehen, 40 sondern haben auf Schmid Belagerung Zerstörung und Wiederaufbau der Burg Hohenzollern 82 und Stillfried und Märcker Hohenzoll. Forschungen 1, 239 zu verweisen.

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