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Register auszubezahlende Botenlohn wurde den Beamten aus der Staatskasse vergütet. Die Botenmeister waren verpflichtet, die Briefe zu besorgen; die Boten zu mieten oder zu werben war ihre Sache. Doch fand von der Regierung eine Überwachung dieser Beamten statt, um übergroße Ausgaben zu vermeiden. Nach der Hofordnung vom 26. 8. 1527 hatten die Räte einen Botenmeister anzugeben. ,,Die Kanzler und Sekretarien sollen die Untertanen mit der Tax der Brieffe nit beschweren. Ohne der Räte wissen soll keine Taxation gemacht werden. Der Kanzlar oder Kanzley-Sekretarius soll alle Wochen vom Bottenmeister Rechnung nehmen, dieselbe unterschreiben, auch jederzeit einen geschickten Bottenmeister ordnen, denselben beaydigen und ziembl. Belohnung verschaffen." Die reitenden Boten sollen zu jeder gebührlichen Zeit dem Kammermeister vor ihren Reisen Rechen

2. Zwei Kasseler Botenregister für 1572/73 und 1591/92.
3. Ein Postregister für Witzenhausen für 1572.

4. Ein Limburger Postbuch für 1582.

5. Drei Botenregister für Marburg für 1606, 1610, 1611. Von diesen Postbüchern sind die Großenlindener die einfachsten; sie enthalten nur die Namen der Boten, die Angabe des gezahlten Botenlohns und die ständige Bezeichnung:,,nach Limburg gelaufen". Der Postschreiber, der diese beiden Postbücher geführt hat, hieß Melchior Schieferstein. Großenlinden, eine Station des Kassel-Darmstädter Kurses, war deshalb bedeutend, weil hier die Post nach Limburg und Rheinfels sich abzweigte.

Das Postbuch von 1599 enthält außerdem noch eine Rechnung des Landgrafen Ludwig zu Marburg über eine Reise, die er in den Tagen vom 27. April bis 9. Mai 1599 zur Abhaltung des sogenannten Probationstages am 1. Mai in Worms nebst Gefolge ausführte. Die Reisekosten für den Landgrafen, einen Diener, den Kanzleischreiber, den Boten und drei Pferde, betrugen 67 Gulden 9 Batzen. Von Marburg führte der Weg über Gießen, Friedberg, Frankfurt (hier wird ein Pferd schwach", die Reise muß einen Tag unterbrochen werden), Ahrheiligen, Gernsheim, über den Rhein nach Worms. Für die Rückreise werden als Haltepunkte erwähnt: Gernsheim, Ahrheiligen, Frankfurt, Friedberg, Butzbach, Lollar.

Das Kasseler Botenregister für 1572/73 hat folgenden Titel: ..Botten Register des Gemeinen verlags in sachen meine Gnedige Fürsten und Herrn, die vier Fürsten, Gebrüderen Landgravenn zu Hessen zusammen betreffende. verrichtet durch Mich, Gerhardtenn Brabandenn, Bottenmeister. Angefangen denn 24. Januar 1572 — 31. Mai 73". Es war dies also eine hessische Gesamtpost der vier Landgrafen. Wie aus einer Angabe dieses Postbuches zu ersehen ist, unterhielt jeder Landgraf daneben noch eigene Posten. Für die fußgehenden" Boten wurden 1572/73 in Kassel 137 fl. 23 Albus und 412 Heller, den fl. zu 26 Albus, ausgegeben. Auch sind mehrere Postrechnungen erhalten mit genauen Angaben über die Ausgaben und den Lauf der einzelnen Boten; so für die Jahre 1606-1609, 1629-1632.

schaft tun und so einer unberitten wäre, soll er sich beim Marschalk melden; dieser soll ihn beritten machen.“ Daß diese Boten unter dem Hofgesinde eine besondere Stellung einnahmen, zeigt sich darin, daß sie bei einer Aufzählung der Beamten und des Gesindes am Hofe besonders erwähnt werden.

Einen großen Fortschritt bedeutete es, daß man zwischen zwei größeren Orten bestimmte Stationen einrichtete. Auf jeder Station mußte stets ein Bote bereit sein, die angekommenen Briefe sofort weiter zu tragen; war nun der Briefverkehr rege, dann kamen nicht selten Bittgesuche an die Regierung um Bewilligung eines zweiten Boten. So bat der Rentmeister Hans Gleim in Felsberg (26. Sept. 1567) den Kammerrat Simon Bing in Kassel, um Anstellung eines zweiten Briefboten, da der eine nicht genüge, die ankommenden Posten zu besorgen, zumal oft in einer Stunde drei Posten ankämen; zugleich bat er den Kammerrat noch um Zusendung eines Schreibers, da er wegen seines Post- und Rentereidienstes zu sehr mit Arbeit überhäuft sei.

Keineswegs waren diese,,fußgehenden Posten" ständig; sie wurden zu bestimmten Zwecken eingerichtet und verschwanden, wenn die Ursache ihrer Einrichtung wegfiel. Dies gilt besonders von den Reichstagsposten und Reiseposten, die die hessischen Fürsten zur schnelleren Nachrichtenvermittelung anlegten.

Reichstagsposten.

Aus dem Jahre 1539 stammt eine Verfügung, durch die die Beförderung der Postsachen von Kassel nach Frankfurt geregelt wurde. Die Extrapost soll der Landvogt an der Werra durch Landknechte besorgen. Die andere Post zu Hoimburck (Homberg) ist durch den Amtknecht zu bestellen; die dritte Post zu Ziegenhain durch des gnädigen Herrn Boten. Die vierte zu Kirchhain durch einen vierten Boten; die fünfte Post zu Linden durch den Amtknecht zu Gießen und von da gen Frankfurt". Dies waren wohl die ersten Poststationen in Hessen; waren sie auch noch recht unvollkommen, so wurde durch sie doch die Briefbeförderung beschleunigt und einigermaßen geregelt.

Während des Religionsgesprächs in Regensburg wurde eine Post von Kassel nach Regensburg eingerichtet. Landgraf Philipp, der dem Religionsgespräche beiwohnte,

wollte eine möglichst schnelle Verbindung mit seiner Residenzstadt Kassel herstellen. In einem Briefe teilte J. Khreutter 1), landgräfl. Sekretär in Marburg, dem Marschall Hermann von der Malsburg mit:,,. . . . Und thun Euch Zuwissen, daß Ich aus Bevehl meines gnädigen Fürsten und Herrn, die Post gelegt habe, nachvolgendermaßen, Nemlich die erste Post liegt hier zu Martpurg, die andere zu Alsfeld, die dritte zu Hirsfeld, die vierdt zu Breytingen und die letzt zu Ramhillt, derselbe soll reiten bis gen Ebern. So hat mein gnädig Fürst und Herr hierentgegen gelegt die erste Post zu Regenspurg, die andere zu Deiningen, die dritte zu Burch, die vierte zu Bamberg, die fünfte zu Ebern, darumb, was Sie seiner fürstlich Gnaden schreiben wollen, mögen Sie hierher auf der Post schicken oder ghein Hirsfeld." Dieser Umweg von Kassel nach Hersfeld über Marburg ist wohl so zu erklären, daß die Verbindung Kassel-Marburg schon besser und regelmäßiger ausgestaltet war, als Kassel-Hersfeld; auch war Marburg 1541 Hauptsitz der Landesregierung und deshalb besonders ein Knotenpunkt der Botenwege.

Landgraf Philipp ordnete 1544 eine Post von Kassel über Frankfurt nach Speyer an, während des dort tagenden Reichstages. Braunschweig benutzte diese Post, die nach dem Reichstage wieder einging, mit. Unter dem 25. Februar 1544 erklärten sich Statthalter und Räte von Wolfenbüttel bereit, den Wunsch von Hessen wegen einer Postverbindung zwischen Kassel und Wolfenbüttel zu erfüllen. Schon lange hatten sie die Absicht gehabt, mit Kassel sich wegen der Postbeförderung zu verständigen; gern waren sie deshalb jetzt bereit, auf den Wunsch des Landgrafen einzugehen und schlugen Gandersheim als Zwischenstation vor. Diese Verbindung sollte sofort in Gang gebracht und alle eiligen und wichtigen Briefe damit befördert werden; so hier etwas fürfallen wird und euch auch zu wissen von nöten“. Ob zwischen Kassel und Gandersheim noch eine Station zu errichten, stellte Wolfenbüttel Kassel anheim.

Mit dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen unterhielt Philipp einen regen Briefwechsel. Nach Siegel richtete der Landgraf auf den thüringisch-hessischen Straßen 1545 den ersten Postkurs ein zum Austausch der Briefe mit dem Kurfürsten 2). Ein reitender Förster, den er zu

1) Marburg, 6. April 1541.

2) G. Siegel, Geschichte der Stadt Lichtenau in Hessen. Zeitschrift 32 (1897) S. 123.

diesem Zwecke nach Waldkappel legte, mußte die Sendungen befördern. 1546 beschwerte sich der Landgraf wegen zu langsamer Beförderung und wünschte eine Verdoppelung der Boten 1). Er bat, die Post so einzurichten, „daß sie eilend gehe und es wäre gut, daß Ev. Liebden sie jetzt doppelt bestellte". 1551 waren ein Postreiter und zwei Postläufer auf diesem Kurse tätig. Der hessische Anteil reichte von Kassel bis Wanfried. Wenn diese Posten auch nicht regelmäßig verkehrten, waren sie doch von längerer Dauer.

1553 wandte sich der Bischof Melchior von Würzburg mit der Bitte an den Landgrafen, ihm zu gestatten, seine Briefe nach Sachsen auf der hessischen Post befördern zu dürfen. Philipp sagte zu und schlug dem Bischof vor, seine Briefe nach Fulda und von da über Hersfeld nach Wanfried zu senden, von wo die hessische Post über Salza nach Sachsen ginge 2).

Eine Verbindungspost zwischen Kassel und Augsburg wurde 1555, als dort der Reichstag versammelt war, hergestellt; Endstation für den hessischen Teil des Kurses war Weißensee. Heinrich der Jüngere, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, benutzte diese hessische Post von Kassel aus, indem er eine Botenpost über Fürstenberg und Trendelburg nach Kassel anlegte.

Im Jahre 1561 kam eine Postverbindung zwischen der hessischen Landespost und der taxischen Reichspost zustande. Gleichzeitig mit der Einrichtung von Kassel über Heidelberg nach Stuttgart verordnete Landgraf Philipp durch ein besonderes Schreiben an seinen Keller in Darmstadt, daß seine französische Korrespondenz von Darmstadt nach Reinhausen an den dortigen taxischen Postmeister gesandt würde. 1574 erfolgte die Leitung der französisch-hessischen Korrespondenz über Heidelberg

Reinhausen.

Die schon erwähnte Post von Kassel nach Heidelberg und Stuttgart begann 1561 ihren Lauf von Kassel über Felsberg, Ziegenhain, Kirchhain, Marburg, Großenlinden, Oberroẞßbach, Darmstadt nach Zwingenberg. Den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz und den Herzog Christoph von Württemberg bat Landgraf Philipp, ihre Briefe von Stuttgart über Heidelberg nach Zwingenberg zu lei

1) Postakten. Staatsarchiv Marburg.

2) In Hersfeld und Fulda waren je zwei Boten zur Briefbeförderung angestellt.

ten, um auf diese Weise einen Postkurs von Kassel bis nach Stuttgart herzustellen; beide Fürsten gingen auf den Vorschlag des Landgrafen ein.

Wenn diese Verbindungspost auch nicht regelmäßig ausgeführt wurde, so hat sie doch lange bestanden; denn nach einem Schreiben aus Kassel vom 19. Juni 1575 gingen die Nachrichten „Zeitungen", die der Landgraf von Hessen wöchentlich einmal über die Zustände und Stimmungen in Frankreich erhielt, von Straßburg über Reinhausen, Heidelberg nach Kassel 1).

Da

Doch scheint dieser Kurs ein Schmerzenskind der Regierung gewesen zu sein; mit der Schnelligkeit der Beförderung und der Sicherheit fürstlicher Briefe - andere sollten nicht befördert werden war es oft schlecht bestellt. Am 23. Oktober 1562 bat ein Konrad Breitenstein den Landgrafen um Entschuldigung wegen verloren gegangener und verspäteter Briefe. Auf Befehl des Landgrafen wurden sofort genaue Nachforschungen angestellt. ergaben sich wunderliche Dinge: in einem Faß wurde ein Bündel Briefe gefunden, ein anderer verloren gegangener Brief lag in einer Ecke zwischen Pferde- und Gänsestall. In demselben Jahre forderte der Landgraf einen Bericht über den Zustand der Post zwischen Kassel und Heidelberg; dieser zeigte, daß die Besorgung der Briefe an Regelmäßigkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit oft zu wünschen übrig ließ. Die Tage und Stunden des Abgangs und der Ankunft der Briefe waren nicht gut und genau geführt worden; nicht selten wurden die Briefe von den verpflichteten Boten Leuten, die gerade den gleichen Weg machten, zur Weiterbeförderung mitgegeben; es kam vor, daß Briefe an Fürsten von Schneiderjungen besorgt wurden.

Derartige Vorkommnisse veranlaßten den Landgrafen besondere Instruktionen für das Suchen nach einem verloren gegangenen Briefe zu erlassen. Die Stationen mußten genau revidiert werden, die Eintragungen der Ankunftsund Abgangszeiten der Boten waren zu prüfen; endlich sollte der Postbediente, der den Brief hatte oder hatte verloren gehen lassen, sofort verhaftet werden.

Eine laufende" Post richteten 1563 der Kurfürst August von Sachsen, der Landgraf von Hessen und der Prinz von Oranien untereinander ein; Herzog Wilhelm

1) Von einer Postverbindung mit Straßburg schon im Jahre 1531 spricht Steinhausen a. a. O. S. 133.

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