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Brief ist zu erwähnen. Weller, Repertorium typographicum, Nördlingen 1864, S. 397 Nr. 3611 verzeichnet sie aus v. d. Hardt III 120, hat sie aber nicht selbst zu Gesicht bekommen. Ein Exemplar auf der Tübinger Universitätsbibliothek wies K. Steiff nach (Germania 33, 486 Nr. 18), ein zweites befindet sich in der ehemaligen Universitätsbibliothek zu Helmstedt (K 266 4o), ein drittes in der Zwickauer Ratsschulbibliothek (XVI. XI. 1538):

Ein Christ-liche vormanunge, Landt- / graff Philips von Hessen 2. An den Gar-dian zu Marg-burg. / Anno domini / M. D. XXv. / Titelbordüre. 4 ff. 4°. 1b u. 4b weiß. 4a: 9 Gedruckt zů Aldenburgk durch Gabriel Kantz. /

Dieser Druck bietet nun insofern ein besonderes Interesse, als er am Schlusse folgende Notiz enthält:

Also hat Sontags Judica nechstvorgangen [2. April] mein gnediger herre Hertzog Hans Fridrich zů Sachssen 2c. einem guten gesellen geschriben:

Fur zeytung will ich euch gnediger meynung nit bergen, das mein Gnediger herr vnd Vatter vnd ich am Montag nach Oculij [20. März] bey meynem bruder Landtgrafen Philipssen zu Creutzsberg gewesen vnd vns alda mit seiner lieb freuntlich vnterredet. Vnter andern hab ich von seiner lieb vermercket, das sein lieb lieber sein leyb vnd gut, Landt vnd lewt lassen, dann das er wider vom Göttlichen wort, welchs er auß Göttlicher verleyhung angenommen, abfallen wolt c.

Direkt Neues bringt diese Notiz nicht. Über die Zusammenkunft, die am 20. März 1525 in Kreuzburg an der Werra zwischen Landgraf Philipp, Herzog Johann von Sachsen und dessen Sohne Johann Friedrich stattfand, sind wir besonders durch W. Friedensburg, Zur Vorgeschichte des Gotha-Torgauischen Bündnisses der Evangelischen, Marburg 1884, S. 40 f. unterrichtet 1). Und auch die schönen, tapferen Worte, die der Landgraf bei dieser Gelegenheit gesprochen hat, kannten wir schon aus Spalatini chronicon s. annales bei Mencke, Scriptores rerum Germanicarum II 642 und bei Schelhorn, Amoenitates literariae IV 418 sq.; neuerdings haben sie besondere Bedeutung erhalten dadurch, daß sie auf dem Sockel des von Everdings Meisterhand gefertigten Philippdenkmals auf dem Martinsplatz in Kassel angebracht sind. Spalatin

1) Vgl. ferner Enders 5, 147 A. 1 und 156 A. 5.

Zeitschr. Bd. 44.

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gibt Philipps Worte wieder nach einem Brief, den Johann Friedrich an seinen Lehrer und Sekretär Veit Warbeck 1) nach Lochau geschrieben und den er, Spalatin, im Original eingesehen habe, anscheinend aber in etwas verkürzter Fassung: „Er wolle ee Leib vnd Leben, Land vnd Leute. lassen, denn von Gottes wort weichen". In unser Zeitungsnotiz tritt uns offenbar wieder dieselbe Quelle entgegen; der „gute geselle", dem Johann Friedrich geschrieben, wird kein anderer als Warbeck sein. Aber wir erfahren nun das Datum des Briefes: 2. April 1525, und wir lernen die ganze Briefstelle in extenso kennen. Spalatin wird demnach auch der Urheber dieser Altenburger Ausgabe sein.

1) Vgl. über ihn zuletzt Gg. Mentz, Johann Friedrich der Großmütige, I, Jena 1903, S. 13 ff. u. ö.

Hartmann Ibach von Marburg, einer der ersten Reformationsprediger Hessens.

Von

Eduard Wintzer.

Unter die bekannteren hessischen Theologen der Reformationszeit wird von Rommel auch Hartmann Ibach von Marburg gerechnet. Sein Leben zerfällt in fünf Abschnitte. Es verläuft in Marburg von seiner ungefähr 1487 erfolgten Geburt bis 1520 oder 1521, in Frankfurt a. M., nach unbekanntem Wirken in Nassau und Waldeck, 1522, in Sonnewalde in der Niederlausitz von 1522-1524, in Buchholz bei Annaberg von 1524-1526/27, endlich wieder in Marburg nach unbestimmbarem Zwischenaufenthalte seit 1526 oder 1527 bis an seinen Tod, der um das Jahr 1533 eingetreten ist. Eine zusammenhängende Darstellung seines Lebens gibt es nicht; wohl aber ist über sein Wirken in Frankfurt und Buchholz ziemlich ausführlich berichtet worden. Seine Marburger Vorgeschichte war bisher fast völlig unbekannt, sein Wirken in Nassau und Waldeck bleibt es auch jetzt noch. Die Zwischenzeit zwischen Frankfurt und Sonnewalde mußte der nachträglich eingetretenen Verwirrung wieder entzogen werden. Die Zeit in Sonnewalde war durch verfehlte Deutungen von Quellen übermäßig ausgedehnt worden. Durch ein vom Verfasser aufgefundenes Schreiben Ibachs autobiographischen Inhalts mit wichtigen Zeitbestimmungen und durch einige bisher nicht beachtete oder unrichtig datierte Briefe Melanchthons konnte eine bisher fehlende Abgrenzung der Buchholzer gegen die zweite Marburger Zeit annähernd wahrscheinlich gemacht

werden. Durch ersteres wurde auch erst die Vorgeschichte in Marburg zeitlich und inhaltlich dargeboten und zugleich mittelst zweier weiteren neuen Aktenstücke auch die zweite Marburger Zeit Ibachs bis in die mutmaßliche Zeit seines Todes in ein helleres Licht gerückt. Die Erlebnisse Ibachs geben uns einen Begriff davon, welch große Schwierigkeiten und Gefahren, und welch bittere innere Kämpfe die ersten Verkündiger der evangelischen Lehre oft zu bestehen hatten. Ibachs Körper und Geist erlagen früh den gewaltigen Unbilden seines Lebens.

Erster Abschnitt.

Hartmann Ibach in Marburg bis 1520/211).

Die Familie Ibach (Ybach, Eibach), die in Marburg nachweislich seit 1458 vorkommt und im ersten Viertel des 16. Jahrh. augenscheinlich in zwei Stämme zerfällt, kann ihren Namen von einem unweit Dillenburg und Oberscheld gelegenen Dorfe Eibach haben. Jakob und seine Frau Afra oder Aphrone Ibach starben bald nach einander im Jahre 1521 und hinterließen unmündige Kinder, von denen zwei Töchter sich mit den hochangesehenen Rechtsgelehrten und Räten des Landgrafen, Dr. Johann Fischer, genannt Walther, und Johann Helfmann vermählten. Dem anderen Stamme gehörte Hans Ibach, sehr wahrscheinlich Hartmanns Vater, an. Hans war Goldschmied und ein Mitglied der Krämerzunft. Im Jahre

1) Über Ibachs Familie in Marburg finden wir Nachrichten: 1. im Marburger Stadtarchiv (in Verwahrung des Kgl. Staatsarchivs) a) in den Stadtrechnungen, wo aber die Jahrgänge 1480 bis 1489, 1498, 1500-1509 fehlen; b) in den Rechnungen über Geschoß und Feuerschilling, wo die Jahrgänge 1500-1509 ebenfalls abhanden gekommen sind, von 1490 an; c) in einem Heft über Steuer zu Spießen und Büchsen von 1503. 2) im Marburger Deutschordensarchiv (ebendaselbst) a) in den Bruchstücken des Nekrologs der Ballei Hessen, veröffentl. bei A. WyB, Urkundenbuch der D. O.-Ballei Hessen. 3. Bd. Leipz. 1899. 596; b) in der D. O.-Trappeneirechnung von 1494/1495. Direkte Nachrichten über Ibach enthält: 1. das Marb. D. O.Archiv unter der Rubrik 7,,,D. O.-Ritter" Nr. 5592, Fasc. Lit. f. Rub. 3 n. 2, ein bisher nicht erwähntes undatiertes Schreiben Ibachs, die Hauptquelle für diesen ersten Abschnitt und zugleich für den fünften mit wichtigen Zeitangaben.

Von Ibachs Herkunft aus Marburg, nicht aber seinen Erlebnissen bis 1520 oder 1521 daselbst berichtet nur W. Bücking in seiner Geschichte und Beschreibung der lutherischen Pfarrkirche in Marburg, Marburg 1899 S. 36.

1490 wurde er von den Zünften und Gemeinen zu einem der Vierer erkoren und bekleidete, von den Schöffen aus den Vierern dazu bestimmt, das Unterbürgermeisteramt, als Ludwig Kobels, der Schöffe, erster Bürgermeister war. Seine Wohnung lag im ersten Stadtquartier, wozu unter anderen der Markt, der Schneiderberg, die Marktgasse, die Gasse am Schloß- oder Burgberg, die Wetter- oder Werdergasse1), die Hofstadt, der Hirschberg und der Fronhof gehörten. Wie die Steuerliste von 1503 ausweist, war er mäßig begütert. Zu den Spießen und Büchsen steuerte er 9 Pfund), während in seinem Quartier der Durchschnitt nur 4 Pfund betrug. Vier zahlten mehr, am meisten Jakob Blankenheim mit 222, noch zwei ebenso viel, alle anderen 143 weniger. Daniel zum Schwan im 3. Quartier zahlte am meisten in der Stadt, nämlich 30. Sehr wahrscheinlich ein Bruder von Hans, Martin Ibach, den Hartmann seinen Vetter, d. i. Onkel, nannte, war Deutschordensbruder in Marburg geworden, ein Beweis von der angesehenen Stellung und Wohlhabenheit der Familie. Bürgerliche waren im allgemeinen im Deutschen Orden, der hauptsächlich als Versorgungsanstalt für den Adel angesehen wurde, selten. Martin Ibach war sicher tüchtig. Unter dem Landkomtur Dietrich von Cleen, der 1515 Deutschmeister wurde, versah er, nachweisbar 1494 auf 95, das Amt eines Trappierers oder Rentmeisters und gegen Ende seines Lebens das des Pietanzmeisters, dem die Obhut über die vielen frommen Stiftungen im Besitze des Ordens anvertraut war. Wie wert man ihn geschätzt hatte, geht daraus hervor, daß sein Todestag im Nekrolog des Deutschen Hauses verzeichnet ist, also alljährlich an diesem Tage seiner im Gebete gedacht wurde. Er starb am 10. September 1504.

Martins Bruder Hans, Hartmanns Vater, muß auch ungefähr zu der Zeit gestorben sein und eine Witwe und mehrere Kinder hinterlassen haben. Vielleicht ist ein zweiter Jakob Ibach, der anstatt jenes im Jahre 1521 gestorbenen von da an bis zum Jahre 1558, wo seine Witwe auftritt, in den städtischen Rechnungsbüchern verzeichnet steht, ein Bruder von unserm Hartmann Ibach gewesen. Ein Sohn des älteren Jakob kann er nicht

1) Das Dorf Wehrda, über das die Straße von Marburg nach Wetter führt, wurde auch Werder genannt (noch auf der Katasterkarte von 1720/1721 steht,,Landstraße von Marburg nach Werder“).

2) 13 Pfund = 10 G. 1 Goldg. 7-8 jetziger Reichsmark.

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