Imágenes de páginas
PDF
EPUB

walde Prediger war, wogegen bis dahin von allen Forschern in dieser Sache auch die auf den folgenden Pfarrer von Sonnewalde bezüglichen Streitigkeiten sowie die von Luther begutachteten Veränderungen im dortigen Gottesdienst und der Besuch Hartmuts von Cronberg zu Sonnewalde im Jahre 1525 auf Ibach bezogen worden sind 1). Hartmut wird wohl einen der Minckwitze, wahrscheinlich Nickel, der auch ein Anhänger Sickingens und des Landgrafen Gefangener gewesen war, dort begrüßt haben. Der bald nach Ibachs Fortgang in Sonnewalde angestellte evangelische Pfarrer, der im Herbste 1524 durch Herzog Georg in arge Bedrängnis geriet, war sehr wahrscheinlich der von Luther in Schreiben vom 13. und 24. Dezember 1527 an den Zerbster Magistrat sehr gerühmte Pfarrer von Sonnewalde Johann Pfeffinger 2). Diesen hatten die Zerbster zu ihrem Pfarrer begehrt, die Sonnewalder aber nicht ziehen lassen wollen.

Vierter Abschnitt.

Hartmann Ibach Pfarrer zu Buchholz
1524-1526/273).

Hartmann Ibach hatte gegen Ende April 1524 mit seiner Frau Sonnewalde verlassen, und Mitte Juli finden wir ihn als evangelischen Pfarrer in dem Bergwerksorte Buchholz bei Annaberg im Erzgebirge wieder. Da Luther ihn dorthin geschickt hatte, ist wohl anzunehmen, daß das

1) Friedensburg a. a. O. 99; E. L. Enders, Luthers Briefwechsel V, 103-104; W. Bogler a. a. O. (Abt. 2) 61; E. Kück a. a. O. LIII u. LIV.

2) Luthers Briefe, hrsg. von De Wette VI, 83 u. 84.

3) Die Nachrichten darüber finden sich bei:

L. Bartsch, Kirchliche und schulische Verhältnisse der Stadt Buchholz i. S. während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Buchholz 1899. Siehe das Reg. unter Ibach. (Sonderabdruck aus Heft 3 u. 4 der Beiträge z. Gesch. der Stadt Buchholz.) Bartsch hat aus den Quellen des Ernestinischen Gesamtarchives zu Weimar und des Königl. Hauptstaatsarchives zu Dresden geschöpft.

Akten und Briefe usw. von F. Geß. Nr. 692, 697, 708, 711, 718, 719, 743, 744, 754.

Zur Vergleichung ist herbeizuziehen:

Friderici Myconii Historia Reformationis von 1517 bis 1542, herausg. von E. S. Cyprian, Gotha 1715.

Mehrere Briefe Melanchthons, die Ibach erwähnen, werden gelegentlich angeführt werden nebst dazu gehöriger Literatur.

Ehepaar sich vorher in Wittenberg aufgehalten hatte. Die Verhältnisse, die Ibach in Buchholz vorfand, waren für ihn sehr schwierige, so, daß seine Persönlichkeit, wie es scheint, nicht recht hineinpassen wollte. Verschiedene Umstände vereinigten sich zu seinen Ungunsten, zunächst die Lage des Ortes Stadtrecht erhielt Buchholz erst 1544 —, der, selber ernestinisch, der albertinischen Stadt Annaberg ganz nahe lag. Herzog Georg erhielt so sehr bald Kunde von der dem Versprechen der Minckwitze zuwiderlaufenden Anwesenheit des Ehepaares daselbst. Buchholz bestand erst seit ungefähr 20 Jahren, Annaberg nur wenig länger. Sie waren infolge des erst jungen Silber- und Kobaltbergbaues, dieses am Schrecken-, jenes am Schottenberge gegründet worden. Es gab daher in Buchholz keine eigentlich alteinsässige Bevölkerung; fast alle, Bergbeamte, Bergleute, Hüttenleute, Münzer, Kaufleute, Handwerker waren von auswärts und oft erst seit kurzem zugewandert. Die schnelle Entwicklung ließ keine gar zu sorgfältige Auswahl der Arbeitskräfte zu. Um so notwendiger war daher ein strenges, straffes rücksichtslos geführtes Regiment in den Werken, im Ort und selbst in der kirchlichen Gemeinde. Dazu hatte die kurfürstliche Regierung den Bergvogt Matthias Busch ausgewählt, der zugleich die Stelle des obersten landesherrlichen Beamten, des Amtmanns in diesem Bezirk versah. Auch der Richter, die Schöffen und die ganze Gemeinde folgten seinen Anordnungen, und er vertrat alles beim Kurfürsten und dem Herzog Johann und erstattete beiden über alles Wichtige bezüglich des Bergbaus, der Stadt und der Kirche häufige eingehende Berichte. Wie er früher für die katholische Kirche und den katholischen Pfarrer gesorgt hatte, so tat er es, seitdem die evangelische Bewegung von seinen Fürsten begünstigt wurde, auch für diese. Er hatte 1524 den katholischen Pfarrer Wilde, der alt und krank war, durch Überweisung von Mitteln für seinen Unterhalt zur Abdankung bewogen. Schon seit 1522 waren Luther und die Fürsten von ihm um einen evangelischen Prediger gebeten worden, aber, vermutlich aus finanziellen Gründen, immer vergeblich. Als nun die Stelle frei geworden war, benutzte Busch die Durchreise zweier bei Luther sehr angesehenen Theologen, M. Gabriel Zwilling und D. Wenceslaus Linck, daß diese in Buchholz predigten und ihm versprachen, bei Luther wegen des Pfarrers zu wirken. Zur vorläufigen Aushilfe

schickten sie von Zwickau her den ausgezeichneten Prediger Friedrich Mekum oder Myconius, der schon für Gotha ausersehen war, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1546 mit großem Rufe wirkte.

wurde wahrscheinBusch und durch

Die Vereinigung so vieler Befugnisse in des Bergvogts Händen verleitete denselben zu Übergriffen auf dem kirchlichen Gebiet, die sich der Pfarrer auf die Dauer nicht gefallen lassen wollte. Ibach mußte beim Antritt seiner Stelle in Buchholz empfindlich berührt werden, als er merkte, daß man ihn gewissermaßen widerwillig als Pfarrer annahm; auch dazu hatte der Bergvogt vornehmlich die Veranlassung gegeben. Durch das, wie Bartsch feststellt, mehrwöchige Zusammenwirken Ibachs mit Myconius dieser trat, nach eigener Erzählung in seiner Reformationsgeschichte, am 15. August seine Stelle in Gotha an lich die Sache noch verschlimmert. seinen Einfluß fast der ganze bürgerliche und kirchliche Gemeindevorstand hatten durch Eingaben den Kurfürsten, den Herzog und dessen Sohn Johann Friedrich aufs inständigste ersucht, daß Myconius, dessen Predigten am 2. und 3. Juli 1524 vor Ibachs Ankunft über Glaube, Liebe und Hoffnung ungemein gefallen hatten, ihr Pfarrer werden möchte. Da nun aber doch die Zusendung eines anderen durch Luther zu erwarten war, hatte Busch dem Kurfürsten geschrieben, sie wollten diesen noch mitannehmen, wenn sie Myconius behielten. Das konnte nicht ernstlich gemeint sein, und Myconius selber wollte auch nicht. Ibach bemerkte also, daß man ihn gleich anfangs hinter Myconius zurücksetzte und Busch und andere auch später noch ihr großes Bedauern, daß Myconius ihnen wieder genommen worden sei, äußerten. Merkwürdigerweise hat Myconius in seiner kurzen Reformationsgeschichte von 1517-1542, in der er gelegentlich immer auf seine eigenen Erlebnisse zu sprechen kommt, seinen Aufenthalt in Buchholz und auch Ibach nirgends auch nur mit einem Worte erwähnt, obwohl er für Frankfurt und Marburg verschiedene um die Reformation verdiente Männer aufzählt. Seine eigenen Erlebnisse in Buchholz erschienen ihm entweder unerheblich oder für seine Erinnerung unangenehm, und Ibach übergeht er mit Stillschweigen, entweder weil er ihn für nicht bedeutend genug hielt oder weil derselbe später Zwingli zugefallen war.

Ibach hatte jedenfalls in seinem Charakter Mängel, die ihn unfähig machten, die ihm für Buchholz gestellte

Aufgabe mit ganzem Erfolge auszuführen. Es fehlte ihm an der rechten Gelassenheit und, wie aus einem später anzuführenden Epigramm des Euricius Cordus zu schließen ist, Heiterkeit des Gemütes, die ihn über die Unebenheiten des Lebens leichter hätten hinwegkommen lassen. Dazu hatte ihn sein wohl schon damals leidender Gesundheitszustand1) übermäßig reizbar gemacht, was seine Selbstbeherrschung und Kraft, andere zu leiten, beeinträchtigte. Unter diesen Gesichtspunkten werden, meine ich, die auf sein Wirken in Buchholz und seine Persönlichkeit bezüglichen Berichte am besten ihre Erklärung finden.

Schon fünf Tage nach Ibachs Ankunft in Buchholz, am 20. Juli 1524, erteilte Herzog Georg, der bereits Kunde von derselben erhalten hatte, dreien seiner Räte eine Instruktion, was sie beim Kurfürsten Friedrich und dessen Bruder Johann wegen der in der Nähe seines Gebietes. aufgetretenen lutherischen Prediger vorbringen sollten. Er bittet, Thomas Münzer in Allstedt, Georg Amandus in Schneeberg, Friedrich Myconius nnd Hartmann Ibach in Buchholz, deren Namen hier nicht genannt werden, sich aber später ergeben, zu verjagen, da er sonst selber gegen sie vorgehen müsse. Durch Luthers Lehre verführt, seien. sie aus einem Irrtum in den andern gefallen und unterständen sich neue Dinge vorzubringen. Die Buchholzer Prediger nennt er zwei ausgelaufene Mönche, was für Mykonius) und Ibach zutraf, die beide Barfüßermönche gewesen waren. Vor 12 Tagen, am 8. Juli, hatte er durch. sein ganzes Land den Befehl ausgehen lassen, sich aufs strengste ans Wormser Edikt zu halten; dasselbe und der herzogliche Befehl wurden überall im Lande, in Annaberg am 7. August, öffentlich verlesen. Auch der dortige Rat erließ auf Weisung noch eine besondere Warnung an die Bürger 3), daß keiner sich zu den ausgelaufenen Mönchen nach Buchholz begeben, und an die Wirte, daß keiner einen Fremden, der nach Buchholz gehe, beherbergen solle. Der Herzog mußte übrigens gegen die Buchholzer besonders gereizt sein, weil eine Schar ihrer übermütigen jungen Leute um jene Zeit der Tag ist nicht überliefert die Erhebung der Gebeine des auf Georgs mühsames Betreiben endlich heilig gesprochenen Bischofs Benno von Meißen in einem lächerlichen Aufzuge mit

1) Das,,Kreuzlein“ Ibachs im „,Trostschriftlein" deutet darauf hin. 2) Myconius a. a. O. S. 11.

3) GeB a. a. O. Nr. 718.

Vortragen von Pferdeknochen und dem Kinnbacken einer Kuh verspottet hatten 1). Umgekehrt mochten es katholische Unruhstifter aus Annaberg gewesen sein, die eines Nachts dem Prediger in Buchholz, wahrscheinlich Ibach, gegen den 10. August, wo Busch es an Herzog Johann berichtete, die Fenster eingeworfen hatten. Am 15. August trat Myconius seine Predigerstelle in Gotha an, und nun war Ibach in Buchholz allein im Amt. In einem Briefe an den Kanzler Dr. Gregorius Brück vom 10. August schreibt Matthes Busch auch über Ibach und seine Aufnahme und Beurteilung in Buchholz sowie über Myconius 2):,,Der von Buchholz Schrift Herrn Friedrich Mekums wegen, den wir zum Pfarrer gewählt haben, ist in Abwesenheit meines gnädigen Herrn [Johann] in Weimar angekommen. Die dort zurückgelassenen Räte haben uns wissen lassen, sobald ihr gn. Herr wiederkomme, sollten wir Antwort erhalten. Wollet uns günstige Förderung erzeigen. Es hat uns Doktor Martinus auch einen Prediger geschickt. Ist fromm und gelehrt. Seinetwegen hat Herzog Georg den Minckwitzen so ungnädig geschrieben." Vielleicht hatte Luther die von den Minckwitzen dem Herzog gemachte Zusage, Ibach werde in Zukunft von seinen Untertanen sich fernhalten, nach Buchholz mitgeteilt. Die Ernestiner selbst wiesen ihrerseits wiederholt eine derartige Einschränkung zurück 3); bei dem vielfachen Ineinandergreifen der beiden Gebiete hätte eine solche Verpflichtung dauernde Streitigkeiten hervorgerufen. Nachdem Ibach schon beinahe acht Wochen unter ihnen gewesen war, sandten Bergvogt, Richter, Schöffen, Berggeschworene, Viertelmeister und die Vorsteher der Knappschaft am 8. September 1524 ein Schreiben an den Kurfürsten ), worin sie um die Bestätigung ihres Pfarrers baten. Es heißt darin: ,,Wiewohl wir einen [Myconius] erwählt und es E. Kurf. Gn. Bruder mit untertäniger Bitte zugeschrieben hatten, so sind wir doch ohne Antwort gelassen. Auch ist es S. F. Gn. nicht gefällig gewesen und hat Sie ihn an einen andern Ort, gen Gotha, verordnet, da er vielleicht tauglicher und auch nötiger gewesen ist. Doch hat uns auf unser höchliches Bitten der hochgelehrte Doktor Martinus einen andern geschickt,

1) L. Bartsch a. a. O.
2) GeB a. a. O. Nr. 711.
3) Bartsch a. a. O. 98.
*) Bartsch a. a. O. 67.

« AnteriorContinuar »