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sorgen, daß der Dienst Gottes gewinnt" 1). In der Lebensbeschreibung Meinwerks heißt es dagegen, das Kloster sei dem Bischof überliefert, weil es weder mit seinem Besitz noch mit seinen Ministerialen dem Reich etwas leisten könne 2). Man wird annehmen dürfen, daß die angeführten Gründe sämtlich in Betracht kamen, der letztere aber entscheidend war. In dem noch nicht lange besetzten Kloster ist die Regel Benedikts schwerlich strenger befolgt worden als in Corvey, wo der König selbst einschritt; auch dies alte hochangesehene Stift ist damals mit Mühe der Gefahr entgangen, Meinwerk ausgeliefert zu werden. Es läßt sich nicht feststellen, ob die Kurie der Maßregel Heinrichs förmlich zugestimmt hat, es wird erst spät und von einer Seite behauptet, die der Parteinahme verdächtig ist3).

Es bleibt die Frage zu beantworten, was die Übertragung für das Kloster bedeutete. Dem Wortlaut der Urkunde zufolge übertrug der König das Recht der Oberherrschaft (ius et dominium) und eignete dem Bischof die Abtei zu, damit sie nach der Regel Benedikts geleitet würde. Auch die in den andern Schenkungsurkunden gewählten Ausdrücke stimmen im ganzen damit überein, nur wird bei der Gewährung des Verfügungsrechts zuweilen betont, daß es zum Wohl der Kirche ausgeübt werden müsse, anderweit ist bloß von einem Recht der Beaufsichtigung und Leitung die Rede 1). Wenn auch der Theorie nach das unbeschränkte Eigentumsrecht an den Reichsabteien dem Könige zugestanden hat, so war es doch tatsächlich sein Schutz, seine Gnade, seine Fürsorge, was geübt wurde und wovon die zahlreichen, oft wiederholten Privilegien zeugten; der König nahm nur ihre Abgaben und Leistungen in Anspruch. Wenn diese sehr gering waren oder ganz ausfielen, so mußte bei einem so auf das Zweckmäßige gerichteten Charakter, wie der Heinrichs II. war, das Interesse an der Selbständigkeit der kleinen Stifter erlöschen. Was der König übte und in Anspruch nahm, das wurde übertragen; gelegentlich der Übergabe des Klosters Memleben an Hersfeld wird ausdrücklich gesagt, sie sei erfolgt, um dem

1) Translatio S. Modoaldi p. 291.

2) Vita Meinwerci p. 137.

3) Information des Paderborner Kapitels für die bischöflichen Vertreter auf den Reichstagen zu Regensburg (1541) und Augsburg (1555) Overham V. 208, 229.

*) Monum. Germ. Dipl. III Nr. 162, 165, 538, 171.

verarmten Kloster aufzuhelfen 1). Deshalb geht es viel zu weit, wenn Landau sagt, Helmarshausen sei dem Bischof übergeben worden wie eine Domäne, mit der er schalten und walten konnte, wie er wollte 2). Aber es war allerdings etwas anderes, ob die Abtei unter dem Könige oder unter einem Bischof stand, dessen Forderungen und Eingriffen sie ausgesetzt werden konnte 3).

Während die strengen Maßregeln Heinrichs II. in andern Klöstern wie in Corvey, Hersfeld und Fulda zunächst offene Auflehnung und Auswanderung der Mönche hervorriefen, ertrug man in Helmarshausen den Verlust der Selbständigkeit mit Ruhe, zumal da, wie im Kloster anerkannt wurde, die Bischöfe in seine verbrieften Rechte nicht eingriffen, ihm auch keine besonderen Leistungen auferlegten, sondern es bei den vom Kaiser erteilten Freiheiten erhielten. Es ist nicht miẞzuverstehen, wenn in der im Anfang des 12. Jahrhunderts verfaßten Schrift hinzugefügt wird, sie hätten es nicht getan, weil im Privileg des Papstes Silvester jeder mit schwerer Kirchenstrafe bedroht werde, der es verletze); nicht vom König, sondern vom Papst erwartete man damals Schutz und Hilfe. Der Bischof übte die geistliche Oberaufsicht und bestätigte und weihte den gewählten Abt, im übrigen behielt das Kloster seine Verfassung, seinen Besitz und seine Vorrechte, wozu auch die ihm verliehene Immunität gehörte, und wurde nicht Eigentum der Paderborner Kirche in dem heute üblichen Sinn des Wortes.

Sobald sein Gönner Heinrich II. verschieden war, beeilte sich Meinwerk, Ansprüche, welche trotz allem, was geschehen war, erneuert werden konnten, zu beseitigen, indem er sich zu Werla, wo die sächsischen Fürsten im J. 1024 zur Besprechung der Königswahl eine Versammlung abhielten, mit dem Billunger Ditmar, dem Bruder des Herzogs Bernhard II. von Sachsen, verglich und zwar nicht nur über diesen Punkt, sondern auch über ältere Zwistigkeiten 5). Der Bischof hatte sich inzwischen von der Geringfügigkeit der Mittel, die dem Kloster zur Ver

1) Monum. Germ. Dipl. III Nr. 418.

2) Landau, Die Geschichte der Burg Krukenberg bei Helmarshausen. Zeitschr. 5 (1850) S. 247 f.

3) Was ein Kloster besorgen mochte, zeigt die unechte Urkunde Monum. Germ. Dipl. III Nr. 511.

*) Transl. S. M. p. 291.

5) Vita Meinwerci p. 152, 128.

fügung standen, überzeugt und ging eine Zeitlang mit der Absicht um, es in seine Feste Warburg zu verlegen, wo er ein Kloster gründen wollte, die Mittel aus beiden Orten und ein von ihm zu leistender Zuschuß sollten für die Neugründung verwandt werden. Angeblich hielt ihn ein Traumgesicht ab, diesen Plan zu verwirklichen, in der Tat werden aber Bedenken anderer Art dabei maßgebend gewesen sein 1).

Wino, der zweite in der Reihe der Äbte, scheint durch Meinwerks Einfluß zu seiner Würde gelangt zu sein, er gehörte vorher dem Konvent des Klosters Abdinghof in Paderborn an und wird schon im J. 1015 als Abt genannt). In Meinwerks Auftrag trat er auch im J. 1032 eine Pilgerfahrt nach Jerusalem an, um dem Bischof den Grundriß der Grabeskirche zu holen, nach dem eine neue Kollegiatkirche zu Busdorf nahe bei Paderborn gebaut werden sollte. Im 10. und 11. Jahrhundert nahm man bei Kirchenbauten nicht selten Muster und Maße von älteren bekannten Kirchen zum Vorbild, z. B. von der Peterskirche in Rom. Nach der Grabeskirche in Jerusalem wurde später im J. 1076 auch im Kloster St. Hubert im Bistum Lüttich eine Kirche gebaut 3). Aus dem Bericht über die Sendung Winos mag die öfters wiederholte unrichtige Angabe geflossen sein, daß die Kirche in der Burg Krukenberg bei Helmarshausen nach dem Muster der Grabeskirche gebaut sei. Der alte Bischof konnte den Bau in Busdorf schon am 25. Mai 1036 einweihen. Außer mehreren Kirchenfürsten war auch der Abt Wino dabei anwesend, dem sein Gönner im J. 1033 die Bestätigung des Markt-, Münz- und Zollrechts beim König Konrad II. erwirkt hatte 1).

Zeigt bei der Natur der dürftigen Quellen kaum der eine oder der andere unter den Äbten individuelle Züge, die Anhaltspunkte für eine Charakterisierung bieten können, so beschränkt sich für die nächstfolgende Zeit unsere Kenntnis auf bloße Namen, die noch nicht einmal sämtlich urkundlich zu belegen sind. Der Abt Tammo wird zweimal in Urkunden erwähnt, dann werden bis zur Wahl des Abts Thietmar I. im J. 1080 nur die Namen

1) Translatio S. M. p. 291.

2) Vita Meinwerci p. 137.

3) Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands III, 921 N. 1.
1) Vgl. Schaten, A. P. I, 489, 492, 495, 500.

Albericus und Berthgerus geboten'). Kaum eine Andeutung in den Quellen gibt darüber Auskunft, in welchem Zustand sich das Kloster während eines halben Jahrhunderts befand. Es wird erzählt, die Bischöfe von Paderborn hätten sich als geistliche Oberherrn wenig darum gekümmert, aber von den Äbten wird gerühmt, daß sie sich mit Erfolg bemüht hätten, die schmalen Mittel gut zu verwalten und zu mehren 2). Die Abtei ist wie viele andere Klöster aus einer bedrängten Lage in den Anfängen allmählich zur Wohlhabenheit gelangt. Die stürmischen Zeiten Heinrichs IV., die allenthalben hinter den Klostermauern leidenschaftliche Parteinahme und erbitterte Kämpfe entfesselten, sind gewiß an dem Kloster in dem von Wald umschlossenen Diemeltal nicht. spurlos vorübergegangen. Es läßt sich annehmen, daß man dort ebenso wie in Corvey auf der Seite der Gegner Heinrichs IV. stand. Dafür spricht die gastliche Aufnahme, welche der Bischof Reinhard von Minden, der als Gegner des Kaisers gewählt und von ihm abgesetzt war, für eine kurze Zeit in Helmarshausen fand3). Er bezeigte sich später dankbar dafür, indem er dem Kloster ein Gut in Swinfelda, einer Wüstung im Kreis Büren, schenkte.

Festeren Boden betritt man in der Zeit, als Thietmar I. zur Abtswürde gelangt war. Während der einunddreißig Jahre, in denen er sie bekleidete, erfuhr das Kloster eine sehr bedeutende Vermehrung seines Güterbesitzes, seines Ansehens und des Reliquienschatzes, der die Gläubigen anzog, man darf behaupten, daß damals die Grundlage geschaffen wurde für die späteren Bestrebungen, von Paderborn wieder unabhängig zu werden. Als der einzige von zwölf Äbten erhält er in einem Corveyer Verzeichnis den ehrenden Zusatz,,ein Mann frommen Andenkens") und sein vom Erfolg gekröntes Streber verrät unermüdlichen Eifer und Tatkraft im Dienste seines Klosters. Die Klostergebäude, die wohl weniger durch das Alter als infolge der schlechten Bauart und der Ver

1) Tammo (Tamma) als Zeuge W. U. A. Nr. 17 (1058), Nr. 1 (1060-1071); Albericus Wigand, Westf. Archiv III, 3, 3; Albericus un Berthgerus A. P. III (von Strunck) p. 123. Berthger starb am 24. Feb 1080. Zeitschr. f. westf. Gesch. 632 S. 90.

2) Translatio S. M. p. 291.

3) Erhard R. Nr. 1230.

4) Tansl. S. M. Einleit. von Jaffé p. 284. Die Schrift dient au im folgenden als Quelle.

nachlässigung in Verfall geraten waren, wurden von Thietmar wiederhergestellt; von ihm wird auch die Befestigung des Klosterbezirks und des Dorfes Helmarshausen herrühren, die in den kriegerisch bewegten Zeiten notwendig wurden. Hatte das Kloster nach dem Tod des Stifters keinen Vogt gehabt, so findet man zur Zeit Thietmars als Vōgte die mächtigen Grafen von Nordheim, die Grafschaftsrechte in sieben Gauen und Vogteirechte in einer Anzahl von Stiftern, darunter Corvey, im Besitz hatten 1). Wahrscheinlich hat schon Otto von Nordheim die Vogtei über Helmarshausen ausgeübt, sicher seine Söhne Heinrich und Siegfried III. und sein Enkel Siegfried IV., der den Grafen Konrad von Everstein zur Verwaltung hinzuzog).

Nicht nur von den Nordheimern erhielt das Kloster um die Wende des 11. Jahrhunderts reiche Schenkungen, sondern auch von den Angehörigen vieler anderer edler Geschlechter. Obgleich in dem erhaltenen Güterverzeichnis aus dieser Zeit 3) den Personennamen nur einmal ein Ortsname, nämlich Popponburg, beigefügt ist, so kann man doch eine Anzahl von Schenkern mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit bestimmten Familien zuweisen, in den weitaus meisten Fällen ist es aber nicht möglich. Es erscheinen unter jenen Grafen von Schwalenberg, von Popponburg, von Malsburg, von Dassel), von Ziegenberg, von Eberschütz, von Padberg und von Reinhausen. Der Zuwachs an Gütern, der dem Kloster innerhalb kurzer Zeit zuteil wurde, ist so bedeutend, daß die Annahme nicht fern liegt, der Abt selbst habe einem einflußreichen Geschlecht angehört.

Das Verhältnis der Abtei zu den Paderborner Bischöfen war zur Zeit Thietmars offenbar ungetrübt. Solange die Bischöfe sich auf die Ausübung der Oberhoheit beschränkten, lag das auch im Interesse des Klosters, das der wirtschaftlichen Kräftigung dringend bedurfte. Der Bischof Poppo (1076-1084) brachte den Abt in eine engere Verbindung mit dem Bistum, indem er ihn zum Dekan über die Kirchen

1) Wenck II, 973.

2) W. U. A. Nr. 34.

3) Wenck II Ub. Nr. 51.

Der Edle Reinold übergibt Güter in Obermeiser (Suthmeshere) Urk. b. Schaten, A. P. I, 642. Giefers, dem das verschollene Original vorlag, erklärt die Urkunde ihrer Form wegen für sehr verdächtig. Zeitschr. f. westf. Gesch. 382 S. 205. Der Inhalt ist sicher gestellt durch den Auszug bei Wenck II Ub. Nr. 51 (Nr. 44).

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