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beim Churfürsten grossen Einfluss ausübenden Jesuiten in die Vaticana abgeführt, und so nutzbringend gemacht werden könnte. Unter andern,,Voluminibus, quae poterant efficere grande onus muli et amplius" führt Caspar von Nordhausen an:,,Legum Salicarum Codex valde antiquus, descriptus charactere semigothico et lingua semibarbara". Ob dieser Plan gelang, oder nicht, wird nicht weiter bemerkt. Nun aus dieser bibliotheca secreta vaticana bildete Paul V. das jetzige Archivio vaticano, verlegte hierher im Jahre 1611 die Archivalien der alten bibliotheca secreta und der Camera apostolica, und stellte Alles in 28 Zimmern des vaticanischen Pallastes auf, welche, darunter besonders drei Säle, nach Moroni's Dizionario di erudizione storico - ecclesiastica Vol. II. p. 283 sqq. in Fresken die Abhängigkeit mehrerer christlichen Fürsten und ihrer Reiche vom apostolischen Stuhle graphisch vorführen. Nach und nach übertrug man hierher die Regestenbände von Innocenz III. bis Sixtus V., dann die Register der per viam secretam erlassenen Bullen von Sixtus IV. bis Pius V., die sich früher bei den Secretari Apostolici befanden, und endlich die der Breven von Alexander VI. an bis zum Jahre 1567, nebst mehreren aus Avignon eingegangenen Bänden. Zugleich richtete Paul V. seine Aufmerksamkeit auf die Staatsschriften, die politische Korrespondenz mit den Nuntien, mit den auswärtigen Höfen, den Kardinal-Legaten u. s. w. die, wie oben gesagt, nur zu häufig in die Privatarchive der römischen Familien wanderten. Seine wohlmeinende Absicht fand Nachahmung bei seinen Nachfolgern, und wird bis zum heutigen Tage befolgt. Eigene Präfekten standen diesem Archive vor, unter denen Felice Contelori seit 1626 einer der tauglichsten wurde, den wir darum hervorheben, weil unter ihm, so wie dann später unter Innocenz XII. das Umund Einbinden der Regesten, welches auf die Beurtheilung ihrer Glaubwürdigkeit keinen unwesentlichen Einfluss nimmt, vorgenommen wurde.

Ich sah nämlich einen schon von Palacký benützten Regestenband Klemens V. anni II., in welchem ich auf der inneren Seite des Deckels Folgendes las: „Fatto legare da me Felice Contelori 1636." Und auf dem ersten Pergamentblatte mit gleicher Schrift:

,,Questo tomo di Bolle di Clemente V. anno II. fu mandato d'Avignone all' eminentiss. Sgr. Cardinale Barberino, quale lo consegno a me Felice Contelori per rimeterlo nell' Archivio vaticano l'anno 1636." Die unter Innocenz XII. gebundenen Bände sind am rothen Einbande und an den drei am Rücken angebrachten Urnen, Wappen der Pignatelli, zu erkennen. Im Jahre 1751 wurde Monsignor Giuseppe Garampi di Rimini Präfekt, und als ihm 1759 auch das Archiv der Engelsburg übertragen wurde, konnte er bei seiner Abreise als Legat nach Polen im Jahre 1772 die obangesetzte Bitte an Papst Klemens XIV. stellen, die beiden, wenn auch getrennten Archive unter die Aufsicht Eines Präfekten zu stellen. Zu diesem Präfekten ernannte der Papst seinen alten Freund D. Marino Zampini di s. Marino, und gab ihm zur Aushilfe den Calisto Marini di Pesaro und den Gaëtano Marini di s. Arcangelo, dem wir die hier benützten Memorie istoriche degli archivi della sante sede zu verdanken haben, und der dem Zampini in der Präfektur nachfolgte.

§. 5.

Fortsetzung der Beiträge zur Kenntniss der Geschichte der päpstlichen Archive. Vereinigung der beiden Archive s. Angeli und des vaticani secreti in Eines. Plünderung des geheimen Archivs durch die Franzosen. Verdienste des jetzigen Präfekten Monsgr. Marino Marini um die Recuperirung der nach Paris abgeführten Archivalien. Das Archiv der Dataria.

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Gaëtano Marini, welcher, wie im früheren Absatze gesagt wurde, dem D. Marino Zampini in der Präfektur der beiden Archive, des in der Engelsburg und des geheimen vaticanischen, zur Aushilfe beigegeben wurde, liess beim Ausbruch der sogenannten römischen Republik 1799 das Archiv aus der Engelsburg, wo man es nicht für hinreichend sicher hielt, in das vaticanische übertragen, und ward so Veranlassung, dass, wie schon früher die beiden Archive nur Eine Verwaltung, so nun jetzt auch nur Ein Lokale erhielten, und bis zur Stunde vereinigt sind. In diesem neuen bis auf den heutigen Tag benützten Lokale wurde alles wieder

genau so aufgestellt, dass die alten meistens von Garampi angelegten Indices auch noch fernerhin gebraucht werden konnten.

In diesem Zustande traf Kaiser Napoleon das vaticanische Archiv an, als er nach Gefangennehmung des Papstes Pius VII. und Besetzung des Kirchenstaates am 2. Februar 1810 ein Dekret erliess, kraft dessen das geheime päpstliche oder vaticanische Archiv nach Paris abgeführt werden sollte. Noch im selben Jahre mussten die Regesten, so wie die wichtigsten Stücke des Archivs im Pallaste des Prinzen Rohan Joubise in Paris aufgestellt werden, wo sie bis December 1815 verblieben. Um die Recuperirung und Ueberführung dieser Archivalien von Paris nach Rom hat sich der jetzige Archivspräfekt Monsign. Marino Marini, Neffe des Gaëtano und dessen Nachfolger, die grössten Verdienste erworben. Ja selbst die schon im Jahre 1814 und 1815 reklamirten, aber trotz dem in Frankreich zurückgebliebenen Regestenbände des Papstes Julius II. dann drei Bände Briefe von Bossuet, die Korrespondenz des am französischen Hofe akkreditirten Nuntius Caprara, die der Bischöfe,,che intervennero all' Assamblea del 1682", der Prozess des Galilei und der über den Tempelorden verhängte, wurden durch Marini's kluges und festes Benehmen im Jahre 1817 der apostolischen Kirche zurückgegeben 1). Es war demnach der Schaden, den die französische Okkupation dem vaticanischen Archiv zufügte, gegen den Schluss des Jahres 1817 ganz behoben 2) und Monsign. Marini, aus dessen eigenem Munde wir die hier angestzten Daten besitzen, waltet gleich seinem grossen Vorgänger mit aller Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit über die ihm anvertrauten grossen archivalischen Schätze bis zum heutigen Tage. Ich habe viele Freundlichkeit von diesem gelehrten und erfahrenen Archivar erfahren, und wie einst Pertz und Palacký,

1) Ueber Caprara ist zu lesen: Conventio et literae apostolicae tam sub plumbo quam in forma brevis super praesentibus Galliarum negotiis ecclesiasticis etc. Vindobonae 1802. Ueber Galilei gab Monsign. Mar. Marini ein Werk heraus: Galileo e l'inquisizione. Memorie storico-critiche. Roma 1850.

2) Dahin ist jene Stelle in Platner's Beschreibung der Stadt Rom Bd. II. S. 301, in welcher gesagt wird, dass der römische Hof nicht alle Archivalien zurück erhalten hatte, zu berichtigen.

so fühle auch ich mich verpflichtet, ihm hier öffentlich meinen Dank zu zollen.

Wenn aber durch die französische Okkupation das vaticanische Archiv keinen Schaden erlitt, so erlitt einen desto grösseren das Archiv der Dataria. Die Dataria apostolica, heutzutage nach dem Tribunale della penitenzieria e cancellaria apostolica, mit der es ehedem identisch war, das dritte hohe Tribunal des apostolischen Stuhles und der Stadt Rom, wird auch als eines der ältesten bei der römischen Kurie,,la Curia graziosa" genannt,,dappoichè nel tribunale medesimo precisamente si tratta di grazie, le quali principalmente consistono in collazioni di benefizi, riserve di pensioni, di destinazioni di coadiutorie per la futura successione, di concessione di abiti ed insegne prelatizie, come di cappa magna etc. di dispense di irregolarità, nonchè di assoluzioni, dispense matrimoniali, ed altre simili materie di vari generi“ 1). Ohne Widerrede mag dieses Archiv grosse Schätze, die noch von Niemanden behoben sind, in sich bergen. Ich will nur auf einige Sachen, die mir fast zufällig zur Kenntniss kamen, aufmerksam machen. Unter Bonifaz IX. an. V. also 1394, stellte die Dataria eine Bulle aus: Pro conventu monasterii Trebicensi; confirmatio consuetudini percipiendi oblationes in ecclesia monasterii. Unter demselben Papste anno pontif. IV. Pro monasterio ss. Apost. Petri et Pauli in Wislomov (Wilimov?) unio. Dann: Pro abbatissa et conventu Aulae regiae in Vetero-Bruna unio, vom selben Jahre. Unter demselben Bonifaz IX. an. II. (?): Pro Willelmo Kartelagen rectore s. Mauritii Olomuc. de confirmatione sententiarum. Unter Gregor XI. (vielleicht 1372): Indulgentiae ad fabricam ecclesiae monasterii B. M. V. in Sternberg, constructa ab Alberto episcopo Lutomislensi. Dann: Episcopus Warmiensis fit legatus Moraviae (wann?). Unter Eugen IV. wahrscheinlich 1442: Pro capitulo Olomucensi declaratio nullitatis omnium actorum contra ipsum factorum vigore quarumdam literarum Congregationis (sic) Basiliensis. Eben so: Pro abbate et conventu Lucensi facultas revocandi canonicos regulares de monasterii parochiis ad monasticam

1) Nach Moroni's dizionario di erudizione storico - eccles. Vol. XIX. p. 109.

disciplinam. Dann: Pro abbate et conventu Fontis B. M. V. in Saar unio. Pro abbatissa et conventu monasterii in Pustomir facultas amovendi vicarium parochialis ecclesiae in monasterio erectae. Pro abbatissa et conventu monasterii eiusdem ad Infantiam s. Salvatoris Olomuc. dioc. facultas celebrandi missam post horam completorii in vigilia Paschae. (Das Orgl. liegt im Landesarchiv zu Brünn.) Unter Nikolaus V. an. VIII. also 1485: Pro Capitulo Olomuc. Indulgentiae pro confirmatione consuetudinis habendi scholas. Unter Paul II. an III. also 1467: Pro Capitulo Olom. commissio. Dann vom Jahre 1469: Pro decano et capitulo Olom. commissio contra detentores bonorum dictae ecclesiae. Unter Alexander VI. an. V. Pro Ioanne Bomutz, domino oppidi de Mozezeczensen (Moščenicen?) Olom. dioc. de iure patronatus parochialis ecclesiae dicti oppidi. Dies Wenige beweist hinreichend den Ausspruch des Kardinals Consalvi, den er in seinem Briefe an Mons. Marino Marini vom 19. Juli 1817, in welchem er ihn zum angestrengtesten Fleisse ermuntert, aufzusuchen in Paris und zu acquiriren „il resto delle bolle legate in verde della Dataria“, in diesen Worten that: „Il eminentissimo Datario mi dimostra la maggiore amarezza per l'alienazione seguita di tali regesti contenenti bolle di molti secoli, che sono come matrici ed esemplari che bene spesso occore di riscontrare". Es hat aber auch Mons. Marini seine nicht leichte Aufgabe so glücklich gelöst, dass er von den durch die Sorglosigkeit eines römischen Beamten C. G... bereits verkauften Aktenstücken der Dataria mehr als 700 Foliobände wieder gewann und nach Rom überführen liess. ,,Mi venne fatto rivendicare dalle botteghe de pizzicagnoli e salumai più di sette cento volumi delle bolle dell' Archivio della Dataria, che il C. G... avea distratti, non reputandoli di quella grande importanza di cui sono" dies die Worte des achtungswerthen Mons. Marini, mit denen er mir dieses Faktum mittheilte 1).

1) Ich gab mir alle Mühe, um in das Archiv der Dataria zu gelangen. Anfangs vertröstete man mich, dann erhielt ich zur Antwort: dass das Archiv seit seiner Zurückkunft aus Paris noch ungeordnet liege und daher nur sehr schwer der Benützung zugänglich sei Ich habe alle Ursache, dies als wahr anzunehmen.

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