Imágenes de páginas
PDF
EPUB

späteren Aufgaben verlassen konnte, während ich in der Forschung demselben Wege treu geblieben bin, so daß nun die, welche mich damals für einen vorsichtigen Schüler von Schlosser hielten, vielleicht einen leichtsinnigen Abfall zu Spittler werden entdecken wollen. Ein aufmerksamer Leser wird den Unterschied in der Darstellung sogar in den zwei Abschnitten des Auffahes über die aragonische Geschichte herausfinden, deren erster mit wenigen Verånderungen aus dem 3ten Band des Archivs von Schlosser und Bercht hier wieder abgedruckt ist *), weil ich die Fortsehung weder verspätet in dem Archiv erscheinen lassen mochte (wo man mir in den nächsten Bånden keinen Plaz einräumen konnte), noch getrennt von dem Anfange hier erscheinen lassen wollte. Jener Probe ist übrigens ein Beifall zu Theil geworden, der mich zu beschämen, aber auch anzuspornen ganz geeignet war. Wenn ein vorzüg licher Mann die schönen Erwartungen nennt, die er von uns hegt, wer sollte da nicht fürchten, hinter der großen Anforderung mit seinen kleinen Eigenschaften zurückbleiben zu müssen, wenn nicht beim Eintritt in die Welt foll ich sagen glücklicher oder unglücklicherweise unsere eis genen Erwartungen und Forderungen an unsere frischere Kraft jede fremde gewöhnlich weit überflögen!

Heidelberg, im Juli 1833.

Gervinus.

*) Ohne übrigens dieß Buch zu vertheuern, indem wir jene Bogen nicht

berechnen.

die Verlagshandlung.

Geschichte

der.

Florentinischen Historiographie

bis

zum sechzehnten Jahrhundert,

mit

Erläuterungen über den sittlichen, bürgerlichen und schriftstellerischen Charakter des Machiavell.

[ocr errors]

is den ersten Italiener, der eine einigermaßen bedeutende Geschichte in der Volkssprache schrieb, nennt man den Ricordano Malespina. Sein Werk, das bis zu seinem Todesjahre 1281 reicht und nachher von seinem Neffen Jachetto um fünf Jahre weiter geführt ward 1), verråth eben so wenig politischen Cha, rakter als historischen Sinn. Den größten Raum füllen die wunderlichen Sagen, die auch von Villani aufgenommen und ins Breite getreten wurden. Diese Sagen über den Ursprüng von Florenz und seine ersten Schicksale müssen in einer weiter gediehenen Geschichtschreibung von der florentinischen Geschichte ausgeschieden werden, weil sie keine innere Bedeutung haben und fast keinen andern Werth, als hier und da vielleicht einen poetischen. An ihre Stelle sehen daher spätere Geschichtschreis ber Einleitungen anderer Art; Macchiavelli eine Erzählung von dem Umsturz des römischen Reiches, in der er sich bei dem Mangel an Kenntniß der Geschichte und der Verhältnisse unter den barbarischen Völkerschaften mit einer reizenden Leichtigkeit einen Faden durch die Wanderungen und Eroberungen derselben zu spinnen weiß, lichtvoll und bestimmt, voll Anschauung und Erklärung. Statt daß Macchiavell in einer Zeit, die sich von der alten Freiheit und Einfachheit im öffentlichen und Privat

1) Historia florentina, auctore Ricordano Malespini, ab urbe cond.

[ocr errors]

ad 1281. cum continuatione Jachetti ex Francisco fratre ejus ne

potis protracta ad 1286. bei Muratori scriptt. tom. VIII.

[ocr errors]
[ocr errors]

leben entfernt hatte, gern das Alterthum und das römische Italien dem neueren entgegenseßt, nach den Ursachen forscht, die diesen Gegensaß hervorgebracht haben, und demgemäß gleich im Anfang die Elemente hervorhebt, die das römische Reich und seine Einrichtungen umstürzten und vernichteten, so hebt Mas lespini, ohne es zu wissen oder zu wollen, die Verknüpfung des Alten und Neuen hervor und leitet uns auf den Weg, auch unter der Zertrümmerung der alten Welt einen® allmähligen Uebergang der Reste der frühern Institutionen zu den spåteren, einen Zusammenhang zwischen beiden zu suchen, wozu freilich Macchiavell noch weniger Hülfsmittel und Geduld haben mochte, als wir. Von dieser Seite ermangeln die Sagen' bei Malespini eines ganz allgemeinen historischen Interesses nicht; sie zeigen uns in der Geschichtschreibung Italiens denselben Gang, den wir in der politischen und in der Geschichte aller Wissenschaften und Künste wahrnehmen, daß nemlich Literatur und Staaten in Italien auf die Trümmer des Altrömischen gebaut sind. Wie in Florenz die alten Municipaleinrichtungen von alter Zeit her forts gedauert haben bis sich das deutsche Haus Uberti dagegen erhob Friedrich II. den Edlen von Toscana aufhalf, wie im Ostreich das heidnisch Alte in das christlich Neue in der Kunst stufenmäßig überging, so ist auch die Vulgarhistorie in Italien nicht unmittelbar neu geworden, sondern nur umgewandelt. Die florentinische Urgeschichte bei Malespini knüpft ihren Stoff an geschichtliche römische Ueberlieferung, die bei Villani, der in die Zeiten fiel, wo Petrarch alte Geschichte trieb und wo der berühmte Colarienzi von seiner lateinischen Lecture lebendige Anwendung machte, eigentliche Bekanntschaft mit römischer Ges schichte und gelehrte Kenntniß des Livius und. Sallust, des Statius und Lucan wird. Das Aufsuchen eines Völkerconnerus ist das Charakteristische, was die Mährchen der Florentiner mit den Werken der leßten Römer verbindet, wie es sich z. B. im Jornandes oder in dem verlorenen. Geschichtbuche des Cassiodor findet, und auch nachher auf die nordischen Nationen kam, die vielfache Stoffe dieser Art in ihre Volksgeschichten und Gedichte aufnahmen. Daß eine gewisse historische Literatur auch in Toscana nie ganz ausstarb, oder doch bald nach den ersten Verwüstungen der Germanen wieder erwachte, ließe sich ver

[ocr errors]
[ocr errors]

.

[ocr errors]
« AnteriorContinuar »