Imágenes de páginas
PDF
EPUB

achtungswürdig dasteht, läßt sich nicht verkennen. Eine denks würdige Tapferkeit seßte man in dem unbedeutenden Fort la Scarperia 61 Tage lang mit einer Hand voll Leute unter eis nem deutschen Hauptmann den größten Anstrengungen, Stürmen und Minen eines starken Heeres entgegen, dessen beabsichtigte Unternehmungen dadurch scheiterten. Dabei wird es ganz klar, daß es in Einer Hinsicht für Florenz damals ein Glück war, seiner Großen entledigt zu seyn. Håtte sich damals, wie es unter der Fortdauer der alten Eifersucht nicht gefehlt haben würde, wieder wie sonst in Florenz, und wie in allen toscanis schen Städten auch damals der Fall war, die Erscheinung von übermächtigen Großen und das Spiel ihrer Intriguen erneuert, håtte Florenz damals nicht die toscanischen Städte theils in eis nen Bund vereinigt, theils in Besitz genommen und also selbst Vortheil von diesen Unruhen gezogen 65), so würden dem Erzbischofe unstreitig seine Absichten ganz anders gelungen seyn. Die Stadt machte damals unglaubliche Anstrengungen. Man stellte den persönlichen Dienst der Contadini ab, so weit er nuzlos schien, und warf dafür eine Steuer aus; sobald der Dienst nöthig ward, erhielt diese eine verhältnißmåßige Verrins gerung. Die Geistlichkeit ward besteuert, die Gabellen theilweise erhöht, und die Stadt erhielt so die jährliche Einnahme von 300,000 Gulden, was nach den vorherigen Verlusten gewiß be deutend ist. Zugleich wendet sich der Staat auf einmal von der Kirche zu dem deutschen Könige, und fährt also fort sein altes Verhältniß zur Kirche lockerer zu machen, was in der Folgezeit immer sichtbarer und wichtiger ward. Aus allen folgenden Bes gebenheiten hebe ich nun vorzugsweise diejenigen hervor, die klar machen, wie auf der Einen Seite Unerfahrenheit und Unkunde der Regierenden den Staat hier und da schwach und schwankend erscheinen läßt, während ihn die herrschende Einigs keit und die spießbürgerliche Moralitåt der rohen, ehrbaren und einfachen Bürger einer Art von Perückenzeit, inneren Halt und Festigkeit, ja selbst Würde gibt, und wie sogar die Dauer des bürgerlichen Regiments die Nachbarn in Furcht vor dem Geist

65) II, 46.

des Republicanismus seßt. Nach dem Tode des Erzbischofs 1354 hatte Florenz den Malatesta von Rimini gegen die Compagna des Fra Moriale schwach unterstüßt, und als dieser dann den Beginn machte, sie abzukaufen, forderte sie überall Contributionen und konnte auch den Rettoren in Florenz die Summe von 25,000 Gulden abpressen. Um dieselbe Zeit hatte sich, als der Kaiser Carl nach Italien kam, Pisa unter liberalen Bedingungen ihm ergeben. Florenz rüstetete sich, schickte jedoch zu gleicher Zeit Gesandte, die über einen billigen Vergleich unters handlen sollten; Matteo lobt dieß Verfahren, eines von beiden aber war offenbar thöricht. Unsicherheit und Rathlosigkeit der Art aber findet sich in der ganzen Folge. Der Kaiser erscheint in Pisa und benußt die Zwiste der Matraversi und Bergolini, um sich zum Herrn der Stadt zu machen; Florenz führte die beschlossene Ausrüstung der Castelle nicht aus; es vertraute auf Perugia und Siena, und trat vor den Kaiser mit einer insolenten Gesandtschaft auf. Siena war innerlich zerrissen und verrieth und verließ Florenz 66). Wollten die Florentiner die Volksherrschaft in Toscana beliebt machen, so durften sie weder diese Parthetungen in Siena gleichgültig dulden, noch in Volterra die Tyrannei der Söhne des Messer Ottaviano de' Belforti, noch in Sammignano die Zwiste der Malpigli und Mangiadori gestatten. Weil sie nachsahen, so folgten beide leßteren Orte alsbald Siena's Beispiel. Dazu wurden die geheimsten Rathschläge der Prioren an den Kaiser verrathen 67), und Matteo findet nur noch in der alten Einrichtung eine Rettung, welche den Rettoren, die nur auf zwei Monate gewählt sind, doch nicht einen gar so schädlichen Einfluß gestattete 68). Håtte man während des Kaisers Aufenthalt in Mantua Gesandte an ihn geschickt, so wäre sicher ein billiger Vertrag erhalten worden; jeßt mußte man schwere Summen anwenden. Daß indessen, wie Matteo will 69), die Rettoren vergessen hatten, daß die Bewilligungen, die man erkaufen mußte, schon früher dem påbstlichen Stuhle

66) IV, 61. 67) IV, 66. 68) IV, 69.

69) IV, 73.

vom Kaiser zu Gunsten Florenzens eidlich gemacht worden waren, scheint unwahrscheinlich. Die Kirche war nicht in der Lage zu helfen und sie mußten es wohl vergessen. Auf die hier verras thene Schwäche der florentinischen Regierung bauten offenbar die Pisaner, als sie von Bernabo gereizt, und angeregt durch die Häupter des damaligen Gouvernements in Pisa, die sich durch einen Krieg mit Florenz zu festigen wünschten, 1356 ihre Handelsverträge mit der Republik brachen. Die Florentis ner ernannten einen Ausschuß der sogenannten dieci del mare, und dieser ergriff sehr treffliche Maßregeln, die die Pisaner in die höchste Verlegenheit brachten. Der Umstand, daß solche außer ordentliche Magistrate, wie sich auch später wiederholt, damals ihre Aemter mit großer Gewissenhaftigkeit und Wirksamkeit führten, spricht äußerst stark für die gute Zucht und einen gewissen sittlichen Kern der Zeit, und diese Seiten des damaligen Lebens erkennt auch gleicherweise Matteo 70) und Macchiavell, und jener ist ein so großer Freund der durch die Gleichheit und Einigkeit der Bürger herbeigeführten Ruhe, daß er die ersten Regungen des alten Guelfenwesens durch einige der Regierung feindliche Häuser, die die alten Partheiungen wieder ins Leben zu rufen drohten, mit großem Unbehagen ansieht. Die Rüstungen gegen Pisa verursachten dem Staate große Kosten;

70) VIII, 24. La città dentro per l'ordine de' divieti delle famiglie de' popolani, quando alcuno era tratto agli uficj de' Collegi, haveva fatto venire il reggimento del Comune in molta gente d'ogni ragione, e 'l più in artefici minuti e in singulari e nuovi cittadini, e a costoro quasi non toccava divieto, perchè non erano di consorteria: si che frequentemente ritornavano alli uficj, e grandi e potenti cittadini delle gran famiglie vi tornavano di rado. Ancora poca differenza si faceva per uno comune buono stato degli huomini e chi era sanza vergogna a' tempi, che s'insaccavano per squittino generale gli huomini all' uficio del priorato, si provedea dinanzi cogli amici e colle preghiere e con doni e con spessi conviti. E per questo modo più indegni e inliciti huomini si trovavano a gli uficj, che virtuosi e degni. Nondimeno la cittadinanza era più unita al comune bene; le sette aveano meno luogo: ei nuovi e piccoli cittadini nelli uficj non haveano ardire a far male nella infanzia de' loro magistrati.

sie zu decken griff man zu allerhand verkehrten Maßregeln "). Dabei hielten die Compagnien des Conte di Lando und Anichino di Bongardo die Stadt fortwährend in Anstrengungen. Die der Regierung auffäßigen Großen machten sich die Anwesenheit des Cardinallegaten von Spanien zu Nuß, um ihn dahin zu bringen, gegen die ausdrückliche Erklärung der Gemeinde, mit der Companie des Lando Namens der Stadt Florenz einen Vers trag zur Abkaufung mit 80,000 Gulden zu machen. Dieß war eine weitere Veranlassung für Florenz, die gewohnte Guelfischrömische Politik immer mehr aus dem Auge zu seßen. Die Flos rentiner behaupteten, indem sie damals ein größeres Geldopfer brachten, um nicht mit kleinerem Schande zu kaufen, eine wurdige Stellung. Sie verbanden sich mit Mailand, Padua und Ferrara gegen die Compagnien, und weigerten standhaft, selbst als von dem Markgrafen von Montferrat, der sie in Sold nehmen wollte, ehrenvolle Bedingungen angeboten wurden, um einen Durchmarsch durch das florentinische Gebiet zu erhalten, diesen zu gestatten 72). Sie stellten unter dem wackeren Pandolfo de' Malatesti ihr Heer voll Zuversicht dem Grafen von Lando im Campo alle Mosche gegenüber, der es dann vermied, die selbst verlangte Schlacht zu schlagen und sich ins Luchesische zog, wohin man ihm weislich nicht folgte, um nicht den Frieden mit Pisa zu brechen, das indessen der Compagne allen Vorschub leis stete. Als nachher der Vicomte von Romagna, Niccola Acciajuoli, nach Florenz kam, um (wenn ich mich gleich recht bes finne, im Auftrag des Königs von Neapel) Hülfe gegen Anichino und seine Compagnie zu erbitten, zeigt sich in dem Verdachte, den man auf diesen Mann wirft, wieder ein Mißtrauen gegen Rom, und vielleicht noch mehr war jener Verdacht eine Auße

71) Man scheute sich neue Steuern auszuschreiben, und eröffnete eine neue Anleihe. Für hundert eingelegte Gulden schrieb man dreihundert gut. Den dadurch steigenden Wucher und die nachtheiligen Folgen überhaupt, die dieß hatte, gibt Matteo sehr gut an p. 508 in den Worten: quelli che bene loro. Das Aehnliche wiederholt sich später als die Compagnien Florenz bedrohten. f. IX, 3. XI, 38.

72) p. 556.

rung des Argwohnes gegen Männer von Ansehen, von denen man für die Volksherrschaft besorgte. Denn mehrmals, wieder holt sich jest in Florenz das mißtrauische Beobachten solcher Leute, wie denn gleich nachher, als durch die steten Reibungen der Pisaner endlich doch der Krieg mit ihnen ausgebrochen war, den die Florentiner lange vermieden hatten, der brauchbare Bonifazio Lupo von Parma, der den Krieg mit trefflichem Erfolge begann, wegen seines geheimnißvollen und willkührlichen Benehmens vom Commando entferut ward; und gleich darauf begegneten sie den argen Forderungen des Pandolfo Malatesta, den sie wieder zum Hauptmann machten. Die Kriege mit Pisa, mit Bernabo und dem Pabste sind der Florentiner Stolz. Eine große Militär- und Geldmacht ward in ihnen allerdings ents wickelt, und besonders ist die Leitung des lezten durch die 1375 gewählten Achtmänner des Krieges von allen Geschichtschreibern mit Anerkennung und Wårme betrachtet worden, und dieß mit Recht, denn die Stadt hatte mit mißlichen und gefährlichen Verhältnissen dabei zu kämpfen. Sie verfiel in Bann, der indeß nach Macchiavells Worten nicht beachtet ward, „weil jene Bürger das Vaterland mehr liebten als ihre Seelen." Das Harte dabei aber war, daß man alles Eigenthum florentinischer Bürger in Frankreich und andern Orten in Folge des Inters dicts einzog. Die freisinnigen Achtmänner unterstüßten gleich Anfangs Bologna durch hingeschickte Truppen und Commandanten gegen den Legaten und dieß schwächte sogleich die Hoffnun gen des Pabstes, dem es auch mißlang, die Achte zu verdächtigen und das florentinische Volk gegen sie aufzuhehen. Dieses im Gegentheil bestätigte ihnen jedes Jahr ihre Gewalt; von Geld erschöpft legte die Regierung dem Clerus Steuern auf, verkaufte heiliges Geråthe, erklärte das eine Zeitlang beobachtete Interdict für ungültig, zwang alle Priester den Gottesdienst zu verrichten und strafte die, die sich entfernten. Der Pabst zeigte sich schon geneigt zum Frieden, als er 1378 starb.

Von einer ähnlichen Bedeutung, wie die Schriften der Villani für die Geschichte der Geldmacht und Industrieblüthe in Florenz sind, ist für die damit verbundene oder unmittelbar fol gende Wichtigkeit, welche Gesandtschaft, Unterhandlungskunst und alle Art von diplomatischem Verkehr erhalten, Donato

« AnteriorContinuar »