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muthen, auch wenn nicht Malespini selbst es sagte® 2), der seine Weisheit aus gewissen alten Handschriften zu haben behauptet, deren nur ein großer Theil durch Feuer verloren gegangen sey, und wenn nicht andere Zeugnisse da wåren, die Malespini's Aussage bekräftigen und die ich gleich unten noch besonders be rühren muß. Mit diesen alten. Traditionen, von denen uns Malespini's eigne Arbeit freilich nicht viel erwarten läßt, verbindet sich dann ein ganz dichterisches Moment, das aus Volks, erzählungen und Städtesagen entlehnt ist, wie sie nachher in den Novellisten gesammelt sind. Darum nennt auch Malespini sein Werk mehrmals eine Novelle, und dieß vergleicht ihn den alten Logographen. Was seinen öffentlichen Charakter angeht, so ist es aus seinen eigenen Berichten bekannt, daß seine Familie in die ersten inneren Streitigkeiten verwickelt war, obwohl nur aus Verwandtschaft mit einem der streitenden Häuser. Eine politische Tendenz muß man auch in den anfänglichen Zwisten in Florenz nicht suchen und darum wechselten auch die Familien in jenen Zeiten so oft die Farbe. Es ist von Dante's Eltern bekannt, daß sie einer andern Parthei angehörten als der Sohn, der sogar selbst anfänglich guelfisch war, und ebenso blieb Ris cordano's Neffe im Val di Nievole als Bianco, obgleich sein Oheim feiner ganzen Darstellung der innern Verhältnisse nach guelfisch ist wie Villani, wie er denn den Zustand der Stadt unter der kurzen Herrschaft der Guelfen nach 1250 als die.

2) Cap. 41. Ora abbiamo detto siccome Firenze fue rifatta e Fiesole disfatta, secondo che Ricord. Malespini trovò iscritto, siccome addietro dicemmo. E io sopradetto Ricordano ebbi in parte le sopradette iscritture da un nobile cittadino Romano, il cui nome fu Fiorello di Liello Capocci, il quale Fiorello ebbe le dette iscritture di suoi antecessori, scritte al tempo, in parte quando i Romani disfeciono Fiesole, e parte poi: perochè 'l detto Fiorello l' ebbe, che fu uno de' detti Capocci, il quale si dilettò molto di scrivere cose passate, ed eziandio anche molto si dilettò di cose di strologia. Poi al tempo di Carlo Magno fu un- Africo Capocci, il quale trovando in casa loro a Roma le sopraddette iscritture, seguito lo scrivere de' fatti di Fiesole, e di Firenze, e di molte altre cose, etc.

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glücklichste Lage preist ). Wie wenig auch diese Fehden auf politischen Meinungen beruhten (selbst noch nach Friedrich II., in dessen Zeit man übrigens die Sonderung der politischen Grundsäße seßen muß), zeigt recht auffallend der Gegensaß zwischen der grausamen Erbitterung, mit der sich die Familien als solche verfolgten, und der großen gutmüthigen Einfalt, die damals noch in den Verhältnissen zwischen Florenz und Pisa sichtbar ist, so wie in dem Zuge gegen die Ghibellinen in Viterbo 1255, auf welchem Graf Guido Guerra ohne Wissen der Commune diese Parthei auch aus Arezzo vertrieb, worauf die Florentiner vor diese Stadt rückten, um ihr Feinde wieder einzufeßen, was jedoch nicht geschehen konnte, ohne daß sie den Grafen mit einer Geldsumme bewogen herauszugehen. Erst nachdem sich in jener Periode die Guelfen als herrschende Parthei aufgethan hatten, dann als der Bruch durch den großen Sieg des troßigen 4) Farinata bei Montaperti 1260 unheilbar geworden war, ganz besonders aber, als hernach die Guelfen durch Earl von Anjou wieder emporkamen und ein mobiles Partheivermögen anlegten, um eine stete Macht gegen die Ghibellinen bereit zu haben, erst da festigte sich die politische Feindschaft mehr und mehr. Doch sey es, daß Malespini aus persönlicher Neigung, oder aus welchen Ursachen er wolle, von dem Einfluß der Partheiungen frei blieb, seine Geschichte kennt nichts von der großen Heftigkeit des Dino Compagni, der wie Dante im frischen Zorne über die gänzliche Verjagung der Ghibellinen schrieb. Doch ehe ich von diesem rede, muß ich noch einmal. auf die Quellen des Malespini zurückkommen.

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Tiraboschi hat bei Erwähnung dieser alten Handschriften, die Malespini erwähnt, mit einem freilich natürlichen Vorurtheile geseufzt, Gott möge wissen, was das für Manuscripte gewesen seyen. Mit einigem Fleiße hätte er übrigens der Art

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3) Cap. 152. Erano in quel tempo i Fiorentini uniti per lo buono Popolo, e andavano in persona a cavallo e a piede nell' oste con buono è franco coraggio; e nel detto anno (1251) tornati i Fiorentini colle dette vittorie, la Città montò molto in istato, e in grandezza, e in richezza, e in tranquillo grande.

4) Come avesse lo'nferno in gran dispitto. Dante.

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dieser Schriften auf die Spur kommen können; und ich muß überhaupt bei dieser Gelegenheit bedauern, daß ich für meine Zwecke von den sonst trefflichen Literatoren der Italiener und Franzosen so wenig Gebrauch machen konnte, daß ich sie weiter, hin wohl kaum noch erwähnen werde. Ich rede nicht von Lites ratur und Buchtiteln, sondern von der Ausbildung der Wissen, schaft und ihrem Verhältniß zum Leben; ich muß die Geschichte kennen, nicht nur abschreiben, ich muß die Bücher gelesen, nicht blos durchblättert haben. Wie aber urtheilt nicht Muratori über einzelne seiner aufgenommenen Autoren, und wie schreibt Tiraboschi z. B. über den trefflichen Dino ihm, über Pieri den Vorrednern der Ausgabe, über Andere Andern nach! Der angeführte Ausrüf Tiraboschi's ist darum leichtfertig, weil es eine mehr als erwiesene Sache ist, daß die Florentiner sehr alte Familienbücher hatten, die zwar nicht historische Werke, aber doch Erinnerungen waren, die für mehr als bloße Genealogien ge= halten werden müssen. Sollte dafür das Zeugniß des Malespini oder des Matheo Corsini nicht genügen, so ist vielleicht das des Velluti geeigneter zu bürgen 5). Actenstücke und Documente wurden in den Familien gewissenhaft aufgehoben, weil die Großen bald von der Gemeinde ihrer Besitzungen beraubt, bald wieder von den Kaisern darin geschüßt wurden, weil sie oft ihre Güter veräußerten und dann wieder in Anspruch nahmen, von welchem Allem fast noch in vorgeschichtlicher Zeit Beispiele vorliegen; an solche Vorfälle knüpften sich oft interessante Facten, und diese verwandelten die ursprünglichen genealogischen Labellen in Familienchroniken, und griffen die Familien in die Angelegenheiten der Stadt ein, sö erwuchs daraus eine zugefügte Erzählung der Zeitbegebenheiten in Florenz. Diese Memoiren stehen im umgekehrten Verhältniß zu den heutigen; sie enthalten eben so viel unverhüllte und naive Wahrheit, als jene Schmeichelei und

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5) Velluti, cronica di Firenze dal 1300 - 1370. 1731. p. 1. Considerando, che ogni uomo è mortale - mi pensai di fare ricordanza e memoria di ciò, che intorno alla detta materia ho udito da mio padre, e que' che sono stati più antichi di me, e ho veduto per carte, libri, e altre scritture, avvegnadioché poche ho veduto e conosciuto da me.

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Heuchelei, Entstellung und Füge, Verleumdung und Schmähi sucht; denn sie sind nicht wie jene auf Speculation, "sondern blos für die Familie, und nicht einmal auf, die Oeffentlichkeit berechnet, wie denn der Mediceer, der die Erinnerungen dieses® Hauses, die zum Theil durch Roscon bekannt geworden find, begann, ausdrücklich Geheimhaltung derselben seinen Nachkommen auflegt, und wie Morelli überzeugt ist, daß seine Schrift nicht in fremde Hånde kommen werde. Solcher Denkmale sind® uns (zum Theil aus frühen Jahrhunderten) viele übrig geblies ben 6), und wenn ich hier nicht ausschließlich die Werke im Auge hätte, die einen wirklichen historischen Werth haben oder doch mindestens Werken vorarbeitetent, die diesen Werth besigen, so müßte ich und könnte ich sehr füglich eine lange Reihe solcher Ricordanzen neben den eigentlichen Geschichtswerken aufführen und an einer artigen Literatur von Genealogisten und Annalisten könnte ich eine besondere florentinische Familien und Adelge, schichtschreibung erläutern. Wer die. Natur dieser Schriften, die Art ihrer Entstehung, den Werth, den sie theilweise durch die beigefügte Geschichte der Zeitbegebenheiten in Florenz erhalten, an einem Beispiele kennen lernen will, den verweise ich am

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6) Ich will, nur einige ältere anführen. Von den Familien Guicciardini und Cavalcanti hat man unbedeutende Stücke aus dem 13. Jahrhundert. In dem 14ten sind sie schon sehr häufig. Neri Alfieri dello Strinato Raminghi von 1312 an; Matheo Corsini, der nach Negri (p. 403) eine Geschichte des heiligen Andrea Corsni aus seiner Familie schrieb; Lapo Nicollini, von 1379 an; die der Mediceer begann Messer Fuligno 1373; Jacopo Salviati von 1398 - 1411; die Peruzzi von 1308; die Monachi von 1348; Pitti von 1374 an. Paolini Pieri von 1080-1305 ist Rom. 1755 gedruckt, eine schlechte Wahl! Noch dazu seht der Herausgeber Adami, seine kahle Chronik unsinniger Weise über Malespini und Villani. Oeffentlich sind auch Lapo di Castiglionchio's Memoiren; die in der eigenen Form von Belehrungsbriefen an seinen Sohn, vieles über Familien- u. Stadtgeschichte enthalten; diese verdienten den Druck eher, denn der Verf. ist als Grammatiker, Rhetor, Moralist, Rechtsgelehrter, Staats- und Partheimann berühmt. ein Freund Petrarchs und mit ihm um die Auffindung und Verbreitung des Cicero verdient. Später werden diese Ricordanzen immer häufiger.

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besten auf Messer Pace da Certaldo, der eine Geschichte des Kriegs von Semifonte 7) schrieb, die in mancher Hinsicht eine sehr merkwürdige Erscheinung ist. Der Verfasser war 1273 ges boren, ein Zeitgenosse und Freund Giovanni Villani's. Ans: ihm weiß man nun, und kann von da wohl ungezwungene Schlüsse weiter machen, daß er von seinem Vater, historische, Schriften hinterlassen erhielt, die bis zu seinem Urgroßvater hinauf jedes Familienhaupt aufgezeichnet hatte. Aus ihm weiß man, daß er für sein kleines Buch auch in sonstigen Schriften Nachforschungen machte und daß ihm Villani in' diesen Unters suchungen an die Hand ging und ihm Documente mittheilte. Wir haben hier also schon in so früher Zeit die Behandlung eines Gegenstandes kritischer Geschichtsforschung, und dieses Buch berechtigt keineswegs zu dem Ausruf, der uns bei Tira, boschi auffiel. Im Anfang theilt Certaldo ein Instrument mit, nach welchem Semifonte sonst den Grafen Alberti gehörte und ihnen von Friedrich I. gegeben war. In diesem Actenstück werden dem Grafen Alberto degli Alberti gewisse Güter wieder zugestellt, die seine Vorfahren oder alii homines veräußert oder weggenommen hatten. Diese leßtern sind die Florentiner. Wollte. man eine genaue: Geschichte von Florenz schreiben, so würde dieß Buch hauptsächlich dazu dienen müssen, um zu schildern, wie die Florentiner ihre Grenzen erweiterten, die adlichen Schlößfer zu ihrer Commune schlugen, wie die Nachbarstådte eifersüchtig wurden, wie die Caftelle sich an die Kaiser wandten und diese fie unterstüßten. Hier wird aus urkundlichen Nachrichten ges zeigt, wie Semifonte von Friedrich I. an die Alberti gegeben und von Florenz befeindet ward; wie es dann an Florenz kam, ist der eigentliche Gegenstand des Werkes, das wirklich mit Anführung alter Actenstücke und mit kritischer Beurtheilung alter Chroniken geschrieben ist. Was aber merkwürdiger ist, man sieht hier schon an eingestreuten Reden den Anfang der den Italienern eigenthümlichen Art von Geschichtbehandlung und erstaunt über die natürliche Beredsamkeit dieses Mannes, die gegen die steife

7) Messer Pace da Certaldo storia della guerra di Semifonte. Fir. 1753. 8. Der Gegenstand dieser Geschichte wird von Villani s. a. 1202 mit wenigen Worten angegeben. (V, 30.).

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