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regiert. Er war ein langer, ansehnlicher Herr, sanftmüthig, milde, und der Unterthanen treuer Beschüßer, bei den Fürsten zu Sachsen wohlgehalten und ihr oberster Rath, und Herzog Georg's zu Sachsen Taufpathe, klug, weise und verständig", sagen Brotuff und Vulpius ohne Widerspruch darin erfahren zu können. Das vom Bischof Heinrich I. erbaute Schloß in Merseburg ließ er wegen seiner Unansehnlichkeit niederreißen und ein anderes, größeres an dessen Stelle errichten, darnach die Domkirche erneuern, erweis tern und verschönern, und mehrere andere Bauwerke aufführen, an denen er stets sein Wappen mit dem Raben der einen Ring im Schnabel trägt anzubringen befahl. Schafstädt fiel ihm 1496 als erledigtes Lehn zu, und für Ansprüche, die er an Carsdorf im Amte Freiburg und Braunsdorf erhob, trat ihm Herzog Albrecht von Sachsen 1497 die Dörfer Ostrau bei Dürrenberg und Lennewiz ab. Den Brüdern des gemeinschaftlichen Lebens gestattete er 1503 in Merseburg die Niederlassung, doch hatte das von ihnen bewohnte Gotthardskloster einen nur kurzen Bestand, und schen 1540 war hier kein Mitglied der Congregation mehr vorhanden. Die erste Buchdruckerei in Merseburg hat der Bischof selbst bewerkstelligt, da er Lucas Brandis, einen Delißscher, berief und ihm 300 Gulden zu seiner Einrichtung schenkte. Was diesen bewogen nach Lübeck überzusiedeln, wo er im Februar 1480 das erste Druckwerk (Hy hebet sych an dy Legend vom heylgen Flor ryan" 2c. 40 Blätter in kl. Fol.) veröffentlichte, ist unbekannt. Thilo verschied am 5. März 1514, sein Stift im blühenden Zustande, viele Vorräthe und 60,000 Goldgulden baares Geld hinterlassend.

Ihm folgte

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40. Adolf Fürst von Anhalt, geboren am 16. October 1458, erftlich Domherr zu Hildesheim, dann Dompropst zu Magdeburg, und seit 1507 Coadjutor seines Vorwesers. Unter seiner Regierung, die er mit Vertreis bung der Juden eröffnete, begannen die Kämpfe der lutherischen Reformation in den Grenzen des Bisthums. Adolf, gelehrt, keusch, barmherzig, gets tesfürchtig, ein guter Prediger und Theologus, redlich und wahrheitsliebend", war durchaus nicht gegen eine allgemeine Kirchenverbesserung, er selber leistete darin innerhalb seines Sprengels was ihm die Umstände erlaubten, allein die Art und Weise Luther's, eine Reformation mit unheilbarem Zwiespalt mißbilligte er, ließ deshalb auch die päpstliche Bannbulle gegen Luther vers kündigen und dessen Schriften am 23. Januar 1521 öffentlich verbrennen. Er verhinderte die Einführung der religiösen Neuerungen, soweit ihm der Arm des Schußherrn Georg von Sachsen beizustehen vermochte, aber in andern Aemtern wie Grimma und Borna, die unter der Hoheit des Kurfürsten Friedrich standen, konnte er das Eindringen der Lehre Luther's nicht wehren: hier hörte seine geistliche Jurisdiction für immer auf. Die Thüringer Bauernaufstände (1525) encouragirten die bäuerliche Bevölkerung des Am tes Lauchstädt nicht wenig, und selbst Merseburg machte, als der Bischef gerade in Leipzig anwesend, einen herzhaften Anlauf, die Einsegung evans gelischer Geistlichen, Steuerermäßigung, Erweiterung von Gerechtsamen unt manches Andere zu erzwingen. Im Juni 1525 erschien aber der Herzog Georg von Sachsen mit 500 zu Roß und 500 zu Fuß, und machte der gan

zen tumultuarischen Wirthschaft, die seit einigen Wochen geherrscht, ein Ende, in Merseburg sowohl als auf den Dörfern durch Hinrichtungen, Gefängniß- und Geldstrafen vor ähnlichen Auftritten warnend. Dann kehrte Adolf, der am 16. Mai die Einweihung der neuerbauten Nicolaikirche in Leipzig vorgenommen, in sein Bisthum zurück, und starb am 23. März 1526, wie man sagt der Lehre Luther's weniger abgeneigt denn früher. Darf man den Chronisten trauen, hat er sich auch um die Rechtspflege in feinem Stift verdient gemacht.

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41. Vincenz von Schleiniß aus dem Hause Eulau bei Naumburg, bisber Dechant zu Merseburg und Domherr zu Naumburg, wird „als ein frommer Herr und guter Haushalter“ gerühmt, der indeß in weltlichen Dingen ein schwacher Mann gewesen sein soll. Denn Conrad Krafft und George Reuter, deren jener Kammer- Meister, dieser aber Gleitsmann und Stadtrichter war, die hatten sein Herz und Willen in Händen", sagt Vulpius. Unter ihm machte sich die Ausbreitung der religiösen Umgestaltungen bereits so geltend, daß Mangel an katholischen Geistlichen fühlbar wurde. Er starb am Palmsonntage 1535, die äußeren Verhältnisse des Stifts in gutem Zuhande, reiche Getreidevorräthe und einen Schaß von 33,000 Goldgulden hinterlassend. Begraben ward er wie sein Vorweser im Dom.

Nach ihm wählte das Capitel am 13. April

42. Sigismund von Lindenau, bisherigen Domdechanten. So sehr er gegen die Reformation eiferte, so wenig vermochte er ste zu hindern, und als Herzog Georg von Sachsen starb, fehlte es ihm gänzlich an durchgreifender Kraft. Er bemühte sich den strenggläubigen Herzog Heinrich von Braunschweig zum Schußherrn des Stifts zu machen, sah aber seine Versuche verritelt, als Heinrich 1542 von den schmalkaldischen Bundesgenossen aus seinem eigenen Lande vertrieben wurde. So mußte er denn die Dinge gehen laffen wie sie wollten. Lüßen war das erste Amt wo die Reformation einaeführt wurde (1542), und 1543 hörte man auch in Merseburg im Geiste Luther's predigen. Wohl oder übel gab er die Erlaubniß zur Anstellung evangelischer Geistlicher. Des Anblicks der weitern Fortschritte der Religionsneuerungen enthob ihn der Tod am 4. Januar 1544.

Gezwungen postulirte nun das größtentheils noch katholische Capitel den Herzog August zu Sachsen zum Administrator des Stifts, der sich ten 1532 lutherisch gewordenen Prälaten Fürst Georg III. von Anhalt zum Coadjutor wählte, welcher selbstverständlich mit Macht auf Reformirung des gesammten Stiftes hinarbeitete, und dafür durch Errichtung eines Confiftoriums in Merseburg und eine Generalvisitation wie durch andere Veranstaltungen wirkte. Doch als Kaiser Carl V. in der Schlacht bei Mühlberg gesiegt und den schmalkaldischen Bund gedemüthigt, hatte die Administration ein Ende. Der Coadjutor Georg hielt am 7. November 1548 jeine Abschiedspredigt im Dome, blieb jedoch vorläufig noch in Merseburg. Den bis dahin vereinsamten Bischofsstuhl bestieg

43. Michael Sidonius. Er war im Jahre 1506 in der Reichsstadt Eflingen von armen und geringen Eltern geboren, und studirte mit Unter

ftüßung Anderer auf verschiedenen Academien, namentlich zu Tübingen, wo er auch Magister artium wurde. Von dort begab er sich nach Mainz, wo er sowohl der Kirche als der Schule diente, und die Theologie mit solchem Eifer tractirte, daß man ihm 1543 die Würde eines Doctors derselben ertheilte. Darauf wurde er Suffragan des Erzbischofs Albert II. wie sei nes Nachfolgers Sebastian von Heusenstamm, und Papst Paul III. ers nannte ihn zum Bischof in partibus infidelium von Sidon, weshalb er Sidonius genannt worden, welchen Namen er stets beibehielt, obschon er eigentlich Helding hieß. Hier in Mainz schrieb er seinen Katechismus, den er Institutio ad christianam pietatem nennt, und der zum Gebrauch da studirenden Adligen am Hofe bestimmt war. Flacius fand sich bemüßigt diesen Katechismus 1550 in einer besondern Schrift heftig anzugreifen. Im Jahre 1547 ward er vom Kaiser zu Augsburg über die Hauptkirche gesezt, wo er sehr oft predigte. Fünfzehn dieser Kanzelvorträge sind zu Ingolftatt 1554 gedruckt. Laurentius Surius überseßte sie in das Lateinische. Berns hard Ziegler zu Leipzig hat gegen sie eine besondere Schrift erscheinen lassen. Am denkwürdigsten ist, daß er einer der Mitarbeiter am sogenannten Augsburger Interim. Weil er sich überhaupt sehr eifrig gegen den Proteftantismus erzeigte, wurde ihm gleichsam als Anerkennung das Bisthum Merieburg vom Kaiser 1548 angetragen. Ein Theil des Capitels hatte dringent um einen katholischen Bischof gebeten. Michael kam im November 1550 in Merseburg an. Mehrere Capitularen aber, vor Allen Georg von Anhalt, nöthigten ihm das eidliche Versprechen ab, in dem Stand der dermaliger Religionsverhältnisse keine eigenmächtige Veränderung vornehmen und and die verehelichten Priester von den Pfarrämtern nicht ausschließen zu wollen. In Wahrheit, ein so strenger Katholik er war, und so groß sein Widerwille gegen Luther, erkannte er gar bald, wie mißlich es sei in dieser Diocese dem Protestantismus entgegen zu treten, zumal seit Abschluß des Passauer Vers trags. Melanchthon und Georg von Anhalt rühmen deshalb von ihm Mäßigung, und Leßterer berichtet auch, daß er mehrere Predigten von den Wohlthaten, der Gnade Christi und dem Glauben gehalten, die keineswegs streng katholisch gewesen, daß er aber in dieser Richtung nicht fortgefahren sei. Im Jahre 1550 wohnte Sidonius dem Reichstage zu Augsburg bei, und 1557 führte er zu Worms das Wort für die rechtgläubige Kirche. An dem Concil zu Trient befand er sich ebenfalls. Kaiser Ferdinand I. made ihn zum Beisiger des Reichskammergerichts zu Speier (1558), worauf a cine Administration in Merseburg, wo er sich unbehaglich genug fühlen mußte, einseßte, und nie wieder dahin zurückkehrte. Er starb zu Wien am 30. September 1561, und ward im St. Stefansdome daselbst beigefeßt. Er hat sein Andenken durch schöne Bauten und ungemeine Wohlthätigke gegen Bedürftige, namentlich gegen Personen der Wissenschaft, unvergeßlic gemacht. Seine Institutio ad christianam pietatem wurde den Decre tis Concilii provincialis Moguntini beigefügt. Ferner erschien 1549 zu Mainz ein Band Predigten, wie seine Explicatio paraphrastica Missae.

Michael Sidonius ist der lezte Bischof von Merseburg. Kaiserlic Abgesandte versuchten zwar die Einseßung eines neuen katholischen Bischois.

Kurfürst August von Sachsen wußte aber seinem achtjährigen Sohne Alerander die Postulation als Administrator zu verschaffen. Dieser starb 1565, und August übernahm zum andern Male die Administration; 1586 erhielt sie Kurfürst Christian I., und 1591 übernahm sie Kurfürst Johann Georg I., der die ewige Postulation für seine Nachkommen empfing.

XXX.

Minden.

(Bisthum.)

Bei Jei genauer Prüfung der vorhandenen Nachrichten über das vers stehende Bisthum, das von ziemlich untergeordneter Bedeutung, scheint es sich mit ziemlicher Gewißheit zu ergeben, daß man das Alter desselben fai durchgängig entweder zu weit oder zu kurz hinaus versezt hat. Der Sacr nach fällt die Errichtung der Kirche zu Minden in das Jahr 780, und tre ist nicht geradezu zu verwerfen, wenn man es nicht ohne Weiteres auf Errichtung des dortigen Hochstifts beziehen will. Ganz im Unrecht sind die. welche die fragliche Stiftung in das Jahr 803 verlegen. Wahrscheinlich aber erhob Karl der Große Minden zum Sig eines Bischofs gleichzeitig mi der Erhebung des Cölner Bischofs Hildebold zum Erzbischof, mithin zwischen 794 und 799, und stellte das neue Episcopat unter die geistliche Überaufs sicht des Lezteren. Wäre das Bisthum früher vorhanden gewesen, würte wir jedenfalls etwas Sicheres über dessen Suffraganatsverhältnisse wisser, so gut wie z. B. über den fünfhundert Jahr früher vorhandenen cölnisc Sprengel. In Wahrheit beginnt die Tradition über Hercumbert als erjica mindenschen Bischof erst als sie ihn zugleich Suffragan Hildebold's nennt.

Die Bischöfe waren Reichsfürsten. Sie empfingen die Regalien zuer von Otto I. im Jahre 961. Kaiser Heinrich II. ertheilte ihnen die Berugs niß Zollstellen in ihrem Bisthum anzulegen und die Ausübung der Müns gerechtigkeit. Und weil die geistlichen Regenten von Cöln und Münster Freigerichte und Freistühle nach Fehmrecht halten durften, bewilligte Kaiset Ludwig den Bischöfen von Minden dieselbe Gnade (1332).

Die Grenzen des Bisthums waren im Often die Grafschaft Schaum burg, gegen Süden die Grafschaft Ravensberg, gegen Westen das Bisthum Osnabrück, im Norden die Grafschaften Diepholz und Hoya.

Es gehörten dazu die Städte Minden und Lübbeke und folgende fünf Aemter:

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