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erlassen, besteuerte aber die Geistlichen um so höher. Auf ihr Murren pflegte er öfter zu antworten: Ihr arbeitet nicht, ihr verdient euer Brod nur mi Singen und Sünden. Den weltlichen Fürsten und Machthabern gegenüber war er streng auf seine Rechte bedacht, und konnte deshalb mancherlei Strei tigkeiten nicht vermeiden. Er hat sich gewehrt gegen den Kaiser und das Kammergericht, gegen Städte und Corporationen, und niemals den Küre ren gezogen. Mannigfach verleumdet, ist ihm und dem Capitel später aud von Luther die Errichtung eines öffentlichen Frauenhauses zu Zeiz (1510) heftig vorgeworfen worden. Doch starb er von allem Volk tief betrauert weil aufrichtig geliebt, im Jahre 1517 zu Zeiz, und ward im Dom zu Naum burg beigefeßt.

Das Capitel wählte nun Vincenz von Schleiniß, aber Kurfür Friedrich von Sachsen und sein Bruder Johann brachten es dahin, daß jene Wahl aufgehoben und

40. Philipp, Bischof von Freisingen (s. daselbst), auch noch Bischer von Naumburg ward und es bis 1541 blieb. Er kam nur selten in's Stift, ließ vielmehr dessen Angelegenheiten durch seinen Canzler, den Doctor Hein rich Schmiedeberger, und seinen Statthalter Eberhard von Thor besorgen. Luther's Auftreten bewirkte hier wie anderwärts mancherlei Veränderungen. Seine Lehre fand in Zeiz wie in Naumburg viele Anhänger, und Philipv war auch hier andererseits auf Erhaltung des katholischen Glaubens bedacht. Endlich, nach mancherlei Kämpfen von beiden Seiten, wurde auf furfürst lichen Befehl in Naumburg der lutherischen Religion bleibende Stätte berei tet. In Zeiz würde der Bischof wahrscheinlich durchgedrungen sein, wenn sich nicht der Kurfürst ebenfalls in's Mittel gelegt und den Lutherischgesinnten Vorschub geleistet hätte, natürlich nicht ohne Verlegung der Stiftsrechte. Doch wagte er erst nach dem Tode Philipp's ohne Rückhalt im Interesse der Lutherischen vorzuschreiten.

Beide Capitel, zu Zeiz und Naumburg, wählten jezt schleunigst, ob schon der Kurfürst ihnen gerathen, nicht zu eilen und auf einen der Reformas tion geneigten Mann ihr Auge zu lenken,

41. Julius (von) Pflug, Sohn Cäsar's von Pflug auf Eitra, des Herzogs Georg zu Sachsen erster Rath, und der Magdalene von Carlowis, der 1514 in seinem fünfzehnten Lebensjahre die Leipziger Universität bezogen, dann 1519 nach Bologna gegangen, und daselbst Doctor der Rechte gewor den war. Bald schwang er sich weiter empor, wurde Domherr zu Mainz, Meißen, Naumburg, dann Propft zu Zeiz, und vom Papste Leo X. beson ders begünstigt. In der Theologie war er sein eigener Lehrer. Später sehen wir ihn die Stellung seines Vaters, die eines Rathes bei dem Herzoge Georg einnehmen, in dessen Auftrage er 1530 den Reichstag zu Augsburg besuchte, und mit Melanchthon und Michael Vehe im Paulinerkloster zu Leipzig ein erfolgloses Religionsgespräch (1534) abhielt. Als Georg's Nachfolger Heinrich die Reformation einführte, trat Pflug als standhafter Vertheidiger des katholischen Glaubens auf, und widerstrebte ebenso den Zumuthungen des Kurfürsten Johann Friedrich, einen mißliebig gewordenen katholischen Prediger an der Nicolaikirche in Zeiz abzuseßen, und entweter selbst einen lutherischen Prädicanten anzustellen, oder ihm das Recht dazu

einzuräumen. Auch sonst unternahm er öffentlich und in der Stille Vieles, was die Verbreitung des Lutherthums erschwerte. Begreiflich verwarf jezt der Kurfürst seine Wahl zum Bischof. Der Kaiser bedeutete ihn zwar, es sei nicht seine Sache, sich dahinein zu mischen, er folle dem Capitel freie Hand und sein Recht lassen, troßdem aber ergriff der Kurfürst die entgegengefeßten Maßregeln: er ließ das Schloß zu Zeiz von seinen Råthen beseßen, das Domcapitel der Regierung entheben, und übertrug die oberste Führung derselben seinem Rathe Philipp Rosenecker. Er bot Luther das Bisthum an, dann dem Naumburger Superintendenten Medler, endlich Nicolaus von Amsdorf, der es annahm. Der Kaiser sowohl als der Papst erkannten nur Pflug als Bischof, doch erst Carl V. siegreiche Waffen_brachten Amsdorf zum Weichen: im Mai 1547 wurde Julius mit gewaffneter Hand durch den Herzog August von Sachsen und Petrus de Colonna in Naumburg eingeführt. Als der Rath und das Volk zu Zeiz ihm huldigten, sicherte er den Anhängern Luther's Duldung ihres Glaubens innerhalb der gebührlichen Schranken zu. Inzwischen hatte er dem Colloquium zu Regensburg (1541) beigewohnt, und in Mainz (1543) unter dem Jesuiten Petrus Faber die Exercitia spiritualia gemacht. Als der Kaiser ihn aufforderte, auch bei dem zweiten Regensburger Religionsgespräche zugegen zu sein, und zwar als Borsigender, entschuldigte er sich mit seiner schwächlichen Gesundheit, in Wahrheit aber, weil er sich nichts davon versprach. In seinem Bisthum jah es unerfreulich genug aus. Fast alle Angehörigen waren lutherisch, die Priester beweibt, mehrere Stellen unbesezt, einige Klöster aufgehoben, das bischöfliche Einkommen, das dem vorigen unrechtmäßigen Inhaber Amsdorf mit 6000 Gulden, ungerechnet die Kosten für seine Tafel, garantirt worden, überaus geschmälert. Nichtsdestoweniger bemühte er sich, den Katholicismus wieder zu Leben und Ansehn zu bringen, obgleich er es selbst sagte, daß es nicht fruchten würde. In Wahrheit behielt das Lutherthum die Oberhand, und Pflug mußte noch kurz vor seinem Ende den Verkauf der Klostergüter ratificiren. Er suchte durch Errichtung von Schulen in Zeiz und Naumburg für die Kirche und Bildung überhaupt zu wirken, nahm sich der Armen und Nothleidenden an, rief viele gute Anstalten, besonders in Zeiz hervor, führte auch bessere Rechtsverhältnisse in seinem Sprengel herbei. Freund und Feind gedenken seiner mit Ruhm. Im Jahre 1548 war er auf dem Begauschen Convent, 1551 bis März 1552 auf dem Concil zu Trient, 1557 bei dem Colloquium zu Worms. Im April 1564 gestattete ihm Papst Pius IV. die Kelchreichung für seine Diöcesanen, und im August desselben Jahres den Dispens, auch außer den canonischen Zeiten die heiligen Weihen ertheilen zu dürfen. Doch starb er bereits am 3. September, und ward in der Cathedrale zu Zeiz beigeseßt. Mit ihm hört die bischöfliche Würde auf, und es beginnt die Reihe der Administratoren oder stiftsregierenden Herren aus dem Hause Sachsen, um welche wir uns hier nicht zu kümmern haben. Pflug's Schriften sind Belege für die Berehrung, die ihm die kirchlichen Parteien ohne Unterschied zollen: sind Zeugnisse seiner Gelehrsamkeit und seiner milden Gesinnung. Sie find turchgängig selten, besonders die Oratio funebris in mortem. Caroli V. (Dillingen 1559.)

Sonst nennen wir noch:

Explanatio singulorum Missae rituum.
Institutio Christiana ecclesiae Numburgensis.

De reipublicae restitutione ad principes et populum Germaniae. (Der Druck Andorf. 1553 hat den Titel: De reipublicae Germaniae seu imperio constituendo; die Ausgabe Francof. 1612 [,,edidit Christophorus Pflugius Julii ex fratre pronepos": De ordinanda reipubl. Germaniae oratio.)

De institutione Christiani hominis.

De vero Dei cultu.

Consilium Caesari datum in causa religionis.
De Sacrificiis Missae.

De Deo et sancta Trinitate.

De Reformatione christiana.

Admonitio ad Dioecesales verbi ministros.
De Justitia et Salute Christiani hominis.
Doctrina de Poenitentia, Fide et Charitate.
De Creatione Mundi.

De Schismate ad Germanos.

Vom ersten Sündenfall.

Das neue Interim.
Gemeine christliche Lahr.

Von christlicher Buße.

Wahrhaft klassisch im Stil ist die zu Ehren seines 1524 verstorbenen Lehrers Petrus Mosellanus gehaltene Rede, die der Rector Müller in Zeiz ihrer Seltenheit wegen von Neuem abdrucken ließ. Mehrere unge druckte Schriften sollen sich noch vor Kurzem in Zeiz befunden haben, wo Pflug selber den Grund zur Stiftsbibliothek legte. Die von ihm und an ihn geschriebenen Briefe, veröffentlicht von Müller (Leipzig 1802), find wichtig für die damalige Zeitgeschichte.

XXXIII.

Neustadt.

(Bisthum.)

Schon bei seiner Krönung zu Rom hatte Kaiser Friedrich III. im Einverständniß mit Papst Nicolaus V. die Errichtung eines Bisthums zu Neustadt beschloffen (1452), aber erst am 18. Januar 1468 erfolgte die Bulle, in der sie ausgesprochen ward. Die Collegiatkirche zu U. L. F. in Neustadt wurde der Dom desselben, und sein Umfang erstreckte sich nicht über das Stadtgebiet. Es ward sowohl von der bischöflichen wie von der Metropolitan Gerichtsbarkeit des Erzbischofs von Salzburg, zu dessen Sprengel Neustadt bisher gehörte, befreit, und stand demnach unmittelbar unter dem Papste. Die Ernennung der Bischöfe war dem Kaiser und seinen Nachfolgern in Desterreich und Steiermark ausdrücklich zuerkannt. Im Jahre 1476 trat das Bisthum endlich in's Leben. Friedrich ernannte zum ersten Bischof

1. Engelbert, geboren zu Paseil in Steiermark, gebildet an der Wies ner Universität, ehemals Lehrer des Prinzen Marimilian, dann Dechant an der Collegiatkirche U. L. F. zu Neustadt. Er wurde 1477 am Feste Mariă Verkündigung zu Rom vom Papste zum Bischof geweiht, und starb 1491 im Februar.

Ihm folgten

2. Augustin Giebinger, vorher Propft des regulirten Chorherrenstifts zu St. Ulrich in Neustadt, das 1485 wegen der bevorstehenden Belagerung durch die Ungarn bis auf den Grund abgebrochen worden, weil es wegen feiner Nähe am Stadtgraben nur dem Feinde zum Vortheil gedient hätte. Die Chorherren mußten sich mit denen an der Domkirche vereinigen, alle zusammen die Regel des heiligen Augustin beobachten, und sollten auch den St. Georgsorden annehmen. Aber Bischof Augustin, der neue Propst und das Capitel verweigerten das leßtere. Und da auch die folgenden Pröpfte die Annahme jenes Ordens standhaft ablehnten, so mußten die regulirten Chorherren von St. Ulrich nach dem 1495 erfolgten Tode Augustin's die Domkirche sammt allen Rechten und Einkünften auf Befehl des Kaisers dem Orden übergeben. Sie zogen ein Jahr später (1508) von der Domkirche

weg, und stellten ihr voriges Kloster nach Thunlichkeit wieder her. An der Domkirche blieben zwar noch die früheren weltlichen Domherren, weil jedoch auch diese mit dem St. Georgsorden, wegen ihres Eintritts in denselben, und wegen der Besizungen des Bisthums und Capitels beständig Streitig keiten hatten, so geschah es, daß das Bisthum bis 1519 unbeseßt blieb.

Auf den Vorschlag des Hochmeisters des St. Georgsordens, Johann Geimann, ernannte nun Kaiser Marimilian zum Bischof

3. Dietrich, aus der im Lande ob der Ens begüterten Familie der Kämmerer zu Perkheim und Kammerschlag, der in den Minoritenorden ges treten, 1507 dessen Provinzial, und später Titularbischof von Sarascovia geworden war. Er hatte aber eben so wenig Lust in den St. Georgsorden zu treten, wie sein Vorgänger, und nur wiederholte Befehle des Erzherzogs Ferdinand, bei dem er übrigens wegen seiner Tugenden und wegen seiner eifrigen Sorgfalt für die Religion beliebt war, bewogen ihn, im Jahr 1530, gegen dessen Ende er starb, nach Mühlstadt in Kärnthen, dem Sig des Hoc meisters zu gehen und den Orden daselbst feierlich anzunehmen. Erst 1534 erließ Ferdinand den Bischöfen von Neustadt die von Friedrich III. herstams mende Verbindlichkeit, bewogen durch die Vorstellungen des Dominicaners Johann Heigerlin, der sich Fabri nannte, seines Beichtvaters und Rathes, wie Coadjutor Dietrich's (siehe Wien). Mit dem Hochmeister Wolfgang Prandtner starb 1547 auch der St. Georgsorden.

Bei dem Einfalle der Türken in Desterreich (1529) ward auch Neustadt von ihnen belagert, und in den Stürmen auf die Stadt ging das noch nicht völlig wiederhergestellte Chorherrenstift St. Ulrich sammnt der Kirche völlig zu Grunde. Der Chorherren waren übrigens nur noch wenige, denn einige hatten das lutherische Bekenntniß angenommen, andere waren nach Wien zu den Dorotheern gegangen, und die übrigen hatten sich bei Annabe rung der Türken verloren. Darum überließ Ferdinand die Trümmer und Einkünfte dieses Klosters der Bürgerschaft von Neustadt, leßtere indeß nur bis 1535, wo er sie der Wiener Universität, im Jahre 1551 aber sammt dem Patronate der dem ehemaligen Chorherrenstift zuständigen Pfarreien dem Neustädter Bisthum gegen eine der genannten Hochschule zu entrichtende Pension auf immer übergab.

Nach Dietrich's Tode verwaltete Johann Faber das Bisthum faft zwei Jahre, bis

4. Gregor Angerer, von Wien gebürtig, Domdechant zu Briren, die Regierung antrat. Er war schon drei Jahre lang Ferdinand's Gesandter zu Venedig gewesen, übernahm dann in Italien die Verkündigung eines vem Papste gegen die Türken ausgeschriebenen Kreuzzugs, und widmete sich ends lich ganz seiner Kirche. Dessen ungeachtet nahm auch in ihr die katholische Religion immer mehr ab, die Zahl der Priester verminderte sich mit jedem Jahre, daß die Pfarrämter oft lange unbeseßt blieben, und von der Bürger schaft fielen immer mehr dem Lutherthum zu. Gregor starb 1548.

5. Heinrich Murlich saß nur bis 1550.

6. Christoph von Wertwein war von Pforzheim gebürtig, Doctor der Theologie an der Wiener Universität, Hofprediger und Beichtwater Ferdinand's, nun Bischof von Neustadt bis 1552, wo er das Bisthum Wien

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