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lassen, um so mehr, als er troß seiner jungen Jahre (er kam 1529 zur Welt) bereits vielversprechende Antecedentien aufwies. Seine Amtsführung fiel in eine der schwierigsten Perioden, in die der immer größeren Ausscheidung der Katholiken und Protestanten, sowohl in Speier, ale in kurpfälzschen, würtembergschen, badischen und leiningschen 2c. Flecken und Dörfern. Dazu bereitete ihm eine Schaar unwissender und sittlich verderbter Geistlicher viel Sorge. Um diese zu bessern und dem weitern Abfalle vom alten Glauben vorzubeugen entwickelte er ungemeine Thätigkeit, bestätigte 1561 das vom Domcapitel zur Bildung tüchtiger Priester errichtete Alumnat und 1571 die Anordnung eines Jesuitencollegiums bei der Cathedrale, und veranstaltete ftrenge Untersuchungen. Aber vergebens waren seine Bemühungen bei den auf fremdherrlichen Gebieten ansässigen Stiftsangehörigen: in der Pfalz, im Würtembergischen, im Badischen wurde lediglich der neue Glaube ge= schirmt. Auch was die fürstbischöflichen Rechte anbetrifft, mußte er manche Einbuße erleiden. Die von ihm gemachten Erwerbungen sind im Vergleiche zu den vorgenommenen Veräußerungen unbedeutend. Das in den kriegerischen Zeitläufen sehr heruntergekommene Udenheim hat er in den Jahren 1568 bis 1570 ansehnlich restaurirt, und troß anderer Bauten des Bisthums die Schulden doch um 20,000 Gulden vermindert. Zu seiner eigenen Ueberraschung war das Domcapitel mit ihm sehr unzufrieden. Mit Kaiser Marimilian besonders befreundet, nahm er an den Reichsangelegenheiten sehr viel Theil, bekleidete auch die Stelle eines kaiserlichen Raths und (seit 1569) kaiserlichen Kammerrichters. Marquard würde vielleicht erfolgreichere Leistungen aufgewiesen haben, wenn er nicht fortwährend leidend gewesen wäre. Seit Ostern 1580 vollständig gelähmt, starb er nach zwei Schlaganfällen am 7. December 1581 zu Udenheim. Seine Leiche ward in der Cathedrale bestattet.

Er ist der lezte speiersche Oberhirt, dessen Leben und Wirken uns hier beschäftigte.

XLVI.

Straßburg.

(Bisthum.)

er Ursprung christlicher Gemeinschaft zu Straßburg verliert sich in den Zeiten, wo Gallien noch unter römischer Oberherrschaft stand. Mannich fache unerforschte Schicksale trafen sie, die ihre Eristenz gefährdeten und går: lich beseitigten Erst nach Chlodwig's Sieg über die Alemannen mag z Straßburg wiederum eine Kirche entstanden sein. Daß jedoch diese r überhaupt die des untern Elsasses unter der Obsorge des bischöflichen Stuks zu Meß gestanden, erhebt sich nicht über bloße Vermuthung. Für die nahme eines Bischofs Amandus I. im vierten Jahrhundert fällt Grund weg, und somit auch jegliches Zeugniß für ein Bisthum Straß in römischer Zeit. Lezteres ist wahrscheinlich erst das Werk des Kön Dagobert I. um 622, wie denn der Bischof Franz Egon von Fürfer berg in seiner an König Ludwig XIV. von Frankreich gerichteten, im Mir fter zu Straßburg am 23. October 1681 gehaltenen Begrüßungsrete t Stiftung dieses Bisthums ausdrücklich von jenem Fürsten und nicht früher herleitete.

Ob es, wie von Einigen behauptet wird, schon vor Bonifaz unter Mais gestanden, ist nicht zu begründen.

Die Stiftsländereien lagen zerstreut im Elsaß. Die Ausdehnung Sprengels wurde der Länge nach auf 14 Meilen, in die Breite nicht übe geschäßt. Die Bischöfe blieben Fürsten und Stände des deutschen Rrika wegen ihrer diesseits des Rheins belegenen Aemter auch als der Elias die ehemalige Reichsstadt Straßburg unter französische Botmäßigkeit kan Seit 1359 führten sie den Titel der Landgrafen im Elsaß; daß jedoch ganze Landschaft ihnen jemals zugehört habe, ist noch nicht bewiesen werkt.

In der Bestimmung der Oberhirtenreihe gehen natürlich die Annahm auseinander, und wir stoßen auf mehrere völlig unerweisliche, fabelka Namen. Schon Rettberg hat darauf hingewiesen, wie befremdend esin daß auch der Bischof Erkenbald seinen (ihm wenigstens zugeschriebener. Catalog, und fast alle Scribenten, welche den Anfang des Bisthums in te 7. Jahrhundert verlegen, wiederum mit einem A mand beginnen,

Gründe entwickelt, welche auf Streichung dieses Namens aus der Serie der Straßburger Kirchenobersten dringen. Als erster ziemlich gewisser Bischof aber muß

St. Arbogast gelten, doch ohne daß man jemals im Stande sein wird, die Zeit seiner Amtsführung und das Geschichtliche seines Wirkens festzustellen. Die zwischen ihm und dem vorgeblichen zweiten Amand vorhandenen Namen St. Just us, St. Marimin, St. Valentin und Solarius gehören in das Gebiet der Fiction. Arbogast (anderwärts ohne Fug der 2., 6. und 19. Bischof) wird ein Aquitanier genannt, und soll sich anfänglich als Eremit im Walde bei Hagenau niedergelassen haben. Wunderbare Dinge werden von ihm berichtet, wie die Wiedererweckung zum Leben eines auf der Jagd verunglückten und gestorbenen Sohnes des Königs Dagobert, wofür ihm dieser das Städtchen Rufa ch geschenkt (640?). Ferner sei er trocknen Fußes über die Breusch gegangen. Und weil Jesus unter die Missethäter gezählt und an einem Drte begraben worden, wo die Verbrecher durch Henkershand geendet, hätte er in seinem leßten Willen verordnet, daß man ihn am Fuße des Galgens beerdige, der späterhin abgebrochen der Michaeliscapelle Plaß gemacht habe. Muthmaßlich starb er um 658; daß er aber nach 660 nicht mehr am Leben gewesen sein kann, läßt sich aus Urkunden beweisen. Sein Nachfolger ist platterdings nicht Florenz, sondern

2. Kothar (Rothard, Ruthar), anderwärts grundlos der 3., 13., 14. und 18. Bischof. Er mag zu dem fränkischen Adel gehört haben, ein tapferer Kriegsheld gewesen und schon bejahrt in den geistlichen Stand getreten sein. Er wird in Urkunden aus den Jahren 660 und 665 erwähnt. Als Todesjahr finden wir 673 angegeben. Auf seinen Antrieb soll König Chil derich II. 660 das Kloster Gregorienthal 3 Meilen westlich von Colmar in der Nähe der Fecht gestiftet haben. Ihm erst folgte

3. St. Florenz nach einer unbewiesenen sechsjährigen Vacanz im Jahre 679. In den verschiedenen von uns zu verwerfenden Serien tritt er als 4., 7. und 20. Oberhirt auf. Er war angeblich ein Schotte, Schüler des Deodat, und ließ sich als Eremit in der Gegend des Flüßchens Hasel nieder, wo später das Kloster Haselach entstand. Auch über ihn gehen Wunder im Schwange, die jedes historischen Werthes baar und offenbar andern Legenden nachgebildet find. Das Jahr seines irtischen Heimganges dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit 693 sein. Unter ihm wird das St. Thomasstift am linken Ufer der Ju errichtet, das im 10. Jahrhundert in den Stadtbezirk durch Erweiterung Straßburgs fam; und wahrscheinlich auch das Kloster der h. Odilie auf der Veste Hohenburg nebst dem Niedermünster am Fuße des Schlosses: beide in der Mitte des 16. Jahrhunderts verfallen.

Nach ihm kommen im Erkenbaldschen Cataloge ein Anfoald, Biulf, Magnus, Aldus, Garoin, Landebert, Rodobald, Magnebert, Labiolus, Gundoalt und Gando, die aber mit Nichts als Bischöfe zu erweisen sind, weit weniger noch dadurch historisch gerettet wor den, daß man sie vor Arbogast sezt, und füglich gestrichen werden können. Dagegen haben wir Spuren von dem Vorhandensein eines Bischofs

4. Utho I. (Otto) um 703, der bei Erkenbald als 26., anderwärts

als 22. und 20. Oberhirt zu spät, oder als 15. (wie bei Grandidier) zu früh auftritt. Ihm unmittelbar ist wahrscheinlich

5. Widegern (Wiegern) gefolgt, welcher 728 dem von St. Pirmin gestifteten Kloster Murbach bedeutende Privilegien bewilligte, und als erster Begründer des Klosters Ettenheim münster gerühmt wird. Das Ente seines Lebens dürfte er 729 erreicht haben. Zu seiner Zeit entstehen aut das Frauenstift St. Stephan zu Straßburg (717) und die Abteien Honau (721), Maurmoutier (722) in der Nähe von Zabern und Neuweiler (723).

Nach ihm und vor Heddo hat jedenfalls noch ein Bischof der Sta burger Kirche vorgestanden, doch bleibt ungewiß, ob derselbe Wandelfrict Aulidulf, Hildolf oder sonst wie geheißen, und wer er sonst geweien. Wenn Heddo von der Sorglosigkeit seiner Vorweser in Betreff des Klosters Ettenheimmünster spricht, so folgt daraus noch nicht, daß zwischen ihm unt Widegern zwei Bischöfe wenigstens den Straßburger Stuhl eingenommen haben müssen, wie Grandidier (I. 261. II. XCII.) und Rettber (II. 68) meinen. Dieser Vorwurf trifft höchst wahrscheinlich noch Witegem selbst, und Heddo durfte daher „antecessorum nostrorum negligentia“ klagen, ohne daß daraus auf zwei Bischöfe zwischen ihm und Widegern zu schließen.

7. Heddo (Hetto, Etto, Heddon, Eddon, Ethon, Hethon, Hatten, Edda, Addam, Athic, Ethico, Euto, Haico, Otho, Oddo, Otto, Svette) stammt aus der elfassischen Herzogsfamilie des Ethicho, des Vaters der bi ligen Odilia, der sein Großvater war, woher sich zugleich sein reichher m besig erklärt, den er zur Ausstattung von Klöstern im Elsaß verwa Anfänglich Abt im Kloster Gregorienthal, wurde er von St. Pirmin Reichenau gezogen und dieser Stiftung als Abt vorgefeßt, als jener von den Alemannenherzog Theodebald vertrieben ward (727), welches Schickal a ebenfalls hatte, in der Zeit da sein Beschüßer Karl Martell gegen die Sare cenen zu Felde lag (732). Dieser segte ihn zwar wieder ein, doch folgt a 734 gern dem Rufe auf den Stuhl von Straßburg. Heddo's Amtsführung läßt sich nun, sagt Rettberg in einem uns genügenden Ueberblick, bei len kirchlichen Ereignissen urkundlich verfolgen: so ist er in dem Empfehlunge briefe mit genannt, den Gregor III. für Bonifaz an die Bischöfe Bauens und Alemanniens 739 crlicß; auf dem Concile, das Bonifa; 741 zu b burg an der fränkischen Saale hielt, findet sich sein Name erwähnt, aller glaubwürdige Umstände sprechen dafür, daß er nicht zugegen gewesen, w wir schon Seite 140 bemerkten; im Jahre 748 ertheilte er eine Urkunde t das Kloster Schwarzach; erließ 763 die Stiftungsurkunde für das ves ihm erneuerte Ettenheimmünster, die als sein Testament bezeichnet werden pflegt, und ist 765 auf dem Convent zu Attigny. Gewöhnlich pfleg aus der spätern Zeit seines Lebens noch angeführt zu werden, daß er zuglei mit Lullus von Mainz und Johann II. von Costniß 774 nach Rom go gangen sei, um bei dem dort anwesenden König Karl Schritte gegen überhandnehmende Simonie zu erwirken, worauf von diesem Anordnunge über den Eintritt in die geistlichen Aemter erlassen seien. Eben diese wesenheit Heddo's in Rom habe auch eine Eintheilung des Straßburg

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Sprengels in 7 Archidiaconate zur Folge gehabt; man zeigt darüber sowohl Karl's Capitulare als Hadrian's Bulle (3. und 4. April 774), allein beide find falsch; Lullus wird darin von Rom als Metropolit behandelt, während er erst 780 die Bestätigung erhielt, und auch außerdem fehlen beiden Urfunden Zeichen der Unächtheit nicht. Hingegen thut sich Karl's Fürsorge für die Straßburger Kirche 773 durch Bestätigung eines bedeutenden Besißes im Breuschthale dar, und 775 in der Gestattung von Zollfreiheit für ihre Leute bei dem Verkehr durch das ganze Reich, mit einigen Ausnahmeorten. Heddo starb im März 776. Unter ihm erst dürfte das Kloster Suraburg bei Hagenau begründet worden sein. Ihm folgte

8. Remedius (Remigius, von Königshoven Benignus genannt), der Familie seines Vorwesers entsproffen. Sein und Heddo's Vater waren Brüder. Früher stand er dem Kloster Gregorienthal vor. Er gründete das Kloster Eschau auf einer Insel im Flusse IU (777), und soll auch nach Rom gepilgert und vom Papste mit einem Haufen Reliquien beschenkt worden sein, die er auf seinen Schultern nach Hause getragen habe. Hierüber eritirt eine Urkunde, die sich indessen als Fabrikat einer weit spätern Zeit ausweist. Er starb im Jahre 783 und ward in der Eschauer Klosterkirche beerdigt.

9. Rachion (Ratho, Retho, Rachto, Recho) war ebenfalls vorher Abt im Gregorienkloster und lebte bis 815. Sein Name ist bekannt in der Geschichte der canonischen Rechtsquellen; er ließ 788 einen Coder der ältern spanischen Sammlung abschreiben, in dessen Besiß er wohl tamals durch die Eroberungen jenseits der Pyrenäen gekommen.

10. Utho II. soll aus Straßburg von adligen Eltern entstammen, und scheint bereits 817 gestorben zu sein; wenigstens finden wir in diesem Jahre den bischöflichen Stuhl von

11. Erlehard (Urlehard) eingenommen. Mehr als der Name ist von ihm nicht gesichert.

12. Adaloch (Adalnoch) erneuerte Kirche und Kloster zu St. Thomas am linken Ufer der Jul und vergabte dem Stift mehrere Güter (821). Muth maßlich starb er 822.

13. Bernold (Bernald), vorher im Kloster Reichenau, wohnte 822 einer fränkischen Nationalversammlung zu Attigny bei, bekam 823 die königliche Bestätigung eines getroffenen Gütertausches, unternimmt im Auftrage und Interesse der Hamburger Kirche 831 eine Reise nach Rom, und ist noch anderweitig urkundlich nachzuweisen. Er starb im April 840.

14. Rathold (Ratold, Radolf) wohnt mehreren Kirchenversammlungen bei, wird in der Eheangelegenheit Lothar II. von Lothringen (I. 201) nach Rom geschickt (866), erhält von Ludwig dem Deutschen 874 die Rechte seiner Kirche, darunter das Münzrecht, erneuert, und stirbt im November defelben Jahres. Ihm folgt weder ein Grimold, Brunold, noch ein Rathold II., sondern

15. Reginhard, welcher bis zu seinem Tode im Frühjahr 888 den bischöflichen Stuhl behauptete.

16. Galdram, dessen Einsicht, Verstand und Tugenden sehr gerühmt werden, ist muthmaßlich aus Baiern gebürtig und von edler Abkunft. König

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