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L.

wien.

(Bisthum.)

nbekümmert um die Faseleien, wonach das Bisthum Wien seinen Anfang im 5. Jahrhundert gehabt, der heilige Severin schon einen Bischof Namens Mamertinus dahin gesezt, wonach die Longobarden, und dann wieder im neunten Jahrhundert die Hunnen dem Bisthum ein Ende ge macht, bemerken wir kurz, daß Kaiser Friedrich III. gleichzeitig mit der Errichtung eines Bisthumes zu Neustadt die eines Bisthums zu Wien im Einverständniß mit Papst Nicolaus V. 1452 beschloß, und Papst Paul II. sprach unterm 18. Januar 1468 das Dasein beider aus. Er erklärte die Stadt Wien und ihr Gebiet sammt allen darauf befindlichen Kirchen, Kle stern, Capellen und anderen kirchlichen und dem religiösen Cultus gewidme ten Orten von aller Gerichtsbarkeit und Macht des Bischofs und Domcapi tels von Passau, ihrer Vicare und Officiale gänzlich und für immer befreit. und erhob die Collegiatkirche zu St. Stephan zur bischöflichen Kirche, das Collegium der Chorherren zum Domcapitel. Zur Ausstattung des Bis. thums wurden sämmtliche Güter und Einkünfte der damals gerade erledigten Propftei dermaßen bestimmt, daß aus denselben dem Propfte ein zu seinem anständigen Lebensunterhalte erforderliches Quantum so lange verabreicht werden solle, bis für ihn eine neue Ausstattung, die der Kaiser verhieß, aus gemittelt wäre. Der Sprengel des Wiener Bisthums begriff anfänglich außer dem Stadtgebiet nur noch diejenigen Orte, welche der Propst besessen hatte, worunter namentlich St. Veit an der Wien war. Im Jahre 1475 trennte Papst Sirtus IV. auch die Pfarreien Bertholds dorf und Mödling vom Passauer Bisthume, incorporirte die erste der Propftei, die andere der Dechantei bei St. Stephan, und unterwarf beide dem Bischofe von Wien als Ordinarius. Die Verwirklichung dieses Bisthums, dessen Einkünfte unbedeutend blieben, verzögerte sich aber noch mehrere Jahre. Zwar er nannte der Kaiser, dem dies Recht ausdrücklich zuerkannt worden, am 16. Dezember 1471 einen Bischof, Leo von Spaur, allein er ist niemals zum Besiz des Bisthums gelangt. Er war ein gelehrter, frommer und noch junger Priester, geboren 1439. Der Kaiser hatte ihm bereits früher die

Pfarrei Bertholdsdorf bei Wien verliehen, und nach dem Tode des Cardinals Nicolaus von Cusa bewirkt, daß ihn der Papst zu dessen Nachfolger im Bisthum Briren bestimmte, welche Würde er indeß bei dem Widerstande des tortigen Capitels nicht erlangte. Jezt widerseßten sich ihm, und der Errichrung des Bisthums überhaupt, der Bischof von Passau und die Wiener Universität, und ehe die Sache abgethan ward, starb Leo zu Ende des Jahres 1479. Im nächsten Jahre aber drang der Kaiser durch, und das Passauer Confiftorium zu Wien zog ab. Die Verwesung des Bisthums übertrug er

2. Bernhard I. von Rohr, Erzbischof von Salzburg (s. daselbst). Nach seinem Tode (1487) erhielt die Administration

3. Urban I. Doczy, ein geborner Siebenbürger, Bischof von Erlau, Schazmeister des Königs Matthias von Ungarn und vertrauter Minister teffelben. Die politische Veränderung aber, welche Oesterreich durch die Bertreibung der Ungarn und durch die Rückkehr unter den vorigen Herrn betraf, hatte auch eine Veränderung im kirchlichen Zustande Wiens zur Folge. Urban hatte des Königs Matthias Leiche (1490) nach Stuhlweißenburg geführt, und alsdann auf dem Wahltage zu Ofen vorzüglich dazu beigetragen, daß mit Uebergehung Marimilian's Wladislaus von Böhmen zum König von Ungarn gewählt wurde. Marimilian schloß ihn daher von der Verwejung des Wiener Bisthums aus, worauf er sich in sein Bisthum Erlau begab, und daselbst nach zwei Jahren starb. Einstweilen übertrug nun Marimilian die Verwaltung an

Matthias Scheidt, Bischof von Seckau, aber 1492 ernannte er zum beständigen Administrator

4. Johann I. Vitez, Bischof von Veszprim. Dieser, ein geborner Slavonier, hatte dem Kaiser, als er 1490 bis Veszprim vorgedrungen war, zwar eine Zeit lang tapfern Widerstand geleistet, ihm aber hernach seine Bischofstadt übergeben und wichtige Dienste geleistet, welche zu belohnen Marimilian ihm das Wiener Bisthum verlieh, und dafür sorgte, daß ihm König Wladislaus auch das Veszprimer belicß. Streng in seinem eigenen Wandel, hielt er ebenfalls bei den ihm untergebenen Geistlichen auf Ehrbarfeit und Rechtgläubigkeit. Er starb im Jahre 1499.

5. Bernhard II. von Polheim, Doctor der Rechte, gebildet in Italien, wo er schon in seinem zweiundzwanzigsten Jahre Rector der Universität Padua wurde, stand ebenfalls nur im Range eines Administrators, da er nie eine höhere geistliche Weihe angenommen, wiewohl er nacheinander Domherr von Passau, Pfarrer zu Traunkirchen, und Propst bei St. Margareth zu Dömös in der Graner Gespannschaft geworden war. Er starb bereits 1504 im neunundvierzigsten Lebensjahre.

Nach ihm wurde die Verwesung

6. Franz Bakats, Bischof von Rab, aufgetragen, der sich aber in derselben nicht sehr bemerkbar gemacht haben muß, da man ihn in den Verzeichnissen der Wiener Bischöfe gewöhnlich nicht angeführt findet. Er

starb 1509.

Das Bisthum blieb nun vier Jahre ohne Administrator, die Geistlichkeit desselben ohne Oberhaupt. Und desto mehr konnte unter ihr wie unter

den Weltlichen das Sittenverderbniß wuchern. Erst im Mai 1513 ernannte Marimilian zum neuen Verweser

7. Georg Slatkonia, Bischof von Biben in Istrien, einen gebornen Laibacher, Liebhaber und Pfleger der schönen Wissenschaften, besonders der Dichtkunst, auch berühmten Gottesgelehrten, der nach dem Zeugniß ven Zeitgenossen wegen seiner Religiosität, Rechtschaffenheit, Bescheidenheit, Wachsamkeit, Keuschheit, Freigebigkeit und Uneigennüßigkeit allgemein be liebt war. Uebrigens besaß er neben den beiden Bisthümern noch die Tem propstei von Laibach, die Propstei zum heiligen Nicolaus in Rudolfswerth, die Pfarrei zu St. Martin in Maräutsch, und die Meßpfründe auf ter St. Georgsaltar des Laibacher Doms. Er baute in Wien den Domptert hof zum bischöflichen Palast um, nachdem die Bisthumsverweser bis daha ein Haus in der Vorstadt bewohnt. Den Dompropsthof verlegte er nat der Singerstraße. Bei den Unruhen, die nach des Kaisers Tode (1519) ir Desterreich ausbrachen, mußte er mancherlei Verfolgung erleiden, die bei seinem Alter um so empfindlicher waren. In Berücksichtigung des lester Umstandes seßte man ihm auch nächsten Jahres einen Coadjutor, dem mar wie dem Administrator den Vorwurf der Lauigkeit in dem Verhalten geger die Lehren Luther's gemacht. Als Paul Spretter (Speratus a Rutilis nach Wien kam, um in der Stephanskirche zu predigen, versagte Georg frei lich seine Einwilligung nicht, und die Bekanntmachung der päpstlichen But worin ein und vierzig Thesen Luther's verdammt wurden, soll er in de Stille zu unterdrücken oder wenigstens zu verzögern gesucht haben. Ball nachher, am 26. April 1522, ging er in ein anderes Sein über, und weni Wochen später sein Coadjutor ebenfalls. Aber erst am 7. Februar 15% wurde die Verwesung

8. Petrus Bonomo, Bischof von Triest, durch den Erzherzog Fere nand übertragen. Er war ein Mann von trefflichen Eigenschaften, vor ie nem Eintritte in den geistlichen Stand österreichischer geheimer Rath unt Canzler. Hadrian VI. verweigerte aber seine Anerkennung als Verwei des Wiener Bisthums, und er kehrte daher zu Ende des Jahres 1523 nat Triest zurück.

Nun ernannte Ferdinand.

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9. Johann II. von Revellis zum Nachfolger, und dieser war der er wirkliche Bischof von Wien. Ein geborner Burgunder, hatte er vorher die Würde eines Domdechanten zu Wien, gleichzeitig bei Ferdinand das Am eines Beichtvaters und Almoseniers bekleidend. Die Zeit seiner Regierums war eine sehr ernste. Was auch zur Aufrechthaltung der katholischen Kinde Kirche geschah, die Verbreitung des Lutherthums nahm, wie anderwärts, jo in Desterreich immer mehr überhand. Die landesfürstlichen Decrete, die Bitationen und Strafen hielten auch hier weder Geistliche noch Weltliche von den Religionsneuerungen fern. Dazu kam der Einbruch der Türfen, auf die kirchlichen Zustände bedeutenden und keineswegs vortheilhaften Ein fluß ausübte. Durch die Belagerung Wiens gingen fast alle Kirchen, fter und Spitäler außerhalb der Stadt ein. Um in ihnen dem Feinde fein Stüß- und Schußpläße zum Nachtheil der Belagerten zu lassen, riß man selbst nieder, und nach aufgehobener Belagerung fehlte es zu ihrer Herstellung

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theils an Geld, theils ftritt der Geist der Zeit dagegen. Unter den eingegangenen kirchlichen Instituten war das Hospital zum heiligen Geist und Ordenshaus mit der St. Antoniuskirche am rechten Ufer der Wien.

Von

ihm hatte das Bisthum den materiellen Vortheil, daß ihm Ferdinand seine Güter überwies. Ein Jahr nach dem bösen Ereignisse des Türkeneinfalles starb Johann von Revellis. Mildthätigkeit gegen die Armen wird ihm besonders nachgerühmt.

Nun ernannte Ferdinand zum Bischof

10. Johann III. Heigerlin, teffen Eifer und Geschicklichkeit jezt sehr nöthig war. Er ist im Jahre 1478 zu Leutkirchen in Schwaben geboren, woselbst sein Vater das Handwerk eines Schmiedes betrieb, und weshalb sich Johann den Namen Fabri (Faber) beilegte. Er begann nach tüchtiger Vorbildung seine theologischen Studien zu Freiburg im Breisgau, trat in den Dominicanerorden, ward Doctor der Theologie, Pfarrvicar zu Lindau, Official des Bischofs von Basel, Canonicus zu Costniß und Generalvicai tes Bischofs daselbst (1518), wozu ihm der Papst die Würde eines apostolischen Protonotars beilegte. Als die Religionsstreitigkeiten wegen des Ablasses angingen, unterstüßte er Zwingli in seinen Angriffen auf Samson. Als aber Zwingli immer weiter ging, trat er als heftiger, doch höchst achtungswerther Gegner desselben wie der protestantischen Partei überhaupt auf, und es fehlte nicht an Schmähungen, die ihm deshalb widerführen. Eingeladen von dem Rathe zu Zürich, erschien er daselbst 1523, und disputirte dort öffentlich mit dem Schweizer Reformator. Die Verhandlungen und seine Bemühungen, die Abgefallenen zur alten Kirche zurück zu führen, hatten jedoch keinen erwünschten Erfolg. In demselben Jahre ernannte ihn der Erzherzog Ferdinand zu seinem Rath, und hinterher auch zu seinem Beichtwater. Er wohnte dann der Disputation zu Baden und dem Reichstage zu Speier bei. Im Jahre 1527 reiste er im Auftrage Ferdinand's nach England, um Beistand wider die Türfen zu erwirken, war auch zu demselben Zwecke in Spanien. Er bemühte sich Melanchthon zu befehren, und vertrieb Kaspar Schwenkfeld vom Hofe des Herzogs von Liegnit. Auf dem im März 1529 zu Speier gehaltenen Reichstage erschien er als Bevollmächtigter des Bischofs von Costniß, und hatte einen Hauptantheil an den gegen die Neuerer allda gefaßten Beschlüssen. Daß er dort Simon Grynäus, der ihn wegen einer gehaltenen Predigt zur Rede gesezt, habe zur Haft bringen. laffen wollen, worauf dieser, heimlich gewarnt, flüchtig geworden, ist eine Grdichtung. Auf dem Reichstage zu Augsburg arbeitete er mit an der Witerlegung der gegnerischen Confession. Als nun (1530) der Bischof von Neustadt starb, dessen Coadjutor er seit einiger Zeit gewesen, verwaltete er dies Bisthum, bis Gregor Angerer dem heimgegangenen Dietrich folgte. Und fast gleichzeitig ernannte ihn Ferdinand zum Bischof von Wien. Hier starb er am 21. Mai 1541, bis an sein Ende mit nie ermüdendem Eifer durch Wort und Schrift den Religionsneuerungen entgegentretend, und barum bei seinem Tode tief beklagt, als eine Hauptstüße, die dem Katholis cismus entrissen. Die Zahl seiner Werke, größtentheils polemischen Inhalts, ist sehr groß. Eine Sammlung in drei Foliobänden erschien von 1537 big 1541 zu Cöln. Der erste enthält lauter Predigten, wozu gleichsam als

Supplement 1537 zu Leipzig noch ein Folioband erschien. Von besonderem Interesse ist auch seine Correspondenz, die leider weder vollständig noch zusammenhängend bisher gesammelt worden.

Ihm folgte sein Coadjutor (seit 1538)

11. Friedrich Nausea, von Weißenburg in Franken gebürtig, Decte: der Theologie und Rechtsgelehrsamkeit, und Secretair des Cardinals Gam pegius, 1526 Domprediger zu Mainz, 1534 Ferdinand's Hofpretiger, und 1538 dessen Rath. Auch er war ein berühmter Schriftsteller, auch er pre digte, wie Faber, an allen Sonn- und Festtagen, und ging gegen die Lutbe raner mit Untersuchungen und Kirchenstrafen vor, obschon er sonst die Reth wendigkeit einer Kirchenverbesserung anerkannte. Bald jedoch trat ihm ti Regierung selbst, deren Glieder meist heimliche Protestanten, in seinem Eifer für den Katholicismus entgegen. Sie verbot ihm, in Ferdinand's Abwesen heit (1544) die Neuerer vor Gericht zu ziehen, und gebot ihm auch, die Ge bannten zum Sacrament des Altars zu lassen. Er beklagte sich über diese Hemmung seiner Wirksamkeit bei dem päpstlichen Gesandten Hieronymus Berallus zu Prag, und war Willens, seinem bischöflichen Amte zu entsagen. was ihm Cochläus und Martin Stella ausredeten. Ob Abhilfe erfolgte, weiß man nicht, wohl aber, daß Ferdinand's Räthe noch öfter Eingrife in die kirchliche Gerichtsbarkeit und manche verkehrte Maßregel hervorriesen. Auf dem Tridentinischen Concil genoß Nausea großes Ansehn, und war m Wort und Schrift bemüht Einigkeit zwischen den Parteien herzustellen. E starb in hohem Alter am 2. Februar 1552 zu Trient. So zahlreich sein: Schriften sind, sind doch noch mehrere ungedruckt geblieben.

12. Christoph von Wertwein, vorher Bischof von Neustadt (s. daselbk), starb schon am 20. Mai 1553.

Zu wiederholten Malen verlangte nun Ferdinand den berühmten Jesuiten

13. Petrus Canisius, geboren 1521 zu Nymwegen, Hofprediger unt Decan der theologischen Facultät zu Wien, zum Bischof. Allein er verweis gerte die Annahme dieser Würde, Loyola selbst erklärte sich dagegen, als tem Geiste der Gesellschaft Jesu zuwider, daß ein Mitglied zum Ehrgeiz verleitet werde, doch mußte er auf Befehl des Papstes die Administration de Bisthums bis zur definitiven Beseßung desselben übernehmen, unter Verzicht leistung auf die Einkünfte desselben. Sein Wirken ist zu bekannt, als daß wir hier darauf zurückkommen sollten. Weder aber seine Energie noch sein Eifer hemmten den Verfall des Katholicismus innerhalb seines Sprengels, so viel er sonst im Allgemeinen für ihn ausrichtete, im Gegentheil wuchs den Protestanten der Muth zumal in Wien gar mächtig. Als Provincial seines Ordens in Oberdeutschland seit 1556 überreich beschäftigt, sah er es gern. daß er der Verwaltung des Bisthums 1558 enthoben, und

14. Anton Brus zum Bischof ernannt ward. Dieser stammte ven Müglig in Mähren, und war Großmeister des Ordens der Kreuzherren mit dem rothen Sterne zu Prag: ein Mann von vieler Gelehrsamkeit und Be redtsamkeit, Klugheit und Gelassenheit, der wegen dieser Eigenschaften 1562 das Erzbisthum Prag erhielt (s. daselbst). Doch verwaltete er das Bis thum noch bis in's folgende Jahr, wo dann

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