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15. Urban II., Bischof von Gurf, die Administration übernahm, unter welchem auch in Wien (18. Juni 1564) auf kaiserlichen Befehl der Genuß des Kelches im Abendmahl gestattet ward, und der Verfall des Katholicismus noch immer im Wachsen war. Als nun auch den Lutheranern in Desterreich Religionsfreiheit zugesichert worden, legte er die Administration nieder (1568) und ging nach Gurf zurück, wo er 1573 starb.

Beinahe sechs Jahre stand das Bisthum nun ohne Oberhirten, was dem Protestantismus, der in Wien stärker als anderwärts vertreten, sehr gelegen fam. Erst 1574 wurde wieder ein Bischof eingeseßt, nämlich

16. Caspar Ncubeck, von Freiburg im Breisgau gebürtig, woselbst er Doctor und Professor der Theologie, und Rector der Universität geworden war. Darnach empfing er den Ruf als Hofprediger nach Wien, und hatte sowohl in der Burgcapelle als im St. Stephansdom mit Beifall und Frucht gepredigt. Als Bischof fehlte es ihm nicht an Eifer zur Emporbringung der katholischen Religion, wozu er auch mehrere Vorschläge machte, wie den, daß das Convict der Jesuiten bei St. Barbara zu Wien durch Beiträge der Prålaten und landesfürstlichen Städte erweitert, oder daß ein neues, diesem gleiches, gestiftet werden möchte, weil daselbst die jungen Geistlichen, was Kenntnisse sowohl als Sitten beträfe, so trefflich gebildet würden, daß Jeder mann Seelsorger aus demselben wünsche. Doch Caspar's Eifer und Sorgfalt konnte die Fortschritte und Uebermacht der Lutheraner in Wien nicht hemmen. Er starb im August 1594, und erst seinem Nachfolger Melchior Clesel (seit 1598) war es vorbehalten, wie in Neustadt so auch hier durchgreifend für den Katholicismus zu wirken. Sein Leben und Wirken gehört inteß einem andern Zeitabschnitte als dem unsern an.

LI.

Worms.

(Bisthum.)

Norms orms war eins der ärmsten deutschen Bisthümer. Die dazu ze hörigen Lande wurden von der Pfalz, der Grafschaft Kazenellnbogen, vor mainzschem Gebiete und dem Rheinstrom umgeben. Aus den Acten einer Synode von 1496 geht hervor, daß der Sprengel in die 4 Archidiaconate des Domstifts, der St. Paulskirche, des Stifts Neuhausen, des Stifts zu Wimpfen, und in 10 Decanate oder Ruralcapitel zerfiel, nám lich: Dirmstein (mit 21 Parochien), Guntersblum (18), Dalsheim (22), Neu- Leiningen (26), Freinsheim (12), Landstrel (21), Weinheim (22), Weibstatt (53), Schweigern (32), Heitek berg (15), zusammen mit 243 Parochien. Die lutherische Kirchenumgefal tung bewirkte die Reduction der Decanate auf die Zahl 8. Der Wimpfene Bezirk war der größte, da beinahe alle Orte des Zabergaus und Neckarstromes abwärts bis Heidelberg dazu gehörten. Bischöfliche Residenzstadt war Latenburg am Neckar. Worms selber besaß seit uralten Tagen Reichsunmittel barkeit, welche freilich von den Bischöfen oftmals angefochten und vielfältig beschränkt worden. Leztere waren Reichsfürsten mit Sig und Stimme im Reichsrath, und Suffragane des Erzftifts Mainz. An ihrem Hofe finten wir die bekannten 4 Erbämter. Das Domcapitel bestand aus 13 Domherren und 9 Domicellaren. Von geistlichen Orden ist fast keiner in Deutschland entstanden, der nicht im Wormsschen Vertretung erlangt hätte.

Die Reihe der Kirchenfürsten, die wir mit Georg von Schönburg deschließen, beginnt mit einem Victor; sein Name ist aber nur aus den falschen Akten des erdichteten Cölnischen Concils von 346 bekannt, mithin als völlig unsicher aufzugeben. Der dann folgende Amandus I., angeblich um 370, ist als ganz unerweislich von der Kritik ebenfalls gestrichen worden. Daffelbe gilt von einem Carl. Nach ihm sollen zwei Namen fehlen, weil Attila um diese Zeit in der Gegend gehauft habe, die Bischöfe vertrieben, die Urkunden vernichtet worden seien. Dann tritt ein Crotold (Rochold) auf, der jedes ebenfalls zu streichen ist, weil er nur in der Vergabung der Stadt Wimpfen an den Wormser Stuhl vorkommt, wofür aber die älteren Zeugnisse sich als

unzuverlässig ergeben. Der Name des 7. Bischofs soll verloren gegangen fein, Andere meinen, ohne einen Beweis dafür zu bringen, er habe Sigbert geheißen. St. Rupert wird nach ihm zu früh angefeßt, weshalb man in die Verlegenheit gekommen einen 9. Bischof anzunehmen, dessen Name nicht habe gerettet werden können. Für einen Amandus II. spricht einzig und allein ein Dagobert I. untergeschobenes Diplom vom Jahr 628 (Schannat I. 309), welches die Kritik nach Form wie Inhalt längst verworfen. Der 11. Oberhirt ist abermals den alten Catalogen völlig unbekannt. Die andere Entstellung der Wormser Geschichte, wonach hier eine Zeit lang die erzbischöfliche Würde gewaltet habe, ist bereits in dem Abschnitte Mainz berührt worden.

Daß sich zu Worms und Umgegend bereits im Laufe des 2. Jahrhunderts Christen gezeigt, ist wahrscheinlich, ebenso daß sich später daselbst christliche Gemeinden mit Vorstehern, die den Bischofstitel führten, gebildet haben mögen. Nur fehlen einerseits historische Belege dafür, und andererseits hat es doch den Anschein, als ob das Verdienst eines geordneten Spren gels lediglich

St. Rupert, dem baierschen Apostel, gebühre, welcher denn auch als erster zuverlässiger Bischof von Worms gelten muß. Genaue Prüfung der über ihn vorhandenen Nachrichten ergiebt, daß er aus der fränkischen Königsfamilie stammt, und in Worms seine Thätigkeit um 670 begonnen haben mag. Zur Zeit Childebert III. wird er ausdrücklich Bischof von Worms genannt. Sein Wirken außerhalb dieses Sprengels (f. II. 405) ist zugleich ein Zeugniß von der guten Verfassung desselben. Die Behauptung, daß ihn Rupert ganz aufgegeben, kann vor der Kritik nicht bestehen. Mit gutem Fug wird angenommen, daß er zwischen 700 und 710 nach Worms für immer zurückgekehrt und 715 daselbst gestorben sei. Schon 716 muß

2. Gerold den verlassenen Stuhl eingenommen haben, der zugleich die Mainzer Kirche verwaltete (f. II. 135), und in einem Kriegszuge gegen die Sachsen, um 742, gefallen sein soll. Ihm folgte sein Sohn

3. Gervilius (Gervilio, Gervilieb), sowohl auf dem Stuhle zu Worms als in der Verwaltung der Mainzer Kirche. Daß und warum er 745 seines Amtes entsegt worden, wissen wir bereits (f. II. 141, 142). Wenn übrigens der so scharfsinnige Kritiker Rettberg, dem wir Manches verdanken und oft beipflichten müssen, diese beiden Bischöfe wohl für Mainz, nicht aber für den Wormser Catalog gelten lassen will, befindet er sich auf sehr unsicherem Wege.

4. Erembert unterzeichnet 771 eine Schenkung für Fulda, und wird ferner 798 in einer karolingschen Urkunde genannt (Schannat I. 1), welche aber keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit machen kann. Karl der Große unterwarf ihm und seinen Nachfolgern in spiritualibus et temporalibus den Länderstrich, welcher bei Wimpfen anfangend sich längs des Neckars und des Rheins bis an die Nahe erstreckte, und den Worms, Lobben- und Kraichgau umfaßte.

5. Bernharius wurde von Karl dem Großen als gewandter Unterhändler gebraucht, wie zu Aachen 809 bei dem dogmatischen Streite über den Ebeling, die deutschen Bischöfe. II.

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Ausgang des heiligen Geistes, ferner zu einer Sendung an Papst Leo II nach Rom; auch an der Commission zur Schlichtung des durch Ratgar va Fulda bewirkten Zwiespaltes in jener Abtei nahm er Theil. Auf der Sync zu Mainz vom Jahre 813 wird er ausdrücklich als anwesend bezeichnet; 81 geschicht seiner zum leztenmal urkundliche Erwähnung.

6. Folkwich (Fulcoicus, Fulconius, Fulcowicus) wird in Urfunt: von 827 und 830 genannt; leßtere, Ludwig dem Frommen und Lothar a meinschaftlich zugeschrieben, ist, wenn nicht gänzliches Machwerk, so ta interpolirt. Der Bischof empfängt darin die Bestätigung des seiner Kirs angeblich schon längst verliehenen Zolles zu Worms und Ladenburg. Zoll in einer unmittelbaren Stadt konnte natürlich nur de fami ecclesiae et hominibus subditis erhoben werden.

7. Samuel, vorher Abt zu Lorsch, soll nach Einigen 838, nach Ant841 von den Wormser Canonikern zum Oberhirten gewählt worden und sis gestorben sein. König Ludwig II. der Deutsche ertheilte ihm namen: : Münz- und Marktrecht, wie sich von selbst versteht nicht innerhalb der S Worms, sondern lediglich auf bischöflichem Grund und Boden, unt 15 stimmte genau den Umfang der Immunität in Wimpfen gegen die B trächtigungen der königlichen Beamten und Grafen. Samuel wirt Gründung des Collegiatstifts St. Cyriaci zu Neuhausen (847) zugeidben. Des Collegiatstifts zu Wimpfen geschicht zu seiner Zeit zum erfterErwähnung.

8. Gunzo 859-872.

9. Aðalhelm 873-890.

10. Dietlach (Theodolac, Dyedenloch, Diotolah, Deotloh, Dr 890-914.

11. Richowo (Ricavudo) wurde nur von einem Theile der Mitcan: erwählt; der andere gab seine Stimmen dem Lorscher Abt Linther, aber erlangte kaiserliche und päpstliche Bestätigung, und stand seiner kbis 950 in löblicher Weise vor.

12. Anno (Aimo, Hano) erhielt von Otto I. 965 neben der Be aller bisheriger Befizungen der Wormser Kirche und einigen anderen! gabungen die Befreiung von allen Leistungen an den königlichen Fisas 976 die Abtei Mosbach,,cum suis attinentiis",,in perpetuae statis." Sein Tod ist wahrscheinlich im Dezember 978 erfolgt.

13. Hildebold, Bruder des vorigen, Freund und eine Zeit lang k Otto II. und auch mit Otto III. vertraut, empfing von diesem 985 Eppingen am Elsaß; 988 den Königsbann in den Wäldern bei B und Bischofsheim im Kraichgau; 993 das Prädium Brunnen und Nancherode; aber auch, was von Wichtigkeit ist, eine Art A recht über die Stadt Worms selber, zunächst um der immer mehr greifenden Herrschaft einer mächtigen rheinfränkischen Herzogsfamilie, t gewöhnlich von ihren Besißungen in und bei Worms die Wormfische wird, desto entschiednern Widerstand leisten zu können, keineswegs jetski Beschränkung der städtischen Unmittelbarkeit. Er starb am 4. Aug zu Neuhausen, wo er meistens residirte.

14. Franco, vertrauter Rath Otto III., starb schon am 5. September 999 zu Rom.

15. Erpho, von Otto III. eingesezt, verschied bereits am 4. Tage der Befiznahme des bischöflichen Stuhles, angeblich im November 999.

16. Razo starb 14 Tage nach seiner Erwählung auf der Reise nach Rom zu Chur.

17. Burchard I., Franco's Bruder und wie dieser von edler Familie in Heffen abstammend, war anfänglich Canonikus der St. Lambertscathedrale zu Lüttich, dann Abt zu Gemblours, endlich zu St. Jacob in Lüttich, und nun durch kaiserliche Bemühung Razo's Nachfolger auf dem Bischofsstuhle. Er löste die schwierige Aufgabe, jene bei Hildebold erwähnte Herzogsfamilie aus dem Wormser Gebiet zu entfernen, und eröffnete damit seine für das Wohl des Bisthums so ersprießliche Regierung. Auf seine eifrige Verwendung nämlich geschah es, daß der ihm wohlwollende Kaiser Heinrich II. den aus jener Familie stammenden Herzog Otto, der den Frieden und die Sicherheit der Stadt durch räuberische Ausfälle aufs empfindlichste störte, zu einem Tausche seiner Burg und seines Allodialgutes bei Worms gegen Brussel am Brurrhein vermochte. Auch schenkte der Kaiser das Ganze dem Bischof, welcher (1000) die verhaßte Veste zerstören und aus ihren Trümmern die Paulskirche erbauen ließ (1016 vollendet). Ferner gab der Kaiser dem Hochstift 1004 das Prädium Pipinsdorf im Moselgau, und 1008 die Güter, welche der Graf Bezelin im Lahngau besaß, den Wildbann im Föhrhag und die Grafschaft über den Lobdengau. Diese Freigebigkeit zu ehren, führte Burchard nicht nur an der Stelle der ältern unansehnlichen Domkirche ein neues, größeres und prächtigeres Gebäude auf (erst 1111 ganz und gar vollendet), sondern beschenkte auch die Kirche zu St. Andreas, die er in die Stadt verseßte, sowie die Kirchen zu St. Martin und Neuhausen mit beträchtlichen Gütern, legte eine Domschule an und erneute die von Karl dem Großen beim Cyriacstift zu Neuhausen errichtete Schule. Die Krone sette er aber seiner Wirksamkeit dadurch auf, daß er seinen kirchlichen Unterthanen auf beiden Rheinufern, welche er familiae sancti Petri nennt, um 1024 eine für die damalige Zeit musterhafte Verfassung und Einrichtung gab. Diese Leges et Statuta finden sich bei Schannat II. 43-49; wesentliche Berichtigungen dazu gab Dr. Böhmer in Steiner's Archiv II. 148-150. Wir erfahren dort zugleich, daß sich von Burchard's Volumen decretorum, welches er auf Veranlassung des Wormser Propstes Bruno und seines Lehrmeisters Albert aus der Bibel, den Canonen der Concilien, Decreten und Episteln der Päpste, aus dem Regino 2c. zusammengetragen, auf der Frankfurter Stadtbibliothek eine alte Handschrift befindet. Er starb am 20. August 1025 und ward im neuen Dome beerdigt. Das Marien- oder Nonnenmünster in Worms zählt ihn zu seinen besonderen Wohlthätern.

18. Azecho, aus dem Nassauschen Grafengeschlechte, erlangte 1026 vom Kaiser Conrad II. Nieder-Flörsheim, 1036 das Prädium Affalterbach,,in pago Wedereiba", feßte den Dombau fort und schenkte 1034 zur Ausstattung eines neuen Altars in der Cathedrale ein durch eigene Mittel erworbenes Freigut,,in Nasouva“ im Lahngau, welches den Berg umfaßte,

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