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eine seltene Begünstigung der Umstände rühmen, allgemach und durch mehr als zehnjähriges Suchen in den Besitz eines jo reichen Apparates für die Geschichte gekommen zu sein, wie er nicht leicht wieder zusammen zu bringen sein dürfte. Welchen hohen und verehrten Personen ich dafür meinen besonderen Dank zu sagen, habe ich bereits in der Vorrede zum ersten Theile dieses Werkes ausgesprochen, und zeigt zugleich die jeder Urkunde angehängte Nachricht.

Es wird eine Zeit kommen, wo man durch neu aufgefundene und bekannt gemachte Urkunden begünstigt, noch klarer in dieser Geschichte sehen wird. Aber diese Zeit dürfte doch durch den von mir benußten Vorrath ungedruckter Urfunden in ziemliche Ferne hinausgeschoben werden. Wenigstens ist die Zahl der nunmehr bekannten Thatsachen jener Zeit so bedeutend gemehrt, daß das Bild derselben wohl im Einzelnen, nicht aber in seinen Hauptzügen eine Veränderung erwarten darf. Daß ich alle Nachrichten aus jener Zeit berücksichtigt, und sie dem größten Theile nach in mein Werk aufgenommen habe, auch wenn sie nicht unmittelbar mit den Hauptbegebenheiten zusammenhangen, wird, — ich weiß es, — mannigfachen Tadel erfahren, und es erscheint allerdings auf den ersten Blick mikrològisch. Dennoch werden mir Specialforscher dafür danken, denn manche Nachricht ist jezt vor dem Untergange gerettet, jede hilft das Bild der Zeit und die Kenntniß der damaligen Landes- und Personal-Verhältnisse vervollständigen, und ohne ihre Kenntniß bleibt jede Beurtheilung der Begebenheiten mangelhaft und ungründlich. Ich habe mich nicht entschließen können, sie wegzulassen, obgleich ich weiß, was sich dagegen sagen läßt, und daß sie die Darstellungsform beeinträchtigen; aber ich habe lieber diese, als jene Nachrichten opferu mögen. Wer sich mit ihnen nicht vertragen kann, der dulde sie wenigstens, be

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herzige aber, was ich über die Form meiner Darstellung schon in der Vorrede zum ersten Theile gesagt habe.

Meine Ansicht über die Hauptperson dieser merkwürdigen Begebenheit wird vielleicht Manchen überraschen, ist aber nichts weniger als neu. Von Anfang an sind zwei Meinungen über die Person Waldemars neben einander gegangen, und wie sie bei seinem Leben getheilt waren, so sind sie es nach seinem Tode geblieben. Was die Zeitgenossen darüber dachten, was die zunächst folgenden Jahrhunderte, das habe ich in meinem Buche angegeben. Keiner derselben kannte mehr von der Angelegenheit, als die allgemeinsten Thatsachen, und die Erklärung Kaiser Karls IV. von seiner Unechtheit. Wie vielen von ihnen, namentlich in Baiern und Böhmen, konnte einfallen, daß diese möglicher Weise falsch gewesen sein könne? Und selbst, wenn das geschehen wäre, worauf wollten sie ihre Meinung stüßen?

So ist es natürlich, wenn bis in das 17te Jahrhundert hinein, bei dem Mangel einheimischer Brandenburgischer Geschichtschreiber, die meisten Darstellungen nur als das Echo des kaiserlichen Ausspruchs auftraten, und wenn die Wenigen, welche entgegengesetter Meinung waren, mehr einem innern Gefühl, als bestimmten Gründen, folgten.

Einer der Ersten, der sich mit Bestimmtheit für die Echtheit des wieder erschienenen Waldemar aussprach, war Erust Brottuff, 1549 Syndicus der Stadt Merseburg, (so unterschreibt er sich am Schlusse der Vorrede zu seiner handschriftlichen Cronica von dem hochloblichen koniglichen vnd furstlichen Geschlechte vnd herkommen des Chur- vnd fürftlichen hauses zu Sachsen“ 2c., die ich besize), in seiner 1556 zuerst erschienenen Genealogia Bud Chronica des Durchleuchtigen Hochgebornen, Königlichen und Fürstlichen Hauses der Fürsten zu Anhalt, Graven zu Ballenstedt vnd Ascanien,“

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zu welcher Melanchthon eine Vorrede schrieb, und die 1602 von neuem aufgelegt wurde. Bestimmte Gründe führte er nicht an, doch erschütterte seine Ansicht die vieler Anderer, und veranlaßte Manche, keine eigene Meinung auszusprechen, sondern nur die gangbaren zu erzählen. Wie verwirrt fie sich gestalteten, zeigt am Besten der Altmärkische Geschichtsforscher M. Christoph Enzelt von Salfeld, Pfarrer zu Ofterburg, dessen Chronicon oder Kurze einfeltige vorzeichenus, Darinne begriffen, Wer die alte Mark vnd nehsten Lenden darber sind der Sindtfluth bewonet hat" 2c., im Jahre 1579 erschien. Er sagt (auf Bogen R. S. 7): „Da sezen nun etliche, Woldemar I. sey gestorben Anno 1319. Etliche 1320, begraben zu Carin, am Abend der Geburt oder Assumtionis Mariae, als auch sein Memoria ist zu Stendal im Thum. Etliche schreiben er sol 29 Jar Pilgrams weise weggangen sein, von land vnd leuten, von argheit wegen seines gemahels, vnd sey gestorben, vud zu Caruey begraben. Etliche seßen, er sey widerkomen, vud sey es wahrhafftig gewesen, sey gestorben bey den Fürsten zu Anhalt, vnd zu Dessow in einer Cappellen begraben. Etliche setzen er sey in Denemarckischen kriegen bei Woldemaro vmbkomen. Etliche setzen, es habe sich ein Müller, der ihm ehulich, mit namen Jacob Rhebach, oder Meinike Müller, für ju ausgeben, der entlich verloren sey, darüber krieg, vnd viel Vuglücks worden ist. Entlich aber als die Chur fiel an Woldemarum den andern, vnd darnach seinen brudern Johannem den 4. die da balde darnach in einem Jar starben, fiel das ganze land heim den Herzogen zu Sachsfen, vund den Fürsten zu Anhalt, in krafft des gesampten Fahnlehns. Aber Keyser Ludowig, verliche die Chur vnd Mark zu Brandenburg seinem Sohn Ludovici (sic).“ Das war das historische Wissen jener als gründlich gepriesenen Zeit, und

Enzelt war einer der besten Brandenburgischen Geschichtsforscher.

Mehr als hundert Jahre vergehen, ohne daß die Meinung für die Echtheit Plaz greifen kann. Es gab für diese keinen Grund, die entgegenstehende hatte die kaiserliche Erklärung für sich, und sie genügte, dem ein Grund war wenigstens besser, als keiner. Daher hielten sich die mei ften Schriffteller an sie, wie Cuspinianus, Aventinus, Hagecius, Dubravius, Peucerus, W. Justus, Petr. Albinus, Spangenberg, Chytraeus, Andr. Angelus, Dresserus, Henr. Meibomius, Micraelius, Schosserus, Balbinus, Sagittarius, indem sie sehr kurz, aber dennoch mit mannigfachen Unrichtigkeiten, den Vorgang als von einem Meinecke Müller oder Jäkel Rebock durchgeführt, berichteten, meist Einer dem Andern nachschrieben, und von keinem Zweifel wissen.

Im Jahre 1673 trat der ehemalige Benediktiner, Protonotarius päpstlichen Stuhls, Geschichtschreiber und Almosenier König Ludwigs XIV. von Frankreich, Jean Baptiste de Rocoles, als Convertit in die Dienste des großen Kurfürsten, der ihn als seinen Rath und Historiographen austellete, und ihm ein Gehalt ausseßte, um mit Muße und Luft die Brandenburgische Geschichte zu studiren; mit welchem Erfolge, kann man denken, da er kein Deutsch verstand. Indessen haben viele seiner Nachfolger, ungeachtet sie Deutsch verstanden, auch nicht eben mehr, zum Theil sogar noch weniger gethan. Rocoles nahm im J. 1675 seinen Abschied und ging nach Holland, 1678 aber nach Frankreich, wo er wieder katholisch wurde. Da er jedoch seine früheren Aemter nicht wieder erhielt, kehrte er 1680 nochmals nach Holland zurück, und trat nochmals zur reformirten Kirche über, bis endlich die römische Kirche ihm sein Canonicat wieder gab, und er, wie sich von selbst versteht, den Pro

testantismus nochmals abschwor. Sein 1686 erfolgter Tod machte diesem Wechseln ein Ende.

Während seines Aufenthaltes in Holland schrieb er ein Werk unter dem Titel: Les Imposteurs insignes, ou Histoires de plusieurs hommes de néant, de toutes Nations, qui ont usurpé la qualité d'Empereurs, Roys et Princes; des Guerres qu'ils ont causé, accompagnées de plusieurs curieuses circonstances par Jean Baptiste de Rocoles, Historiographe de France et de Brandebourg. Amsterdam 1683, in klein 12mo. Mit einem neuen Titelblatte versehen, wurde es 1696 als neue Ausgabe verkauft, und 1728 erschien eine neue Auflage in 800 zu Brüssel 1). Hierin handelt der Verfasser auch die Geschichte des Markgrafen Waldemar von Brandenburg ab, zwar nur kurz, und mit manchen wesentlichen Auslassungen und Fehlern, aber er erklärt sich mit Entschiedenheit für die Echtheit desselben, und führt, zum erstenmale für seine Meinung Gründe an. Doch ist er ehrlich genug zu gestehen, daß er die meisten derselben dem Anhaltinischen Hofrathe v. Raumer verdanke.

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Es war dies die einzige Frucht seiner historisch-brandenburgischen Studien. So unbedeutend der Aufsaß auch für uns ist, so war er es doch nicht in jener Zeit. Die frühere Ansicht über die Person Waldemars hatte sich nach und nach, - man weiß nicht recht, wodurch, umgewandelt, und Rocoles sprach nur aus, was Viele bereits gedacht hatten. Es ist das Schicksal der Meinungen, und von einem Wissen war noch nicht die Rede, daß sie mit der Zeit wechseln, jede hat eine Periode der Entwickelung, der

1) Lestere ist 1760 überscht erschienen unter dem Titel: 3. B. v. Rocoles Begebenheiten ausnehmender Betrüger. In zwei Theilen mit Anmerkungen und einer Vorrede von D. C. F. Pauli. Die Anmerkungen des Uebersezers geben Berichtigungen des Tertes, verlangen aber größtentheils selber Berichtigungen.

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