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1478 eingerichtet wurden,62) sollten jeder Unterhaltung der Gefangenen unter sich vorbeugen. Die Gänge selbst waren durch Oellampen, die in den Mauernischen standen, nur spärlich erleuchtet.

Trotz dieser Abgeschlossenheit wurde es den Gefangenen möglich, sich mit einander zu unterhalten. 1698 klagten die Lochschöffen im Rat, dass die Inquisition dadurch aufserordentlich erschwert werde. Der Lochwirt könne dergleichen Unfug nicht jedes Mal verhüten. Durch Ratsverlass vom 11. Juli63) wurde jetzt der Baumeister angewiesen, da jene Unterhaltungen durch die Lädlein an den Thüren gepflogen würden, solle er Stadtschlosser und Zimmermann einen Augenschein nehmen lassen, um, was ausgebrannt sei, reparieren und, wo es sein könne, den einen oder andern Vorschlag zu machen. Später kam es vor, dass Papiere und anderes durch das Gitter am Lochgefängnis geworfen wurden.64) Diesem Uebelstande suchte der Rat durch bessere Verwahrung des Gitters abzuhelfen. Die Schlösser im Lochgefängnis wurden noch im Jahre 1788 verbessert.65)

Für die zum Tode Verurteilten bestanden auf dem Gange zur Folterkammer von der Schmiede her, welche die im Loch erforderlichen Arbeiten und Reparaturen, zumal die zur Tortur verwendeten Instrumente anzufertigen hatte, drei grössere >>Prisauns mit einfacherem Verschluss. Die eine von diesen Zellen wurde wohl im Jahre 1545 errichtet. Es fand sich nämlich damals noch so viel Raum vor, um eine saubere prusaun zu den gefangenen, so umbs leben ligen und zu denen caplän verordnet werden«, bauen zu können, zwie die werkleut solchs hievor für gut angesehen«. 66) Den Verurteilten war hier ein, zuweilen auch zwei Wächter zugesellt, die einen Selbstmord verhüten sollten. In ihren Kerkern brannte Licht bei Tage wie bei Nacht; den Gefangenen wurden zuweilen auch die Ketten gelöst, womit sie während der Untersuchungshaft gefesselt waren. 67)

An einem düsteren, vordem gleichfalls durch Doppelthüren abgeschlossenen Gange las man früher an einer Thür die von der Zeit fast ganz ausgelöschten Worte: »Folterkammer 1511«, innen an der Wand hieng später eine Tafel mit dem grausamen Vers 68):

>> Male patratis sunt atra theatra parata«.*)

Durch einen engen, niederen Eingang tritt man auf mehreren Stufen in ein hoch sich wölbendes schmales Lokal, dessen schreckliche Bestimmung noch aus. den Ueberresten der vormaligen Einrichtung, einer Welle und einem oben angebrachten Querbalken mit Rolle, worüber das Seil lief, an welchem die zu Folternden in die Höhe gezogen wurden, hervorgeht. Die Folterkammer heisst in amtlichen Aufzeichnungen wie in alten Versen auch Kapelle, ohne Zweifel wegen ihrer Gestalt und hohen Wölbung; später ist auch von 1572 einer >>alten Kapelle< **) die Rede,69) ein Beweis, dafs zwei Folterkammern bestanden, die auch unter der Bezeichnung alte und neue Frage vor

*) Wer frevle Thaten begangen, den grause Spiele empfangen.

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**) Sie befand sich wahrscheinlich mehr dem Eingang zu, nach der Rathausgasse hin und wurde später allem Anschein nach mit zur Wohnung des Lochwirts verwendet.

kommen. 70) Hier also walteten der Stadtrichter und die beiden Lochschöffen unter dem wirksamen Beistand des Henkers und seines Knechtes, des sogen. Löwen, ihres schauerlichen und blutigen Amtes. Hier unten wird man lebhaft daran gemahnt, was man oben im hellen Sonnenlichte kaum glauben möchte,

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welch ein finsterer, böser Geist die damalige Justiz durchdrang und vom wahren Rechte ablenkte. Schon der Anblick der Marterwerkzeuge, die Aussicht auf die bevorstehenden Qualen war geeignet, das unglückselige Opfer zum Sprechen zu bringen. Und wenn der sogenannte Haspel sich drehte und ächzte und dem langsam Emporschwebenden unter lauten Schmerzensrufen und Wehegeschrei, das hier unerhört in engem Raume verhallte, die Glieder und Sehnen

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dehnte und auseinanderrifs, dann löste sich wohl manchem dieser Unglücklichen die Zunge zu umfassenden Geständnissen, die Schmerz und Angst eingaben, und die mit der Wahrheit wenig oder gar nichts gemein hatten. Entsprach die Aussage den Erwartungen nicht, so wurde ein höherer Grad der Folter verfügt. Man sagt, dass vermittelst einer oben in der Folterkammer heute noch sichtbaren Öffnung der Verkehr mit dem im Rathaussaale an dessen Westende tagenden Stadtgericht, das durch Schranken und später durch Peter Vischers kunstreiches Gitter abgeschlossen war, unterhalten worden sei. In welchem Masse eine derartige Korrespondenz zwischen oben und unten, ob sie zwischen Gericht und dem unten jedes Winks gewärtigen Henker stattfand, ob sich die im Loch der Inquisition obliegenden Schöffen gleichfalls dieses Mittels zur Verständigung bedient haben, darüber lässt sich eine nähere Auskunft nicht erteilen.

Im übrigen sicherte sich auch der Rat einen tiefgehenden, ja unbeschränkten Einfluss auf den Gang des peinlichen Verfahrens. Nicht wenige seiner Entschliefsungen bestimmen den Grad der anzuwendenden Tortur und zeigen die Lochschöffen bei der Inquisition als vom Rat durchaus beeinflusst und abhängig.

Bis zum Jahre 1502 scheinen Henker und Löwe der Inquisition beständig beigewohnt zu haben. Damals verordnete nämlich der Rat, im Loch und in der Kapelle, darin die Gefangenen tortiert würden, solle ein besonderer Verschlag oder Abschlufs >> unterschid<< wie es im Verlafs heifst hergestellt werden, damit Henker und Löwe nicht bei dem Bekenntnis der Gefangenen, sondern ausserhalb der Kapelle den Haspel ziehen könnten. 71)

Aber nicht stets sind die Gefangenen im Lochgefängnis selbst verhört und >>torquiert<< worden. 1474 erhielten, um das hier noch anzuführen, die Ratsherrn Ruprecht Haller und Niklas Grofs zugleich mit dem Baumeister vom Rat den Auftrag, sich in der Schürstabin Haus, das, an der Rathausgasse gelegen, nunmehr zum Komplex des sogen. Fünferhauses gehört, nach einer Stätte umzusehen, WO die Gefangenen bequemer und unter weniger Beschwernis für die Schöffen verhört werden könnten. 72)

Es will bei der sonst so kläglichen Beschaffenheit der Lochgefängnisse kaum glaublich erscheinen, dafs sogar ein Bad in demselben eingerichtet war. Freilich mufs gleich auch hinzugefügt werden, dafs es vollständig in Vergessenheit geraten war und gewissermafsen erst wieder entdeckt werden musste. Man stiefs darauf bei der Einnahme eines Augenscheins im Jahre 1592. Es war schon alt und verfault. Man beschlofs daher, ein neues zu bauen, 7 Schuh ins Geviert, von Riegelwerk, gespundet und ausgemauert, mit einem Kostenaufwand für Material, Tagelohn und einem alten Ofen, den man von der Peunt nahm, von 12 fl. 7 und 78.73) Es befand sich gleich bei des Lochwirts Wohnung und war lange Zeit im Gebrauch. Durch eine kranke Person war es, wie ein Ratsverlass vom 30. Mai 1701 ersehen läfst, geraume Zeit zuvor infiziert worden. 74) Damit nun andere sich nicht auch die »Ungesundheit zuzögen«<, beschlofs jetzt der Rat, diesem Unheil abzuhelfen und für den Fall,

dafs die Sache Grund habe, durch des Baumeisters Veranstaltung, soviel sich thun lasse, Wandel zu schaffen.

Die Wohnung des Lochwirts oder Lochhüters befand sich nördlich von den ersten am östlichen Ende des Rathausgäfschens eingerichteten Krämen und war teils über- teils unterirdisch. 1516 wurde das Gewölbe neben des Lochhüters oberem Stüblein zu einer Kammer umgebaut, worin er schlafen konnte, die Tür zugemauert und ein kleines, wohlvergittertes Fenster angebracht. 75) Später war hier auch, von des Lochwirts Stube zugänglich, eine Verhörstube, wie dies ein Grundrifs vom Jahre 1718 zeigt. Als in diesem Jahre des Lochwirts Weib ihre Niederkunft erwartete, wurde ihr zur Abhaltung des Kindbetts ein Teil des angrenzenden Krams einer Haubenmacherin am Rathausgäfslein »mit den geringsten Kosten« zur Stube eingerichtet. 76)

Das Lochgefängnis ist noch als Ausgangspunkt der geheimen Gänge merkwürdig, die von hier aus nach verschiedenen Seiten der Stadt ausliefen. 77) Der heute noch häufig begangene, der die Verbindung zwischen Rathaus und Burg vermittelt, ist hochgewölbt, zum Teil durch den Fels gearbeitet, oben aber überall mit Backsteinen ausgemauert. Abzweigungen davon, die in Brunnen ausgehen und von denen eine, in einer Tiefe von etwa 32 Fuss unter der Sohle des Stadtgrabens weglaufend, angeblich in einem Garten hinter dem ehemaligen Sebalder Forsthaus an der Bucherstrasse oder nach anderen weiter hinaus in einem Garten in der Burgschmietstrafse endigt, sind durchaus durch den Felsen gearbeitet und zuweilen so eng und niedrig, dafs man sie nur mit Mühe begehen kann. 78) Von den sonstigen Gängen soll einer die östliche Richtung verfolgt und im Wald bei Dutzendteich ausgemündet haben. 79) Bei Gelegenheit von Kanalisierungsarbeiten stiefs man vor einigen Jahren auch in der Schildgasse auf einen ziemlich hohen, wohlerhaltenen Gang.

Über die ursprüngliche Anlage der unterirdischen Gänge und ihre Bestimmung verlautet in den ältesten Zeugnissen nichts. Wenn man in den Stadtrechnungen im Jahre 1383 auf die Einträge stöfst: »Item dedimus meister Raben 22 haller umb etlich heimlich werk, das er der stat gemacht hat, als Mertein Haller wol weiz«< und: »Item dedimus meister Raben 10 30 haller von dem heimlichen ding, daz er den burgern macht, als Martein Haller wol weiz << 8), so könnte man im ersten Augenblick versucht sein, an Arbeiten an den heimlichen Gängen zu denken. Doch scheinen die angesetzten Posten, namentlich der von 22 Hellern, für eine solche Anlage, selbst wenn die betreffenden Einträge nur Abschlagszahlungen im Auge gehabt haben sollten, zu niedrig, dabei ist die Fassung zu unbestimmt und dehnbar, als dafs eine solche Annahme gerechtfertigt erscheinen könnte.

In den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts beschreibt der Stadtbaumeister Endres Tucher 81) die Gänge, welche in den Berg gehauen, aber nicht gewölbt waren und drei Wasserzuflüsse vom Stadtgraben vor dem Tiergärtnerthor oberhalb der Brücke beim Vorwerk, vom Sinwelturm und aus dem Vestenberg beim Tiergärtnerthor zusammenführten und weiter zum Röhrenbrunnen auf dem Milchmarkt leiteten. Oben bei der Schmiedgasse verengerte sich

der Gang und hörte schliesslich ganz auf, worauf das Wasser durch aufgeschüttetes Erdreich zum Trog vor des Tyrolts Haus am Weinmarkt hinablief. Von der oberen Schmiedgasse kam dann noch ein weiterer Gang herab, der mehrfache kleinere Verzweigungen gehabt zu haben scheint. 82) Von einer Verbindung der Burg mit dem Rathaus weifs Tucher indes nichts zu berichten. Und es ist kaum anzunehmen, dass er geflissentlich davon schweigt. 146279), als eine Anzahl von Bürgern und Handwerksleuten, irregeleitet durch die Wahrzeichen« einer Frau und eines Knaben, von einem Haus in der Kramergasse aus nach einem Schatz gruben, stiefsen sie in einer Tiefe von 24 Schuh auf einen Gang, der ganz durch den Felsen gehauen war und zu dem Sammelkasten des Röhrenbrunnens am Milchmarkt hinabführte. Nach oben hin kam man an verschiedene Brunnen in Privathäusern an der oberen Schmiedgasse, ebenso weiter nach dem Tiergärtnerthor hin überall in Gängen, >> die in ganzen fels gehauen waren«. An einigen Stellen lag noch der Steinschutt darinnen, den man bei Seite räumen musste, um durchzukommen. Fast zwei Monate gruben die Leute nach dem verheissenen Schatz, zuletzt sogar unter der ausdrücklichen Erlaubnis der Herren Aeltern und mit deren Unterstützung, aber ohne allen Erfolg. Endres Tucher selbst fuhr mit ihnen einmal in die Gänge hinab, die bei 12, 18, ja 24 Schuh tief unter der Erde sich hinzogen »und kroch die mit ine aus, als weit die geen«.

Wäre damals der Gang vom Rathaus zur Burg bereits angelegt gewesen, so hätte Endres Tucher mit den Schatzgräbern darauf stofsen müssen, als er mit ihnen zum Röhrenkasten am Milchmarkt kam, auch hätte sich für ihn Gelegenheit ergeben, bei der Schilderung der Wasserzuleitung zum Milchmarktbrunnen jenen Gang zu erwähnen. Um so weniger lag ein Grund zum Schweigen vor, als das Baumeisterbuch, in dem er seine Wahrnehmungen niederlegte, zur Information für zukünftige Baumeister dienen sollte und seinem ganzen Charakter nach als eine Art Geheimbuch gehütet wurde. Auch der Rats- und Geschichtsschreiber Johannes Müllner, der in seinen Annalen zum Jahre 1506 die den Brunnen am Milchmarkt speisenden Wasserleitungen mit ihren Gängen ebenso wie Endres Tucher schildert, weifs nichts von einem Gang, der damals Burg und Rathaus verbunden hätte. Nach seiner Darstellung, die zu bezweifeln kein Grund vorliegt, liefs man in dem genannten Jahr den Röhrenkasten am Milchmarkt abgehen und grub an dessen Stelle einen Schöpfbrunnen. Das frei gewordene Wasser aber leitete man jetzt in das Rathaus, wo es den Brunnen zu speisen hatte.

Damals wurde indes der Gang noch nicht in seiner jetzigen Breite und Höhe zum Rathaus hinabgeführt, ja, man braucht nicht einmal anzunehmen, dass 1506 und überhaupt bis zum Jahre 1543 die Weiterführung des Wassers vom Milchmarkt zum Rathaus durch einen Gang stattfand, da sie hier auch durch eine einfache Röhrenleitung bewerkstelligt werden konnte.

Alle jene Gänge aber, die Endres Tucher und Johannes Müllner 83) schildern und die wir zum Teil noch heutzutage sehr wohl nachweisen können, haben ursprünglich ganz ausschliefslich Wasserleitungszwecken gedient. Weil

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