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Auch zeigte sich die Widerlagsmauer des Gewölbes der Durchfahrt, die eine wesentliche Stütze der Façade bildete, so schlecht, dafs an ein Stehenbleiben derselben nicht zu denken war, dagegen zu befürchten stand, dafs nach ihrer Einlegung noch weitere Risse an der Façade entstehen würden.

Demgemäss beschlossen die städtischen Kollegien die Niederlegung der ganzen Façade des Hauses Nr. 1 am Fünferplatz.

Es war ein glücklicher Umstand, dafs nur eine teilweise Umgestaltung der Pläne dadurch bedingt wurde, die die ganze Hofanlage so gut wie unberührt liefs. Nur dass man zur Erleichterung des Verkehrs auf dem Fünferplatze den Bürgersteig vermittelst eines Bogens unter der vorstehenden Ecke des Gebäudes wegführte, rief auch dort eine kleine Aenderung hervor, die sich in einer Diagonalführung des ursprünglich gerade gedachten Durchgangs von der Südostecke des Hofes auf den Fünferplatz und in einer leichten Abschrägung dieser Ecke aussprach.

Nach Ueberwindung aller Schwierigkeiten konnte endlich der Bau in Angriff genommen werden. Bis anfangs März 1885 war der Sockel so weit gediehen, dafs die Grundsteinlegung erfolgen konnte. In Anwesenheit der beiden Bürgermeister, der Vorstände des Gemeindekollegiums und einer Anzahl Mitglieder beider Kollegien wurde am 9. März die Grundsteinurkunde mit den an diesem Tage erschienenen Zeitungen in einer Bleikapsel in den Grundstein eingesenkt. Die Urkunde hatte folgenden Wortlaut:

>>Heute Montag den 9. März 1885 wurde der Grundstein zum Ausbau des nordöstlichen Teiles des Rathauses gelegt.

Dieser Neubau tritt an die Stelle zweier Privathäuser, von welchen das eine bereits von der Reichsstadt Nürnberg erworben und zum Rathausbau bestimmt worden, aber infolge der im Jahre 1622 erfolgten Einstellung dieses Baues in seinem früheren Zustand verblieben, während das zweite am 1. Dezember 1875 von der Stadtgemeinde erkauft und gleich dem ersten bisher zu Bureauzwecken verwendet worden war. Der Plan zu diesem Bau wurde ersonnen und gefertigt von Herrn Dr. August von Essenwein, erstem Direktor des Germanischen Nationalmuseums dahier, welchem auch die Leitung des Baues übertragen ist.

Baumeister*) sind Herr Bernhard Hoffmann und Herr Wolfgang Bieber, beide von hier.

Hierüber wurde diese Urkunde errichtet und in den Grundstein des Neubaus eingelegt.

Nürnberg, den 9. März 1885.

Otto Freiherr von Stromer,

I. Bürgermeister.
Christoph von Seiler,
II. Bürgermeister.

Sie waren nur Bauunternehmer.

Julius Stief,

I. Vorstand,
Martin Weigel,

II. Vorstand der Gemeinde

bevollmächtigten.

Nachdem der Grundstein gelegt war, sprach Bürgermeister Freiherr von Stromer vor den üblichen drei Hammerschlägen die Worte:

>> In Treue gegen Kaiser und Reich, in Liebe zu König und Vaterland, zum Segen unserer Stadt.<<

Dann vollzogen auch die Festgäste und die übrigen Anwesenden die drei Hammerschläge, worauf Bürgermeister Freiherr von Stromer den Festakt mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Ludwig schlofs.

Der Bau nahm jetzt ungestört seinen Verlauf. Bis zum 1. Oktober 1885 war er so weit fortgeschritten, dass das Hebefest gehalten werden konnte.

Der Turm am Fünferplatz prangte oben im Schmuck von Kränzen und Fahnen in den deutschen, bayerischen und Nürnberger Farben, hoch oben winkte das hergebrachte Tannenreis. Deputierte beider städtischen Kollegien, darunter Bürgermeister Freiherr von Stromer und der Vorstand des Gemeindekollegiums Julius Stief, dann der Direktor des Germanischen Nationalmuseums Dr. v. Essenwein u. a., sowie eine Menge Zuschauer hatten sich auf dem Fünferplatz eingefunden. Der Zimmerpalier Karl Steger sprach dann mit weit vernehmlicher Stimme den von Stadtsekretär Markus Schüssler gedichteten Zimmerspruch, der folgenden Wortlaut hatte:

Gott grüsse Euch, die Ihr gekommen
Zu diesem Fest, zum schönen Bau,
Dem man die Hülle nun genommen,
Zum Turm, von dem herab ich schau!
Und wenn ich nun nach alter Sitte
Den Spruch Euch sag als Zimmermann,
So stell' ich, hohe Herrn, die Bitte,
Hört mit Vergunst mich gnädig an.
Schau ich umher in weitem Kreise,
So winkt mir Nürnbergs stolze Pracht,
Die einst und jetzt nach feiner Weise
Entstanden durch der Bürger Macht.
So will ich denn vor allen Dingen
Das erste Glas nun sei bereit!
Dem alten lieben Nürnberg bringen:
Hoch leb' und blüh' es alle Zeit!

Und da den Bau wir heute heben
An diesem neuentstand'nen Haus,
So mög ihm Gott den Segen geben,
Viel hundert Jahre halt es aus!
Es prange nur in Ruhm und ‘Ehren
Und sei vor Unglück stets gefeit!

Das zweite Glas lafst mich jetzt leeren,
Es sei dem Rathausbau geweiht!

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