bringen. 227) Interessant sind die Vorbereitungen, die man für den Kurfürstentag vom Jahre 1611 traf. Es erschien notwendig, die obere Regimentsstube mit >> Tapezereien<< auszuschmücken, die aber damals in Nürnberg in entsprechenden Sorten, womit >>man bestehen könnte«, nicht zu haben waren. Damals hatte gerade der Losungsschreiber Marx Christoph Gugel eine Reise nach Frankfurt zu machen. Er erhielt den Auftrag, unter Zuziehung eines Sachverständigen einen Ueberschlag zu machen, was man an Teppichen zur Ausschmückung der Regimentsstube und des anstofsenden Saals brauchen würde. In Frankfurt sollte er dann mit Hülfe Karl Busenreuts niederländische Teppiche für die Regimentsstube und vergoldetes italienisches Leder für den Saal einkaufen und mit eigener Fuhr, sobald er Gelegenheit finden würde, herauf schicken, damit mans zeitlich vor Ankunft der Herrn Kurfürsten haben möge.« Endres Imhof wurde noch ersucht, an Bekannte in Frankfurt zu schreiben, >>solchen Sachen inmittels nach zu fragen«, damit, wenn Gugel ankomme, er alsbald zum Kauf kommen könne. Und da man in Erfahrung gebracht, dass die Familie Lindner im Besitz eines schönen persischen Teppichs für eine runde Tafel war, so liefs man mit ihnen verhandeln, um ihnen denselben um einen leidlichen Preis abzukaufen. 228) Die Ausschmückung scheint übrigens nicht ganz so durchgeführt worden zu sein, wie es der Rat ursprünglich beabsichtigte. So wurden namentlich, wie wir anderweitig erfahren, die erwähnten goldigen Ledertapeten in dem Nebensaale damals nicht angebracht. Ein gleichzeitiger Bericht schildert nämlich die Ausstattung der Regimentsstube und des anstofsenden Zimmers bis in die kleinsten Einzelheiten. 229) Sie war danach mit schönen Tapezereien bekleidet. Die sechs Fenster schmückten gemalte Wappen mit Bildern, und zwar das kurmainzische, das kurkölnische, und kurtrierische, es folgten drei kaiserliche Wappen mit goldenen Kronen, denen sich jenes der Krone Böhmen, das kurpfälzische, das kursächsische und kurbrandenburgische anschlossen. Im Eckfenster der Stube war ein weiteres Wappen angebracht, das nicht näher bezeichnet ist. An den Wänden hingen kostbare Gemälde; über der Eingangsthür die Bildnisse der ehemaligen Kurfürsten von Sachsen Herzog Friedrich, Johannes und Johann Friedrich, die, wie der Berichterstatter hinzufügt, künstlich gemalt waren. Es folgten vier Bilder in Lebensgröfse, das des regierenden Kaisers Rudolf II., das Bild Karls des Grofsen, *) Kaiser Sigmunds »auf die alte tracht« und Kaiser Rudolfs I. Kaiser Karls und Sigmunds Bildnisse waren mit gutem Golde belegt und, was wichtiger, es waren ohne Zweifel jene, die Albrecht Dürers Hand gemalt hatte. In der Ecke befand sich ein nicht näher bezeichnetes »klein conterfect des kunstreichen und weitberumbten malers Albrecht Durers von Nurmberg«, wie sich der Berichterstatter in berechtigtem Lokalpatriotismus ausdrückt, daneben in *) Das Galvano hiezu, sowie die zu den beiden folgenden Abbildungen der Dürerschen Apostel wurden mir von der Verlagsbuchhandlung Velhagen & Klasing für das Rathauswerk mit gröfster Liebenswürdigkeit zur Verfügung gestellt. Lebensgröfse, gleichfalls von Dürer herrührend, Adam und Eva, die Geschichte vom Zinsgroschen, die Dürerschen Bilder der 4 Apostel,*) endlich ein »Marienbild mit einem Kinde«, welches der Churfürst Friedrich von Sachsen 1522 der Stadt verehrt hatte. Der Bericht rühmt es als »künstlich gemalt«. Gegenüber hing Karls V. Bildnis vor seiner Kaiserkrönung, der Evangelist Lukas und Kaiser Maximilian II. »Und seind jetzt erzelte taffeln«, heifst es naiv am Schlufs der Aufzählung, »von unterschiedlichen kunstreichen malern gemacht.< Die übrige Einrichtung der Regimentsstube wetteiferte an Farbenpracht mit den Teppichen und Gemälden, welche die Wände schmückten. In der Mitte befand sich eine lange Tafel mit farbigen türkischen Teppichen belegt. Sieben Schreibzeuge und Streubüchsen und daneben Papier, Federn, Schriftröllchen und was sonst zum Schreiben gehört, stand und lag bereit. Auch zwei bemalte Sanduhren fehlten nicht. Neben der Tafel nach den Fenstern hin waren sechs Sessel von Nussbaumholz für die Kurfürsten aufgestellt, deren Sitze schwarzer Sammet bedeckte, an den Ecken sechs Lehnstühle, jeder für eine Person, die mit gutem lündischen Tuch belegt waren, und auf der Seite nach der Thüre hin gleichfalls Lehnstühle für die kurfürstlichen Kanzler und Geheimsekretäre. Im übrigen standen noch sechs Lehnstühle in der Stube. Ausserdem waren drei lange, mit grünem lündischen Tuch überzogene Vorbänke, auf deren jeder drei oder vier Personen Platz fanden, für die kurfürstlichen »gehaimste Räth« aufgestellt. An den sechs Fenstern und an den Bänken bei den Fenstern lagen lange Kissen mit schönem, farbigem türkischen Zeug überzogen. Der Tafel gegenüber im Eck stand ein mit einem schönen Teppich geschmückter Tisch, den silberne und goldene Pokale und Trinkgeschirre und in der Mitte eine Kredenzschale, die mit Zucker, Konfekt, Kollation und süfsem Wein versehen war, bedeckte. Über der langen Tafel in der Mitte hing ein hölzerner, vergoldeter Leuchter, dessen offener Kranz mit lauterem Golde überlegt war. Beim Ofen hatte man die Wand in die anstofsende Stube durchbrochen und in der so entstandenen Lücke, die durch eine besondere Thür und ein Gehäuse abgeschlossen wurde, einen Ofen aufgestellt. Den Eingang in dieses Zimmer vermittelten fünf Staffeln. Hier befand sich in der Mitte ein mit farbigen Teppichen bedeckter Tisch, worauf drei Schreibzeuge, drei Streubüchsen und Papier zum Schreiben einluden. Näher bei der Thür zog sich eine lange Staffel hin, gleichfalls mit farbigen Teppichen belegt. Acht mit Scharlachtuch und neun mit Sammet überzogene Stühle waren für die Kurfürsten und Räte bestimmt, die hier nach Beendigung der Sessionen noch der Unterhaltung sich hingeben konnten. Grofse und kleine niederländische Tafelgemälde schmückten die Simse, die Wände aber prangten in schönem lündischen Scharlach. Vier grofse messingene Hängeleuchter, die mit der Stadt Wappen geziert waren, beleuchteten dieses Prunkgemach. *) In dem Inventar heisst es: „die zwen apostel Petrus und Paulus, des Durers hand.“ Der Verfasser giebt eben nur, aus Bequemlichkeit oder Nachlässigkeit, die Hauptperson einer jeden Tafel. |