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Die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts sind durch zahlreiche Bauten ausgefüllt, die wohl sämtlich auf den Steinmetzen und Werkmeister Hans Beheim den älteren zurückzuführen sind. 1502 zeigte sich ein Schaden am Rathaus. Der Baumeister und Peter Harsdörfer wurden beauftragt, ihn mit den Werkleuten zu besichtigen und zu beratschlagen, wie ihm zu begegnen sei.230) Der Schwibbogen unter der Ratstube wurde darauf »verzwickt« und zugleich angeordnet, man solle zusehen, ob er sich wieder »reifsen würde, und in diesem Fall die Angelegenheit wieder bei Rat zur Sprache bringen.231) Ein Jahr später müssen die Werkleute den Grund des Rathauses untersuchen und die »Muster<< einer Besichtigung unterziehen.232) Dann wird beschlossen, man solle >> das rathaus fürderlich verwaren und pessern, wie geratschlagt«,233) Da in den Ratsprotokollen von dem Bau des Jahres 1505 nicht die Rede ist, so mufs geschlossen werden, dass er mit den Schäden, die 1502 und 1503 hervorgetreten waren, und deren Beseitigung man allem Anscheine nach verschleppt hatte, in Zusammenhang stand. Die Bauthätigkeit des Jahres 1505 war eine überaus rege. Hans Beheim berichtet darüber an den Ratsbaumeister Michel Behaim,234) der sich damals zu Altdorf aufhielt. Meister Jörg *) habe angefangen, die Balken auf den mittleren Boden des Rathauses zu bringen, wo die Züge stehen sollten, das Zimmer sei ganz abgebunden, **) wie er aus dem Rechenzettel ersehen werde, die Zimmerleute, alle am grofsen Bau, rüsteten sich, zu heben, Burkhard Krell und Heinz Atzmann hätten das Gitter unterm Rathaus zum Lochgefängnis in Arbeit, die Tüncher hätten noch zu thun, würden aber noch die Woche fertig. Nach allem kann der Bau nicht so ganz unbedeutend gewesen sein. Am Donnerstag, den 11. Dezember 1505, berichtet Hans Beheim abermals an den Ratsbaumeister. Am Mittwoch seien die Sparren alle auf dem neuen Bau aufgerichtet, die Züge abgebrochen worden und bei dem bösen Wetter niemanden ein Leid geschehen. »Gott sei Lob und Ehr!« fügt der Berichterstatter hinzu. Meister Heinrich ***) habe er um des Baumeisters und seiner selbst willen gebeten, Fleifs zu thun, damit der Bau mit dem ehesten gelattet und gedeckt werde, und ihm zugesagt, wenn er wahrnähme, dafs es rustig von statten gehe, so wolle er ihn mit seinen Gesellen redlich halten. Das habe er ihm zugesagt. Meister Heinrich arbeite fürwahr mit grofsem Fleifs. Auch den Meister Jörg habe er gebeten, mit seinem Fleiss, wie er ihn bisher gezeigt, nicht nachzulassen, bis die Durchzüge und Säulen ganz wieder hinuntergebracht seien, woran am allermeisten gelegen sei. Säulen und Durchzüge seien genug vorhanden, »also dass desshalb kein mangel«. Zum Giebel lasse er, sobald Decker und Zimmerleute abgingen, Steine hauen und wolle mit dem Bau beginnen, wenn anderes Wetter eintrete. >> Lieber herr baumaister«, wendet er sich zum Schlufs an

*) Jörg Stadelmann, Zimmermann, damals Stadtwerkmeister. S. Aemterbuch.

**) abbinden, das Zimmerwerk nach Mafs abschneiden und bearbeiten, so dafs der Bau aufgerichtet werden kann.

***) Meister Heinrich, nicht näher zu bestimmen. Maurermeister mit dem Vornamen Heinrich oder Heinz werden im gleichzeitigen Aemterbuch genannt: Heinz Lauer, Heinz Hoffmann und Heinz Hubner.

Michel Behaim, »ich lafs euch wissen, ihr habt noch 40 kostlicher durchzug vor augen, sein furwar pesser, dann 400 gulden, die will ich fleifsig gedachen und wol erheben lassen, wie ich euch jungst geschriben und ir mir also zu thun befohlen habt, alspald ichs neuer*) an den leuten an der arbait halb thun kann«. Der Umstand, dafs die Balken und Säulen von oben hereingelassen werden, läfst erkennen, dafs es sich um keinen Neubau handelte. Gingen doch alle diese Bauten mehr aus der Notwendigkeit hervor, dem Bedürfnisse des Augenblickes zu entsprechen, als dafs sie einem grofsen Plan entsprungen waren. Es waren meist nur Aenderungen, die aus schon Vorhandenem zu machen suchten, was eben zu machen war.

Der Rat empfand es damals als etwas Schimpfliches, dass Botschafter, hohe Herrschaften und andere Persönlichkeiten, die mit ihm in Beziehung traten, oder die sonst gütliche Handlungen und anderweitige Tagleistungen auf das Rathaus führten, auf dem Saal oder an andern Orten stehen und verhandeln sollten. Es stand das nicht im Einklang mit der Bedeutung einer >>so tapferen und berühmten commun«, wie der Rat sich ausdrückt. Deshalb beschlofs er am 6. April 1508235), oberhalb der Fünferstube eine weitere mit einem ziemlichen Fletz**), wie das durch die dazu verordneten Herren und Sachverständigen des Rats begutachtet, und wozu bereits ein Visier***) und Kostenvoranschag gemacht worden, mit »ziemlichsten Kosten zum fürderlichsten« bauen zu lassen. Auch dieser Bau mufs, der ganzen Situation des Rathauses nach, auf der Ostseite, in einem der einbezogenen nördlichen Häuser vor sich gegangen sein, wahrscheinlich in jenem, das an den zweiten, den grofsen Hof, zunächst angrenzte; denn, wie wir aus dem eben erwähnten Ratsverlasse entnehmen, war den geschworenen »>Weinkiesern« ****) im Hof des neuen Hauses << ein Stüblein eingeräumt worden, das sie nunmehr, weil sie früh vor Tag und spät in die Nacht hinein die Thür offen liefsen, und der Rat merklich Fahrlässigkeit und Beschädigung, so mit Feuereinlegen und anderm auf dem Rathaus, der Kriegsstube oder sonst in künftige Zeit möcht begegnen, befürchtete, aufgeben mussten, um sodann in Lenhard Rumels dem Rathause gegenüberliegender Behausung dem nachmaligen Fünferhaus gegen einen jährlichen

Zins sich einzurichten.

Trotzdem zeigte sich immer noch ein Bedürfnis nach weiteren Räumlichkeiten, dem durch die unter Hans Beheims des älteren Leitung in den Jahren 1514 und 1515 hergestellten neuen Gemächer abgeholfen werden sollte. Hans Beheim der ältere, mit seinem vollen Titel: Steinmetz, gemeiner Stadt Werkmeister, Anschicker und Buchhalter auf der Peunt, war ein' für jene Zeit hervorragender, äusserst thätiger Architekt.236) In seiner Hand war das gesamte Bauwesen der Stadt vereinigt; er hatte die Baupläne zu entwerfen und die Ausführung zu leiten, während der Stadtbaumeister, aus ratsfähigem Geschlecht

nur.

**) Hausflur mit gepflastertem oder aus festgestampftem Lehm bestehenden Fussboden. ***) Entwurf.

****) Weinkieser = Weinprüfer oder Koster, verpflichteter Weinuntersucher.

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