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Aber die Engel stoßen nicht sofort in ihre Posaunen, sondern werden dazu veranlaßt erst durch einen weiteren Vorgang. Vers 3. Ein anderer Engel kommt *), und stellt sich mit einem Rauchfaß an den Altar. Fälschlich denken Alcas., Grot., de Wette, Hengst. u. a. an den goldenen Rauchaltar, der doch hernach besonders und mit dem unterscheidenden Epitheton to xpvGov genannt wird. „Er stellte sich an den Altar, und es wird ihm viel Rauchwerk gegeben, damit er es an dem goldenen Altar darbringe." So zu schreiben, war höchst unnatürlich, wenn schon mit dem ersteren Altar der goldene Rauchaltar gemeint war. Joh. hätte dann vielmehr schreiben müssen: „Er stellte sich an den goldenen Altar, und es ward ihm viel Rauchwerk gegeben, daß er es darbrächte." Auch heißt es V. 5, der Engel habe nach vollendetem Rauchopfer sein Rauchfaß mit Feuer aus dem Altar gefüllt; Feuergluth war aber in oder auf dem Rauchaltar gar nicht vorhanden, sondern nur auf dem Brandopferaltar. So haben wir unter dem Svolaotŕplov im Anfang von V. 3 und in V. 5 den Brandopferaltar zu verstehen. Dazu allein paßt auch die Analogie des a. t. Ritus. Denn nach 3 Mos. 16, 12 mußte der Priester, wenn er räuchern wollte, mit dem Rauchfaß vor den Brandopferaltar gehen, dasselbe hier mit Gluth füllen, dann das Rauchwerk darauf streuen, und das solchermaßen gefüllte Rauchfaß nun ins Heilige tragen und auf den goldenen Rauchaltar niedersehen. Ganz dies geschieht V. 3. Der Engel tritt vor den (schon Kap. 6, 9 von Joh. ge= schauten) Brandopferaltar mit dem Rauchfaß (natürlich um es mit Gluth zu füllen); darauf wird ihm Rauchwerk gegeben, damit er nunmehr in das Heilige treten und das Rauchopfer auf dem goldenen Rauchaltare darbringen könne.

Wie die Natur der Sache und des a. t. Ritus gebieterisch fordert, unter dem Svolaotŕplov (mit Piscator, Vitr., Züllig,

*) Wie Kap. 7, 2 ein,,andrer Engel" den 4 Sturm-Engeln auf Erden Befehl giebt noch zu warten, zum Besten der auf Erden lebenden ayot, so veranlaßt an unsrer Stelle ein,,andrer Engel" die sieben Engel im Himmel, nun (nachdem die Besiegelung Jener geschehen ist) nicht länger zu warten, und das zwar ebenfalls im Interesse der (sowohl in den Himmel eingegangenen, auf Erden zu rächenden, als der auf Erden lebenden, zu erlösenden) aytot.

Hofm.) den Brandopferaltar zu verstehen, so fordert dies auch der Sinn des Gesichtes. Denn nur so hat das Gesicht eine Be= deutung. Auf dem Brandopferaltar waren Kap. 6, 9 die Märtyrer geopfert worden; d. h. der Brandopferaltar ist ein Sinnbild ihrer Opferstätte. An dem Feuer, worin sie geopfert worden, wird das Rauchwerk entzündet, welches die Gebete der Heiligen befähigen soll, bis zu Gott emporzusteigen. Dies Rauchwerk selbst nämlich wird dem Engel gegeben (im Himmel), „damit er es am goldnen Rauchaltar gebe den Gebeten der Heiligen" nicht: es dar

brächte für die Gebete der Heiligen (de Wette), auch nicht: es darbrächte mit den Gebeten der Heiligen," was alles didóval c. dat. nicht heißen kann. Die Gebete der Heiligen – der Märtyrer selbst 6, 10, und,,aller" Heiligen 5, 8 — waren schon lange aufgestiegen, aber bis dahin noch nicht erhört worden (6, 11). Jegt wird im Himmel selber dem Engel himmlisches Rauchwerk gegeben, daß er es am himmlischen Rauchaltar den Gebeten aller Heiligen gebe, d. h. beilege, und nun werden diese Gebete erhört, nun, V. 4, steigt der Rauch zu Gott auf (so daß er Erhörung findet) und die Erlösung der gedrückten Gemeinde und das Gericht über die Feinde tritt ein. Denn nachdem der Engel sein Rauchopfer gebracht (nachdem also der Weihrauch sammt der ersten Gluth verbrannt ist), tritt er abermals vor den Brandopferaltar V. 5, und füllt das Rauchfaß hoch an (éyéμuoev) mit der Gluth des Feuers, in dem die Märtyrer verbrannt worden, dies mal nicht, um Rauchopfer zu bringen, sondern um diese Gluth auf die Erde hinabzuwerfen, daß sie dort das Feuer des Zorngerichts entzünde. Dieselbe Gluth des Märtyrerfeuers dient zu beidem; sie entzündet das Rauchfaß der Gebete der Heiligen um éxdíxŋois, und schafft ihnen Erhörung; und sie entzündet das Feuer der Exdiunas selber.

93. 4. ὁ καπνὸς τῶν θυμιαμάτων ταῖς προςευχαῖς τῶν ¿yiwv gehört enge zusammen, und steht für å xanvòs tãv Juμιαμάτων τῶν ταῖς προςευχαῖς τῶν ἁγίων δοθέντων. 1ης möglich kann taïs ipogeuxaïs von ávéßy abhängen (der Rauch stieg zu den Gebeten, oder für die Gebete empor). Die Construction ist vielmehr hebräisch gedacht, wo den Genitiv der

Zugehörigkeit vertreten kann, z. B. 2 Sam. 3, 2 f., David's erster Sohn war Amnon (der), der Ahinoam (angehörige), 5 Mos. 1, 3 u. a. (Vgl. Ewald, Gramm. der hebr. Sprache §. 504.)

Man hat gefragt, wie sich denn der Altar local zu dem Throne Gottes verhalte. Nicht so, wie sich V. 7 die Erde, V. 8 das Meer, Kap. 6, 12 ff. Sonne und Mond u. s. w. zu dem Throne verhalten. Bei der Öffnung jedes Siegels nämlich, und bei dem Schall jeder Posaune stellt sich dem Joh. gleichsam eine Vision in der Vision dar, es eröffnet sich gleichsam dioramatisch eine Aussicht vom Himmel herab auf die niedere sichtbare Welt und die Vorgänge in derselben. Anders steht es aber hier. Der Vorgang V. 1–5 schließt sich ganz ebenso, wie der Vorgang Kap. 5 an die Vision des Thrones Gottes Kap. 4 an, und geht gleichsam in derselben Scenerie vor sich. Man darf also nicht leichthin mit de Wette sagen,,, wo der Apoka= Iyptiker eines Rauchaltars bedürfe, führe er ihn vor;" nicht einmal: wo die Vision einen Altar nothwendig mache, werde dent Joh. ein Altar dargestellt. Da der Rauch des Rauchopfers V. 4 zu Gott emporsteigt, so ist damit dem himmlischen Tempel ein bestimmtes Verhältniß zum Throne Gottes allerdings angewiesen, und zwar nicht so, daß Joh. durch eine 10 Fuß hohe Luke, die oben in der Wand zwischen Heiligem und Allerheiligstem befindlich gewesen sey, ins Allerheiligste hinaufgeschaut und Gott auf den Cherubim thronend gesehen habe (Hofm.) — wo kommen denn dann die 24 Ältesten und die myriadenmal Myriaden Engel (Kap. 5, 11) hin? — sondern so, daß die ganze Scene Kap. 4 frei und zwar anfangs ohne den Tempel sichtbar war, und später (zuerst Kap. 6, 9 und in bestimmterer Firirung Kap. 8; 3 ff.) ein himmlischer Tempel gleichsam auf einer unteren Terrasse, unten vor der Höhe, worauf der Thron stand, erschien. Denn der Tempel ist in der Apok. nicht die Wohnstätte Gottes, sondern die Stätte der zwischen der Erde und dem Himmel vorgehenden Vermittlungen. Nicht sofern sie in die himmlische Seligkeit eingegangen, sondern sofern sie auf Erden geschlachtet worden und auf Erden noch nicht gerächt worden sind, erscheinen die Seelen der Märtyrer als gleichsam mit ihrem Blute unter den Brandopferaltar hingegossen (Kap. 6, 9); die Gebete der Heiligen auf Erden werden von dem

Engel Kap. 8, 3 mit himmlischem Rauchwerk versehen, auf den Rauchaltar gebracht, um von da vor Gott aufsteigen zu können; wo weitere Rathschlüsse Gottes über die Schicksale der Kirche Christi auf Erden geoffenbart werden sollen, thut sich das Innere des Tempels (Kap. 11, 19) und wo die letzte Vollendung geoffenbart werden soll (Kap. 15, 5) das Allerheiligste desselben vor Joh. auf. Und wenn Kap. 16, 17 eine Stimme éx toũ vaoũ ảnò tou Ipovou auf die Erde herabschallt, so ist auch damit noch nicht gesagt, daß der Thron im Tempel stand, sondern nur, daß, von der Erde aus angesehen, die vom Thron ausgehende Stimme durch den Tempel hindurch auf die Erde schallt, und somit aus dem Tempel vom Throne her schallt.

Wie der Engel die vom Brandopferaltare genommene Gluth auf die Erde hinabschleudert, entstehen augenblicklich Donner, Blitze, Getöse und Erdbeben (vgl. 4, 5); diese bilden aber nur die Einleitung zu weiterem, denn nun V. 6 machen sich die sieben Engel bereit, in ihre Posaunen zu stoßen.

Bei den sieben Posaunen befolgen wir wieder den nämlichen Kanon wie Kap. 7. Erst muß gelesen werden, was ge= schrieben steht von Kap. 8, 7 bis Kap. 9, 21. Dann erst kann eine Gesammtbetrachtung angestellt und nach dem prophetischen Sinn der sechs ersten Posaunen gefragt werden.

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Erste Posaune. Vers 7. Bei dem Schall der ersten Posaune wird die Erde sammt den Bäumen (vgl. Kap. 7, 1) und dem Grase beschädigt. Das Mittel dazu ist Hagel und Feuer mit Blut gemengt. 87 777 kommt auch 2 Mos. 9, 24 als die siebente ägyptische Plage vor, und wir sind Bliße hier wie dort. Hagel und Blut erscheinen aber an unsrer Stelle μεμιγμένα ἐν αἵματι, mit Slut gemift (ἐν →). Ein Blutregen kommt nirgends bei den Propheten vor, auch Joel 3, 3 nicht, wo □7 viel zu unbestimmt steht, um gerade diese specielle Bedeutung haben zu können, wo vielmehr mit □ alle mögliche blutige portenta (wie z. B. die V. 4 erwähnte Blutfarbe des Mondes) ganz allgemein bezeichnet sind. Daß also an unsrer Stelle Hagel und Blike mit Blut vermengt sind, ist etwas neues; sicherlich ist nicht ein natürlich roth gefärbter oder gar nur von den Blizen optisch gerötheter Regen gemeint, sondern reelles wirkliches Blut; die Gerichte ergehen über die, die das

Blut der Märtyrer vergossen haben; darum wird Blut dem Hagel und Feuer beigemischt, damit beide noch verheerender werden nicht durch die physische, sondern durch die (finnbildlich so dargestellte) sittliche Wirkung dieses Blutes, d. h. dieser Blutschulden, die über die Häupter der Frevler hereinbrechen. Vgl. Kap. 16, 6.

Die Bäume werden neben der Erde noch besonders genannt, nicht als Repräsentanten aller auf der Erde befindlichen Dinge überhaupt (de Wette), sondern die Bäume müssen eine besondere sinnbildliche Bedeutung haben, wie sich aus Kap. 7, 1 u. 3 deutlich ergiebt, und ebenso muß das Gras seine Bedeutung haben, wie schon daraus erhellt, daß von der Erde und den Bäumen nur das Drittheil, das Gras aber alles verbrannt wird. (Denn rãs bildet einen offenbaren Gegensatz gegen tò tpítov, und es ist ganz unnatürlich, mit Vitr. zu rãs xóptos xλwpòs die Worte to tρítov tis rõs suppliren zu wollen.) Auch das Blut wies schon auf eine sinnbildliche Bedeutung dieser Vision hin, und auch daß der Hagel nicht zerschmetternd, sondern als sey er durch und durch mit dem лρ gemischt und gleichsam glühend geworden verbrennend wirkt, geht über die Natur

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des physischen Hagels hinaus.

Durch diese sinnbildlichen Andeutungen haben sich ältere und neuere Ausleger verleiten lassen, dieses Gesichte willkührlich allegorisch zu erklären, so daß dabei theilweise sogar die einzelnen Züge der V. 7 geschilderten Gesammtanschauung aus einander gerissen wurden. Nach Vitr. soll der Hagel Hungersnoth, das Feuer Pest (!), das Blut Krieg nach Bull. das Ganze den Ebionitismus, nach Hengst. (der dies Gesicht als Gesammtanschauung beläßt) soll das ganze Gesicht des blutigen Feuerhagels Krieg bedeuten, wie er es denn glücklich dahinbringt, in allen folgenden Posaunen immer und immer wieder den allgemeinen Begriff des Krieges zu finden!

Fern von solcher willkührlichen Allegoristerei haben wir vielmehr die Frage so zu stellen: Soll durch die Vision des Feuerhagels, wie Joh. sie hier hatte, wo er das Drittheil der Erde und Bäume und das Gras verbrennen sah, dies geweissagt werden, daß am Ende der Lage ganz ebenso ein physischer Feuerhagel niederfallen und den dritten Theil der physischen Erde und

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