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ersten Brief Joh. andrerseits herrscht*), und sodann, wie der Evangelist, frei über seinem Stoffe stehend, sich sichtlich bemüht, für seine Epheser so gut griechisch als möglich zu schreiben, und daher besser schreibt, als es ihm Gewohnheit war**), während er in der Apokalypse durch die Erinnerung an die eben gehabten Visionen überwältigt ist, und keine andere Sprache findet, dies Ungeheure auszudrücken, als die der alten Propheten, daher er hier recht mit Willen einem prophetisch - antiken, ezechielischen, stark hebraisirenden Sprachcolorit sich hingiebt***). Man be=

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Ich

*) In meiner Kritik der ev. Geschichte, 2te Auft. Seite 867. will hier nur kurz folgende Eigenthümlichkeiten aufführen, die den drei Schriften gemeinsam find: Nom. mit dem art. statt Vocat. Apposition statt Genitiy oder Attribut

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— ἔρχεσθαι ftatt ἔσεσθαι Umschreibung des gen. partit. mit Ex Wiederholung des pron. possess., wie z. B. Ev. Joh. 2, 12; Apoc. 6, 11 Instrumentalis durch ev ausgedrückt — Apposition im Nomin. neben einem cas. obliq. Joh. 1, 14 (πλńρys neben μovoyɛvous) und in der Apok. oft Futur. bei Eva statt des Conjunktiv (Joh. 4, 34; 15, 16, dwoe nach der unzweifelhaft richtigen Lesart) où μn mit dem Indicahäufiges Eva, seltenes onws Attribut oder Relativ in andrem Auslaffung der Copula Voranstellung des verb. fin. vor das Subjekt น. a. Den Nachweis im Einzelnen siehe am angef. Orte.

tio,

Casus als sein Nomen (Joh. 6, 9 πardápiov ős)

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καί ftatt δέ οετ οὖν

-

**) Ev. Ioh. 6, 40 fällt er aus der gutgriechischen Construktion mit dem Conjunktiv unwillkührlich in die ihm gewohntere schlechte mit dem Indik. zurück. In der Regel giebt er sich im Ev. Mühe, correct zu schreiben, oử μn und va mit dem Conj. zu construiren; dazwischen aber ent= schlüpfen ihm hier und da Indicative (6, 35; 10, 5; 15, 16). Sehr oft macht er Ansäge zu gutgriechischer Periodenbildung, fällt aber dann fast regelmäßig aus der syntaktischen Construktion in die parataktische zurück (1, 12 f.; 1, 32; 3, 1; 1, 6 u. a.; ferner 4, 12; 6, 58 u. v. a.). Siehe meine Krit. der ev. Geschichte. S. 868.

***) Daher solche absichtliche Härten, wie z. B. Apoc. 1, 4: άπÒ ὁ ὢν καὶ ὁ ἦν καὶ ὁ ἐρχόμενος; 1, 5: ἀπὸ Ἰησοῦ Χριστοῦ, ὁ μάρτυς ὁ πιστός; 2, 20: τὴν Ιεζάβελ ἡ λέγουσα u. gl. – Shöriter eife bat man sich auch noch auf solche sprachliche Differenzen berufen, welche rein schon durch die Verschiedenheit des Objektes gegeben sind, z. B. daß der Satan im Ev. als der Fürst dieser Welt," in der Offenb. als,,der Drache" bezeichnet werde! Daß Kúpos im Ev. Jefum in Niedrigkeit, in der Offenb. den Erhöhten bezeichne! Daß im Ev. sich keine Dorologien fanden! u. dgl. So könnte man auch beweisen, daß der Göz von Berlichingen nicht von dem Verfasser des Leidens Werthers' seyn könne, weil in legterem

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rief sich auf die Verschiedenheit des Geistes und Lehrstoffs; aber man trug diese Verschiedenheit erst in den Text hinein, indem man symbolische Bezeichnungen in der Apokalypse nicht als solche erkennen wollte, sondern buchstäblich nahm, und daher in der Apokalypse einen beschränkt judaistischen Standpunkt fand, welcher mit dem Wesen des Evangeliums nun freilich contrastirte. In der Vision bietet sich z. B. zur Bezeichnung des neutestamentlichen Gottesvolkes und Heiles kein anderes Sinnbild dar, als das des Tempels Gottes und des Allerheiligsten, wohlgemerkt des himmlischen Tempels, nicht des jerusalemi. schen (Offenb. 15, 5). Daraus wollte man folgern, der Apokalyptiker betrachte das Christenthum bloß als eine „höhere Form des Judenthums!!" Natürlich bezeichnet Joh. in seinem Evangelium mit dem Worte 'Lovdato die ungläubigen Juden im Gegensaße zu den μadytaïs, da zu der Zeit, als Joh. schrieb, die Scheidung der Xploriavol von den 'Iovdaíos längst äußerlich vollzogen war. Soll aber darum derselbe Johannes nicht in finnbildlicher Sprache (Offenb. 3, 9) die Christen als die wahren Juden, als das wahre Israel haben bezeichnen dürfen? Dann dürfte auch der Paulus, welcher Röm. 3, 29; 10, 12; 1 Cor. 9, 20; Gal. 3, 28 u. a. die ungläubigen Juden als „Juden“ und „Israel“ bezeichnet, Gal. 4, 26–28 nicht die Christen als das wahre Israel haben bezeichnen dürfen! Andre vermeintliche Widersprüche lösen sich bei richtiger Exegese von selbst.

Kaum haben wir nöthig, auf einzelne eklatante Gleichheiten in der Lehre erst noch hinzuweisen, auf die gleiche Betonung der Gottheit und Ewigkeit Christi (Offenb. 1, 5 u. 6 u. 13 u. 17 f.), welche übrigens nicht sowohl auf Rechnung des Apokalyptikers, als des ihm erschienenen Christus kommt, immerhin aber einen Beweis liefert, daß die Apokalypse in der gleichen Zeit und Situation wie das Ev. und unter den gleichen kirchlichen Bedürfnissen gegeben ist - und auf Stellen wie Offenb. 1, 4-8; 2-3; 4, 8-11; 5, 9-14 u. a., an denen nur ein stumpfes Ohr den Krystallklang der Sprache des Evangelisten verkennen kann.

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Entscheidend sind schon allein die äußeren Zeugnisse für die johanneische Abfassung der Apokalypse, welche den Zeugnissen für die des Evangeliums und ersten Briefes *) ganz parallel gehen und an Beweiskraft und großer Zahl gleich sind. Der ge= lehrte Vater der Kirchengeschichte, welcher die Schriften des Melito, des Theophilus von Antiochia, des Apollonius gelesen, erzählt, daß die beiden lehteren die Offenbarung Johannis citirt, der erste ein eignes Buch über dieselbe geschrieben habe**). Hienach muß sie in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts schon weit, ja allgemein verbreitet gewesen seyn. Die Alexandriner Clemens und Origenes citiren sie schon mit Anführung ihres Titels ***); aber mehr noch, schon Justinus Martyr (dial. c. Tryph. c. 81) sagt, daß „Johannes, einer der Apostel Christi, in der Apokalypse das 1000jährige Reich geweissagt habe." Irenäus von Lyon †) beruft sich für die Richtigkeit der Lesart 666 (Offenb. 13, 18) auf das „Zeugniß derjenigen Männer, die den Johannes noch selbst gesehen haben," und (aus seinem Munde) die Zahl 666 für die ächte erklären. Der muratorische Kanon (um 160) erklärt die Apok. für apostolisch. Und endlich ist das Zeugniß des Kirchenvaters Andreas (im Anfang des fünften Jahrh.) noch nicht entkräftet, wonach schon Papias To άğiónιotov der Apokalypse bezeugt habe (Andreas, Comm. zur Apok. am Schlusse der Einl.), ein Zeugniß, welches dann von Arethas wiederholt wurde.

Fangen wir mit dem lehteren an, so erkennt Lücke (Einl. in die Offenb. Joh. 2te Aufl. S. 526) an, daß Andreas seine Notiz aus den Schriften des Papias selber geschöpft hat. Zwar ist nicht von dem apostolischen Ursprung, sondern bloß von dem atóniorov der Apok. die Rede. Aber wenn der gegen Ende des ersten Jahrh. geborene, um 160 gestorbene Papias die Apokalypse überhaupt nur gekannt hat, so ist sie damit schon als ein Produkt der apostolischen Zeit erwiesen, und wenn er sie vollends für glaubwürdig, für wirkliche geoffenbarte Prophetie

*) Vgl. hierüber auch meine Krit. d. ev. Gesch. §. 144 ff.

**) Eus. 4, 26; 4, 24; 5, 18. Hieron. de vir. ill. cap. 24.
***) Clem. Al. strom. 6, paedag. 2. Orig. bei Eus. 6, 25.
+) Haer. 5, 30, 1 und 3.

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hielt, so kann er sie nicht für ein untergeschobenes Werk des Betrugs gehalten haben. Freilich folgt daraus noch immer nicht, daß er sie für ein Werk des Apostels Joh. ansah; er kann sie ja so meint Lücke S. 539 - als ein Werk des Presbyter Johannes gekannt und dennoch und eben deshalb für eine wirkliche Offenbarung gehalten haben. Ueber die Existenz eines Presbyter Johannes sind wir mit Lücke gegen Hengstenberg einverstanden *). Wie aber der Presbyter Johannes die Stelle Apok. 1, 9 habe schreiben können, während doch nach der einstimmigen und sichern Tradition (bei Clem. Alex., Orig., Tert. und dem wegen seiner kritischen Zuverlässigkeit von Lücke so hochgestellten Eusebius) nicht er, sondern der Apostel auf Patmos verbannt war**), diese Frage hat Lücke unbeantwortet gelassen.

*) Daß diese Tradition nicht etwa selbst erst der Stelle Apok. 1, 9 ihre Entstehung danke, habe ich in meiner Krit. d. ev. Gesch., 2te Aufl. S. 851 fg. bewiesen.

**) Wenn Irenâus (5, 33) erzählt, daß Papias ein Schüler des Apo = stels Johannes gewesen, so folgt daraus ganz und gar nicht (was Lücke S. 538 folgert), daß Irenäus den Presb. und den Apostel Joh. verwechselt und für einerlei gehalten haben müsse. Und ebenso wenig widerspricht der Ausspruch des Papias (bei Eus. 3, 39) jener Nachricht des Irenäus. Wenn nämlich Papias sagt (ich construire ganz wie Credner und Lücke),,, er habe erforscht, was Andreas, Petrus, Philippus, Thomas, Jakobus, Johannes, Matthäus oder sonstige Jünger des Herrn sprachen, und ebenso was Aristion und der Presb. Johannes sprechen“ so folgt daraus nur so viel, daß, als Papias dies schrieb, der Apostel Joh. schon todt war, der Presb. aber noch lebte, nimmermehr aber folgt, daß Papias in seiner Jugend kein Schüler des Apostels gewesen seyn könne. Papias war (nach Rettig und Lücke) in den 80er Jahren geboren, der Apostel Joh. starb im Jahr 101; Papias kann also bis zu seinem 15ten oder 17ten oder 18ten Jahre sein Schüler gewesen sein. Aber Lücke geht (S. 542) in seiner Hyperkritik sogar soweit, dem Polykrates, wo er von dem,, Joh., der an der Brust des Herrn gelegen, der Priester mit dem rétaλov "geworden sey, dem μáptus xai didάoxados" redet, eine Confusion des Apostels und des Presbyters Schuld zu geben, bloß weil er diesen Joh. nicht ausdrücklich, einen der Zwölfe“ nenne! und weil der Presb. in seiner Jugend vielleicht Priester gewesen sey! Polykrates redet aber nicht von einem, der Priester gewesen, sondern der „, ein Priester geworden, der das Brustschild trug", d. h. der gewürdigt wurde, gleich dem a. t. Hohen priester Offenbarungen zu empfangen im Allerheiligsten (vgl. Apok. 15, 5); er nennt ihn den, der μáptus (vgl. Apok. 1, 2!) und didáoxalos

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Freilich soll nach Lücke (S. 527) noch ein besonderer Beweis dafür vorhanden seyn, daß Papias in seiner Schrift die Apokal. nicht als ein Werk des Apostels betrachtet haben könne. Hätten sich nämlich solche Stellen bei Papias gefunden, so würde Eusebius, der sonst sehr sorgsam gerade die älteren Zeugnisse über die neutestamentlichen Bücher, besonders über die Apokalypse, sammelt," gewiß nicht unterlassen haben, diese Stellen des Papias zu erwähnen. Ganz richtig. Stellen, wo Papias über die Verabfaffung der Apok. durch den Apostel Johannes ausdrücklich spräche, wird auch Andreas nicht gefunden haben, sondern nur (wie ja Läcke selbst zugicbt) eine Behandlungsweise der Apokalypse als eines nicht untergeschobenen, sondern wirkliche Offenbarung enthaltenden Buches. Und eben darum konnte Euseb. keine einzelnen Aussprüche des Papias über den Verfasser der Apok. citiren. Uns genügt aber, daß Papias die Apok. als ein reell prophetisches, folglich nicht betrügerisch untergeschobenes, folglich von „Johannes" Apok. 1, 9 geschriebenes Buch kannte. Denn daß sie nicht von dem Presbyter Joh. herrühren kann, ergiebt sich alsdann (wie gesagt) aus der Erwähnung des Erils auf Patmos (1, 9).

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Gehen wir zu dem Zeugniß des Justinus dial. c. Tryph. c. 81 über. Die Beweiskraft desselben hat man nicht anders anzufechten gewußt, als indem man*) die Stelle für interpolirt erklärte, und das zwar aus Gründen, deren Nichtigkeit selbst Lücke (S. 553 ff.) darzuthun sich getrieben fühlte. Wenn Hieronymus in seiner übersehung des Chronicon Eusebii die Worte: Joh. habe auf Patmos die Apok. geschrieben, ὡς δηλοῖ Εἰρηναῖος überfeét bat „, quam (mie) interpretatur Irenaeus," und wenn er dann de vir. ill. cp. 9 sagt, Joh. habe auf Patmos die Apok. geschrieben,,,quam interpretatur Justinus et Irenaeus," so will er hier sich offenbar nur auf das Zeugniß beider Väter für die Ächtheit und Entstehungszeit

war, und als diesen Empfänger der Offenbarung nennt er den Johannes, der an Jesu Brust gelegen!! Eines der merkwürdigsten positiven Beugnisse für die apostolische Abfassung der Apokalypse!

*) Rettig über das erweislich älteste Beugniß für die Ächtheit der Apokalypse.

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