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Abhülfe des Unwesens, welches die aus dem englischfranzösischen Kriege übriggebliebenen Soldbanden, von den Zeitgenossen gewöhnlich „Gesellschaften" oder „Engländer" genannt, namentlich in Frankreich und Italien trieben. Darauf mußte naturgemäß die Sprache kommen, denn ein energisches Vorgehen gegen diese Allerweltsfeinde konnte die Uebersiedelung der Curie nach Rom nur erleichtern. Man beabsichtigte damals in Avignon, sie zu bewegen, nach dem Osten gegen die Feinde der Christenheit zu ziehen. Auf diese Weise hoffte man sich ihrer am leichtesten und nützlichsten zu erledigen.1 Der Kaiser wollte ihnen von den Grenzen Frankreichs bis Ungarn Unterhalt bieten oder, im Falle König Ludwig von Ungarn ihnen den Durchzug durch sein Land weigere, sie mit Aufwand der Hälfte des Einkommens aus dem Königreiche Böhmen auf drei Jahre auf venetianischen und anderen italienischen Schiffen über das Meer befördern. Der Papst versprach dagegen, zur Bekämpfung der Söldnerbanden einen gewissen Kirchenzehnten auszuschreiben.2

Ebenda in Avignon erlangte der Kaiser für den Erzbischof Johann von Prag die Würde eines apostolischen Legaten.3

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Man sieht, in der Erzählung Königshofens liegt ein Theil dieser Unterhandlungen zu Avignon in allerdings naiver Fassung vor. Er sieht in der Klage des Papstes über die Beleidigungen der Herren von Mailand" und in dem Versprechen des Kaisers, sie rächen zu wollen, den hauptsächlichsten Inhalt derselben. Das deutet auf den Streit des Papstes mit den Visconti, auf den Plan der Bekämpfung der letzteren hin. Dabei kann, willkommen für unseren Chronisten, ein recht bizarres Histörchen mit einfließen: dovon můste dirre Urbanus die briefe essen". Wie bereits Hegel (485 nt. 3) anführt, kennen auch die mailändischen Geschichtschreiber diese Anekdote mit der Veränderung, daß man den päpstlichen Gesandten, zwei Prälaten, die Wahl gelassen, ob sie das

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1 Hegel 488 nt. bezeichnet eine diesen Umstand überliefernde Notiz des Guil. de Nangis, Chron. cont. ap. d'Achéry spicileg. III, 137 als „einen recht naiven Einfall". Ein solcher ist es also nicht. 2 Für diesen Punkt sind von Wichtigkeit die Schreiben Urbans V. an den König Carl V. von Frankreich ap. Raynald. ad 1365 § 1, an die Legaten Egidius und Andruinus ap. Theiner cod. dipl. S. sed. 2. nr. nr. 403, 404, an den Erzbischof von Köln und seine Suffraganen ibid. 2, nr. 424. 3 Beness. de Weitmil ap. Pelzel et Dobrowsky SS. rer. Bohemic. 2, 387.

Schreiben essen oder trinken wollten. Sie hätten sich für ersteres entschieden. Die Anekdote selbst knüpft sich an eine Gesandtschaft Innocenz' VI., des Vorgängers Urbans V., an Bernabò Visconti. Wir haben es hier offenbar mit einem weit verbreiteten Märchen zu thun, mit dem man sich in ferner stehenden Kreisen die Feindschaft der Päpste mit den Visconti erklärte. Ob ein Heimkehrender es mit nach Straßburg gebracht, ob Königshofen es brieflich erfahren, bleibt gleichgültig. Anekdoten verbreiten sich bekanntlich sehr rasch durch die Welt.

Auf dieses Märchen aber stützt sich Königshofen, hauptsächlich davon leitet er das Verhältniß des Papstes und der Visconti zu Carl IV. ab, wie es sich damals gestaltet; etwas Bestimmtes weiß er von der Zusammenkunft in Avignon gar nicht und diese wird dadurch in ein sehr einseitiges Licht gerückt.

2. Carls IV. zweiter Zug nach Italien.

1368.

Königsh. 490, 6-491, 19.

Bericht Königshofens: Im Jahre 1369 gedachte der Kaiser der Klagen des Papstes gegen die Herren von Mailand. Er machte sich drum mit einem großen Heere (var. aus Böhmen) auf. Straßburg führte ihm „zwenzig glefen" zu. Aehnliche Hülfe fand er bei den anderen freien und den Reichsstädten. Mit dem Heere zog der Kaiser „zů ostern" nach der Lombardei gegen die Herren von Mailand. Die Lombardei, sagte er, gehöre an das Reich ,,also es ouch wor ist"

und

habe doch das Reich seit vielen Jahren keinen Nutzen davon gehabt. Deshalb wollte er die Herren von Mailand ihres Amtes entheben und andere Vicare dort einsetzen, welche jährlich Rechnung legten, überhaupt ihren Pflichten nachkämen.

Inzwischen rüsteten die Herren von Mailand ihre festen Plätze und Städte zur Gegenwehr. Sie meinten: Der Kaiser soll nicht glauben, daß wir die Lombardei seiner Gewalt überlassen und sollte er auch sein Leben lang mit uns kämpfen. Doch wollen wir gern anerkennen, daß wir kaiserliche Vicare hier sind. Will der Kaiser einen Dienst von

1 Rosmini Storia di Milano 2, 104 f. u. nt.

uns, so wollen wir ihm gehorchen mit Rittern und Knechten, will er Geld, so wollen wir es ihm geben, aber das Land erhält er auf keine Weise.

Der Kaiser dagegen verlangte nach dem Lande und zog von Ostern bis Michaelis in der Lombardei umher, aber ohne eine Stadt oder eine Festung zu nehmen.

Die Herren von Mailand stauten (verswelletent) den Po, der das Lager des Kaisers und seiner Armee überschwemmte, so dass diese kaum dem Tode entrannen. Dazu wütheten Krankheiten (gros sterbotte) im Heere, namentlich unter den in zahlloser Menge anwesenden Böhmen. Zuletzt nahm der Kaiser Geld von den Herren von Mailand (var. und von Verona) und von den anderen Herren in der Lombardei und zog wieder heim.

Als der Papst Urban das hörte, meinte er zornig, er wolle es dahin bringen, daß der Kaiser wie sein Vorgänger Ludwig abgesetzt werde.

Unter diesen feindseligen Gedanken aber ward er krank und starb. Der Kaiser war somit seiner entledigt.

Soweit hierüber unser Chronist.

Daß Königshofen, trotzdem er Zeitgenosse ist (geb. 1346), sich in dem Jahre dieses Zuges irrt, nimmt uns nicht Wunder. Das passirt ihm sehr häufig; theils ist es einfache Flüchtigkeit, theils falsche Berechnung, welche aus dem Bestreben hervorgeht, möglichst viele und anscheinend genaue Daten beizubringen. Sagt er doch in der Vorrede zu seiner Chronik1 selbst: „und wil ouch zů iedem dinge setzen die zale der jore von gottes gebürte, das men gerechen (berechnen) und wissen müge, wie lange es si das das geschach, oder aber bi weles keisers oder küniges ziten es geschehen si. wan es sprichet meister Huge von Florencie das ein geschehen ding von dem man nüt kan gesagen in welem jore oder bi weles küniges oder fürsten ziten es geschehen si, das sol men haben für eine fabule und für eine sagemere (leeres Gerede) und nüt für eine wore rede.2

Es ist recht schön, daß Königshofen den hier gerügten Mangel vermeiden will, leider macht er das aber in einer

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1 230, 17 ff. 2 Hugo Floriacens. histor. eccles. 3 prol. ap. Mon. Germ. SS. 9, 355 (Hegel).

Weise, die uns wünschen läßt, daß er eine Menge Datirungen besser weggelassen hätte, da sie eben grundfalsch sind.

Der Kaiser brach auf am 2. April 1368. Seit jener Zusammenkunft in Avignon waren die Verhandlungen wegen des Romzuges ununterbrochen fortgeführt worden.1 Bei Königshofen kommt der Entschluß zum Zuge dem Kaiser plötzlich: „do (1369!) gedohte der keyser an die klage die ime der bobest geton hette von den herren von Meygelon" (Mailand).

Im August oder September 1366 wurde in Frankfurt auf einem Reichstag der Romzug beschlossen. Es ist das unter Anderem aus den päpstlichen Schreiben vom 21., 26. und 30. October desselben Jahres zu erkennen.2

Für diesen zweiten Romzug Carls IV. stellte Straßburg 20 Ritter und Knechte. Königshofen mag den Beschluß „Meister und Raths" (s. nt. 3) in dieser Sache vor sich gehabt und hier benutzt haben, denn er gibt richtig an: ,dozů gobent ime die von Strosburg zwenzig glefen“.3

"

Mangelhaft dagegen ist er sowohl über den Anlaß des Zuges, wie wir schon sahen, als über dessen Verlauf unterrichtet. Etwas Wahres ist zwar immer an seiner Darstellung, aber das liegt versteckt, muß erst mit Hülfe besserer Quellen herausgesucht werden. Für sich allein sind deshalb seine Nachrichten über den zweiten Romzug fast ganz unbrauchbar. Königshofen ist in der Lage eines Menschen, der im Finsteren seinen Weg suchend jetzt ihn findet, da ein heller Lichtstrahl

Dahin gehören Böhmer-Huber Reg. nr. nr. 4348 a, 4480, 4483-85, 4564, 4616, 4622, Päbste nr. nr. 106, 107, 109-114, 116-118, Reichssach. nr. nr. 458–460, 462, 464–466. Beness. de Weitmil 1. c. 2, 395 f. Vergl. Matthes Der zweite Römerzug K. Karls IV. dissert. Hal. 1880 p. 16 ff. Vom 21. Oct. ap. Raynald. ad 1366 § 21: „intendit de proximo in propria persona cum manu forti procedere (sc. imperator). De consilio et assensu praelatorum ac principum et magnatum Alemanniae ac Boemiae in generali parlamento, in oppido Frankfordiae Maguntinensis dioecesis per eum noviter celebrato Vom 26. Octob. Archiv der Gesellsch. für

ält. d. Geschichtsk. 9, 458 extr., vom 30. Oct. ap. Raynald. ad 1366 § 26. 3 Schilter Elsassische und Strassburg. Chronicke von Jac. v. Koenigshoven p. 1074 f. „Do koment unsere Herren Meister und Rat, Schoeffel und Aman überein, dass man unserme Herren dem Keyser dienen wolte gon Rome zu deme Bobeste Zum Ersten daz man yme dienen wolte

mit xx. Rittern und knechten Capitels.

S. den Excurs I. am Schlusse dieses

ihn für Augenblicke erhellt, dann aber in der Irre auf's Gerathewohl weiter tappt.

1

Zunächst ist ihm der Zug ein Rachezug gegen die Herren von Mailand, zu dem die Klage des Papstes damals in Avignon den Anlaß gegeben. Daß die Bekämpfung der Visconti im Vordergrunde stand, ist richtig. Zur Klage des Papstes aber bringt unser Autor jetzt plötzlich ein neues Moment das Interesse des Reiches: „und sprach (der keyser): Lamparten horte an daz rich, also es ouch wor ist, und were ime in vil joren kein nutz dovon worden. derumb wolte er die herren von Meygelon entsetzen und das lant innemen und andere pfleger und vicarien dar setzen, die ime joresrechenunge gebent von Lamparten und detent daz sü tůn soltent." Der Kaiser will also die Lombardei, die Herren von Mailand sind im Besitz derselben und sind nicht gesonnen, sie herauszugeben, und solte er joch sinen lebetagen mit uns kriegen". Aber als kaiserliche Vicare ihm Dienst, Gehorsam und Geld zu gewähren, damit wollen sie einverstanden sein.

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Das war die Auffassung, wie sie sich in Deutschland, vielleicht im Heere Carls selbst gebildet und die Königshofen kritiklos wie immer in seine Chronik herübergenommen. Seine Gewährsmänner sind das liegt am nächsten - Straßburger Bürger gewesen, welche den Romzug im Straßburger Contingent mitgemacht. Es ist erklärlich, daß diese die fernerliegenden Verhältnisse, besonders die Stellung der Visconti unrichtig beurtheilten. Die sollten für ihre Uebergriffe gegen den Papst und die Kirche und gegen die Gonzaga von Mantua 3, mit denen Carl IV. seit Langem in freundschaftlichen Beziehungen stand, zur Rechenschaft gezogen werden, aber sie standen nicht so, daß sie, wie unser Chronist annimmt, über die Lombardei verfügten. Auch fiel es ihnen nicht bei, von vornherein dem Kaiser Dienst, Gehorsam und Geld zu bieten. Mehr als das konnte der Kaiser ja gar nicht wollen.

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Ein anderer Zweck noch sollte, wie wir sahen, auf diesem

1 S. oben S. 6 nt. 4. 2 Raynald. ad 1368 S 2: Lange Aufzählung der Gewaltthaten des Bernabò Visconti ,,inter caetera ejus non facile numeranda facinora ex multo iam tempore ecclesias et ecclesiastica loca, ac Romanae ecclesiae et imperii, de quorum adipe impinguatus et dilatatus existit, et aliarum etiam ecclesiarum civitates, terras et loca per violentiam occupare etc. 8 Böhmer reg. nr. nr. 4650, 4653.

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