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IV.

Geschichte

der

ehemaligen Herrschaft Radeck

im Salzburgischen.

Von

Georg Pichler.

A. Geschichte der Familie von Radeck.

Auf welchem Boden zuerst der Stamm der Radecker aufsprosste und wann und wie er auf den Hügel, der die Burg Radeck aufnahm und dadurch seinen Kronenschmuck erhielt, versetzt worden war, dies ist noch ein tief verborgenes Geschichtsräthsel. Doch sei es wie es wolle, der Stamm schoss in kurzer Zeit schnell und kräftig empor, und trug viele edle und stattliche Früchte. Radecker machten sich schon in der frühesten Vorzeit theils als Fürstenräthe und Staatsdiener überhaupt, dann theils als Krieger, und theils als Inhaber geistlicher hoher Würden einen Namen. Bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts nahm Rüdiger von Radeck, früher Domherr und Hospitalarius in Salzburg (1207) den ersten Fürstenstuhl von Chiemsee ein, da ihn Erzbischof Eberhard II., der Gründer dieses fürstlichen Episcopates, im J. 1225 zu jenem hohen Posten berief. Später wurde er, und zwar im J. 1233, vom Papste zum Landesfürsten und Bischof des hohen, alten Stiftes Passau befördert, welches er bis zum Jahre 1250 inne hatte, und war bis zu seiner durch die Ränke des Legaten Alberts herbeigeführten Resignation unter andern eine mächtige Stütze Friedrich's des Streitbaren von Oesterreich. Die Resignation (1250) überlebte er nur vier Jahre.

Neben diesem Fürsten Rüdiger erscheint auch schon zur selben Zeit, nämlich 1208, ein anderer Radecker, nämlich Gerhoh als Zeuge in einer Urkunde Eberhards von Salzburg und in einer andern von 1255, in welcher König Ottokar das Kloster Raitenhaslach von den österreichischen Zöllen befreite. Nach den Monum. boic. hatte dieser noch einen gleichnamigen Sohn oder Bruder 1).

Wenn aber auch obiger Rüdiger im Jahre 1250 vom Schauplatze der passauischen Geschichte abtrat, so blieben auf demselben doch noch lange andere Radecker, besonders Heinrich als vielfach verwendeter und oft mit den wichtigsten Geschäften betrauter Staatsmann und Ministerial, von dem die passauische Geschichte mehr als je von einem andern Manne jener Zeit aufgezeichnet hat. Neben diesem Radecker blieben auch noch andere Stammesglieder mit Passau und seinen Fürsten in Wechselbeziehungen. So

1) Siehe diplomat. Anhang Nr. I.

war Gerhoh's von Radeck Tochter und Heinrich's von Falkenstein 1) Gemahlin, Adelaide, eine Nichte des passauischen Bischofs Otto von Lonsdorf. Sie erhielt bei ihrer Verheirathung eine beträchtliche Ausstattung (siehe diplomat. Anhang Nr. 1). So erwähnt ferner der 29. Band der Monumenta Boica, pag. 127, auch eines Ulrich's von Radeck in einer Decisio inter Decanum Cremens. et paroch. Cebingens. de exemtione hujus ecclesiae ddo. S. Pölten 25. Octob. 1258 als Zeuge. So erscheint dann nach dem Chronicon patav. (Monum. Boica, t. XXIX) Gerhoh 1326 als passauischer Domherr, und in einer Urkunde vom 9. April desselben Jahres als Testamentsexecutor. Im Jahre 1350 endlich findet sich dem 30. Bd. der M. B. S. 207 zu Folge noch ein Radecker, Chunrad, als Mitsiegler bei einer zu Passau unterm 11. Nov. 1350 ausgestellten Verkaufsurkunde.

Was aber den obenerwähnten Heinrich von Radeck insbesondere betrifft, so führen die Monum. B. nach chronologischer Ordnung folgende Staats- und Amtshandlungen, so Zeugenschaftsleistungen und Mitsiegelungen an:

1. Tritt Heinrich in einer Locatio officii patav. vom 20. Juni 1254 als Zeuge auf (M. B. XXIX, p. 34).

2. Ausserdem in dem nämlichen Jahre sammt seinem Bruder Ulrich unter Erzbischof Philipp in einer Urkunde des Klosters Rott über die erste Einrichtung des Priorats zu Pillersee (M. B. p. 151).

3. Tritt Heinrich in einer Schenkungsurkunde der Grafen von Schaumberg an die passauische Kirche ddo. Passau 23. Sept. 1256 abermals als Zeuge auf (M. B. XVIII).

4. Do. in einer anderen Schenkungsurkunde des Abtes Heinrich von Baumburg in Baiern an Passau ddo. Passau 16. März 1262 (M. B. p. 383). 5. Do. in einer Uebergabs-Urkunde Ulrich's von Lobenstein vom 8. Aug. 1256 (M. B. t. XXIX, p. 240).

6. Do. bei einem Inventar ddo. Passau 3. Oct. 1255 (ibid. p. 241).

7. Do. in einem Vasallenreverse des Woko von Rosenberg, Marschalls von Böhmen, ddo. Passau 10. Jan. 1257 (ibid. p. 107).

8. Do. in einer Rechtsentscheidung zwischen Otto von Lonsdorf, Bischof von Passau, und Woco von Rosenberg wegen der zwischen der Donau und dem Reuschmuhel gelegenen Gerichte ddo. Passau 10. Jan. 1257 (ibid. p. 414).

9. Do. in einem Vergleich der Brüder de Wald mit Bischof Otto über verschiedene Güter und Rechte in der Gegend von Mölk, St. Pölten und Krems ddo. St. Hypolit 30. Juni 1257 (ibid. p. 110).

10. Do. in einem Vergleich über die Kirche in Hurwan zwischen dem passauischen Propst Meingoz von Waldeck und Conrad dem Pfarrer ddo. St. Hypolit 26. Octob. 1257 (ibid. p. 112).

11. Do. bei Lehensverleihungen ddo. Passau 1. Februar 1258 (ibid. p. 244).

1) Falkenstein unterhalb Marsbach an der Donau, Schlögen gegenüber, schon längst nur mehr Ruine.

12. Do. in einer Geldanweisung Bischof Otto's an Joh. von Merswang in conjugii subsidione ddo. Passau 5. Juni 1258 (ibid. p. 116).

13. Do. in einer manifestatio de feodis et possessionibus familiae Merswang ddo. Passau 5. Juni 1258 (ibid. p. 120).

14. Do. in einer Befreiungs-Urkunde der Güter des Nonnenklosters Niederburg von gewissen Bedingungen ddo. Passau 5. Sept. 1258 (ibid. p. 124). 15. Do. bei einer Auflassung ddo. Passau 1. Febr. 1258.

16. Do. in einer ähnlichen Urkunde von mehreren Auflassungen ddo. Pass. 10. Sept. 1258 (ibid. p. 225).

17. Do. in einer Belehnungs-Urkunde des Bischofs Otto ddo. Passau 25. Jan. 1259 (ibid. p. 131).

18. Do. bei dem Erwerb eines Zehents zu Sieghardskirchen und mehrerer Lehensstücke zu Leuvarn vor dem österreichischen Provinzial-Landtag ddo. Tuln 11. Febr. 1259 (ibid. p. 134).

19. Do. in einem Vergleich zwischen dem Bischof Otto und dem Marschall von Böhmen, Woco von Rosenberg, wegen des Schlosses Haichenbach ddo. Wien 16. April 1259 (ibid. p. 137).

20. Do. in einer Quittung R. v. Valkenberg's von 1261 (ibid. p. 233). 21. Do. in einer Rechtsentscheidung zwischen den Frauen von Niederburg und den Söhnen Hutsmund's ddo. Passau 4. Sept.

22. Do. in einer Auflassung der passauischen Lehen Ulrich's von Hartheim und seiner Gemahlin Gertrud von Falkenstein an Bischof Otto ddo. Passau 18. Juni 1260 (ibid. p. 429).

23. Do. in einer Bestätigung Otto's von Passau eines von seinem Vorfahr ausgestellten Diploms, worin dieser mehrere in Oesterreich und Steiermark erledigte passauische Lehen dem Markgrafen von Mähren verleiht ddo. Passau 5. Mai 1262 (ibid. p. 445).

24. Do. in einer Verleihung eines durch den Tod H. v. Hove erledigten Lehens an Otto von Jansdorf ddo. Passau 5. Juli 1262 (ibid. pag. 448).

25. Do. zugleich mit seinem Bruder Ulrich in einer Abtretung von mehreren herwärts der Enns zu Mauttern, Strezing, Gerasdorf und Hofing gelegenen Besitzungen von Seite des Dechants und Kapitels zu Mattsee an den Bischof von Passau ddo. Mattsee 27. Juli 1263 (XXVIII, p. 387 et XXIX, p. 453).

26. Do. mit Ulrich in einem Vergleich Siboto's von Lonsdorf und sei nes Sohnes mit Otto von Passau wegen verschiedener Besitzungen ddo. 5. Aug. 1263 (XXIX, p. 454).

27. Do. in einer Uebergabs-Urkunde der Pfarre Ettenheim von Seite des Bischofs Otto an das Kloster Aldersbach (T. V, p. 381).

28. Do. in einer Urkunde über die Wasserfreizügigkeit des Klosters Raitenhaslach ddo. Passau 1264.

29. Do. in einer dergleichen, worin Mathilde von Radeck die Hälfte des Schlosses in Schönbüchel (bei Radeck) den Albert von Celkingen mit Zustimmung des Bischofs Otto für 64 Pfd. verpfändet ddo. 11. Nov. 1264 (ibid.p. 1571).

1) Diplomat. Anhang, Nr. II.

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