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4) Thierknochen aus dem Muschelhügel bei Otamadai.

5) Irdene Opfergeräthe bei Iwabe in der Prov. Hitachi.

6) Reste aus der Steinzeit bei Fukushima in der Prov. Iwashiro.

7) Funde in den beiden Bergen Ōtoshifuse Yama und Masukawaue Yama in der Prov. Ugo, Kr. Akumi.

f. Bericht über die 46., am 11 August 1894 in Tsurugaoka (Prov. Uzen) abgehaltene Sitzung der anthropologischen Gesellschaft für Nordjapan (Ōu). 1) Vortrag des Herrn TABIKAWA über eine Reise auf der Insel Yezo.

Zur Besichtigung lagen aus: Steinbeile und Steinpfeilspitzen von der Insel Yezo.

Vol. IX No. 102 (September 1894).

a. Sitten und Gebräuche auf der Insel Seypan im Stillen Meere (mit Abbildung) von Baron ABE.

Verf. giebt nach einer geographisch-historischen Einleitung über die Inseln des stillen Meeres im Allgemeinen, und über die, 1521 von MAGALHAES entdeckten, erst islas de las velas latinas, dann los ladrones und schliesslich nach der Witwe PHILIPP IV von Spanien Marianen genannten Inseln und deren aus Ureinwohnern, Bewohnern der Philippinen und Carolinen und Spaniern gemischte Bevölkerung im Besonderen, die Unterhaltung wieder, die er selbst mit einem, im Asaksa-Park zu Tōkyō zur Schau gestellten Eingebornen dieser Insel geführt hat und zwar mit einem der Gopparu (?) genannten Eingebornen, die ihre alten Sitten und Gebräuche bewahrt haben, während die Chamorro genannten in Kleidung und Lebensweise dem spanischen Vorbilde gefolgt sind. Der, nur mit einem Lendenschurz bekleidete Eingeborne, der sein Alter nicht anzugeben vermag, beantwortet die an ihn gerichteten Fragen über einheimische Nahrung, Geräthe, Feuererzeugung, Schwerter, Boote, Heilmittel und Leichenbestattung.

b. Reiseeindrücke aus Bōshu oder Awa, Provinz des Tōkaidō, (mit Abbildungen) von OKABE. Verf. berichtet über Reste aus der Steinzeit: Bruchstücke von irdenen Geräthen, Hirschgeweihe, Hirschknochen, Holzgefässe, Steinbeile u. s. w., die er in den Kreisen Heguri, Awa und Asahima und zwar bei den Dörfern Kando, Kwanno, Shirohama und Takeda aufgefunden, sowie über ein „temma" genanntes, aus einem Baumstamm gefertigtes

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Boot und eine mit „Steinkampf" bezeichnete Neujahrssitte im Dorfe Tomiura (Kreis Heguri).

c) Ueberreste aus der Steinzeit in den Provinzen Rikuzen und Iwaki (mit Abbild.) von WAKABAYASHI. Verf. berichtet über Muschelhügel und in ihnen enthaltene, zum Theil bunte Topfscherben, Steingeräthe, Beile, Pfeile, Löffel, Stöcke, Thierknochen, Fischgräten und Hirschgeweihe bei den Dörfern: Heragatake (Kr. Tōda), Shichigahama (Kr. Miyagi), Aukuma (Kr. Watari). d) Bericht über die zweite, am 20 Aug. 1894 zu Tōkyō abgehaltene (und von 40 Herren besuchte) ethnographische Versammlung. Nachdem Herr TORII über den Zweck der Versammlung, Herr TSUBOI über „Geschenke und Gegengeschenke bei verschiedenen Völkern" gesprochen, sprach eine ganze Reihe von Japanern über verschiedene Sitten und Gebräuche einzelner japanischer Gebiete und Ortschaften, besonders über Hochzeitsgebräuche und Gebräuche bei den fünf, gosekka” genannten alten Nationalfesten am ersten Tage des ersten, dritten des dritten, fünften des fünften, siebenten des siebenten und neunten des neunten Monates. Die Provinzen und Ortschaften, die bei dieser Gelegenheit eine Berücksichtigung gefunden haben, sind die folgenden:

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Hizen: Kumamoto, Awa (auf Shikoku), Kr. Mima: Shigekyo, Tamba: Shinoyama, Owari (Kr. Higashi Kamo): Ashitorimachi, Owari Nagoya, Shimosa, (der Norden des Kr. Sōma), Iwaki (Kr. Tamura): Iwae, Shinano: Hanishina; Ken-Saitama (Kr. Irima): Kanego Iwaki (Kr. Ishigawa): Itabashi und Aizu.

Schliesslich sprach Herr Irō über die Nothwendig. keit ethnographischer Forschungen, worauf mit Rücksicht auf die vorgerückte Zeit die Versammlung ihren Abschluss fand.

e) Bericht über die am 5 Sept. 1894 in Tsurugaoka abgehaltene 47. Sitzung der anthropologischen Gesellschaft für Mutsu und Dewa, d. h. für die 7 im Norden der Hauptinsel gelegenen Provinzen: Iwaki, Iwashiro Rikuzen, Rikuchu, Mutsu, Uzen und Ugo.

Der Secretär der Gesellschaft, Herr HASHIBA machte einige Mittheilungen und sprach dann über Reste aus der Steinzeit beim Dorfe Ogonmura in der Provinz Uzen (im Osten des Kreises Tagawa). Steinpfeile und Topfscherben von dort lagen zur Besichtigung aus. Dr. A. GRAMATZKY.

1) Unter Ou" fasst man die 7 nördlichen Provinzen der Hauptinsel zusammen (vgl. Ref. zu No. 102); in dem von mir gebildeten Ausdruck „Nordjapan" ist also Japan im engeren Sinne (mit Ausschluss der Insel Yezo) zu verstehen. GR.

V. LIVRES ET BROCHURES.

IV. J. S. KUBARY: Ethnographische Beiträge zur Kenntnis des Karolinen Archipels. Veröffentlicht im Auftrage der Direction des Kgl. Museums für Völkerkunde zu Berlin, unter Mitwirkung von J. D. E. SCHMELTZ. Verlag von P. W. M. Trap, Leiden (Commission: C. F. Winter, Leipzig); drei Hefte, 1889, 1892 und 1895, gross 8o, 306 S. mit 55 theilweise bunten Tafeln.

Von allen Fachleuten mit Spannung erwartet und mit grosser Freude begrüsst, liegt nun endlich auch post tot das dritte Heft dieser Beiträge vor uns discrimina und mehr als zehn Jahre nach der Fertigstellung des Manuscripts. KUBARY, der seit 1868 mit nur kurzen und seltenen Unterbrechungen in Oceanien thätig ist, hatte 1884 eine Reihe von überaus werthvollen Einzelstudien vollendet, deren Veröffentlichung mehrfach in Angriff genommen, aber immer wieder unterbrochen wurde. Ursprünglich war die Herausgabe A. ASHER & Co. in Berlin anvertraut gewesen, die unter dem Gesammt-Titel „Ethnogr. Beiträge zur Kenntniss der Karolinischen Inselgruppe und Nachbarschaft" 1885 ein I. Heft in den Handel brachten, das neben einer zwei Druckbogen langen Einleitung von A. BASTIAN, eine fast acht Bogen starke Abhandlung über die socialen Einrichtungen der Pelauer enthält. Dieses I. Heft blieb auch das letzte; indes erschienen im selben Jahre in den Original-Mittheilungen aus der ethnolog. Abtheilung der Königl.-Museen zu Berlin (SPEMANN) zwei weitere Abhandlungen KUBARY'S, über die Todtenbestattung und über die Verbrechen und das Strafverfahren auf den Pelau-Inseln. Abermals gerieth dann die Publication ins Stocken; erst 1888 (nicht 1880, wie es später in der Einleitung zu den neuen „Beiträgen" heisst) erschien wieder war die über die eine dieser Abhandlungen, es Religion der Pelauer, mit welcher A. BASTIAN das bei MITTLER in Berlin erschienene grosse zweibändige Sammelwerk „Allerlei aus Volks- und Menschenkunde" eröffnete. Diese vier Abhandlungen verriethen eine so ungewöhnliche Beherrschung des Gegenstandes und eine so durchdringende Vertiefung in das feinste Detail ethnologischer Specialforschung, dass es jetzt völlig unfassbar erscheint, dass die übrigen Abhandlungen nicht auch sofort in Druck gelegt werden konnten. Aber der Stumpfsinn und die Trägheit der Masse war schwer zu überwinden und nur der Verlag von P. W. M. TRAP in Leiden war einsichtig genug, den grossen und ich darf wohl sagen, monumentalen Werth der Studien KUBARY'S

BÜCHERTISCH.

zu begreifen, und die schon mehrfach ruhmlos unter-
brochene Publication wieder aufzunehmen. Unter
Mitwirkung von J. D. E. SCHMELTZ ist das Unter-
nehmen nun soweit gediehen, dass die sämmtlichen
damals vorliegenden Abhandlungen mit ihrem reichen
Bildermateriale gedruckt vorliegen und das III. Heft
als Schlussheft" bezeichnet wurde. Verleger und
Herausgeber haben sich um das Zustandekommen
dieses Werkes grosse Verdienste erworben, für die
man ihnen niemals wird genug danken können;
ich persönlich freilich und viele meiner Fachgenossen
bedauern, dass das Unternehmen nicht noch etwas
weiter ausgriff; ein Neudruck der vier früher zer-
streut erschienenen Abhandlungen würde sicher
leicht zu ermöglichen gewesen sein und ist es viel-
leicht auch jetzt noch. Ohnehin kann das Unter-
nehmen trotz der Bezeichnung des dritten Theiles
als „Schlussheft" noch nicht als abgeschlossen gelten -
es fehlt ein alphabetisches Register, das völlig un-
entbehrlich ist, den Werth des Buches noch ver-
doppeln und verdreifachen wird und überdies in
Heft II auch ganz formell angekündigt wurde. Ein
solches Register müsste freilich mit grosser Liebe
und Sorgfalt gemacht sein, zahlreiche Erklärungen
enthalten und sich nicht auf einen stupiden mecha-
nischen Nachweis von Seitenzahlen beschränken,
wie das sonst jetzt leider oft genug geschieht. Auch
nach einer anderen Richtung hin ist das Buch noch
ich habe
einer grossen Vervollkommnung fähig
bereits darauf hingewiesen, dass die einzelnen Ab-
handlungen schon 1884 abgeschlossen wurden; seither
hat KUBARY weder sein MS. zu Gesicht bekommen
noch eine Correctur; wie viel aber hat er seither
noch hinzugelernt! Ich hoffe also auf reichliche Nach-
träge, ganz besonders auch zu der Erklärung der
geschnitzten und bemalten Hausverzierungen, welche
in dem Buche in ganz vorzüglicher Art wiedergegeben,
aber nur höchst unvollkommen erklärt sind. Die
herrlichen Tafeln XXXIX bis XLIII vor allem würden
ganz ins Detail gehende Erklärungen verdienen;
KUBARY kann sie wohl selbst geben, und wenn er
es nicht kann, so hat er in seiner allernächsten
Umgebung Leute die es können; der Nutzen für
die Ornament-Lehre wird ein ganz gewaltiger sein.
Schon jetzt gewährt das Studium dieser Tafeln den
ethnologischen Feinschmeckern einen erlesenen Ge-
nuss. So gehört die Umwandlung des Vogels auf
den Gesimsen 10, 11, 12 und 13 der Tafel XXXIX
zu den erfreulichsten Dingen, die ich seit langer
Zeit gesehen, während die Tafel XL voll von Räthseln

ist, die nur an Ort und Stelle noch gelöst werden können, und rasch gelöst werden müssen, ehe es hiezu für immer zu spät sein wird. Dass Fig. 17 dieser Tafel eine vulva, 16 und 18 aber Seesterne vorstellen, wie ganz beiläufig erwähnt wird, möchte ich stark bezweifeln; 19 und 21 sind sogar als ,,Phantasiemuster" hingestellt; ich erlaube mir von KUBARY aus dem Jahre 1884 an KUBARY im Jahre 1896 zu appelliren, der weiss es sicher besser; auch die wunderschönen Stücke mit den Spinnen 14, 15 und 16, die „Schwellen" 27 und 28, wie die meisten anderen Stücke dieser Tafel wird der letztere sicher besser erklären, als der erstere.

Grossartig ist die Tafel XLI, man sehe nur Fig. 1, den mythischen Vogel Adalrok mit den von ihm in Keklau ausgebrochenen Geldstücken und Fig. 8 mit dem Pteropus Keraudrenii, der wirklich monumental kräftig dargestellt ist. Mindestens ebenso wichtig ist auch die nächste Tafel XLII; besonders Fig. 1, ist von grösstem Werthe, auf einem omguukBalken ist fünfmal nebeneinander ein Krokodil dargestellt, in dessen Innern man, wie mit ROENTGENStrahlen, jedesmal je einen menschlichen Körpertheil, (Kopf, Arm, Penis etc.) erblickt. Am Ende der Reihe hockt ein Thier, das KUBARY einfach und schlechtweg als Affen bezeichnet. Es ist sehr zu bedauern, dass diese Bezeichnung nicht ganz ausführlich begründet und erläutert wird. Der Herausgeber selbst begleitet denn auch KUBARY'S Erklärung mit Frageund Ausrufungszeichen und constatirt „das Affen auf Pelau nicht vorkommen"; er übersieht dabei, dass eigentlich gerade darin der Werth des Stückes liegt und dass wir hier eine höchst erfreuliche neue Localität für die Verbreitung der bekannten Erzählung haben, in der ein Krokodil von einem Affen überlistet wird. Hoch interessant sind zwei andere omgúukBalken derselben Tafel mit Fischen, besonders Fig. 3, in der viermal nebeneinander der Fisch Kilsakayép dargestellt ist. Geradezu entzückend ist der Hahn auf dem Giebelbalken nebenan (Fig. 4) mit seinem, über den ganzen Balken sich hinschlängelndem Halse, der gut zwanzigmal so lang ist, als der Körper. Derartige Darstellungen sind auch für die Kenntnis der Ornament-Entwicklung von grösstem Werthe; gerade auf den Pelau-Inseln ist der Uebergang von ganz naturalistischen Kunstwerken zu den „geometrischen", von den Vielwissern der früheren Zeit als ,,sinnlos" bezeichneten Ornamenten noch in wunderbarer Klarheit erkennbar.

Nach anderer Richtung hin ist wiederum die Schnitzerei eines delolákl-Balkens, Taf. XLII Fig. 5, von ganz unbezahlbarem Werthe; sie zeigt eine richtige Argonautenfahrt, sieben Boote, in Wettfahrt, um den nas-Zweig zu holen. Auf der nächsten Tafel

sind die grossen Hähne von Bay-Eckpfosten besonders bemerkenswerth, sowie die grosse Darstellung, wie es scheint, eines Coitus durch einen Mann mit zwei (!) riesenhaften Phallis. Ganz prächtig sind auch die Darstellungen der Tafel XLIV; Fig. 1 zeigt ein Begräbnis und den Streit der Verwandten um den Leichnam, Fig. 2 das Abholen eines ArmenolMädchens und ihrer gesammelten Reichthümer durch ihren Vater, sowie den Schmerz der zurückbleibenden Liebhaber. Sehr lehrreich ist auch die, leider auf den Kopf gestellte Fig. 3 dieser Tafel, auf der man sieht, wie zwei Männer auf der mythischen ArekaPalme von Nasisěk nach dem Himmel klettern wollen, wobei der eine herunter fällt.

Nicht minder möchte ich die Aufmerksamkeit auf den Giebel Tafel XXXV Fig. 1 lenken, der eine Reihe von höchst merkwürdigen Motiven enthält, von denen viele sich, freilich stark stilisirt und zum Theil bereits in schwer oder gar nicht mehr verständliche, also natürlich „sinnlose" geometrische Ornamente aufgelöst, auch auf den Giebeln XXXIII Fig. 1, XXXVI Fig. 1 und XXXVII Fig. 2 wiederfinden. Das gilt besonders von den Verzierungen der Giebelschenkel, die ursprünglich jederseits eine menschliche Figur zeigen mit ganz kleinem Körper, aber einem sehr langem Halse, der fast die ganze Länge der Giebelbalken einnimmt; aus diesem Halse sind dann schliesslich rein geometrische Zahn- und ViereckOrnamente geworden, die ein Unkundiger leicht als sinnlos bezeichnen oder wenigstens ganz falsch erklären kann. Ebenso beachtenswerth ist die Umwandlung der eigentlichen Giebelfigur, die ursprünglich eine hockende Frau mit auseinander gespreizten Beinen darstellte (vrgl. die Dilngay, Taf. XL Fig. 20) und dann allmählich zu einem menschlichen Gesicht wurde.

Ueberhaupt scheinen gerade die Opferschreine, zu denen derartige Giebel gehören, die grösste Bedeutung auch für die Mythologie der Pelauer zu haben. Was auf den Tafeln XXXIII und XXXIV abgebildet ist, erregt unser Interesse und unsere Neugier in allerhöchstem Grade. Allein schon die Verbindung der Sonnenscheibe mit Hähnen und die Ausfüllung der Scheibe mit Kreuz-, Rad- und verschiedenen Wirbel-Motiven ist überaus beachtenswerth und bedarf noch der gründlichsten Untersuchungen. Es ist ganz unmöglich, dass wir derartigen mythologischen Darstellungen, welche unserer Zeit angehören, auf die Dauer noch unwissender gegenüber stehen bleiben sollen, wie den ältesten orientalischen Ausgrabungen, zu deren Erklärung und Deutung Hunderte von Gelehrten ihre besten Kräfte einsetzen, während zur Festlegung der mikronesischen Mythen schon ein ganz geringer

Theil dieser Arbeit genügen würde. Aber da darf nicht mehr lange gezögert werden; die fortschreitende Missionarisirung der Südsee mahnt auch hier zur Eile und was nicht in den nächsten Jahren noch gesichert und festgelegt werden kann, das wird wegen der Schriftlosigkeit der Mikronesier entweder für ewige Zeiten unwiederbringlich verloren sein oder mit unsäglicher Mühe und doch nur lückenhaft und unsicher wieder reconstruirt werden können.

Diese Wünsche nach weiterer Vertiefung in die kleinsten Einzelheiten beschränken sich auf einzelne, wenige Abschnitte des KUBARY'schen Werkes, die ich hier hervorgehoben habe, nicht etwa, weil sie mich persönlich am meisten interessiren, sondern weil ich deren Vervollständigung für eine dringende Pflicht halte, die zunächst Herrn KUBARY selbst obliegt. Die anderen Abschnitte sind tadellos durchgearbeitet und von einer nicht genug zu lobenden Vollständigkeit. Den Vorwurf von FINSCH, dass KUBARY „zum Theil fast zu sehr in Details eingehe" halte ich für durchaus unbegründet; ich gebe gern zu, dass nur selten jemand durch jahrelangen Aufenthalt und durch verwandtschaftliche Beziehungen überhaupt in die Lage kommen wird, derartig ins Einzelne gehende Kenntnisse über die Einrichtungen und Anschauungen von Naturvölkern zu erwerben; aber wo dass einmal gelingt, da muss das gerade als ein besonderer Glückszufall und als eine höchst erfreuliche Thatsache begrüsst werden. Flüchtige Reiseeindrücke, philosophische" Phrasen und „geistreiche" Schreibtischhypothesen haben ihre Bedeutung auch für die Völkerkunde glücklicher Weise mehr und mehr eingebüsst, während Untersuchungen wie die von KUBARY oder die, von Prof. GRÜNWEDEL mit so grosser und liebevoller Sorgfalt herausgegebenen, Studien von VAUGHAN STEVENS zu grossen Ergebnissen führen.

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Es kann nicht die Aufgabe dieser Anzeige sein, auf den Inhalt der sämmtlichen „Beiträge” KUBARY'S einzugehen, aber es scheint mir angebracht, wenigstens die Titel derselben hier anzuführen:

1. Ueber das einheimische Geld auf der Insel Yap und auf den Pelau-Inseln.

2. Der Hausbau der Yap Insulaner.

3. Ueber die Industrie und den Handel der RukInsulaner.

4. Notizen über einen Ausflug nach den westl. Karolinen.

5. Jagd, Fischerei und Kriegsausrüstung der Pelau Insulaner.

6. Landbau der Pelauaner.

7. Nahrung der Pelauaner und ihre Bereitung.

8. Industrie der Schmuck und Werthgegenstände. 9. Schildpatt-Industrie.

10. Industrie der Hausstandsgeräthschaften. 11. Pflanzenfaser- und Flecht-Industrie. 12. Hausbau..

13. Canoebau.

Auf sonstige Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden, nur dies sei noch angedeutet, dass KUBARY mit grosser Sorgfalt überall die fremden Importe als solche nachzuweisen bemüht war; ich glaube, dass ihm das in den meisten Fällen auch gelungen ist; nur die auf Tafel XXIV abgebildeten Hängelampen scheint er übersehen zu haben, indem er sie als einheimisch betrachtet; ich kann das einstweilen nicht zugeben und denke an die Wanderung Orient, Arabien, Spanien, Philippinen; ursprünglich jedenfalls musste die Form orientalischen Ursprunges sein, auch wenn derlei Lampen jetzt seit Jahrhunderten schon in Pelau gemacht werden sollten.

Die Schreibweise Pelau angehend, sei zum Schlusse noch hervorgehoben, dass KUBARY ganz mit Recht an dieser festhält. Die Angabe in Z. f. E., XVII, 1885, p. 203, KUBARY hätte die englische Schreibart Pelew für richtig erklärt, beruht auf einem Irrthum; KUBARY sagt an der dort angezogenen Stelle im Gegentheil, er könne als einzig richtig nur die Schreibweise Pelau betrachten.

Im Uebrigen enthält das Werk, besonders im Zusammenhange mit den vier eingangs erwähnten, vorher weggesplitterten Abhandlungen, eine fast völlig erschöpfende Darstellung der Ethnographie von Pelau mit wichtigen Ausblicken auf die Verhältnisse von Yap und Ruk. Es wird für alle Zeit grundlegend bleiben und muss zu den wichtigsten Erscheinungen der ethnographischen Literatur in den letzten Jahren gerechnet werden. Der wissenschaftliche Erfolg des Verfassers ist ein durchaus gesicherter und auch Herrn J. D. E. SCHMELTZ muss man für die mühevolle und stets undankbare Arbeit der Redaction dauernd zu sehr grossem Danke verbunden sein.

Druck und Ausstattung sind über jedes Lob erhaben, besonders die zahlreichen bunten Tafeln verdienen die lebhafteste Anerkennung; nur die anscheinend nach Photographien hergestellten Tafeln XLV und XLVI würden eine bessere Reproduction verdient haben; derartige Bilder dürfen nicht den Zufälligkeiten des Umzeichnens ausgesetzt, sondern müssen mechanisch, durch Lichtdruck oder Heliogravure wiedergegeben werden.

Zum Schluss sei hier an den Verleger die Bitte gerichtet, das Werk durch einen ausführlichen Nachtrag zu einem wirklichen Abschlusse zu bringen. Dieser müsste enthalten:

1) Neudrucke der vier oben erwähnten zu dem Buche gehörigen Abhandlungen.

2) Zusätze, Berichtigungen und Erklärungen von KUBARY.

3) Wissenschaftliches Register.

Erst dann wird dem Werke auch der finanzielle Erfolg gesichert sein, den es in so hohem Grade verdient. VON LUSCHAN.

V. STEWART CULIN: Chinese Games with dice and dominoes (from the report of the U. S. National Museum for 1893, pages 489-537). Washington. Government printingoffice, 1895.

Mr. STEWART CULIN who has, of late, made several studies of Chinese games played in America, treats in this paper exhaustively of dice and dominoes, as played by Chinese coolies in America. The games are illustrated by diagrams and engravings of the Chinese dice and dominoes, teetotums, backgammon (Chinese, Corean, Siamese, Johore and Japan), the game of promotion (our game of goose) etc. etc.; nearly all of which games being Chinese inventions and having spread from their cradle over all the western world. VI. WILLIAM WOODVILLE ROCKHILL: Notes on the ethnology of Tibet, based on the collections in the U. S. national Museum. Washington. Government printingoffice, 1895.

The author, who has made a very interesting journey through Mongolia and Tibet in 1891-2, the results of which were published by the Smithsonian Institution in a fine volume of 419 pages, gives us in the present paper, equally published by the S. I., the ethnographical part of his travels with 52 illustrations of the objects he collected himself during his journeys. The paper is highly suggestive, and we think the method of collecting employed by the traveller is a model for all scientific explorers.

G. SCHLEGEL.

VII. WILHELM JOEST: Weltfahrten. Bd 1-3. Mit dreizehn Tafeln und einer Karte. Berlin, A. Asher & Co., 1895. 8°.

Das vorliegende Werk trägt seinen Namen mit Recht! Lässt uns doch der Verfasser darin gleichsam selbst eine Fahrt um den Erdball unternehmen, mitgeniessen das was er selbst auf mehrfachen, weiten Fahrten sah und erlebte. Aus dem Schatz seiner reichen Erfahrung können wir den Nutzen ziehen dass, uns für gewöhnlich fern liegende, Dinge uns in einem ganz anderen, oft günstigerem Lichte erscheinen als dies in der landläufigen Reiseliteratur geschieht; wo gewöhnlich der Lecture, im Interesse regeren Verkaufs des betreffenden Buches eine, meist ungerechtfertigte, Würze verlieben wird.

Der Verfasser setzt seinem Werke als Motto einen Ausspruch des ADAM OLEARIUS vor, in dem derselbe, um es in wenige Worte zusammenzufassen, das Reisen für eine der grössten Glückseligkeiten erklärt.

Dass auch JOEST dies empfand, dass ihn begeisterte Reiselust beseelte, merkt man auf jeder Seite seines Buches und diese Lust kostete er in vollen Zügen. Im Besitz reicher Mittel zog er es vor die Mühen und Beschwerden eines Wanderlebens auf sich zu nehmen, und seine Mittel dazu anzuwenden um unsere Kenntnis von Land und Volk der von ihm besuchten Strecken zu fördern, statt in der Heimath, gleich so vielen ihm gleichgestellten, all den „Genüssen" zu fröhnen, die der Besitz solcher Mittel ermöglicht.

Was J. dann sah oder erlebte theilte er stets sofort in kürzeren oder längeren Aufsätzen und Arbeiten, theils in Fachzeitschriften, theils in anderen Organen mit. Das vorliegende Werk bringt eine Anzahl derselben, meist auf Grund späterer Erfahrungen ergänzt in zusammenfassender Gestalt und ermöglicht dadurch einen leichteren Ueberblick über die vom Verfasser erzielten Resultate. Aufsätze streng ethnographischen Charakters, deren uns eine stattliche Reihe von ihm bekannt, fehlen hier, doch bieten auch viele der hier wieder gegebenen, so z. B. im ersten Bande der über die Barolong", im zweiten die „Bei den Köpfejägern auf der Insel Seram" und "Unter Wilden und Chinesen auf der Insel For mosa" und im dritten der über die Aino, eine Menge Details von ethnographischem Interesse.

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In einzelnen der Uebrigen finden sich sehr beachtenswerthe Mittheilungen colonialpolitischen Charakters, so findet z. B. die niederländische Kolonie Guyana (Suriname) eine sehr eingehende Schilderung und die Vernachlässigung der Interessen derselben seitens der Regierung des Mutterlandes wird in gerechter Weise gegeisselt. (Gerade während wir dies schreiben nennt der Director des Kolonial Museums in Haarlem F. W. VAN EEDEN, im Bulletin seines Museums (März 1896), diese Kolonie „een verwaarloosd erfdeel" und spricht sich in ähnlicher Weise wie J. aus).

Ein anderer, „Besuch einiger Schulen der allgemeinen israelitischen Allianz in Marokko und Kleinasien", schildert in sachlicher und gerechter Weise die Erfolge die die genannte Gesellschaft durch die Errichtung jener Schulen bezüglich der geistigen etc. Veredlung der Juden in den betreffenden Ländern errungen, zugleich aber auch auf welche Weise die Franzosen dadurch eine Ausbreitung ihres Einflusses gleichzeitig herbeiführen. Der Aufsatz würde zu näherem Eingehen reizen, zumal wegen dessen was auf pg. 307-310 gesagt ist, allein dafür ist leider hier nicht der Platz. Im zweiten Theile erhalten wir in der Schilderung eines Besuches bei dem Maharadscha von Patiala ein Bild von dem Prunk indischer Fürsten

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